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K K I E G 1805
DEUTSCHLAND,
NACH ÖSTERREICHISCHEN ORIGINALQUELI.EN
CARL RITTER v. SCHONHALS,
K. K. FZM. t '^7'
MIT KARTEN UND PLANEN.
WIEN 1873.
SKLBBTTXBLAO' DES REDACTIOIT DER ÖSTERRGICHI.'iCHEK MILITÄRISCHEN EEITSCHRIFT.
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VORWORT.
ßine getreue Darstellung der Geschichte des Feldzugee
in DeutRchland vom Jahre 1805 mit allen erforderlichen
Einzelheiten, die eine nicht der Öffentlichkeit gewidmete
Arbeit erheischt, wird stets eine schwierige Arbeit blei-
ben ').
Die zahlreichen Widersprüche mit einander zu vereini-
gen und daraus die Wahrheit hervorzusuchen , verhindern
im ersten Zeiti*aume dieses Feldzuges die höchst verwickelten
Verhältnisse der Feldherren zu einander. Die seitsame Stel-
lung des Erzherzogs Ferdinand zum General-Quartiermeister
Mack behauptet hierinnen den ersten Rang, und wird viel-
leicht in keinem früheren Kriege ihres Gleichen finden;
■) SchOolniU schrieb 1831. Seit dteier Zeit ist von fritniOBischer Seite von
Tbiers (Consa1«t pt rempire) imd tou deutlicher Seite durch SQstow dieser Krieg
lieschrieben worden, Wnrde durch dlege Viele», bauptsSchlich in politischer Ba-
(iebvng, aof^klltt, wu SohSnbals Dicht -wniste, «□ dient dessen acteam&asige Dar-
itellnag dieses intenssanten Krieges nieder aln ErgäncnnR der geonnnten Werke.
i3'S7od'. ,. , iM...:iiiCoo^"-
daher 'iö-ti stetö* iötb^* JM^anches ein Dunkel verbreitet blei-
ben, _.*.c!si*;: :«QOji;:eB :^Vicn': vielleicht für die Weltgeschichte
nicht von Belang ist, doch in einer für ein Archiv be»timin-
ten Geschichte eine Lücke lassen muss, die nicht allein mit
philosophischem Auge das Grosse der Ereignisse, seine Ur-
sachen und Folgen erwägt, sondern auch jede nothwendige
Einzelnheit aufbewahren muss, weil sie als Stoff der einsti-
gen Geschichte, wenn die Verhältnisse klarer werden und
die Leidenschaften schweigen, zu betrachten ist.
Die unglückliche Verwirrung, die bei der Katastrophe
von Ulm in der Oberleitung des Heeres herrschte , musste
sich nothwendiger Weise auch den hierauf Bezug haben-
den Quellen mittheilen , wovon überdies bei den sich
Schlag auf Schlag folgenden Capitulationen und Niederlagen
Vieles verloren gieng. Besonders fühlbar wird dieser Mangel
bei allen Angaben , die Bezug auf Stärke und Eintlieilung
der Truppen haben, und in deren Ordre de bataille, welche
man fast täglich wechselte, ohne dass die nothwendigen Vor-
merkungen darüber zu' finden sind.
Ich halte es für einen Hauptmangel, dass kein Armee-
Journal besteht, vom Chef des Generalstabes selbst oder
unter dessen Leitung geführt, woraus man den Zweck und
das Grosse der Operationen schöpfen könnte. Die Tage-
bücher einzelner Officiere auf untergeordnetem Standpunkte,
■ die allein dem erzählenden Theil dieser Arbeit zu Grunde
liegen, geben natürlich nur individuelle Ansichten und dar-
,., ibyGooylc
V
auB hervorgehende Widersprüche, sö)^$;^&p si^-itnit ein-
ander vergleicht. ".-.'-'-.- ■■*'{•"•.'■■.?:-"/-
Als die zweite Epoche dieser Geschichte begann, so
traten andere Hindemisse auf. Die österreichischen Streit-
kräfte spielten eine untergeordnete Rolle von dem Augen-
blicke an, als die Russen auf dem Kampfplatze erschienen.
An der Spitze des Heeres stand ein russischer General;
hiezu kam der schnelle Wechsel der General-Quartiermeister.
Auf Merveldt folgte Schmidt , der nach wenigen Tagen im
Gefechte bei üürenstein blieb. An seine Stelle trat General
Wejrrother. Der unglückliche Ausgang der Schlacht von
Austerlitz trennte die russischen Streitkräfte von den öster-
reichischen, die sich kaum mit einander vereinigt hatten.
Aus diesen Gründen fehlt es an guten Quellen über die
Stärke und die Verluste der Russen; selbst manche ihrer
Bewegungen sind' nicht ohne Dunkel. Endlich sind die vor-
handenen Knndschafts-Nachrichten über Alles, was auf das
französische Heer Bezug hat, höchst mangelhaft und stehen
mit den Erfolgen und der Wahrheit — insoferne diese
durch Kritik geschöpft werden konnte — in Widerspruch.
Alles, wag auf die Operationen des französischen Heeres
Bezug hat, ist aus den vorhandenen Bulletins dieser Armee
geschöpft ; allein es ist weltkundig , dass die Franzosen
hierin stets wenig Treue und viel Leichtsinn hatten;
selbst siegend Hessen sie ihrem Feinde selten Gerechtigkeit
widerfahren, obgleich sie dadurch nur würden gewonnen
'"'''™- D,«.,Googlt
VI
^fec{i>iBt ^Bfiii^iBeher Seits über diesen Krieg Nichts
claaaiTtiQKeS ifTBCl^ieiiV-^rtf wenn diese» der Fall sein wird,
ist man im Stande, der vorliegenden Arbeit historischen
Werth geben zu können; vorderhand ist sie Nichts als
eine getreue Darstellung der Thatsachen, die aus den öster-
reichischen Quellen geschöpll werden konnten.
WIEN, am 24. Februar 1821.
SclLönhalB,
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Der Krieg in Deutschland
1333. J'cüxre 180&-
I. Abschnitt.
Einleitung. — Ursachen zum Erlege.
Die beiden FriedenesclilüBge von Luneville (9. Feber 1801) und
Amiens (27. März 1802) hatten zwar nach zehnjährigen blutigen
Kämpfen Europa den Frieden wiedergegeben, aber in beiden lag der
Keim künftiger Kriege verborgen, denn die Vortheile, die Frankreich
durch sie errang, waren zu gross, um eine lange Dauer des Friedens
begründen zu können, und drohten Land und Meer der Botmässigkeit
einer eroberungssüchtigen Republik zu unterwerfen. Diese beiden Frie-
densschlüsse hatten das alte europäische Staaten-System in seinen Grund-
festen erschüttert. Für den Verlust seines Handels und seiner Flotten
hatte sich Frankreich durch ungeheuere Vergrösserungen auf dem Fest-
lande zu entschädigen gesucht, welchen Österreich sich nicht mehr
entgegen zu stemmen vermochte, da die Schlachten von Marengo und
Hohenlinden seine Kräfte erschöpft hatten.
Der Friede von LuneviUe wies Österreich den Thalweg der Etsch
und die ehemalige Begrenzung des südlichen Tirol zur Grenze gegen
Italien an, wodurch es die Herzogthtlmer Mailand und Mantua, dann
die Staaten der Secundo genitur seines Hauses, nämlich das Gross-
herzogthum Toscana, und die Besitzungen des Hauses Este verlor, aus
welchen sich die cisalpinische und die ligurische Republik, nebst dem
Königreiche Hetrurien bildeten, deren Verfassungen zwar von Frank-
reich unabhängig sein sollten, die aber unmittelbar unter seinem Ein-
flüsse standen. Gegen Deutschland errang Frankreich den Thalweg des
Rheines zur Grenze, wodurch ihm die Staaten der ehemals über-
rheinischen deutschen Reichsfürsten und die österreichischen Nieder-
lande zufielen. Die batavische und helvetische Republik gehorchten dem
Machtgebote Frankreichs.
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KuBslande Kaiser Faul I., — ein Monarch toh Bcbwankendem
Charakter und ehen Bolchen politischen Grundsätzen, — einst Frank-
reichs grösster Feind, war plötzlich ein Bewunderer Bonaparte's geworden
und hatte sich mit ihm ausgesöhnt. In einem geheimen Vertrage
(10. October 1801) zwischen dem Cahinet von Petersburg und der
französisclien Republik verpäichtet«n sich diese beiden Mächte, wech-
selseitig die Angelegenheiten Deutschlands und Italiens zu ordnen.
Frankreich versprach hierbei, seine Truppen aus Neapel zu ziehen, —
dessen südlichen Theil es, nach dem mit dieser Krone geschlossenen
Friedens-Vertrag, noch immer besetzt hielt, — und den König von Sar-
dinien flir den Verlust von Savoyen und Piemont zu entschädigen.
Die immer mehr sich nähernde Freundschaft der erwähnten beiden
Cabinete erreichte zwar durch den schnellen Tod des Kaisers Paul
(am 23. März 1802) ihr Enda Sein Nachfolger, Alexander I., über-
nahm die Garantie des Limeviller Friedens und, in Gemeinschaft mit
Frankreich, auch die Vermittlung der deutschen Angelegenheiten; er
wuBste aber gleichzeitig die unter seinem Vater entstandenen Misshellig-
keiten mit England zu beseitigen und schien überhaupt nicht die,
bUnde Bewunderung seines Vorgängers für die grossen Talente des
ersten Consula zu theilen.
Bisher hatte Frankreich zu Lande glücklich gekämpft, doch nicht
so zur See, denn Albions Flotten trugen den Kuhm ihrer Flaggen
durch alle Meere. Frankreich hatte seinen ganzen Handel, alle seine
Colonien in West- und Ostindien verloren, und die befreundete batavische
Republik war in gleicher Lage. — Der Friedenssehluss von Amiens
war daher umsomebr überraschend, als Frankreich in demselben alle
seine Colonien zurückerhielt, und England nur die spanische Insel
Trinidad und die holländischö Insel Ceylon fui' sich behielt — beide zwar
wichtige Besitzungen, doch nicht im Verhältnisse zu den Ungeheuern
Opfern, welche diese Kation gebracht hatte. Der Hafen des Vorgebirges
der guten Hofinung sollte gemeiuBchaftlich sein, und das eroberte Malta
dem Orden wieder gegeben werden, von dessen Felsen England das
niitteUändische Meer unumschränkt beherrschte. Gegen diesen Friedens-
vertrag sprach sich aber die Stimmung des englischen Volkes so laut
- aus, dass die Minister, die ihn geschlossen hatten, ihn auch wieder
brechen mussten, um sich im Amte zu erhalteu.
Zum Wiederausbruch des Krieges zwischen Franki'eich und Eng-
land trug auch nachfolgendes Ergebniss wesentlich mit bei. Spanien
hatte nämhch an Frankreich deu ihm zugehörigen Theil der Insel Domingo
abgetreten, welche lusi.'i sich aber indessen frei erklärte und den Kampf
um ihre Freiheit mit dej' Eiiuorduug aller WeiHsen begann. So lange
Frankreich sowohl auf dem Festlande, wie auf der See durch mächtige
Fßinde beschäftigt wurde, konnte es an die Wiedereroberung dieser
höchst wichtigen Insel nicht denken. Kaum hatte abei' der Friede von
Ämiens und LuneviUe ^Napoleon freie Hand verschafft, ak er im Mai 1802
eine bedeutende Flotte und Landungs - Armee dahin absandte, weil er
mit der Eroberung Bomingo's den französischen Handel von hier aus
neu begründen und vielleicht auch die Herrschaft in den weatindischen
Gewässern sich sicher stellen wollte. Dem Scharfblicke Englands könnt«
aber die ganze Grösse der ihm allda drohenden Gefahr nicht entgehen,
in die Uapoleon's Plane es versetzen wllrden, und es entachloss sich
lieber zum neuen Kampfe. Unter mancherlei Vorwänden verweigerte es
nun die Übergabe Malta's an den Orden und erklärte endlich nach
einjähriger Waffenruhe (18. Mai 1803) förmlich den Krieg an Frank-
reich. Die unmittelbare Folge davon war, dass Neapel von französischen
Truppen besetzt blieb, Hannover in die Hände der Franzosen fiel, und
die versprochene Entschädigung des Königs von Sardinien nnterblieb,
kurz, dass sich Napoleon flir das Scheitern seiner Pläne durch Ver-
gröBserungen auf dem Festlande schadlos zu halten suchte, die aber
nur auf Unkosten des Vertrags von Lnneville möglich waren.
Der immer mehr sich ausbreitende Einflusa Frankreichs auf Italien
und Deutschland masste Osterreich mit den gerechtesten Besorgnissen
erfüllen, und fuhr Frankreich in den einmal ergriffenen Massregeln fort,
so war ein neuer Continentalkrieg unvermeidlich, sobald sich Österreich
einigermassen von den Schlägen erholt haben würde, welche der erst
beendigte Krieg, -^ den es mit seltener Standhaftigkeit 10 Jahre hin-
durch allein gegen die Wuth der neuiränkischen Republik geführt, —
ihm beigebracht hatte. Der deutsche Reichs verband, obgleich noch durch
lose Bande scheinbar zusammengehalten, hatte im Grunde schon durch
den Frieden von Luneville aufgehört zu sein. Zu spät raussten viele
der deutschen Fürsten nun die Engherzigkeit ihrer kleinlichen Staats-
kunst bereuen, mit der sie ihr Interesse von jenem des Reichs-Oher-
hauptes trennten, und ihren Kaiser allein auf dem Kampfplatze stehen
liessen, der schon so oft durch das Blut seiner Untertbauen die Sache
einer Krone vertheidigt hatte, von der nur noch der Glanz der alten
Cäsaren sein Haus überstrahlte. Der Keichsverband war in seinen Grund-
festen erschüttert; drei KurfTirsten, alle Erzstifte, Abteien, die unmittel-
bare Ritterschaft nnd fast alle freien Reichsstadt« waren aus der Reihe
der Stände verschwunden, um die Entschädigungs -Artikel des Lune-
viller Friedens vei-wirklichen zu können. Durch dieses Beispiel hatten
aber die noch bestehenden kleineren deutschen Fürsten erkennen gelernt,
dass ihre Titel nicht ehrwürdig genug seien, sie vor gleichem Schick-
sal zu schützen, wenn Deutschland der Schauplatz neuer Kriege werden
sollte; man sah sie daher nach Paris eilen, um den Sehuta des ersten
Consuls durch Erniedrigung zu erkaufen, denn sie hatten keine andern
Waffen mehr, ihre Selbstständigkeit zu vertheidigen. — Die grösseren
Fürsten dagegen waren durch den erhaltenen Länderzuwachs für Frank-
reich gewonnen ; es umnebelte sie damals »chon der Schwindel nach
voller Soaveränet&t, den Äugenblick sehnsüclitig erwartend, wo sie sich
an das mächtige Frankreich als dessen Verbündete anschliessen könnten,
dessen Gesandte am Reichstage die Kolle übernommen hatten, die sonst
jenen des Kaisers gebührte, wodurch auch der letzte Schein der ehe-
maligen Reichapäicbtigkeit verschwunden war.
Preusaen verfolgte Friedrichs Grundsätze ohne seinen Geist. Vom
Glücke begünstigt, suchte es sich zur ersten deutschen Macht zu erheben
und erblickte nur in Österreich ein Hindemiss, das sich seinen Ver-
grösserungs-Plänen entgegensetze. Jedes neuerworbene , unbedeutende
Städtchen schien ihm Zuwache seiner Macht, nicht bemerkend, dass
Frankreich unterdessen Königreiche erwerbe. — Von Friedrich'a Zraten
war Nichts mehr als der Schwindelgeist übrig, den seine Siege zurück-
gelassen hatten, und leere Formen, in denen man Stärke wähnte. —
Spanien endlich huldigte Frankreich in ganz schmachvoller Erschlaffung.
So stand Österreich in der Mitte Europas vereinzelt, der einzige
Damm gegen die herrschsüchtigen Pläne einer Republik, die mit Bom's
Formen auch Rom's Grundsätze zu verfolgen scHen. Es blieben ihm
sonach keine anderen Verbindungen mehr übrig als Russland un4 Eng-
land. — Letzteres, diese günstige Stimmung benützend, machte auf
Frankreichs Vergrössorungasucht aufmerksam und suchte Osterreich
seine bedenkliche Lage immer gefahrvoller darzustellen. Ruselands Thron
hatte ein junger feuriger Monarch bestiegen, der, Feind der neuen
Ordnung der Dinge in Frankreich, eich nach einer Gelegenheit sehnte,
seinem Cabinot hohem Einfluas auf die europäischen Angelegenheiten
zu verschaffen und seiner Regierung durch errungene Siege Glanz zn
verleihen. Das Interesse seines Reiches hatte ihn mit England ausge-
söhnt, und die übernommene Garantie dee Luneviller Friedens foi-derte
ihn auf, Frankreich entgegen zu arbeiten.
Bonaparte's Auftreten auf der Weltbühne schien Anfangs eine
jener wohlthätigen Begebenheiten zu sein, die, von Zeit zu Zeit sich
in der Geschichte wiederholend, bedrängten Reichen Rettung gewähren
können, und so kündigten ihn auch die Weisen der Zeit an. Er hatte
der Anarchie, die noch immer in Frankreich wüthete, Grenzen gesetzt.
Eine auf sichere Grundfesten gestützte Ordnung der Dinge giong endlich
unter seiner Leitung hervor und flösste wenigstens den benachbarten
Staaten die Hoffnung ein, sich mit Frankreich in friedliche Verbindungen
einlassen zu können, dessen, bis jetzt, jeden Augenblick wechselnde
RegieiTingsform und anarchische Staate-Grundsätze jede andere Ver-
bindung, als die mit den Waö'en in der Hand erzwungene, unmögHch
machten. Auf seinen Ruf stiegen die gesunkenen Altäre wieder aus dem
Staube empor, und die Wiederherstellung der Religion Hess auch jene
der Sittlichkeit hoffen. Doch diese schöne Täuschung dauerte nicht
lange, Bonaparle zerriss sie nur zu früh ; bald entwickelte sich sein
ungeheurer Ehrgeiz und liesa voraussehen, dass der kurzen Ruhe grössere
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Stänue folgen würden. — Freilich tmg Englands selbstsüclttige Staata-
kunst VielM dazu bei, die Schritte zu rechtfertigen, die nun rasch auf-
einander folgten, wodurch er alle Hoffnungen, die die Welt auf ihn
gründete, zerriss und endlich Österreich und Russland gegen ihn in
die Waffen rief.
Der Titel eines französiechen Consuls genügte Bonaparte nicht
allein, — - die cisalpinische Republik ernannte ihn zu ihrem Presidenten.
Diese Präsidentschaft muaste Österreich schon mit den gerechtesten
Besorgnissen erfilllen, die sich in dem Masse steigerten, als bald darauf
Bonaparte's Ernennung zum lebenslänglichen Consul, und seine Erwäh-
lung zum Kaiser der Franzosen, als Napoleon L, (18. Mai 1804) erfolgte,
und als €ir sich endlich selbst die eiserne Krone der Lombardie
(26. Mai 1805} aufs Haupt setzte.
Durch den letzten Act war der Friede von Luneville gebrochen,
da nun Italien, wenngleich nicht der Form, doch dem Wesen nach mit
Frankreich vereinigt wurde. — Osterreich musste jetzt jeden Äugen-
blick dem Ausbruche eines neuen Krieges entgegensehen, denn der
lombardischen Krone fehlte ein Theil ihres Glanzes, insolange nicht
auch die venetianischen Staaten mit ihr vereinigt waren ; dann konnte
man auch leicht voraussehen, dass der Besitz dieses Küstenlandes in
den HSnden einer mit England befreundeten Macht den Absichtop
Napoleon's ganz entgegen sein müsse, nachdem er der stolzen Insulaner
Demüthigung durch Vernichtung ihres Handys sowohl, als durch offenen
Kftmpf herbeizuführen beschlossen hatte.
Um den Besitz Italiens waren schon in frühuren Jahrhunderten
Ströme von Blut zwischen den Deutschen und Franzosen vergossen
■forden, und dieses Schauspiel drohte sich nun wieder zu erneuern,
denn die Verhältnisse und Grundsätze zwischen Österreich und Frank-
reich Italien gegenüber waren noch immer die nämlichen.
Napoleon beaobllesst Enerland zu erobern.
Der Friedensbruch von Aniiens hatte Napoleon die Politik Eng-
lands erkennen gelehrt. Sei es nun, dass ihn damals schon der Gedanke
an eine Universalraonarehie und Weltherrschaft erfasst hatte, oder sei
?8, dass es ihm nur darum zu thun war, Frankreich wieder Colonien,
und mit ihnen den verlorenen Handd zui-ückzugeben , so konnte er
Ein^ wie das Andere nur durch Englands Demüthigung erlangen, das
sich ihm gegen beides mächtig entgegen stellte. Sein Plan gieng nun
vorläufig dahin, England durch eine Landung zu erobern, weshalb er
f^ den Küsten, England gegenüber, in mehreren Lagern ein bedeutendes
Heer zusammenzog und mit Anstrengung an einer grossen Anzahl
Ulatter Landungs-Fahrzeuge und Linienschift'e arbeiten Hess. Doch bevor
er diesen Zug mit Sicherheit unt«rne]mieD konnte, fOUte er die Noth-
■••■*'■■■ •-••• 12
wendigkät, sich zum Herrn zur See zu machen, was er durch Ver-
einigung der in französiBchen, spanischen und batavischen Häfen ihm
zu Gebote stehenden, von den Engländern aber blokirten Seemacht zu
erreichen hoffte, und wozu auch die nothwendigen Anordnungen von
ihm ausgiengeo.
Bei diesen drohenden Rtlstungen Napoleon's, welche auf Seite des
ganzen französischen Volkes einen b^eisterten Anklang fanden,
konnte wohl England nicht so ganz sorgenlos sein ; es bot daher Alles
auf, Frankreich auf dem festen Lande neue Feinde zu erwecken, um
dessen Kräfte anderswo zu beschäftigen, und dazu gab ihm Napoleon's
Verletzung des Luneviller Friedens die erwünschteste Gelegenheit.
England konnte sonach damals schon die Hofhung hegen, dass es ihm
gelingen werdaf die europäischen Hauptmächte in eine Verbindung
gegen Frankreich zu verflechten und sich auf diese Art der drobeuden
Rüstungen an Frankreichs Küsten am besten zu entledigen.
England sohUesst ein Bündniss mit Schweden nnd dann
anob mit Rnssland.
Am 3. December 1804 schloss England auch schon mit dem
schwedischen Cabinete — das besonders seit der Ermordung des Herzogs
von Enghien mit Frankreich zerfallen — einen Vertrag ab, wodurch
es sich, gegen eine Subsidie von 60.000 Pfand Sterling, auf der Insel
Rügen und zu Stralsund Depötplätze zur Errichtung hannoverischer
Truppen, und die Vertheidigung Stralsunds durch schwedische Streit-
kraft, im Falle es von den Franzosen angegriffen würde, erwarb. Auf
Schwedens Throne sass damals Gustav IV., der sich durch seinen
blinden Hase gegen die iranzösiache Republik und gegen den nach-
herigen Kaiser Napoleon auszeichnete und sich deshalb England unver-
weilt hingab, sobald es sich um feindliche Schritte gegen Frankreich
handelte, — unbekümmert, ob er den Untergang seines Thrones da-
durch herbeiführen könne oder nicht.
Entrüstet über die fortdauernden Verletzungen des Luneviller
Friedens, und wohl auch durch Englands Geld geleitet, schloss Russ-
land am 11. April 1805 ein Bündniss mit England, dessen Endzweck
dahin gieng, Frankreich in die Grenzen der Ordnung zurückzuweisen
und zur Ei-flUlung des Luneviller Friedens zu zwingen. Die Artikel
dieses zu Petersburg geschlossenen Vertrages setzten im Wesentlichen
fest: „Alles aufzubieten, eine allgemeine Verbindung der europäischen
Mächte zu bewirken, sie zu vermögen, 400.000 Mann aufzustellen, um
die französische Regierung zur Herstellung des allgemeinen Friedens
und Gleichgewichtes in Europa zu zwingen." — Die Bedingungen des
Friedens sollten folgende sein : „Die Räumung Hannovers und des ganzen
nHrdlichen Deutschlands. Wiedereinsetzung des Königs von Sar^^mjen,
IS
mit einer den Umständen angemessenen Erweiterung seines Gebietes,
Wiederherstellung der Unabhängigkeit der holländischen und Schweizer
Kepubliken, die künftige Sicherheit Neapels und die gänzliche Räumung
Italien« von IranzÖsiBchen Truppen, die Insel Elba mit einbegriffen ;
endlich Wiederherstellung einer Ordnung der Dinge in Europa, welche
vollkommen die Sicherheit und Unabhängigkeit der verschiedenen Staaten
verbürge und jedem fernem Eingriff in ihre selbstständige Verfassung
dauerhafbe Schranken setze."
England versprach , mit seiner ganzen Macht zu Land und
Meer zu den allgemeinen Anstrengungen mit beizutragen, und ver-
päicbtete sich femer 1,500.000 Pfund Sterling an Subsidieu zu zahlen.
Für den Fall, dasB andere Mächte diesem Bündnisse beitreten würden,
verpflichteten sich endlich beide Theiie, niemals ohne Einwilligung aller
Verbtindeten Frieden zu schliessen.
Die 400.000 Mann wurden in einem besondem Artikel des Ver-
trags folgendermassen vertheilt
Österreich, an dessen Beitritt man wahrscheinlich nicht zweifelte,
250.000, Russland 115.000, wovon 25.000 aus den sieben Inseln nach
Neapel bestimmt waren. Den Rest sollten Neapel, Hannover und Sar-
dinien stellen. Russland verpflichtete sich endlich, sobald als mOglich
seine Truppen an die Orenze von Preussen und Osterreich in Bewegung
zu setzen, um bei der Hand zu sein, mit diesen beiden Mächten gemein-
schaftliche Sache zu machen, oder sie im Falle eines früheren Angriffs
von Seiten Frankreichs vertheidigen zu können.
Von diesem Vertrage wurden Preussen und Österreich verständigt
und zum Beitritte eingeladen. Ersteres lehnte jedoch jede Verbindung
ab, weil dessen falsche Politik von Napoleon' s Erkenntlichkeit ver-
muthiich Vei^össerungen zu erhalten sich schmeicheln mochte, die von
ihm bezüglich Hannovers in die Perspective gestellt waren; zwischen
Österreich und Frankreich hatte aber der Same des Misatrauens schon
zu tiefe Wurzeln geschlagen, als dass nach dem immer weiteren Umsich-
greifen Napoleons und den Vorsichtsmassregeln, die Österreich dagegen
nehmen musste, noch eine ft^ed liehe Ausgleichung sich hoffen liesa.
ÖBterreioh stellt einen Sanitäts-Oordon au£
Darum hatte es auch schon im October 1804, bevor iigend ein
öffentliche!- Schritt zu einem Bündnisse der Continental-Mflchte geschah,
des in Spanien ausgebrochenen gelben Fiebers wegen die Oelegenheit
ergriffen, die Grenze gegen Italien und die Schweiz untei- dem Namen
eines Sanitäts-Oordons durch Truppen besetzen zu lassen. Die zwei in
Tirol liegenden Regimenter Hildburghauseu und C ha steler- Jäger wurden
hierbei nach Vorarlberg vorgeschoben, und ihnen eine Division Huszaren
beigegeben, über welche Truppen General Wolfskebl den Befehl erhielt-
u
.Na«li 'firol kamen dag^cQ zwei andere Infanterie-Regimenter, m das»
es mit drei Regimentern besetzt blieb. Dem FML. Chasteler ward der
Befehl über' dienen sogenannten Sanitätp-Cordo'n übertragen. Auch die
Organisation der Tiroler Landbewafirning wurde angeordnet, und ihre
Starke auf 20.000 Mann featgecetzt; doch hatte diese Maasregel ao
geringen Erfolg, dass bei dem wirklichen Ausbruch des Krieges ihre
Bildung noch nicht vollendet war. Im Venetianischen wurden zwar die
Truppen nicht vermehrt, doch rückten einige Regimenter näher an die
Grenze von Innerßaterreich vor, die gleichsam als eine Reserve für
Italien zu betrachten waren.
Napoleon sammelt 40.000 Mann in Ober-Italien- — Öster-
reich folgt diesem Beispiele.
Im Mai 1806 versammelte Napoleon ein Heer von beiläufig
40.000 Mann in Ober-Italien, um seine Eönigs-KrSnung in Mailand zu
verherrlichen, welche Truppen nebst einem beträchtlichen Artillerietrain
anfänglich ein Lager bei Marengo und endlich jenes bei Monte Chiari
Dieae ansaergewöhnliche Truppen - Anhäufung in der Nähe des
.Venetianischen und dea aüdlichen Tirol konnte österreichiacherseits
nicht ohne Misatrauen angesehen werden und forderte zu Voraichts-
maasregeln auf. Der im Venetianischen commandirende G. d. C. Graf
Bellegarde erhielt demnach den Befehl, am 29. Mai zwischen GCrz,
Udine und Palma nuova 12 Bataillona und 6 Escadronen zu versammeln.
Ausser diesen wurden ihm noch alle Truppen im südliehen Tirol, in
der TeiTa-firma und Venedig, nebst Kwei R^mentem bei Villach und
Klagenfurt untergeordnet, welche zusammen 49 Bataillone und 22 Esca-
dronen, etwa 40.000 Mann, ausmachten, und die mit der Macht, die
Napoleon fiir den Augenblick am Mincio aufstellen konnte, im Ver-
hältnisse standen.
I ■ Gleichzeitig wurden auch in Tirol bei Trient, im Sarca-Thale, in
den Giudicarien und auf dem Sulzberge bei Molven; im Venetianischen
bei Brondolo, ' zwischen Vicenza und Verona, bei Baasano, und selbst
bei Ponteba und Tarvis Verschanzimgen angetragen, und sonstige Ver-
theidigunga-Massregeln eingeleitet, wobei auch Venedig nach dem Plane
' des Erzherzogs Johann mit vennehrten Werken bedacht wurde, welche
Arbeiten General Graf Crennevfile zu leiten hatte. Bei Pettau wurde
ein L^er fär sieben Infanterie- und zwei Cavallerie-Regimenter ange-
' ordnet, welche Truppen der Armee in Ittüien als Reserve dienen
sollten.
G. d. C. Graf Bellegarde ei-hielt ftlr den Fall, als diese Maas-
Tegeln französiscberseits zur Sprache gebracht werden sollten, die Wei-
sung, sie als Vertheidigunga -An stalten darzustellen, wozu, er sich als
,_, ibyGooylc
15^
OLerbefehlaliaber im Venetianischen verpflichtet halte, da die Anhäufung
der fraDKÖsischen Truppen in Ober-Italien ihm gerechte Benorgnisse
fiir die ihm anvertraute Provinz gäben.
Aus der Niehterfllllnng der Luneviller Friedenapunkt« und
selbst durch neue Verletzungen der darin gemachten Feststellungen
sowohl, als durch die gegen alles Völkerrecht vollbrachte Aufhebung
des Herzogs von Enghien erkannte Österreich nur 7u deutlich, wie sehr
man sich bei solchen BewandtniRsen auf das Äuaaerste gefasst zu halten
habe. Seine Majestät der Kaiser ertheilten daher nun auch dem Hoftiriegs-
raths-Präsidenten, FZM, Grafen Baillet de la Tour, die geheime Instruc-
tion, unverzüglich die Einberufung der Beurlaubten, die Ergänzung des
Abganges auf den vollzähligen Friedens-Stand, der Ai-niee, die Ver-
mehrung der Cavallerie - Regimenter und die schnelle Ausrüstung des
erhöhten Ti-uppenstandes zu veranlassen.
Nach Napoleon's Krönung (26. Mai) giengen zwar die in Italien
versammelten französischen Truppen wieder auseinander, theils nach
Frankreich, theils nach Neapel, aber Österreichischeracits wurden die
im Venetianischen und im südlichen Tirol ergriffenen Masaregeln bei-
behalten, und auch die begonnenen Vertheidigungsanstalten fortgesetzt,
denn Napoleon's Gewaltschritte und Englands Bemühungen hatten das
wechselseitige Misstrauen bereits zu hoch gesteigert, als dass eine fried-
liche Ausgleichung der bestehenden Miss Verhältnisse noch wahrscheinlich
sein konnte.
Österreiob tritt dem Bündniss e:eg:eii K^ankreich hei.
So standen die Angelegenheiten, als die Einladung zum Blind-
nisse gegen Frankreich in Wien anlangte, Osterreich nahm sie an,
begleitete sie aber in einer Note vom 7. Juli mit Gegenbemerkungen,
Es l^te eine Übersicht der fi'anzösischen Streitkräfte bei, zufolge welcher
^e nach der neuesten Organisation aus
112 Linien- Infanterie-Regimentern . . . 404.822 Mann
30 leichten Infanterie-Regimentern . . . 107.510 „
85 Cavallerie-Regimentem 64.226 „
16 Artillerie-Regimentern 21.430 „
Zusammen aus 595.988 Mann
bestanden.
Zählt man hierzu die in Corsica befindlichen
Corps, die 21 holländischen, 11 Schweizer und
18 italienischen Regimenter, so betrug die fran-
zösische Gesanuntmacht 651.964 Mann,
welche sich grössten Theils schon auf dem Kriegsfosse ItefiEindfln.
16
Oaterreich glaubte daher, dass Frankreich nach dieeer Annahme
wenigstens 500.000 Mann sogleich gegen Italien, die Schweiz und
Deutschland verwenden könne, dass mithin die Streitkräfte der Ver-
bündeten viel zu untergeordnet sein wUi-den, wenn Oaten«ich nicht
wenigstCQS 320.000 Mann in's Feld stellte. Nach diesen Annahmen
berechnete ea die erforderlichen Subsidien und bewies, das» zur Ausrü-
stung seiner Armee 1,500.000 Pfund Sterling nicht zur Hälfte hinreichten,
welche England in dem Vertrf^ vom 11. April auch Osterreich zu
diesem Behufe zugesichert hatte, wenn dessen Beitritt erfolgen sollte,
und dass Österreich bei seinen zerrütteten Finanzen sonst nicht im
Stande sei, die AusrüstUDg seiner Armee zu bestreiten. Vor Allem aber
hob es hei'vnr, dass man zur Erhaltung des Friedens Alles aufbieten
und dann erst zu den Waffen greifen müsse, wenn jede Aussicht zum
Frieden verschwunden sei. Für diesen letzten Fall wurde zu obigen
Bemerkungen auch gleich ein Operationsplan gegen Frankreich bei-
gelegt, auf welchen wir jedoch erst spfttei" zurückkommen werden.
Russisch -englischer Seits fand man dagegen die Stärke der fran-
zösischen Streitkräfte übertrieben und suchte Österreichs Besorgnisse
durch die Versicherung der kräftigsten Mitwirkung zu beruhigen. Rück-
sicbtlich des zu wählenden Zeitpunktes glaubte man nicht zögern und
keinen günstigem abwarten zu dürfen, denn je länger Europa zaudere,
desto mehr werde sich die Regierung Napoleon'a befestigen, und dessen
Macht sich vergrössem.
Busslands Versuch zur Vermittlmig des Friedens.
Unter Russlands Vermittlung sollten nun die letzten Schritte zur
Wiederherstellung des Friedens zwischen Frankreich und England
geschehen ; der Friede sollte aber keineswegs auf dem Tractate von
Amiens beruhen, sondern auf den bereits erwähnten Grundsätzen,
welche die verbündeten Mächte untereinander aufgestellt hatten. Ein
günstiger Erfolg war aber von diesem Vennittlungs versuche nicht leicht
zu erwarten, weil Napoleon selbst beim unglücklichsten Ausgange des
Kampfes nicht mehr verlieren konnte, als man jetzt von ihm forderte.
Der Kaiser von Rus^land ernannte als Bevollmächtigten den
Herrn von Nowosilzow, in der Absicht, dass er in Paris unmittelbar
mit dem Kaiser der Franzosen in Unterhandlungen treten sollte; von
Seite Preussens wuivle auch fttr diese Frieden «Vermittlung sein ganzer
Kinfluss beim französischen Cabinet aufgeboten, — Napoleon gab seine
Einwilligung zu dem Wunsche des Kaisers von Kussland, und Nowosilzow
erhielt Pässe nach Paris; allein in dem Augenblicke als dieser seine
Reise von Berlin weiter antreten wollte, erapfieng er von seinem Hof
(am 10. Juli) Befehl, wieder nach Petersbui^ zurückzukehren. Zu diesem
Schritte bewog den Kaiser die in der Zwischenzeit ei-folgte Einverlei-
IT
bui^ Atx ^jgBsiBthbn S/ifpaMik in dasfranzS^BChe Kuserthum und die
Verleihung des Gebiets von Lncca und Piombino, als eines aelbataUndi-
gem FttTBtGDtlnimes^ an Elise Baeoiochi, Napoleons Schwester (4. Juni),
wodorot neaerdiiigs der Friede Ton LnneT^lQ auf eine hfich^t trotmge
Art gebrodien wräda' ■ ^ ■ .
Wlnzinererode'B Ankunft In Wien.
Wäbread- Kowoailzow's Sendung nach Berlin traf der Qenw&I-
Adjutant des Kaisers yon Rtuslimd, Graf Winzingn'ode, in Wien ein,
um mit dem österreichischen Cabinete die Mitwirkung der russischen
Truppen im Falle eines ausbrechenden Krieges zu verabreden.
Rusgland 'soblng durch Winalngerode vor, von den 115.000 Mann
Hiliätrappea 26.000 Mann, die sich auf den sieben Insebi befanden , in
Neapel landen ku lasaen, jedoch nicht eher, als die Feindeeügbeiten
wirklich ansbreohea würden, um dureh diese Massregel die Friedens-
untetbandlangen nicht zu kreuaen, da diese Truppen, deren Einschiffung
bei Corfa, so wie jene von 6000 Engländern auf Malta, jeden Augen-
blick mOgliah sei, durch die blose Bedrohung Neapels die dort sich
befindenden Franzosen aafhalteo und ihre Vereinigung mit der Haupte
Armee hindern würden.
Die abrigen 90.000 Russen wUrdm sich in zwm Armeen, die
ein© 60.000 Mium bei Brody, die andere 40.000 Mann bei Brzesc, ver-
sammeln nad von dort nach Deutschland ziehen. Hiervon sollte die
erstere beim Anschdne des Ausbruches der Feindseligkeiten sogleich
eine Colonne entsenden, welche durch Galizien an die Donau zu rücken
und die österreichische Armee zu verstärken habe; der Rest derselben
abw masBe dann ohne Zeitverlust eben dahin folgen. In Bezug der
fernem Beatimmung dieser OTSten Armee ward vorgeschlagen, mit selber
auf dem linken Donau-Ufer zu operiren und sich mit den anf dem
rechten Ufer ang^ommenen Österreiehern in Verbindung zu setzen.
Die zweite Armee sollte über Lublin an die Weichsel vorrücken
und durch preussisch Polen und Schlesien nach Sachsen oder Böhmen
marschiren, um, nach den indessen eingetretenen Umständen, entweder
gegen Frankreich, oder wo es anders noibwendig erachtet wörde, ver-
wendet werden zu können.
Ausser diesen II 6.000 Mann beschloss Russland noch ein 25.000
Mann starkes Corps auf dem baltischen Meere einzuschifTen und in
schwedisch Pommern landen zn lassen, allwo es sich mit der schwe-
difichen Armee verbinden sollte, und über welches der König von
Schweden den Oberbef^ zu filhren habe, welcher durch dieses Coi-ps
vorerst Hannover besetzNi lassen müsse, dann aber selbes nach
Umatandeit gegen Holland oder d&e nJ^dlit^e Frankmch weiter ver-
wenden könne.
r. Z«lUobrlft. 13TS. (yeldm
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18
Endlich sollte no<^ ein Corps einBtwuIen PreatBen im Äuge
behsltOB.
Q«neral Wiaziogwode war au<^ zi^leioh ennäcktigt worden,
durch besonders abzuschliessende Verträge Alles festzusetzen, was auf
den Marsch der rasaischen Truppen durch die Österreichisdien Staaten
und auf die wechselseitigen Verhältnisse beider Heere Bezog haben
konnte.
Vertrag zwteohen Rossland und Österreioh tlber die Ver-
hältnlsBO der beiderseitigen Heere.
In Folge der gepflogenen Verabredungen kam am 16. Juli zwi-
schen Wmzingerode und öaterreichischerseits zwischen dem FML. Fürsten
Schwarzenberg und Baron Mack ein Vertrag zu Stande, nach welchem
die erste russische Armee mit 54.916 Mann, 7921 Pferden und 200 Feld-
Oeschützen am 20. August von Brody aufbrechen und in sechs Colonnen,
jede 9 bis 10.000 Manu stark, nebst verhältnissmässiger Artillerie, durch
OaUzien, Schlesien, Mähren und Österreich an den Inn miirBchiren sollte,
ao dasB die letzte Colonne am 20. October in Brannau anzulangen habe.
Hierbei wurde auch festgesetzt : dass diese Armee, wenn es die
Umstände erheischten, gegen Italien oder auf einen andern Punkt des
Kriegsschauplatzes ihre Richtung nehmen müsse, und dass der Chef
derselben den Befehlen des österreichischen Feldherm untei^ieordnet
werde, Torausgesetzt, dass dieses Seine Majestät der Kaiser selbst, oder
der Erzherzog Karl, oder, in beider Abwesenheit, ein anderer Frzherzog
von Osterreich seL
Die Richtung der zweiten Armee, die sich bei Brzesc sammeln
werde, hänge von Preussen ab ; gab dieses die Bewilligung zum Durch-
zuge durch seine Staaten, so sollte sie über Warschau, im entgegen-
gesetzten Falle über Pullawi und Krakau nach Bühmen marachiren.
Auch der Chef dieses Heeres werde, um Einstimmigkeit in die gemein-
schaftlichen Operationen zu bringen, dem jjsterreichischen Oberfeldherm
untergeordnet sein.
Xach AbschlusB dieser Convention gab nun Österreich seinen
Rüstungen eine grössere Schnellkraft. Für jede der beiden russischen
Armeen wurde ein österreichischer Oeneral, für die Armee bei Brody
der GM. Baron Strauch, für die bei Brzesc GM. von Weyrother als
Commissär ernannt Sie sollten die russischen Truppen durch die öster-
reichischen Staaten lUhren und Alles anordnen, was auf gute Ver-
pflegung und Unterkunft Bezog habe ; sie hatten ferner als Organe Aer
österreichischen Regierung an der Seite des russischen Oberfeldherm
zu bleiben und jedes mögliche Mbsverständniss abzuwenden. Beide
Qenerale giengmi auch An&ngs Angost unter dem Vorwande von
Privatgeschäften an ihre Bestimmung ab.
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ustenrelohs f&rmUQhe Srklttrtmff de» Bettritte tma Btl&d^
niftse mit Engkuid vmA Rnsslaiid.
Am &. AuguBt erfolgte endlich zu St Patersborg von dem ^ster.-
reiclüsclien Botscliafter Grafen Fhilipp von Stadion die fäimliclie EiT-
MäniQg des wirklicfa,ea Beitrittes Osteireiclu zu dem unter dem
11. April z^dscheii England und Russknd abgescblosBenen BOndnisB, mit
der Versicherung: Österreich werde im voileu Vertrauen, Am» die
Verbündeten den übernommenen Verpflichtungen uachkonuaen würden,
unverweilt alle seine Streithräfte in Bewegung setzen.
Die mit England wegen Subsidien - Leistung noch obgewaltatm
Differenzen wurden ausgeglichen.
Österreichs Versttoh zur Erhalttmg des Friedens.
Bevor es jedoch zum wirklichen Ausbruch des Krieges käraa,
suchte Österreich selbst noch einmal dordi seine Vermittlung den
Frieden auf dem FestUnde Europas zu erhalten und erklärte dieisn
Wunsch in einer Note vom 6. August den Höfsn von Petersburg,
Berlin, Paris und London; allein von diesem Schritte lieas sich k^n
glücklicher Frfolg mehr hoffen. England war es nicht um Frieden zu
thun; seine Bemühungen zur Bildung einer Coalition gegen Frankreich
hatten einen zu glücklichen Erfolg gehabt, als dass es selbe in dem
Augenblicke hätte auäösen sehen können, wo die Frdchte davon ein-
zuernten waren.
Napoleons Gewaltschritte und die dadurch erfolgte Verletzung
des Luneviller Friedens waren nicht ungesohehen zu machen; zudeei
war seine Lage auch zu. vortheilhaft, Beine militärische Haltung zn
fest, ab) dass er in die fast emiedrigoDden Forderungen Eiiglaiids ein-
gehen konnte. In Betreff Kusslands wünschte der Kaiser den Kri^,
nachdem er sidb Buhm erkämpfen woHte; nhd Österreichs Schritte
gegen Frankreich waren auch schon unmittelbar zu feindlich, diena
sein Bundniss mit Russland und Engend knnnte Frankrüohs scharf-
sichtiger Politik kein GeheJmniss mehr sein. Eine solch» Vermittlaiig
konnte sonach nur als ein letzter, schwacher Veraoch zdr Erhaltong
des Friedens erscheinen und mochte wohl auch nur Zeitgewinn zum
Zwecke haben, oder aber nach völkerrechtlichen Formen den Zustand
des Friedens in jenen des Krieges aufzulösen.
So schien ihn auch Frankreich genommen zu haben. Es willigte
zwar in Österreichs Anträge, forderte aber in eiiier Note un 13. Au-
gust, dass Österreich alle Kriegsrüstungen an^eJoe, dass es siieh. gegen
Engknd eben so wie Freussen erklttre, in keine feindhohen Ent*rUrfe
gegen Frankroioh eingehe and alle gegen die Oreoae der Monarchid
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bereite in Bewegung geBetzten Truppen wieder in ihre Friedena-
Q\M«&rQrswa(4Aiäeb^>£:ds^.<Ube m;]Bdi»Ii.'-vieih Jätöä iBwälaada^ iw^^Elroi
und Italien Töni.Eleitfi. .OatqDfßfjcIn, «nfgoitqlU^n Q^ere, wovon das
letztere bei weitem die französischen Streitkräfte in Italien überwiege,
nar' auf' Srieg und keineswegs auf 'eifie friedliche Vermittlung Hn-
detttelMw.' Dieset' folgt* am' T6. Angusteltie' zweite ^Nöfe^ iii welcher
PVankireit* eine 'bestimmte ErklÄrung voöi Ösferreichiachen Hofe Über
dl«' ißjrtiianemdefn Truppen -Ifärsche Und ■Eriegs-RüBtungeü for4erfei
Es' «Mtarte," dftss dieöe dtöhöOäett'Rttstilngen es zwängen," öeine Un-
ternehmungen gegen England in dem Angenblicte aufzugeben; wo siö
ihrer Ausführung Dähe wären, — däsa es deshalb öchon Österreich als
eine feiiM^efae, mit England Vt^rbOndote Macht betrachteti fnllsse.
Erlcläning der Schweiz wegen Erlialtiiiier der Kentralltät.
Zugleich wurde unter dem 17. Augast der schweizerische Ge-
sandte z« Paris aufgefordert^ der EidgenoBBeosiihaft den Wunstih des
franzOaisühen- Klüsers bekannt so maühen: dase die' Schweiz 'YOm
Wiener Hofe eine Erkll^ang - yeriangen > mOge, was der Grund au einer
BO beträchtlichen Truppeu'-Anhitufiuig in Tirol sei, wodurch die Schweiz
eich, bedroht fühle, und ob üsterreieh die Nentra^Ult der Sdi'weiE fort-
hin > Anerkennen werde, oder sieht.
I Am 21. August erfolgte die Sendung des schwMSeriachsn Obersten
O^liltz — Bmdws des I^ndammamia ~~ an Se. Uajestfit den Ktäeer von
öeterreioh. Er drückte die Besorgnisse der Sch'weiz wegen ösierreichs
Truppenanhäufung und Aufstellung an ihrer Grenze aus, wahrend von
S«ite Frankreichs Allee ruhig bliebe.' Die Schweiz könne nnx neutral
Ufliben, und obgleich sie keine feindliche Behandlang Vom deutschen
Kaiser befÜrchtOj ab bitte' sie doch, die N«utralitat der 'Schweiz so
lange i äirmlidbi aoEuerkennen, bis sie von keiner andern' Seite verletzt
■wtode.
Die Sclu^tte des franzS^t^en' Oabinets maohten kein Ausweichen
Behr mSglich. Ajich setzten die anierdeSaes ihrem Zw>eoke näher ge-
»ttckten Büstangen Osterreich ia den Stand, den Schleier nach und
^Moh von d^n Geheimnisse ganzlich en lüften, mit- dem es bis jetzt
friiM' Absiahtenizu verborgen gestrebt hatten
Öperationaplaii der Österreiolier für den beyoisteliendea
Peldzuff.
• \.:\ .t!bL dent. vom KiiegB-MiniBtiir'Erzherzog'CarlSr. Majestät d^n
KiS^ri uBtarlegten Eatwnrfe< zu dem sich 'v^rbdrm'tendeQ -Feldzäge,
^#Qloh»a; die Beilage ohne 'Abkürsung gibt, 'wurde' als •wesentUobeter
ßfytoäMlBB Mtgentmunen., diisa , diä' OjnratiäBen acciist "mit 'Ktaü
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)Q' UüJiwij/bsgiMAn'ibolItBn;, um nFramkitoKiKB iBtjiwItclibt»' ! SwiB , die
Fj«KdW'.®ofnt£, idunrii'i^a' Sthwbiz jangbeüeb. m hefnaiia. 'Cemzufoig«
80lle,<iiii»l» lAnfMolgiti Tn.DeatsbliUiitd'liD'äBr.De^Biuive :bIeibaii>Hiiiid'iw
bAgej dabei 'li^ärvcta,'bib toAn (rinVivadär in Italien <'Giits ^tsdiaidendk
Schlacht gewonnen habe, oder die Vereinigung mit d^Q' ihi^n''««
Standd >gbkinnmsn bciniHFürdAi <' < ' ' i < ' '''l '- <i I
Fäf den'Oangi^r pjMFatioQBilMTniEde'&Bt^teillty'daas' in ItaKed
AUsa Uiaftweiideii: sbi, iim denFalM aog^meh 2s emes entScheidenddA
Scblat^tzu itwiBg6ii.:Bteibelnian^e^eTy'flo mUsse MantdaamdiPedthiBra
lieUg«rlv iiadidiaBeBdagennigen' Htit' denn' grasten Kiaifttiufwwiid« zsm
8t)hiiallQni£nde gsführt' weodenk Der Feind wttrednim «ntireder dtü:eb
Veritirktuig' der Ahn«e jn Tirols odär dan^^EntBendangeb gegen >dift
Schweiz aus dem Veltlin und Engadini aft verti'eüifliL , um' ihn Ton
jeder Untemehmtug gegen 'Titol abvuhalteiL Qienge'^serdieSdMacht
Tfirlojm, 80/ sollte i Bidh die Aitnee -tMt ItaliieB -aiMk Tirol w^rfeii,
damit -dtr Feind in der Tcitfc fehna' festgehalten Varde, bm iwelchetrf
Zuge-jedooh Venedig mit einer starken Bettttzung zi versjrfien' vSM:
Ütie Armee in- BeatBchlanfl beire9«ndl, so habe ' ^e in ScUw^ben
so weit als mogliob T<orKuT«okon , dabei aber doch die VerefiHgan^
mit den Bneeen — ^ *in Htraptoweck ihrer Operationen beho Beginn
derselben -:- im Ange zn behalten. Sollte aibh der F«ind auf dem
rechten Donau-Ufer iaii' einer ÜberlelgBnen Macht ailf «le Tverfen, so
habe sie' sieh ^ngS' dßm Fneae' deP'Gwbirge aaf die Russen zurhcfe-
siuäetien, und für Aea Ftdlj daas die ■Armee wegen der 'Verbrodang
mit den Rutsan bis an die Salza Btuüci:weiobeD mäsate, sei Salzbuig
in deb Vcartheidigongszu^tand {OTsuriohte^. Wenn aber die 'feindlichen
OpeiiatiDneü am KakenUfer dw 'D6n«i geg^n' Ulm odOT gar 'gegen
Regebsbirrgstattfilndenj ■so dürfe doch'die !OT8<e'Ri(*itbng ^dieBl-
seitigen Marsoliea durch Bajttrh keine' Änderung erleiden;' in ^esenl
Falle müaste die Armee beim Hinausrücken über München sich erst
nach der Donau wei^i^ ani;<d^n'^ein4.entnf4d<r durch eine Stellung
hinter dem Flusse, oder durch einen Übergang und Bedrohen seiner
OperiUdoiialinie'So laagtr'auftwhWtfl«',' bi»idie heUngekommeneÄ Ver-
atäikangen eiufe lenisch^dende ■ Scfalakhti zn iiefAr* »rlftubten. W&nI
iüea. 'SeUacbt gewonnen, so habd nun 'dbr ' ATigftff Ä«f Üie ' Sehweii?
zu eifolge^, Velcher'tim den Bod^oseb hemm über 3tol;kachBtatl«nlinde^
habe, um dadurch einer mUbeamen Operation gegen die 'O-eb^gs-C&ii tön«
»H«inriTeickfen/ Hierauf BeS id^nn «n ' trachtJen; sieh ■ Belforta und' Httn-
näi^en's izu betniiohtigen. Einen Ai^ff gegen EVankreichs 'ÖStlicha
Öofenaeii hieh:'n(än wegen 'der Vteiöb "ätaAiötl-Felitufi^en fltr ^Brtwek-J
wttbigy MenstOrt»!- and 'Zrät raubeAd. Es ueütaWos >ih' ßdbwi^ß SMi^
Beobachtung Strassburgs und zur Deckui^* 'dfer*"Bi^lrtfrnng dttlf
Sijhw«4«'Bhi öe©* sleh^'bltttt»«^" etttk geiug, Äi^e Zirtcke' W er-
mielwÄ.' ■'' ' '■'' '■•■ '■'■■ -^•^■■' ■■■; .".i ■' it '■■ '■ ■■■•■■■■■.- ■-, !■;
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Zht ErobeniBg der Sdimiz mttnte auch ^e Ajmao von It^ieo^
man aöe Am Uincto siegte, ivaoh ihr yoirttcfaen In der LoiWbardei
wid dnroli ffiateend^mgon gegen die Tblüer das Y^lün und Orattbütid-
tcns mitwiihen; ihr näohster Zwack bleibe aber die Ü^obonuig Tariafi
Bild AlesBandriaa.
Für den Fall, daes das Heer in DenteclÜBod eine Bohlacbt ver-
liere, und zum Rüc^tznge gcnötltigt w«rde, müsse die Armee in
Italien, s^bat wenn sie megte, sich auf die Erobeinmg tob Ifantua.
und Peacbäera beschränksn , ein bedeutendes Corps nach Tirol ent-
senden und den Feind, der unterdessen dort eingedrungen sein könnte,
in VerbinduTig mit den dortigen Tmppea aas Tirol Trerfen, und, durch
eine Vorrü^ung gegen Bayern, die rechte Flanke des gegen Osterreich
TOrdringenden F«indea bedrohen.
IHa Corps in Tirol an der irestUcheu Orenze dieses Landes (bei
lüattdere und Taufers) habe sich so lange vertheidigungsweise zn rer-
halten, bis durch die Vorrückung des Heeres von Italien die Mttn-
dongeu diw Thäler der Adda in der Gewalt der Österreicher seien.
Nach Besetaong derselben habe aber dann ersteres den Urapruug des
Inn und der Adda zu gewinnen, wodurch sich die Schwierigkeiten
seiner weiteren Angriffs-Bewegungen von selbst heben würden.
Die Eroberung der Schweiz srä übrigens nur durch das sieg-
reiche Heer in Deutschland und in der vorherbezeichneten Richtung
zu bewirken, wodurch die Bäumung G-raubündtens nebst den kleinen
Cantonen von selbst erfolgen dürfte. Bezüglich der Operationen
in Tirol wurde endlieh bemerkt, dass sie jedenfalls den Erfolgen der
deuts(^n und italienischen Armeen untergeordnet seien, und ebenso
auch jene des Truppen-Corps in Vorarlberg, welches bei Landeck im
Inn-ThaLe stehen zu bleiben und den Khein nur ea beobachten habe,
bis das deuts*^ Heer M«ilter von Schwaben sein würde.
VertheÜimr der Truppen.
Dieses wwen di« Haupt- Orundaüge, auf welchen die künftigen
Operati(«ien gegen Frankreich beruhen sollten, «ad hiemach wurde
die österreichische Armee dergestalt verthailt, dass die grftssäre Hftlfte
der Infantearie nach Italien, <üe kleinere aber. nach Tirol, Vorarlberg
und Deutschland kam.
Flu- die Armee La Italien wurden 171 BataiUoaa, 96 Escadronen
mit 100 Pontons und dem angemessenen Artillerie-Park bestinunt.
ßeduiet man das Bataillon im Durchschnitte ku 590 Mann, und die
Escadron zn 100, so bestand die Infanterie aus 85.500, und die Ca-
T^erie aus 9.600 Kann.
Das imt südlichen Tirol ' BusammfinzUKiehenda Corps wurde aua
21 Bataillonen und 6 Escadronen gebildet und an die Befehle des
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Heorftlfarflrs der iUlienüehea Armee angetrieten. Für dea Bflrdlichen
Theil dieses Landes wurden 44 Bataillone und 10 Escacb-onen ange-
tragen, so dasB im Q&Dzen 32^00 Kann In&nterie nnd 1600 Mann
CaTwUerie nach Tirol zu stehen kommen sollten.
Die zur Armee nach Deutschland bestimmten Streitkräfte be-
standen aqs 88 Bataillonen, 148 Escadronen und 100 Pontons, 44.000
Mann Infanterie and 14.800 Betern, nebst der erftmlerlicben Artillerie.
Zählt man hierzu noch die beiden ruBsisdiea Heere mit 90.000 Uaun,
die aber erst gegen Ende October und gewiss mit sehr vermindertem
Stande aof dem Eriegsschauplatze eintreffen konnten, so stellen sich
sämmtlicbe zur Armee nach Deutsctdand angetragenen Streitkräfte
mit 148.800 Mann heraus.
Nach dieser Vertheilung der österreichischen Streitmacht blieben
im Innern der Monarchie nur noch 35 Bataillone imd 18 Escadronen
im Ganzen zurilok, welchen die Aufrecbthaltung der öffentlichen
Sicherheit und die Abrichtung der Becruten obla^.
Aafbmoli nnd Marsoh des ÖsterraicMsohen Heeres.
Die Truppenbewegung zur Zusammenziehung der nach Deutsch-
land bestimmten Armee wurde in sechs Zeitabschnitte eingetheilt, deren
Dauer zwei Monate, nämlich vom 25. August bis 25. October, um-
fasste, so dass die letzten Abtheilungen unge&hr zu gleicher Zeit mit
der letzten russischen Colonne der über Brody anmarschirenden
Armee am Inn anzutreffen hatten. Demzufolge sollten allda eintreffen :
In dem ersten Zeitabschnitte vom 25. August
bis 5. September 29 Bat 40 Ksc.
Zweiten Zeitabschnitte vom 6. Sept^nber bis
15. September 17 „ 8n
Dritten Zeitabschnitte vom 16. September bis
25. September 13 „ 8 „
Vierten Zeitabschnitte vom 26. September bis
5. October — „ 24„
Fünften Zeitabschnitte vom 6. October bis
15. October 5 „ 32 „
Sechsten Zeitab schnitte vom 16. October bis
25. October 16 „ 30 „
und endlich mit Ende October noch .... 8 n ^ n
Zusammen 88 Bat. 148 Esc.
Diese Streitkräfte sollten anfänglich in Lagern, sowohl an der
Orenze, als im Innern des Landet zasammeogezogen werden, '
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sbbar nur das :bei Budw«« .und WsU «ick Wiüdiiji, and mror ■»Moh
nur auf einigB Tage Teriammeite ; diä übrigen Ti!»jq>en-.i:ttckten,jepiocli
uttat^altaami nach ihrer weitem Bsetinimang ab, d-. der Laof der
Ereignisse eine schnellare ßntwioklnilg nahm, -ala msa beam Entwurf
vermuthet hatte. . . i ...
Um das Zu3BnimeDzi«h«Q der Armee zu rechtfertigen, hedi^te
man sieh des Vorwandes neu eingeMhrter Äbändemngen in Stelhmg
und Bewegung der Truppen. Das Regiment ward auch wirklich in
fünf BataiUone — worunter «in Grenadier-Bataillon — ■ and daa- Bataillon
in Yier Compagnien eingetheilt Der Kriegastand eioe^ Oompägnie ward
auf 160 Feuergewehre, jener einer E^cadron schwerer OavaDerie auf
110, einer Escadron leichter Cavallerie auf 130 berittene Gemeine
feBlgeeetzt, und nebstbei angeordnet, dass die Oavallerie nicht mehr in
drei, sondern in zwei Gliedern zu stellen sei.
Seine Majestftt der Kaiser ernannte nun auch die Befehlsl^ber
der italienischen und deutschen Armee ; filr erstere wurde Seine kaiser-
liche Hoheit der Erzherzog Carl bestimmt, und über letztere erhielt
Seine königliche Hoheit der Erzherzog Ferdinand den Oberbefehl,
welchem GM. Mayer von Heldenfeld als Gener al-Quartienueiater, Oberst
Baron Bianclü aJs Genera-Adjutant und FKL. Baron Rouvroj als
Chef der Artillerie beig^;eben worden.
- Seine Majestät hatten Übrigens anch die Abgeht, aich in eigener
Person zum Heere nach Deutachland zu begeben, weswegen HOchstdie-
selben den FML. Baron Mack zu Ihrem General-Qnartiermdster er-
nannten, an welchen jene der Erzherzoge Carl und Ferdinand Bi:^;e-
wieaen blieben.
In Tirol ftlhrte der Erzherzog Johann das Ober-Comtnando, und
die Aufstellung der in dieser Provinz Anfangs September vorhandenen
Streitkräfte war folgende: Unter dem FML. Baron Simbaditin," w«lohwü
FML. Hiller im Commando folgte, versammelten aich 23 Batiiillone
und 6 Escadronen bei Trient, welche aber an die Befehle dm Er^'
herzogs Carl angewiesen waren und den recht^i Flügel der italienischen
Armee bildeten.
Ein zweites Corpä sammelte sich Untör FML. ' Jellaci*; bei Imst,
Innsbruck und Landeck mit 14 Bataillonen und vier Escadronen. Zu
diesem Corps gehörten auch noch die im Voratlbergiechen befindlichen
sieben Bataillone nnd zwei Escadronen, so dass dasselbe 21 Bataillone,
sechs Escadronen zählte, nnd daa Ganfee einen Theil der deutschen
Ai-mne zu bilden die Bestimmung hatte. Endlich befanden sich bei
Na«ld«i« und Glnms 21 Bataillone, vier Escadronen unter FML. Auf-
fenberg, wovon 16 Bataillone, zwei Escadronen die Bestimmung
fasttton^ die- Unternehmungen der erstem zwei Corps -nach: Bedarf
fiinATV' oder andererseits za ontarstOtBen ; der Keet^ stand abwi bei
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0limi8 tuf4 wprde .sfu ^eobaiiliitn^gj der ,AasgftQgfi das ValtieÜBa v«Vy
wendet *). - . . ' ■ i
Ah nunmehr iDqt^elcb» , KriegfWüHtiuigßa hialllng^äh irüt ge-
diehen waren, beafltwprtftt*. ip^ajx (CabiA»t.,MBteim. :3. Septemtwr d!s
liaiuE&sisqheQ Illo^a, Tom ,13. and 16. Anguat dwait-* nAma die Gf"
haltung de^ Friedens, nicht blps dadii) bestfibo, ^iiCh nicht weebselBeitig
anaui^reifen, «o da^a sie -weBenÜich in der Beobachtung der V«rträgo
bestünde, worauf sich der Friede jprliode. Frankreich habe' d«n Luli»^
viller Friedeng- Vertrag verletzt, „worin die SelbatatändigköU der itar
lieniecben, helvetischen und batayiscben FreistaaMn bedingt, and ihnen
4ie Wahl ilirer Ilfigienwgpfonn ungesichert, war.^ ...
„Frankreich habe, Eurgpaa ßobe gaeU^ lindem Q9 aieh Kechts
des Besitzes, des Dinfluases und Schutzes .amjiasae, die weder durdl
Völkerrecht, »och durch V«rtr|ig« begründet seien. Frankreich
sei OS, welches das Übrige Europa zu den Waffen rufe. D«
Kaiser von Österreich raste sich nicht, um eine Diversion aum Kach*
theile der Landung in England, zn nwc^en, deren Äusfohrung nac^
zweijährigen Drohungen nicht gerade flir den Äugenblick vorbehalten
zu ?cin scheine, wo Frankreich Österreich und Kussland zu Unter-
nehmungen neize, die auf seioftn J^eg gegen JBngland nicht den min-
desten EinflusB hatten, oder durch aeU>en gerechtfertigt wilrdea. Es
rüste sich zur Aufreckthaltung der festgestellten Friedess-Bedingungton,
ohne welche der Friede nur in itsr Einbildung bestehe, Ea rüste sieh
zur Erwirkung einer Übereinkunft, die sich auf die Müssigiuig' aller
betheiligten Mächte grHnde, wodurch JBurojws Ruhe iind O^leiohgewicht
allein erhalten werde.**
„Die Kaiser von Österreich und Rus^laud aeöen, ujogeacbtet der
durch Frankreichs Anmassungen veruilasaten Unterbrechung der
Friedens-Vermittlung BiassJands, bereit, mit d«a franzfiüschen Hofe
über die Erhaltung des Gontinental-Friedens aof die gmaassigtes^^
Bedingungen, die sich nur immer mit dei* allgeneünen Bnhe UBd ^
cherheit vertrügen , zu unterhandeln , und versichern , dass , welches
auch der Ausgang der Unterhandlungen sein möchte, und aejbst bei
der Uuverm eidlichkeit eines Kiegea, beide Monarchen sich wechsel-
fleitjig verpflichtet hatten, sich auf k^ine Weise la Frankreichs innere
Angelegenheiten zu nüscheB odar, den gegieawttrtig gasetKm&saig b»i
stehenden Zustand des dentsoben £eichS' zu stören, und. eben so wenig
die Besitzungen und Ipt^rität der ottomimischi«! Ffotte «tDautasfeea^
').Iu den. nwugelluAeii IfeldiKesMttcn, find«! :Na]i kei«a CMra-ds.bHitaiUe to»
-der denttuhen Armee vor, ua^ ans den ßnicbttOclieii derselben liess sich durebatv
nicht« VerUssIiches luaam mens teilen, vi« die Armee beini Beginne des FeldzuKei
cm n mm en gesetzt war. Die Namen der ßegimeiiter eracbolnen fn dem spHter beilie-
gMuten Hanebplane, und dia Ordrei de bstail)«« d«r varachiedenen Corps nxcb den
10. Octftber kwaunsB im ItfsAi ;dn (l«fBUobte:T4n. . '^ ' '
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die sie im Cregontlieile, soviel von ihnen abhtfcge, zu vertheidigen
bereit wären."
Änf diese Erklärttng des Wiener Hofes erfolgte jedoch in wenigen
Tagen der Einmarsch der öBterreichiaclien Truppen in Bayern. Die Ant-
wort des französischen Cabineta auf die erwähnte Erklärung lautete
nun dahin: „daas keine Unterhandhing mehr denkbar sei, wenn nicht
die österreichiBchen Truppen von ihrem Vorrücken abstünden und
si«^ über den Inn wieder in ihre Staaten zurückzögen; im entgegen-
geeetzten FaUe sei es unfehlbar Napoleons Absieht, sie mit Gewalt
der Waffen zurOckznweiaen ; auch werde er nie irgend eine Ausdeh-
nung Öeterreichs in Deutschland dulden, welche Absicht sich durch
eine VorrUckung nach Bayern nur zu dentiich ausspreche, n&mlich
Österreichs Grenze bis an den Lech erweitern zu wollen."
Obgleich bis nun der Krieg noch immer nicht förmlich eiklärt
war, so war selber dennoch schon ganz unvermeidlich geworden, und
es stand zu erwarten, dasa Napoleon durch Gewalt und Überredung-
sidi der Reichsl^rsten und ihrer Mitwirkung versichern werde, wes-
wegen der Kaiser von Österreich ihm hierin zuvorzukommen be-
BchlosB.
Die Verbindung mit Bayern, ala dem mächtigsten der deutschen
Kurfiirstenthümer, dessen Entschlüsse sich leicht Andere zur Richtschnur
nehmen konnten, vorzüglich aber seine geographische Lage, die durch-
aus eine Neutralität unmöglich machte, war von grosser Wichtigkeit.
Sie mueste durch Güte oder Gewalt bewirkt werden.
Am 2. September traf FML. Mack in Wels ein und ertheilte
so^eich den dort versammelten Truppen den Befehl zum Aufbruche
in zwei Colonnen. Die erat« unter FML. Graf Klenau, 15 Bataillone,
16 Escadronen mit einer Cavallerie-Batterie , erhielt ihre Richtung
gegen Braunau; die zweite, 15 Bataillone, 14 Eacadronen nnter FML.
Bm^h Gotte^eim, zog gegen Schärding; beide sollten am 7- am Inn
eintr^en, am 8. über den Fluss gehen nnd in Bayern einrücken.
ITnterhandlungren weeen des Beitrittes Bayema
Diesen ersten Schritt, den man allerdings als einen feindlichen
betrachten konnte, und der später zum übereilten und zeratückten Vor-
rücken der Öaterreicher bis über die Bier und Donau, und dadurch
auch hauptaächlich z« deren Trennung von den Russen fithrte, be-
gleitete ein Schreiben des Kaisers an den Kurflirsten aua Hetzen-
dorf vom 3. September, worin er die Vereinigung der kurfürstUchen
Truppen mit den öaterreichischen inÜ dem Beifugen forderte, „daas
er sidi gezwungen sehe, alle Mittel, die in seiner Macht stünden, zur
Erfüllung Beines Verlangens anzuwenden. Dagegen erklärte Sr. Ma-
jestät der Kaiser feierlich, im FaUe der KurÖtost den gi^[enwartigen
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Forderungen entspreete, die Sü^iiieit anä Integrität der kurfÖrst-
lichen Staaten gegen jede BeointiitchtigaDg Törtheidigen zu wollen,
daaa Sie, wcächea Ende der Krieg liaben möchte, me Bire Absichten
auf den kleinsten Theit dar kurfUiB^icIien Staaten aia Erwerbung
oder als Tansch richten wttrden."
Hit dieaeiQ Schreiben sandte der Kaiser den Hofkriegsraths-Vice-
Prftaidenten FML. Fttrsten zu Schirarzenberg an den Kurfürsten in
ifx Absicht, mit dem General Mack Alles gemeinBchaftUch zu ver-
abreden, was auf die Übergabe der bayerischen Truppen Bezug haben
könnte. Mack ertheilte aber den GenenUen Klenau und Gottesheim die
geheime Weisung, fallB sie von den Bewegungen der bayerischen Trappen
etwas in Erfahrung brächten, soglei^ Cavallerie und Infanterie, letztere
auf Wagen, abzusenden, um jenen den Weg abzuschneiden, wobei die
Commandaoten dieser Abtbeilungen jenen der bayerischen Truppen
höSich, aber fest erklären sollten, dass sie den Befehl hätten, ihren
Rückzug zu hindern und sie in ihre Standquartiere zurückzuweisen.
Übrigens sollten sie keine Feindseligkeiten anlangen, aber jede gegen
sie verübte erwidern. In Bezug der Vorrüekung nach Bayern habe
die Colonne des Generals Klenau bei Braunau und Markel über den
Inn zu gehen und ihren Marsch ttber Alt-Öttingen, Mühldorf, Ampfing,
Haag, Hohenlinden bis Paradorf fortzusetzen, wo sie am 13. September
eintreffen müsse. Jene des Generals Gottesheim habe bei Schärding
über den Imi zu gehen und sich sodann über EggenfeHen, Litzel-
kirchen, Landshut, Mosbui^ und Freysing zu wenden, wo sie ebenfalls
am 13. eintreöen mUsse.
Der in Bregenz stehende General Wolfiikehl ward befeUigt, mit
3 Bataillonen und 3 Escadronen nach Ravensburg und Waldsee
vorBarücken, am 12. September dort einzutreffen, in Biberach eine
Vorhut von 4 Compa^ien und 1 Escadron aufzustellen und Reiter-
Piquets an die Donau vorzusendeu. Bezüglich der bayerischen Truppen
erÜelt auch er die nämlichen Befehle wie Klenau und Oottesheim.
Die zu Bregenz noch verbliebenen 3 Bataillone und 1 Escadron
mossten nach F^dkirch abrücken. General Wolfskehl blieb übrigens
an FML. Jelacic angewiesen, welch' letzterer aber von nun an vom
Armee-Commando in Deutschland ganz abhängig wurde. Hierbei wurde
demselben auch aufgetragen, mit seinem ganzen Corps nach Vorarl-
berg vorzurücken und die Stellungen von Hohenems und Feldkirch
sogleich verschanzen zu lassen.
Die tlbrigen Truppen der deutschen Armee, die theils schon in
W^ eingetroffen, theils im Anmärsche waren, worden dahin befehligt,
dass die erste Colonne, unter FML. Kienmaier', 13 Bataillone,
16 Eacadronen und eine Batterie, am 12. September in Scbärding, die
zweite, unter FML. Graf Riasch, 12 Bataillone, 16 Escadronen und
1 Batterie, am 13. in Braunau, und die dritte, unter .FML. Graf
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j^nftr-des GaUj^ralB . iß^eoan rfolgen eoUtea,; niitJ'^eldLei» sM em^ >Sfb^
Bammtmacht von 63 Bataillonen und.:>7BM£iBcadi^aan^' lanuil' n^t Bbi'
^äblijng: 4^ ust^ 'FMXh iJeUadie •Meb^ndAUrCf^FpS' tüb SltBätäUlonen
^nd 6 £ls«adroiieQ, eioe Sttreitmsiebt üYok :42X)00 IMt^' lofitalWPie
und 8400; Mann >:CavfJlerie bUdeJeB-'Eilidliali 'aoUteii bU ztirt'iti Sep-
tember 11 iBataiUäQAnUtui 4' Cavällerle-^g:kneiitelr:>'iBi: Weta'' eim^
treffen und aja ßeservd mucbtriieken. ) ■:':■•'■ ' •' • •■ " i' -'
:^ML. Mack gUttbte mit di^ben KrftfteB der Bntwickitaii^ Aw
pinge ruhig «a'^genBebwi zu fa&^en, da,'nach seineD S^ehnu'ngeiij
vor Aokuiift aekudr nobb w-riters: , mit 28 'Bataillonsii iindi 52 Ese»-
droaen — 19.200 Mann f— im Anmaracbe * befindlichen ¥eflr8*ftrk«Dg«ni
nebst jener i dflr Kl«a»eli, der«» ' Infanterie niui auf Wagen geführt
wurdoj yoß Napoleoü kein Angriff zu : fäi-cbten sei. Döcb' die EVlg^
wird lehren, wie sehr er weh in seilien Bereobnnügen tänaohte, äA Qf
Napoleona G^ist in&cb eiaem . gdwöbnlii^en MaäsBtabe maas.
Besondere Vortheile i erwaHetd Mack von der Aneikennong' dei*
Neutralität der Schweiz. Er schrieb de^ialb adi a. SaptOTttb« *oii
'Weiß an Seine Majestät den Kaiaer, um ihn hiezn zu bew6gi(n,näd es
scheint^ dasa seine. AßfliobteB die Oberband behielten, demiwiTklitir
erfolgte bald darauf diese Anerkennung. Eb ist schwer zu begreifen;
wie Beine Gründe ■ »eh mit d«m in dem HauptoperationspAane ad%e^
stellten Crrundaatze: Frankreich durch die Scbweia^ anzufp^aifeni Ivei*-
einbaren lassen. : Im. HiLckhalte i mochte freiHcb der Gedanke liegen,
dass die Sehweia- sich nach eiA«m erfochtenen Si^e "-beaonderB. Wenn
Englands Gold tbätig mitwirkte ■ — gegen Frankröicb erklttrMi würde;
und daBs man Tor der Hatid dXirbh deren Neutralität' in den -8iand
geeetat werde* dieffir Voitariberg nnd das weetlicheTliol »ngetrageajeti
Truppen mit dem Heere' in Deutschland vereinigen zu können; allein
Kapoleoil erbi alt . dadurch gleicte Vortheilei denln auch er ward einer
bedeutenden Entaeudang ' überhoben und könnte iuüisoiheliT mit tmg»^
theilter Kraft in^ Deutschland erscheinen. ■ i . , i . i
Vbrrttöloing dÄ ÖsterreioTierr iiaoh BaJ-6i*n. .'..,[
Am 8. September erfolgte wirklich deB Übeirgang der Cdlöntte»
der iQensrale .Kledau. und Gottesheinli über :dfln liin). Eraterer ferhielt
^l«ibhBflitig den B«f^l^ seinen M&mnh nAch^I^reüihung von Faradorf
unvärwült übtr Xnning^ Landsbftrg, Mllndelbeim'nachMemmiingeh fbrt-
»uaotzwii w« er am Sl.SBptetDbeflf: eintreffe» mttBee) und moh niiiÖei-
iiecal, Wolfckehl i;gepin; Waldate und ■ Biberwcb : ihi V«fcbinduag' tv
JHta&a.hilbA, ■ .-.t.: .', ■'•■') ■,-■■ '■■■•! '■■■-■ ' '1' ■'■' '" .'iii >■ .■.■■! i
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Hack hatte namlüili'*" übar' ■^•an £rfolg' -A-eT Sendung des 'Filrsten
ädiwareeiibeDg'<hoaIt^k^in6''!Ma<tht>idlit' erkälten. ' Ejrferfohi' 'ata & Sep-
temberim.Btaanaaj «bgläidh' Biekt «.üb' offinetlei- 'Quelle, d'^ir der Sür-
filrst von Bayern München reriasseu und "sich »aftK Würzborg be-
geben- : habe; f^ver daaa 0icb die dteSBeits Msticben' geatandenen
Tni|ipaii Ulf die -Nachricht deS' VorHlckfihs ' dfn" 'öfrtärreicher nach
dM^FiStsidt atiräckgäaogte hatteoy und dasfl-sie aioh daaelbst und bei
Ulaasdninielii walltEm, um hinter die Dona^ zu sieheb, Ttelche ' matt
de .die Bemareatifilu^ifl awiaohen denS&teir^IiiBchen'ünd bayeriscBeä
Tmj^fin < aautmjehmeb geneigt' Bt:J)«iiia ' Obgleich dieses' Geruch, wlö
aus der Folge bervoi^eht, damals noch falsäh warj ' »i> 'roranlassto ea
äennclch!dQB''FML.'Mack,i nnverrreilt M&s#regähi äu ' ^i^relfbn, die den
Rückzug der Bayern viörhindem könnten; nachdem et überzeugt war^
dssK Seine- Msj^tftt'der Euser nicht' gesonnen sei; den' bayerhchen
Trappen die Möglichkeit bu lassen, sieb mit den Praüzosen zu ver-.
mnigen. , i ■ : ■ ■ > ■ .■,:.•■ '\- ' <
: deneral ä'Otte^eün erhielt daher den Befehl, den Oberst Gi^afen
Givallart von Bosenberg^Obeväuxteg€'rs mit einer Abtbeilung von vier
Escadronen und drei Bataillonen nebst vier KanoneU als Avantgarde,
aofbreoben nod Tag und Nacht über Landshut nach Neubui^ an die
Donau marachir^n Kn lassen. £}r sollte sich überall um die Stellung
ond Richtung ■ der bayerisohen Truppen erkundigen, ' um ihnen den
Bückxug abzusi^neiden , wobei er auch selbst über die Donau
KU gehen' habe, wen»' es der ausgesprochene Zweck nothwendi^
mache;:
Eine zweite Abtäeilung von zwei fiscadronen, zwei Bataillonen
und zwei E!«Tlonen habe eben so schnell nach Straubing zu mar-
seätPfiD, um diesen Ort und die Brücke zu besetzen, die dortige Gar-
nison zu bew^en, nach Landahut «nd Freysing abzugehen und jener
von Passao, falls sie schon ansmarsebirt wäre, den Weg abzuschneiden,
wenn sie aber noch in Passau stünde, ihr mit guten Worten oder
I>rohungen' d«i Abnug nach' EVeysing zu difctireri. StJhlicsalich habe
General Gottesheim mit dem Reste «eines Corps der Avant- Garde
unter OberWi Givallart dei^stalt zu folgen, da'as er 'nie weiter ala
eisen Harsch 'Von ihr edtfemt wäre.
Um 11 Uhr Nachts ' erhielt indeäseö Mackvoni' FHL. Fürsten
Sobwarzenberg einen Courier, welcher den Widerruf dieser bereits er-
griffen«» Massregel herbeiführte ■ und ihn bestimmte , das Truppen-
Co^ des Generals- Golteshrfm inrti der Richtung jenet des General*
Klenan folgen zu lassen. ' '.'''.
■• Am '6. September war Fürst Sehwftrzenberg'' ii München' ein-
g«tr«ffeni riinii hatte -s(^!di(*' Äbet den GügteötAnd': seiner Sendung
«hiö ' Audienz' bei deiB KurftLretMi gehabt, Wbbri' ilün''Äi^i''-dt6
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ao
mflndliclie Vereicberung seines EinvemtKadmiaes mit Österreich gab,
und von dem er am T. folgendes Eandbillet erhielt:
„Ich bin entschlossen, mein lieber Fürst I Sprechen Sie mo^^n
Früh mit meinem Minister Mont^eU«; er wird Ihnen meine Bfedingnngen
eröffnen; seien Sie solchen nicht zuwider."
Bei der hierauf erfolgten Zasammenkon^ bestätigte auch der
Hinlster den Entschluss des Eorfdrsten; die Bedingungen des Bei-
trittes waren folgende: die Oamison von München sollte zur Dispo-
sition des Knrfürsten verbleiben, wozu das Leib-Begiment und jenes
der Kurfüratin bestimmt wurden; dann sollten München und Nymphon-
burg mit einem angemessenen Umkreise tdq den ÖHterruohischen
Truppen nicht betreten werden. •
Auf diesen Ornndbediognisaen hätte den folgenden Tag die Über-
einkunft der Übei^abe mit Zuziehung des FML. Mack zu Haag er-
folgen sollen; allein alle diese Schritte der bayerischen Begierung hatten
keinen andern Zweck, als Zeit za gewinnen und die OsterreicbiBchen
Massregeln durch Sicherheit einzuschlsfem. Frankreichs Einfluss, ge-
leitet durch Montgelas, hatte bereits die Oberhand gewonnen und den
Kurfilrsten von vorae berein schon bestimmt, sich in die Arme
Frankreichs zu werfen.
Am 8. September sandte er seinen G-eneral-Adjutanten Nogarola
an Se. Majestät den Kaiser, um noch einmal die Erhaltung seiner
Neutralität nachzusuchen. Hierzu benutzte er als Vorwand den Auf-
enthalt des Kurprinzen in Frankreich, der damals eine Beise in
diesem Lande machte, und dessen persönliche Freiheit der Kurfürst
bei dem geringsten feindlichen Schritte gegen Frankreich als bedroht
darstellen Hess. Der mittlerweile am 8. erfolgte Übergang der öster-
reichischen Truppen über den Inn zeigte indessen dem Kurfürsten
deutlich, daas man Österreichischerseits entschlossen sei, ihm keine
weitere Wahl zu lassen, als sich gerade und offen für oder gegen
Österreich auszusprechen. Es eröoss sonach in der Nacht vom 8. auf
9. September der Befehl an die bayerischen Truppen, sich Ober die
Donau zurückzuziehen, und der Kurfürst reiste auch nnverweilt mit
seinM- Familie nach Würzbnrg ab.
Als am 9. die Qenerale Mack und Schwarzenberg in Haag ein-
trafen, erschien endlich ein bayerischer Oberstlieutenant, welcher das
Zurückbleiben der bayerischen Truppen abschlug und erklärte, dass
ihre Vereinigung mit dem österrei^ischen Heere nur das Besultat
einer vorausgegangenen Unterhandlung, keineswegs aber eine vor-
läufige Bedingung sein kOnne; dass der Kurfürst nie in die Auf-
lösung seiner Truppen willigen und lieber unterliegen, als sich diese
Bedingung gefallen lassen würde. FML. Mack forderte nun, dass die
bayerischen Truppen, da wo sie sich befänden, stehen bleiben sollten
während die österreichischen ihre Bewegoi^ fortsetzen würden. Diese
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Fordenmg bestimmte den bajeriaclien Offic!er, die Üaterrednog ab-
zabrechen. Die üBterreichischen Truppen räckten zma nnaufgehalteoi
vor; allein die bayerischen hatten eini^ Märsche voraus und g^engea
über die Isar und Donau nach der oberen Pfalz; ib Hauptquaiüar
kam nach Bamberg. Die angeknüpften Unterhandlungen wuidea Kwar
noch durch den Gesandten aan Wiener Hofe, Baron Grafenreuth, fort-
gesetzt, blieben aber ohne Erfolg.
Von Haag begab sich jetzt General Mack nach Ulm, um die
Linie der Uler zu bereisen, die er zur defensiven Aufteilung des
Heeres gewählt hatte.
Napoleons TTmtrielie In Detttsohland.
Napoleon war seinerseiits in Deutschland nicht nnthätig geblieben
nnd hatte mittlerweile alle Triebfedern seiner gewandten Politik ia
Bewegung gesetzt, um den deutschen Fürsten — deren kleinen Sinn
und Kurz sich tigkeit er genau kannte — Österreichs Benehmen zu
verdächtigen und somit wenigstens den Samen der Zwietracht in eine
Verbindung zu werfen, wo er bis jetzt immer nur zu schnell und
leicht Wurzel ge&sst hatte. Sein Geschäftsträger Bacher schilderte
seinei^eits in einer Note vom 11. September Österreichs Schritte als
einen Bruch des Lnneviller Friedens. Den Stoff dazu rnnsate die Er-
werbung Lindaus, die noch nicht getilgte, sogar für nichtig erklärte
venetianische Staatsschuld und Justiz- Verweigerung gegen Unterthanen
von Mailand und Mantua etc. geben. Bacher l^gte hinzu,, dass Kapoleon
jeden Angriflf des deutschon Reiches und vorzüglich Bayerns als eine
Kriegserklärung ansehe, und dass er sein Interesse nie von jenem der
deutschen Fürsten trennen werde, die er als seine natürlichen Ver-
bündeten betrachte. Andererseits liess er die ReichsstAnde auffordern, in
Verbindung mit Frankreich Österreich zur Einstellung seiner Rüstun-
gen zu bewegen und zu bewirken, dass es in Schwaben und Tirol
nur die zur Besetzung der Plätze nöthigen Garnisonen lasse und seine
Armee auf den Friedensfuss setze.
Diese Sprache Frankreichs hatte von jeher in Deutschland Ein-
gang gefunden und seine Angelegenheiten verwirrt. Das alte rftmiech-
deutsche Reich nahte sich seinem Unte^ange, imd dessen Fürsten
boten leider selbst dazu nur zu bereitwillig die Hand, wovon Mancher
es zu bereuen hatte.
Anfbrnoh der französisolien Armee naoh Deutsolüand.
Während österreichischerseits Schritte geschahen, die eine fried-
liche Ausgleichung der Mis^elligkeiten nicht mehr hoffen Hessen, hatte
auch Napoleon, dessen Heer, zom Kriege ganz gerüstet, mit Allem
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TOn^eu, der EUste Englands' gegenUbei*, ^^stentUeila aber bei Bou-
\ogae Btand, den Anfbmch seiner' Streitmacht nach Deutschland ange-
aydnet Die Kräfte, die' er dort verwendet könnte, waren detien öster-
micba weit aberlegen; sie beBtanden in 7 Corps nebst den kaiserlichen
öarden. Die zahlreichen Kationalgarden erlaubten ihm, diese Truppen
aiiewärtB zu verwenden. Von England stand vielleicht die "VerwUstung
einiger Küatenplätze zu befürchten , alaer keine Diversion, die Kapo-
leons Pläne i^ Deutschland durchkreuzen 'konnte. " i
Die Stärke und Vertheilimg der französischen Streitkräfte nach
ungefähren Angaben war folgende: |
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Leichte
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M a u ü
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Die DetACbemantB diegaB
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Sej bei MoDtreviUe. . .
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3
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1
80.000
Dia DelBchamenM illesei
c«-p*
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9
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1
3. Du CoipB d«a MaraelullB
Soult bei St. Omer . . .
6
10
91
10
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65.000
Die Detachemenla dieses
Corps .
_
' —
18
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8
i. Drs Corpi dra HuTBchalU
D»»odW b«i BpBgea. . .
' 4
10
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10 ,
40.000
Die DatHchemant» diesaa
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2
2
B. Dns Corps 3e» Marschall 8
Marniont Im LDf^er bei
ütreclit in Holland . , ,
3
6
15
e
i ■
15.000
unter General Monet , .
6
25.000
7. Daa Corps des Marschftlls
4
«
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8
8
2S.000
8. Die kaiserlichen Garden .
—
—
—
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—
10.000
g. Drb Corps des AUrscbAllH
Laniie» mit den Qrena-
■dlafen. . .
3.
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10. Die Reiteret, später rrllBi-
WirtWeil» WrteiiiMMMt . ■.
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998.000
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33
Die SeiteTei lag theils Iftngs der Küste, theils im Innern, in
HoUsad und Hannover, und bestand aus 2 Carabinier-, 12 Coraaeier-,
24 Dragoner- (die grOsstentheils bei Amiens nnd Compi^ne standen),
8 ChassenrB-, 6 Hnszaren-Regimentem.
Das 1. Corps — Marschall Bernadotte — brach am 2. September
von Hannover zugleich mit der Küsten-Armee bei Boulogne auf nnd
marsehirta tLber Oöttingen nach Würzburg, wo es am 30. September
eintraf.
Das 2. Corps — Divisions - Genra-al Mannont — gicng am 25.
September bei Mainz tlber den Bhein nnd nahm seine Richtung über
Frankfurt und Aechaffenbui^ nach Würzburg, wo' es sich seiner Be-
stimmung gemSsB mit dem ersten Corps vereinigte.
Das 3. Corps — Marschall Davoust') — überschritt am 26. bei
Mannheim, und
das 4. Corps — Marschall Sonlt — am 25. auf eiaer Schiff-
brücke bei Speier den Rhein; ereteres nahm seine Richtung über
Heidelberg nach Neckar-Elz, letzteres über Bruchsal nach Heilbronn.
Das 5. Corps — Marschall Lannes — gicng am 26. bei Kehl
über den Rhein und marschirte nach Ludwigsburg.
Das 6. Corps — Marschall Ney — setzte am 26, bei Durlacb
(Knielingen) über den Rhein nnd marschirte gegen Stuttgart.
Die Cavallerie-Reserve unter Murat gieng am 25. bei Kehl über
den Rhein und erhielt Befehl, aich einige Tage vor den Eingängen
des Schwarzwaldes aufzustellen und durch Streifzttge das Gerücht zu
verbreiten, als wolle Napoleon durch die Defil6en dea Gebirges zwischen
der Donau und dem Bodenaee hervorbrechen.
Der Artillerie-Park gieng am 30. September bei Kehl über den
Rhein und marschirte nach Heilbronn').
Blick auf den EriegrsBohauplatz und die soiistigen
VerMltnlsse.
Bevor wir nun in der Erzählung der Kriegsbegebenheiten des
kurzen, aber für Österreich inhaltschweren Feldzuges fortschreiten,
wird es noth wendig sein, einen Blick auf den Kriegsschauplatz und
auch auf die sonstigen Verhältnisse zu werfen.
Frankreichs geographische Lage, die Linien des Rheins — welches
Stromes es 1805 fast von seinem Ursprange bis zu seinem Aus&nsse
Meister wurde — und sein grosses F es tungs - System gaben ihm in
militärischer Hinsicht ein grosses Übergewicht über Deutchland, welches
durch keinen bedeutenden Strom, keinen Gebirgsrücken, keine Festungen
') Thiers achroibt Dftvont.
') Iri obiger Auftahlunif der frftnESflischen Streitkräfte übargicng der Verfusier
du 7. Corpa Aiigeresn nnd die KaiseTgarde. D. R.
ön«T. mitltlT. ZeiUcbiift ISIS. (Fcldinf IMt.) 3
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«Digermauien gegen Frankreich gedeckt war. Diese Begünstigung der
natürlichen Lage vermehrte noch der Übertritt der meisten Fürsten
des stidhchen Deutschland, wodurch sich mcht nur Napoleons Krttft^
in dem Masse als er vordrang, vermehrten, sondern sich auch zur Er-
haltung seines Heerea das fruchtbare Schwaben und Bayern freiwillig
darbot; — er konnte Bonach, faüt unbefeümmort um jede Verpflegungs-
Rücksicbt, eine überlegene Streitmasse gegen Öaterreich, und mit einer
Schnelligkeit, die auBser dem Gebiete der gewöhnlichen Berechnung
lag, entwickeln, gegen welche es mit den in Deutschland disponiblen
Truppen weder angriffs- noch vertheidigungaweise sieb messen konnte.
Rechnet man zu diesem Vortheile auch noch das wirklich vor-
handene Übergewicht an materiellen Streitkräften, welches auf Frank-
reichs Seite 80 bedeutend war, und bringt man noch Napoleons Genie
als Herrscher und Feldherr zugleich in Anschlag, so stellt es sich
klar beraua, data dfis österreichische Heer nur mit einem seltenen
Grade geistiger und moralischer Kraft oder merkwürdigem Glücke im
Stande gewesen wäre, das Feld gegen Napoleon zu behaupten.
Der ganze Kriegsschauplatz bildet ein grosses Viereck, vom
Rheine bis zu den Karpathen, von den Gebirgen von Vorarlberg,
Tirol, Salzburg und Steiermark bis zu den Ufern des Mains und einer
Linie, von Eger über Prag nach Olmütz gezogen, — beschränkt sich aber,
im Grossen betrachtet, auf das Flussgebiet der Donau, welches an der
nördlichen Seite durch den europäischen Hauptrücken . begrenzt wird.
Dieser Hauptgebirgazug begleitet Anfangs in ziemlicher Nähe das linke
Ufer der Donau, erst unter dem Namen des Schwarzwaldea, dann der
rauhen Alp, zieht sich als Fichtel-Gebirge um die Ursprünge des Mains,
der Naab, der Eger und Saale, nimmt weiter den Namen des Böhmer-
Waldes an, bildet als solcher Böhmens wesdiche Grenze, tritt dann
wieder näher an die Donau heran, bestimmt die Grrenze zwischen
Österreich und Böhmen, engt aber das Thal der Donau bedeutend
«n. Auf dem weitem Zuge wendet sich der Hauptrücken unter der
Benennung der mährischen Gebirge nördlich, bildet die Girenze zwischen
Böhmen und Mähren und zieht sodann unter der Benennung der
Sudeten und Karpathen weiter nach Osterreich fort. An der süd-
lichen Seite des Flussgebietes der Donau zieht die Wasserscheidung
durch die Hochgebirgsländer von Vorarlberg, Tirol, Salzburg und
Steiermark, von wo die Gewässer meistens in nördlicher Richtung der
Donau zuöiessen und mehrere hinter einanderhegende Vertheidigungs-
linien bilden.
Alle diese Gebirge haben zum Theil schwierige Defil4en, wie
K. B. der Schwarzwald, das Höll- und Kinzing-Thal ; sie bilden aber
keine grossen Naturbindemisse, da sie der unbedeutenden Breite wegen
in wenigen Märschen passirt werden können; auch gibt es auf beiden
Donauseiteu nach allen Richtungen gute Strassen, wodurch das Fort-
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kommeii mit Ärmeefuhrwerken und die Zufiilir von LebensbedÜrfmBBen
keinen Schwierigkeiten unterliegt
Da» grösflte Naturhindernise anf dem ttBtUchen Abfalle des Kriega-
BchauplatzeB bildet ohne Zweifel die Donau. Unterhalb Regensburg
zieht der Strom meistens mit gsBammeltem Wasser und reissendem
Lauf, nördlich von den Äbl^Uen des Böhmer-Waldea, südlich von jenen
der norischen Alpen begleitet durch Österreich. Bei Krems tritt sie
in die Ebene von Nieder-Österreich , berührt das ans der Geschichte
bekannte Marchfeld und theitt sich in viele Arme, wodurch sich mehr
oder minder bedeutende Inseln bilden. Hier finden sich auch mehrere
Übergangapunfcte, die aber wegen der Bedeatendheit des Stromes immer
ihre Schwierigkeiten behalten. Unfern Preasburg berührt die Donau
die tmgariacho Grenze. Von Ulm an beginnen ihre Übergänge be-
schwerlicher zu werden. Ulm selbst ist von grosser strategischer Wich-
tigkeit, denn hier vereinigen sich eine Menge Strassen; ee ist daher
als eine centrale Stellung zu betrachten, von welcher aus man mit
gleichem Vortheil die Operationen gegen alle Punkte der feindlichen
Basis richten kann; es liegt an einem steilen Abfalle der rauhen Alp.
Von hier entfernt sich dieser Gebii^srücken von der Donau und Ifisst
zwischen sich und derselben eine ein bis zwei Meilen weite Ebene.
Zwischen Ulm und Donauwörth gibt es mehrere Ubergangspunkte, als:
Leibheim, Gänzburg, Laningen, Dillingen; doch ist das rechte Ufer
fast überall vom linken beherrscht. Von Donauwörth bis Regensbtu'g
fehlt ea ebenfalls nicht an Uebergängen, als: Neuburg, Ingolstadt etc.
Von Donauwörth bis Neuburg begleitet ein sanftes Mittelgebirge den
Strom, welches sich in eine Ebene verliert, die durch die tiefen Thäler
der Altmühl, Laaber und Kaah begrenzt wird. Schroffe Ablälle be-
zeichnen sodann ihr linkes, Ebenen und hie und da Sümpfe ihr rechtes
Ufer. Ingolstadt wird wichtig, weil es eine zerstörte Festung mit
Brückenkopf ist, deren Herstellung — zu gehöriger Zeit unternommen
— vortheilhaft gewesen wäre. Von Rogenaburg bis zum Einflüsse der
Isar ist das rechte Ufer flach, das linke steiL Bis Erems ist durch,
gehends das linke Ufer aus steilen Abfällen gebildet, und es beherrscht
das rechte; deshalb sind auch die einzigen Ubergangspunkte Linz und
Mauthausen von dem rechten Ufer auf das hnke schwer zu erzwingen.
Unterhalb Bj-ema sind mehrere Übei^änge möglich, die vorzüglich
durch die vielen Auen begünstigt werden: bei Tnlln, Nussdorf, Wien,
und jener durch die unterhalb Wien liegende Insel Lobau, die das
Jahr 1809 berühmt gemacht hat
Die der Donau zuströmenden GewKsser theilen sich in die nörd-
lichen und südlichen; die wichtigsten derselben, denen wir in mili-
tärischem Betracht wenig Aufinerksamkeit widmen, sind:
l. Die Bier; sie entspringt auf den nördlichen Abfällen einea sich
an der dreifachen Grenze von Grauboadten, Tirol and Vorarlberg ab-
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lösenden Zweiges der Ealkgebirgakette, verlSBat das hohe Gebirge ober-
halb Immenetadt, geht bei Kempten vorbei und filllt oberhalb Ulm in
die Donau. Ihre Ufer sind mcbt sehr steil , dach wllrde sie , da sie
sehr waaserreich ist, der Vertheidigasg grösserö Yortheile darbieten;
wenn sie nicht durch dn Land äösse, tto sich so zahlreiche Ver-
bindungen und Brtlcken befinden. Von der lUer his zum Ursprung
der Donau besteht das Land aus einem sanften Mittelgebirge; es ist
sehr cultivirt und bevölkert, und f<^lich reich an Communicationen.
Die Riss, die Schassen und Oatrach bilden auf dieser Seite ebenfalls
Defilöen.
2. Der Lech entspringt im sogenannten Homspitz auf dem Tannen-
berge in dem Gebirgsrücken, der Vorarlberg von Tirol scheidet Bei
Reutte verlässt er dieses Land. Bis Landsberg sind seine Ufer steil^
dann tritt er in die Ebene und bildet viele Auen; daher fehlt es von
Landsberg bis zum Einäuss in die Donau nicht an Übergängen; die
vorzüglichsten sind Augsburg und Rain.
3. Die Isar entspringt in Tirol ober dem Hellerberge, geht beim
Passe Schamitz aus diesem Lande, diesst bei München und LandsKut
vorüber und fällt bei Deggendorf in die Donau. Die hohen, sie bis
Tülz begleitenden Berge verflachen sieh nach und nach in Mitteige- ^
birge und endlich in die Ebene. Sie bildet in ihrem Laufe bedeutende
Moräste, worunter der 19 Stunden lange und fast eben so breite
Moos-Kessel, zwischen ihrem rechten und dem linken Ufer der Ammer,
bekannt ist Aus dieser Ursache sind ihre Übergänge fest durch-
gehends mit Schwierigkeiten verknüpft Die vorzüglichsten sind: Mün-
chen, Freising, Moosbui-g, Landahut, Digolfing, Landau und PlattÜug.
4. Der Inn entspringt am Malojaberge in Granbündten, fliesst
durch das Engadin und Tirol und fällt bei Pasaau in die Donau.
Nachdem er die hohen Gebirge verlassen, bogleitet ihn bis Braunau
ein Mittelgebirge; dort öffnet sich das Land; das rechte Ufer überhöht
das linke. Seine Übergangspunkte sind beschwerlich; die besten sind
bei Rosonheim, Wasserburg, Krayburg, Mübldorf, Neu-Otting, Marktel,
Braunau und Schärding. Er nimmt zwischen Neu-Ötting und Marktel
die Alz, und bei Winnelham die Salza auf; beide Flüsse strömen in
einem steilen Defil6 und bilden mit dem Vertheidigungssystem des Inu
ein Ganzes.
5. Die Traun entspringt beim Markte Aussee aus der Gebirgskette,
die Österreich von Steiermark trennt. Sie bildet in ihrem Laufe den
Hallstädter- und den Traun -See und fällt bei Zitzlau in die Donau.
Bis Lambach fliesst sie zwischen steilen Wänden; dort erweitert sich
das Land. Ihre besten Übergangspunkte sind Lambach, Wels, Ehels-
berg. Dieser letztere Punkt ist nicht unwichtig, da er die Haupt-
Operationslinie sperrt; durch einen Übergang bei Wels aber kann er
umgangen werden.
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6. Die Enns entspringt nördlich der Radatädter Tanem in Steier-
mark and fällt Mauthhansen gegenüber in die Donau. Sie lauft in
einom steilen Thale, das sich zwar bei Steyer etwas verflacht, aber
fortwährend bis faat zu ihrem Auaflusae schroffe Ufer behält Ihre
bequemsten Übergangspunkte sind bei Temherg, Steyer und Enns,
die aber säramtlich mit Schwierigkeiten verbunden aind.
Die weiter Östlich der Donau rechts zuströmenden Wässer haben
keine milit&riache Bedeutung, weshalb wir ihrer nicht erwähnen.
Die am linken Ufer in die Donau fallenden Gewässer sind weniger
wichtig als die erwähnten; sie haben zwar grösstentheils steile TTfer
und bilden Defilöen, sind aber dennoch zu unbedeutend, um als Stellung
benutzt, oder als einigermassen bedeutende Hindemisse betrachtet weiden
z« können. Die vorzüglichsten sind die Wemitz , die Altmühl , ilie
Naab. Aus Mähren strömt der Donau noch die March zu, die doi-t,
wo sie einige Bedeutung erhält, meistens flache Ufer hat
ADe diese Wässer, besonders die südlichen, können zwar als
Stellungen betrachtet werden, allein sie bilden fttr sich keine selbst-
ständigen Linien; ihre Haltbarkeit hängt einerseits von dem Besitze
- der hohen Gebirge, andererseits von dem Besitze des Donau-Defilös
ab. Ein Heer, das Meister der Donau-Übergänge ist, ist auch zugleich
Meister aller dieser Linien. Allein es ist eine sehr schwierige Aufgabe,
alle Übergangspunkte von Ulm bis Eegensburg zu vertheidigen ; diese
Strecke erfordert eine Kraftanflösung, die am Ende dennoch nicht das
gewünschte Resultat hervorbringt. Um da^i Defil6 der Donau zu ver-
theidigen, muss man Meister beider Ufer sein. In dem Masse als sich
diese Linien der österreichischen Grenze nähern, erlangen sie melir
Seibstständigkeit; denn unterhalb Passau hat die Donau wenig Über-
gänge mehr, und das linke Ufer, durch die letzten Abfälle des Böhmer-
Waldes gebildet, ist arm an Verbindungen; die Vertheidigungslinien
werden kürzer, und das Thal der Donau bedeutend enger. Die Enns
würde deshalb beaondarB manche Vertheidigungs-Vortheile darbieten,
allein es wird ihr rechtes Ufer von dem linken beherrscht; auch fehlt
es Ilinga des ersteren an hinreichenden Verbindungen.
Die Gewässer des Main und Neckar hatten auf den vorliegenden
Feldzug keinen Einfluss, weshalb wir sie hier übergehen.
Von Frankreich führen zwei Haupt-Operationslinien gegen die
westliche Grenze Österreichs. Die nördliche von Mainz über Würzbnrg
nach Nürnberg, von wo sie sich, nach dem Lauf der Operationen, ent-
weder links nach Prag, oder rechts nach Regensburg wendet, um sich
hier mit der südlichen zu vereinigen, die in mehreren Zweigen von
Mannheim über Heilbronn und Nördlingen gegen Donauwörth, oder über
Stuttgart nach Ulm, sowie von Strassburg durch die Defil^en des
Schwarzwaldes auf das rechte Donau-Ufer, über Stockach gegen Mem-
mingen, oder über Möskirch gegen Ulm führt Von Ulm zieht diese
38
OperatioBslinie entweder über Augsburg gegen Regensbnrg oder Mün-
chea und von dort gegen den Inn in verocbiedenen Zweigen, die
endlicb jenseits Enns in die grosse Strasse znsammenfliesBen und un-
getbeilt gegen Wien laufen. Auf dem Linken Donau-Ufer ist von Regens-
burg gegen Wien keine Operation möglieb, ausser durch Böbmeu.
Der wichtigste Punkt an der Donau in Österreich ist Wien; hier
äiessen alle grossen Strassen der Monarchie aus Böhmen, Mähren,
Ungarn, Italien und aus dem deutschen Reiche zusammen , und dieses
Vereinigen der Haupt-Operationslinien gibt Wien einen grossen strate-
gischen Werth, der durch dessen statistische Wichtigkeit als Haupt-
stadt des Reiches noch vermehrt wird. Wien ') war zwar 1805 noch
eine durch einen baationirten Hauptwall und Ravelins fönnlicb ge-
schlossene Festung, allein die mit einer grosseu Hauptstadt verbundenen
Übelstände Hessen nicht zu, dass man daraus den möglichen Nutzen
schöpfe. Es blieb unvertheidigt.
Diese beiden Haupt-Operationslinien sind durch eine Menge Trans-
versalen mit einander verbunden, da der vorliegende Kriegsschauplatz
das Horz und die fruchtbarsten Provinzen Deutschlands umfasst; die
£arte zeigt dies am deutlichsten.
Die westliche Grenze des österreichischen Kaiserstaates hat wenig
militärische Kraft; sie ist so wie der ganze Kriegsschauplatz von der
Donau durchschnitten und dadurch gleichsam in die Provinzen des
rechten und linken Donau-Ufers getheilt. Die Grenze zwischen Öster-
reich und Böhmen ist sehr gebirgig und hatte nur eine Strasse von
Eudweia über Freistadt, die diese bdden Provinzen mit einander ver-
bindet. Durch das Thal der Enns führt eine wichtige "Verbindung
nach Leoben in Steiermark auf die Communication des Heeres in Italien.
Sehr günstig für Österreich ist die Lage Tirols; es bildet mit
Vorarlberg eine grosse natürliche Festung und beherrscht wie eine
solche die Ebenen der Lombardic und Bayerns. Die österreichischen
Heere von Italien und Deutschland bieten sich durch Tirol die Hand
und können sich wechselseitig mit einer Schnelligkeit unterstützen,
welche bei dem französischen Heere nicht zu erlangen war, selbst
nicht, wenn es Meister der Schweiz wäre. Allein das Land selbst
ist wie jedes Gebirgsland zn arm, um Heere ernähren zu können.
Der Transport der Lebensmittel beschränkt sich auf den Zug der
Hauptthftler; zudem fohlt es Tirol an einem Waffenplatz, wo bedeutende
Vorräthe aufgehäuft werden könnten.
Auch das Innere der Monarchie hatte keine Festung, welche
einigermassen auf den Lauf des Krieges einwirkte , ausser Obnütz in
Mähren.
') D. h. die sogenaDQte iDoere Stadt, alao nur ein kleiner Tliell der Ke«ideni,
auf 700 Schritt Distanz voa an* gedehnten VorBtädton nn^beD. D. K.
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Über die Basinmg der belderseitigeii Operationen dieses Krieges
lOsBt Bich nicht viel ea^n. Frankreichs treffliche Rheingrenze mit
seinen Festungen ist zn bekannt. Napoleon liess in letzteran, vor-
züglich in Mainz, StraBsburg, Neu-Breiaach , die zu ihrer Verstärkung
und Ärmirung nöthigen Arbeiten vornehmen ; auch Kehl und Alt-
Breisach wiirden durch Herstellung der Erdwfllle nnd Palissadirungen
zu vertheidigUDgeälhigen Plätzen umgeachaffen. Die Operationen öster-
reichischer Seits entbehrten einer ähnlichen Basis', sie beruhten auf
falschen Berechnungen der feindlichen Bewegui^en und Streitkräfte;
keine Yerschanzung im Kücken der Armee deckte ihren Rückzug, kein
Brückenkopf über den Inn oder die Enns sicherte die Vertheidigung
dieser Flüsse. Im Gegentheil wurde ans Braunau alles Kriegsgerätho
and Festungageschütz nach Ulm und Memmingea geschafft Braunaa
hätte leicht in Vertheidigungsstand gesetzt werden können, da es eine
bastionirte Umfassung und nasse Gräben hatte. Napoleon zog, wie wir
später sehen werden, bessern Nutzen daraus. Auch Eger in Böhmen,
fi-eilich ohne alle strategische Wichtigkeit, gieng ein, und das dort be-
findliche Geschütz ward mit der Besatzung nach Ingolstadt beordert.
Nur an Salzburgs Befestigung ward gearbeitet Kurz das Schicksal
der Armee blieb filr den Fall eines Rückzuges dem Zufalle überlassen,
und statt für diesen Fall Vorsichtsmaas regeln zu treffen, erschöpfte
Mack seine Kräfte an der Linie der Iller, um Ulm und Memmingen
in Vertheidigungs zustand zu setzen.
Durch die NeutraUtät der Schweiz und Preussens hatten die
Operationen in Deutschland eine bestimmte Richtung erhalten. Die
Planken der Stellung an der Hier schienen dadurch gedeckt, ein An-
griff Böhmens oder eine Umgehung auf dem linken Donau-Ufer durch
Franken nicht möglich, denn Preussen hatte standhaft mit bewafineter
Hand die Behauptung seiner Neutralität erklärt und am 8. September
60 Bataillone nnd 65 Eacadronen mobil gemacht, die zum Theil im
Anspachischen standen. Dieser Umstand rechtfertigte einigei-massen
die vorgefasste Meinung Macks von der Vortrefflichkeit der Stellung
an der Hier, Immer aber war diese zu weit vorgeschoben. Die Be-
stimmung des österreichisch-deutschen Heeres, nach den im Haupt-
Operationsplan angenommenen Gmndsätzen, war: so lange verthei-
digungsweise zu Werke zu gehen, bis in Italien eine Hauptschlacht
gewonnen, und die russischen Hilfsvölker nahe genug wären, um nach
ihrer beiderseitigen Vereinigung auch an der Donau angriSsweise vor-
gehen zu können. Die Vereinigung mit den heranziehenden Russen
heas sioh aber durch die Aufstellung hinter der Bier nur so lange
sichern, als man Meister des linken Donau-Ufers und aller zahlreichen
Ubergangapunkte zwiachen Ulm und Regensburg bheb. Sie hatte den
nnverkennbaren Nutzen, dass sie die Verbindung mit Vorarlberg, Tirol
nnd ItaUen deckte; doch gerade hieraus zog man gar keine Yortheile.
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Allein ancfa taktisch gebrach es ihr an den nOth^en Eigenschaften
einer lange zn behauptenden Vertheidtgunga-Stellang , daea nicht ge-
lang, die höchst wichtigen Paukte Ulm, Memmingen tmd Kempten in
den Zustand einer selbstatändigen Vertheidignnga&higkeit zu veraetzen.
Die Möglichkeit, durch einen Donau-Übergang von Ulm aus auf die
Operation slinie des Feindes zu wirken, war ein in dem etrat^ischen
Werthe Ulms gegründeter Vortheil, welcher leider ans Unentschlossen-
faeit des FML. Mack unbenutzt blieb, den aber auch Napoleon durch
aeine gegen Ulm vereinigte Übermacht zum Theil entkräftete. Ein
längeres Verweilen in der Stellang an der Hier muaste daher das
österreichische Heer gegen seine Bestimmung in eine entscheidende
Schlacht verwickeln, oder in die — später wirklich eingetretene —
unglückliche Lage versetzen, sobald g» in Unthtltigkeit dem Feinde
Zeit liesa, durch einen Übergang auf das rechte Donau-Ufer seine Hanpt-
veo-bindnng mit dem Inn und den herbeieilenden Kuseen, und durch
die Wegnahme Hemmingens auch jene mit Tirol abzuschneiden.
Am 15. September traf Mack in Ulm ein und hof^ nach Be-
sichtigung dieses Platzes, ihn bis zur Ankunft der Franzosen in halt-
baren Stand zn setzen. Der Michels- und Frauenberg, von welchen
aus Ulm gänzhch beherrscht wird, mussten durch eine Linie mit der
Stadt verbunden werden.
Weder in den Feldacten, noch im Genie-Archiv fend sich eine
genaue Darstellung der im Feldzuge 1806 zur Befestigung dieses wich-
tigen Punktes unternommenen Arbeiten, und wir können daher nur
ein beiläufges Bild seines Zustande» hier entwerfen. Ulm, wie früher
erwähnt, am Fusse eines Abfalles der rauhen Alp am Buken Ufer der
Donau liegend, vereinigt die vom rechten Ufer kommenden Strassen
von Augsburg aber &ünzburg und von Kempten über Memmingen;
am linken Ufer laufen hier die Strassen von Nördlingen, von Stuttgart
über Geislingen, von Stuttgart über Blaubenren, dann j«ie von Möa-
kirch, die sich oberhalb Ulm mit der von Stockach kommenden ver-
bindet, zusammen. Es ist am linken Ufer von Anhöhen umgeben, die
in noch wirksamer Kanonenschusaweite die Stadt beherrschen; der
Michelsberg ist die wichtigste von ihnen. Die Stadt hat kleine enge
Strassen, meistens von Fachwerk aufgeführte Häuser, deren Zahl bei
1500, sowie die der Einwohner 15.000 beträgt').
Auf dem rechten Ufer war ein Brückenkopf mit einem ver-
schanzten Lager angelegt, welches bei geringer, höchstens 100 Schritte
betragenden Tiefe des Raumes sich mit sehr verschiedenartigen, un-
regelmässigen, aber zusammenhängenden Erdschanzen, doch längs der
ganzen Stadtbefestigung, nämlich auf 1900 Schritte auadehnte. Eine
Ponton- und eine Jochbrücke, fUr welche sich Durchbräche in den
') 8iebe Tafel Nr. B.
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>41
Stadtmaaem befaDden, dieoten znr Yerbindang mit diesem Xioger;
ausser der gemauerten Brücke, die ttber eine mit dem alten gemauerten
Brückenkopf befestigte Insel in die ans einer 1797 regnlirten , in
einem Ravelin bestehende, ügentlicbe Rubere BrückenBcbanze am
recbten Ufer führte.
Die verschanzte Stellang begann oberhalb der Stadt an der
Donan, bei der Höhe der sogenannten Zi^elhUtten, zog in einem
Htdbkr^e ttber Aeia Michels- and Oeiabei^, bis auf die Strasse von
Heidenbeim, wo sie sich an die Werke der Stadt anschloss, und die
tiefliegenden WieseogrUnde bis an die Donau durch gezogene Wasser-
gräben abgeschnitten waren. Es gebrach an Zeit, diese Stellung diirch
eine Linie zu sohlieesen; daher waren nur die anagezeiclinetsten und
beherrschenden Funkte mit abg^onderten Werken verschanzt').
Memmingen lag im Mittelpunkte der Stellung, und hier vereinigen
sich die Strassen von Strassburg und Schaffhanaen. £s hatte eine
alte Stadtmauer mit Thttrmen nebst Grab^i, vor welchen man neun
Fleschen von Erde anfwarf, die aber wie die Arbeiten von Ulm, des
fortwährenden Regens wegen, nicht die nothwendige Stärke erhielten.
Sudöstiich wird die Stadt von dem 1600 Schritte entfernten Hühner-
berge beherrscht. Die Höhe am rechten Ufer der Ach, über welch©
die Mindelbeimer Strasse fuhrt, ist zu weit entfernt, um der Stadt ge-
fährlich zu werden. Letztere hat 9000 Einwohner und meist von Ziegeln
gebaute Häuser in breiten Strassen.
Kempten war der Anlehnungspunkt des linken Flügels ; dieser kleine
Ort, der die vom Bodensee und aus Voraribei^ kommenden Strassen
vereinigt, war mit einer Mauer und einem (jh-aben umgebe n and sollte
gleichfalls in Vertheidigungsstand gesetzt werden. Zur vollkommenen
Deckung des linken Flügels ward der Bau eines Brückenkopfes vor
Lindau nebst einer grösseren geschlossenen Verschanznng seitwärts
dieser Stadt angetragen. Auch die Stellung hinter der Argen sollte
durch Kunst verstärkt wra^en ; sie lief von Isny, bei Eisenbardt, Wan-
gen, Neu-ßavensburg, Roggenzeil und Eamptersweilen vorbei, über die
Höben von Lindau an den See und schloss in einer zweiten Linie
die Befestigung der Strecke von Schönbüchel bis zum Pftnderberg
am linken, nnd der Qegend von Immenstadt am rechten Flügel
mit ein.
Die später erfolgte Beorderung des Corps von Vorarlberg an die
Donau war Ursache, dass dien Arbeiten, mit Ausnahme der Lindauer
Brückenscbanze, welche noch aus früherer Zeit bestand, unterblieben.
Nur die Stellung bei Hobenems und Feldkirch ward verschanzt und
einigermassen in haltbaren Stand gesetzt.
'} Utah ActeD in k. k. Genie-ArcIÜTei waren die Vorwerke grOsHtentlieila
demolirt f^weeen, nnd erat vor Ausbrach des Erieft^i uothdarftig in Stand g^Retxt
worden; gegen einen energiiches Angriff daher weni;; krKftig. , . D. B.
Ankunft des Erzherzogs "bei der Armee.
Am 19. September traf der Erherzog Ferdinand in Alt-Ötting ein.
Die Verhältnisse des Erzherzogs zum General • Quartiermeister
Mack verdienen einige Erwähnung; sie sind so seltsam, dass die Ge-
schichte keine ihnen ähnliche darbietet, und ancb der tägliche Commando-
■wechael der römischen Consnln nicht damit verglichen werden kann. Ohne
Zweifel Hegt darin zum Theil der Grund des später erfolgten nnge-
heuren Unglücks der Armee. Der Erzherzog war der Form nach
Oberfeldherr, — dem Weaen nach war es Mack; dieser besäss das Zu-
trauen des Monarchen, und dieses Zutrauen rüstete ihn mit Vollmachten
aus, die viel zu ausgedehnt waren, als dass sie neben der Würde eines
Oberfeldherm bestehen konnten. Er sollte durch Rath die Jugend des
Erzherzogs unterstützen, allein er handelte selbstständig und im Kamen
des Kaisers, so dass dadurch unmittelbar eine Reibung zwischen ihm
und dem Erzherzoge entstehen mnsste, dessen jugendlichem Feuer es
unmöglich zusagen konnte, der Repräsentant einer Würde zu sein,
deren Macht er in der Hand eines Andern sah. Überdies brachten
schon die Jugend des Einen und das Alter des Andern Ansichten her-
vor, die einander entgegengesetzt waren und, sobald sie von beiden
Theilen mit Heftigkeit verfochten wurden, auf den Lauf der Operationen
lähmend einwirken mussten.
Diese unglückliche Spaltung des militärischeQ Oberbefehls Suaserte
gleich bei den ersten Schritten ihre nachtheilige Wirkung.
Der Erzherzog hatte bei seinem Abgehen von Wien vom Kaiser
ein Handbillet bekommen , mit dem Befehle , die aus 30 Bataillonen
und 30 Escadronen bestehende Vorhut der Armee, die bereits bis an
die Iller vorgerückt war, dort aufzustellen und, wenn ea zweckmässig
gefunden würde, auch einzelne Abtheilungen weiter vorzusenden, damit
der feindliche Vortrab am zu weiten Vordringen gehindert werde. In-
dessen sollte die Vorhut, so lange die Franzosen keine Feindseligkeiten
ausübten, sieh auch ihrerseits derselben enthalten; sie sollten sich in
dem Masse als jene vorrückten, nach und nach zurückziehen; die Hier
oder auch eine andere Linie, die der Einsicht des Feldherm über-
lassen blieb, sollte die Grenze sein, wo man den Franzosen zu er-
klären hätte, dass jedes weitere Vordringen mit Gewalt zurückgewiesen
werde. Alle Dispositionen sollten so getroffen, die Armee so vertheilt
werden, dass sie nicht vor Ankunft der Russen angegriffen würde, ehe
aie durch erhaltene Verstärkungen dem Feinde hinlänglich gewachsen
wäre. Es sollte zwar auch nicht nnnöthiger Weise mit der Armee
zurückgegangen, dieselbe so wenig als möglich vertheilt und durch
unnütze Märsche ermüdet werden.
Im Einklänge mit diesen Instmetionen stellte der, Erzbsrxog das
eilige Vorrücken der Colonnen ein und liesa jene der Oenerale Riesch,
Gynlai und Kienmayer, die ebenfalls gegen ^e Bier im Marsche be-
griffen waren, zwischen der Isar und dem Lech halten, mit der Absicht,
diese 33 Bataillone und 48 Escadronen im Einverständnisse mit Mack
so zu verlegen, dass sie bei Annäherung des Feindes nach Umständen
am Lech oder Inn gesammelt werden köunten. Der Erzherzog hielt
es gegen den Sinn der erhaltwien Instmction , mit seinen Streitkräften
weiter Torzugehen ; auch wollte er das moralische Gefühl der Armee
beim Beginn des Feldznges nicht gleich durch RUckzflge nieder-
schlagen.
Die Vorhut sollte, falls sie über die Hier gegangen wäre, zurück-
gezogen werden und nur einzelne Cavallerie - Entsendungen zur Be-
obachtung jonseita aufsteUeo. Die Truppen waren dnrch anhaltende
Eilmärsche sehr ermüdet, und das Nachkommen der Transporte und
dringendsten Bedürinisse so verspätet, dass zur Herstellung der Ord-
nung einige Euhe höchst nöthig war.
Der Erzherzog sandte zugleich dem längs der Hier herumreisenden
FML. Mack den Befehl zu, nach München zu kommen, um sich noch
vor Ankunft des Kaisers bei der Armee mit ihm über ihre Aufstellung
besprechen und ihre beiderseitigen Ansichten über die erforderiichen
Massregeln nach dem Sinne der erhaltenen Weisungen berichtigen
zu können.
Allein Mack setzte seine Keise von Memmingen, wo er den Be-
fehl des Erzherzogs erhalten hatte, nach Kempten fort In einem Be-
richte vom 20. an den Erzherzog suchte er die hohe Wichtigkeit dar
Stellung an der Iller zu beweisen und beschwor ihn bei dem Wohle
des Vaterlandes, den Marsch der zum Halten beorderten Truppen fort-
setzen zu lassen.
Der Kaiser trifft bei der Armee ein.
Ohne sich durch Mack's Vorstellungen irre machen zu lassen und
das angeordnete Halten der Truppen zn widerrufen, gieng der Erz-
herzog am 20. nach München, wo zugleich auch Sr. Majestät der
Kaiser eintrafen. Sr. Majestät befahlen sogleich, dass die zum Halten
beorderten Truppen ihren Marsch fortsetzen sollten. Es ist nicht wahr-
scheinlich, dass- Mack sich wegen Fortsetzung des Marsches bereits
unmittelbar an Sr. Majestät gewendet hatte, da der Bericht Mack's an
den Erzherzog und der Marschbefehl, welchen der Kaiser persönlich
ertbeilte, beide vom 20. Nachmittage sind. Es geht folglich daraus
hervor, dass der Kaiser ein grosses Vertrauen in die Anordnungen des
General-Quartiermeisters setzte.
Am 21. gieng der Kaiser nach Landsberg, wohin sich auch der
Erzherzog und Mack , begaben. _^
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Die letssten Versuohe, die Sayem mit den österreiohem
zu Terelni^n. — A-afätellunsr iiud Bestimmung: des Corps
EienmayeT.
Da die Versncbe fehlschlugen, die bayerischen Truppen, die bei
Amberg standen, mit den Österreichischen zu vereinigen, so wurde von
Landsberg aus am 23. die Aufstellung eines Corps bei Neuburg an-
geordnet, um sowohl jenes Corps DJlchst Amberg, als das Bemadotte's,
von dessen Bewegung gegen Würzburg man bereits Nachricht hatte,
zu beobachten. Zu diesem Ende erhielten die in Böhmen zürückge-
bhubenen, am 8. nach Deutschtand beorderten 4 Batfullonc des Re-
giments Qemmingen nebst einer in Eger gestandenen Division Hohen-
loho-Dragoner Befehl, gegen Amborg, sowie das Uhlanen-Regiment
Merveldt, über die Donau gegen Eichatädt vorzurücken. Ausser diesen
Truppen wurden nach Neuburg und Ingolstadt noch 16 Bataillone nnd
24 Escadronen, im Ganzen also 20 Bataillone und 34 Escadronen, be-
stimmt, worunter jedoch 10 Batmllone und 16 Escadronen begriffen
sind, die erst vom 22. bis 29, September am Inn erwartet wurden.
Diese 10 Bataillone mussten, sowie die der Armee nachrückenden
20 Grenz-Bataillone doppelte Marsche machen und wurden abwechselnd
auf Wagen gefahren, so dass diese 10 Bataillone am 1. October am Orte
ihi er Bestimmung eintreffen konnten. Den Oberbefehl über dieses Corps
erhielt FML. Kienmayer,
Unterdessen waren die Unterhandlungen wegen Übergabe der
bayerischen Truppen durch den dem Kurfürsten gefolgten Öster-
reichischen Gesandten Buol-Schauenstein fortgesetzt worden, der dem
Kurfttrsten noch einmal vorzustellen hatte, dass der Kaiser von Öster-
reich unter keinem Neutralitäts -Verwände irgend ein Truppen-Corps
eines deutschen Fürsten im Rücken dulden könne. Würde diese letzte
Erklärung zurückgewiesen, so sollte so manövrirt werden, daas die
bayerischen Truppen bei vergeblicher Aufforderung mit Gewalt zur
Niederlegung der Waffen vermocht würden. In diesem Falle sollten sie
den österreichischen und russischen einverleibt, oder, wenn es die Um-
stände räthlicher machten, entlassen werden. Allein am 25. brachen
diese Truppen aus der Gegend von Amberg und Sulzbach auf und
zogen sich nach Bamberg, worauf die Unterhandlungen über diesen
Gegenstand gänzlich abgebrochen wurden.
Der Kaiser verlässt die Armee.
Die Herannäherung des ungarischen Landtages erheischte die
Gegenwart Sr. Majestät des Kaisers. Allerhöchst derselbe verhess am
26. die Armee; die kaiserlichen Feld -Equipagen aber blieben bei ihr
45
zurück. Vor Beinem Abgänge fuid der Kaiser fOr nOthig, dea bei der
deutschen Armee als General * Qutaüermeiater tuigastdlten General
Meyer dieser Stelle zu eotliebeii und als Brigadier in der Armee eia-
zutheilen.
Noch Tor Sr. Majestät Abreise erschien am 25. das Manifest, in
welchem die Grtlnde entwickelt wurden, welche die bisherigen Rüstun-
gen veranlasst hatten.
ÖBterrelohs Krieg^erklärtmg.
Was anfänglich nur VorsichtsmasBregeln gegen die von Seite
Frankreichs hart an den Grenzen Tirols und Venedigs gemachten
Rüstungen gewesen, würde nun nothwendige Massregel zur Wiederher-
stellung der Ruhe, Sicherheit und des gestörten Gleichgewichts im
europsiechen Staatensystem; die verbündeten M&chte müssten durch
«ne bewafinete Mediation diesen Zweck erreichen, nachdem Russlanda
und Österreichs wiederholte Versuche zur Einleitung friedfertiger Unter-
handlungen vergebens geblieben wären.
Lagre der Armee in Betreff Ihres materiellen Znatandes.
Die Lage der Armee in Deutschland war keineswegs von det*
Art, dass man mit Recht gegründete Hofhiungen glückHcher Erfolge
darauf bauen konnte. Der Entwurf zur AuEifüstung der Armee von
Sr. königl. Hoheit, dem Kriegsminister Erzherzog Carl, hatte zwar auf
alle zu dem bevorstehenden grossen Kampfe erforderlichen Krie^mittel
auünerksam gemacht, allein die Ausführung bUeb weit hinter dem
Entwürfe.
Die veranlassten Änderungen in der Eintbeilung der Truppen,
obgleich an und für sich nicht von Bedeutung, erzeugten Unordnung,
— das Hin- und Herwerfen der Officiere und Mannschaft wechselseitige
UnkonntnisB und Mangel an Vertrauen. Unternommen im Augenblicke
des Ausmarsches, entstand daraus !t(achziehen von Transporten , und
die Regimenter langten unvollständig in Bayern an. Hierzu kam noch,
dass man die Truppen gleichsam vorwärts schleuderte ; sie konnten
nicht mit den nothwendigen Monturs- und Ausrüstungssorten versehen
werden, an denen es übrigens auch in den Depots gebrach; alle aut
Verpflegung und Besoldung Bezug habenden Depöta blieben zurück;
kurz, die Truppen kamen in einem sehr vemachläBsigten Zustande
in Schwaben an. Dies Alles konnte aber Mack's beflügelte Eile nicht
zurückhalten.
Die Pferde der Artillerie-Bespannung waren noch nicht zur Hälfte
angeschafFt, als die ersten CtJonnen über den Inn giengen. Sie hatten
nicht mehr als zwei bespannte Brigade-Batterien bei sich; das übrige
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Geschütz ^ard zum Theil mit VorBpann, zum Theil mit Miethfuhren
der Armee uachgeschickt ; die Bespannung folgte transportsweiae.
Niehts vermochte gegen dieses Übel das von Mack entworfene
und vom Kaiser genehmigte Requisitions-Sjatem ; die Truppen suchten
sich die unentbehrhche Verpfiegung, selbst Montorastüeke , Pack- und
Zugpferde durch willkürliche Requisitionen zu verschaflFen. Mau zwang
die Bayern und Sehwaben, das Österreichische Papiergeld nach dem
Werthe der Reichs Währung anzunehmen. Dies veranlasste Exceese
jeder Art und Bedrückung der Einwohner, wodurch die Stimmung des
Landes im höchsten Grade gegen Österreich aufgereizt wurde.
Gleich im Anfange äusserte sich Geldmangel; dadurch geriethen
sogar die Arbeiten an den zu befestigenden Plätzen ins Stocken. Die
Regimenter konnten öfters nicht einmal ihre Verpflegung bestreiten.
Gegen dieses Bild stach jenes der französischen Armee sehr
grell ab. Bei der bedeutenden Zahlen - Überlegenheit des feindlichen
Heeres, welches, mit Allem ausgerüstet und versehen, was zur Führung
eines langwierigen grossen Kampfes erfordert wird, vom ersten Feld-
herm der Zeit befehligt war, hatte man österreichischer Seits allen
Grund, ihm mit grösster Vorsicht zu begegnen, und jenes Voreilen und
Entfernen von allen Quellen und Verstärkungen erscheint um so ge-
wagter, da es, auch wenn Napoleon Preussens Neutralität respectirte,
nicht zu erwarten stand, dass man sich bis zur Ankunft der Russen
an der Hier werde halten können.
Zur Ergänzung de» Abganges der Armee erliess der Kaiser aus
Landsberg am 24. September den Befehl an den Hofkriegsrath , mit
möglichster Eile Reserve-Bataillone und Escadronen zu errichten; ausser-
dem ward für jedes Bataillon eine neue Rekruten - Aushebung von
400 Mann angeordnet Die Grenz-Eegimenter sollten sogleich für jede
Compagnie 20 Köpfe nachmarschiren lassen, und bis zum halben Jänner
jedes derselben noch ein Bataillon zu vier Compagnien marschfertig
gebildet haben. München und Rameshofen wurden zu Feldspitälem
bestimmt. Die grosse Artillerie - Reserve bheb bei Landsberg , die
Pontons bei München. Die Pferde dieser Trains waren in erbärmlichem
Zustande.
Noch hatte man von dem Operationsplan der Franzosen keine
Eenntniss. Es scheint, dass man geglaubt habe, Napoleon werde fUr
seine Person den Feldzug in Italien eröffnen, als in jenem Lande, wo
er zuerst mit Ruhm aufgetreten, und früher emmgene Siege die Meinung
für ihn stimmten. Vielleicht mochte man auf diese Voraussetzung auch
die Ansicht gründen, dass man mehr Zeit gewänne, und die französischen
Operationen nicht so schnell eröffnet würden. Indessen stand zu er-
warten, und war auch wirkUch im Entwürfe des Operations-Planes an-
genommen, dass Napoleon trachten werde, noch vor Ankunft der Rnssen
Vortheile über die Österreicher zu erringen. Das konnte nirgend! als
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in Deutschland geschehen, wohin er seine bei Boulogne gessrnmelten
Streitkräfte am schnellsten bewegen konnte. Eine Operation dnrch
Deutschland versprach ihm griSssere und schnellere Erfolge und
Vortheile,
Nebst der Leichtigkeit der Heeres-Verpflegung in dessen frucht-
baren Ebenen und bei einem mit der Operationslinie gleichlaufenden
schiffbaren Strome, mochte Napoleon wohl sein Verhältniss zu den
deutschen Fürsten, vorzüglich zu dem Kurfiirsten Bayerns berück-
sichtigen, dessen Ministerium damals von Montgelas, einem dem fran-
zösischen Interesse ergebenen Manne, geleitet ward. Wir werden bald
sehen, dass man österreichischer Seits darüber nicht lange im Zweifel
bleiben konnte.
Die anerkannte Neutralität der Schweiz gab Österreich Beruhigung
fäi Tirol, und man beschloss, einen Theil der für dieses lissid ange-
tragenen Truppen zur Verstärkung der Armee von Deutschland zu
verwenden. Der Hofkriegsrath ertheilte dem FML. Äuffenberg am
6. den Befehl, mit den Infanterie - Regimentern Spork, Erzherzog-
Ludwig und Fronn nach Deutschland zu marschiren. Am 24. waren
diese 14 Bataillone (eines blieb in Innsbruck) bei Innsbruck versam-
melt; am 25. traten sie ihren Marsch nach Schwaben an. Die zwei
nach Italien bestiminten Infanterie - Regimenter Erzherzog Carl und
Auersperg erhielten in der Gegend von Brisen ebenfiills Befehl, um-
zukehren und nach Deutschland zu marschiren. Hiedurch konnte die.
Armee bis zum 7. October eine Verstärkung von 11,500 Mann er-
halten.
Schon am 25. September hatte der Erzherzog in Mindelheim die
ersten Nachrichten von der Anmarsch des BemadottischeD Corps erhal-
ten, und die Aufstellung Kienmayer's hatte, wie wir erwähnten, dessen
Beobachtung zum Zweck. Indessen besorgte mau wahrscheinlich noch
keine Verletzung des neutralen preussiachen Gebietes. Aber am 29.
traf der Freiherr von Buol-Schauenstein, von Würzburg kommend, im
Hauptquartier ein und brachte nähere Nachrichten über die Pläne der
Franzosen, sich mit den bayerischen Truppen zu vereinigen. Bemadotto
wuchs dadurch zu einer Stärke von 60.000 Mann an, und dieser Um-
stand liess allerdings vennuthen, dass dieses Corps eine besonder»
wichtige Bestimmung habe. Man wähnte Böhmen durch die Auf-
stellung dieses Heeres bedroht; deshalb ei'bat sich der Erzherzog Ver~
haltungsbefehle vom Kaiser, ob im Falle einer Verletzung des preus-
sischen Gebietes und einer Operation gegen Böhmen das Kienmayer'ache^
Corps zu verstärken und bei Waldmünchen aufzustellen sei, od^ ob
Sr. Majestät der zweiten nach Böhmen bestimmten russischen Armee
die Vertheidigung dieses Königreiches anvertrauen würden. Der Erz-
herzog wünschte das Letztere, da er sich durch eine zureichende Ver-
stärkung dieses noch in der Sammlnng begriffenen Corps zu sehr zu
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schwAchen fUrchtete, besöodera da des Feiodee B6weglu^^ noch vor
Ankanft der aus Tirol und Italien enrarteten Verstärkungen ein Zu-
sammentreffen mit ihm vermuthen lies.
Befesti£img Insrolstadts.
Mack hielt es unter diesen Umständen fUr nöthig, Ingolstadt unter
der Leituig des Majors Logdmann in "Vertheidigungsstand setzen zu
lassen, denn er nannte diesen Ort in seinem darüber an den Kaiser er-
Btatteten Vortrag den ScMäsael der obem Pfalz. Am 1. October traf
er daselbst ein.
Ingolstadt, diese ehemalige Festung, war 'wie Ulm und PhilippB-
burg 1800 geschleift worden. Die (Jräben konnten zwar mittels des
Schmutterflnsses unter Wasser gesetzt werden, allein die Demolining
der Werke war vollständig, und die Zeit, die zu ihrer Wiederher-
stellung noch erübrigte, kurz. Ea kamen daher nur einige unzu-
reichende Erdwerke zu Stande, deren Vertheidigung , wie der Erfolg
lehren wird, unterblieb. Unterdessen entwickelten sich die Pläne des
franzSsischen Feldherm immer deutlicher.
Kapoleoa's Ankunft l)ei der Armee. Yerelnlermig der Pran-
zosen mit den Bayern. Marsoh der französischen Colonnen
an die Donau.
Arn 2. October traf Napoleon bei der Armee in Öttingen ein,
wo ihn der Kurfürst von Baden empfing. Am 3. begab er sich nach
Ludwigsburg zum Kurfürsten von Württemberg. Die unmittelbare Folge
dieser Zusammenkunft war die Vereinigung der 4—6000 Mann starken
Truppen dieser Fürsten mit der französischen Armee.
Bemadotte und Marmont vereinigten sich am 3. October mit den
Bayern, welche unter Deroy'a Oberbefehl ein Corps von 20.000 Mann
bildeten.
Diese Armee - Abtheilung bewegte sich in drei Colonnen von
Würzburg gegen die Donan, die Biyom durch die Ober -Pfalz Über
Schwabach und Nürnberg, die Franzosen durch das Anspacbische nach
Eichstädt Das Corps des Marschalls Davoust nahm divisionsweise seinen
Marsch von Neckar-Elz über Meckmühl, Ingelfingen, Kreilsheim, Dün-
kelsbühl, Öttingen gegen Neuburg.
Sonlt's Corps zog von Heilbronn über Ohringen, Hall, Gaildorf,
Aalen und Nördlingen gegen Donauwörth. Gegen letzteren Übergangs-
punkt brach auch Lannes mit dem V. Corps am 4. von Ludwigshurg
auf, mit der Marschrichtung über Schorndorf, Gmünd, Aalen und
Kördlingen.
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w
Ney marschirte am 3. Ootober von Stat^art ttber Esslingen,
Oöppingea, Weissenstetn, Heidenheiiu, Qiengen gegen Ulm.
Die vier Reiter-Divisioaen Muritt's , von denen drei vor den Do-
filöeo des Schwarzwaldes gestanden und dort Sclieinbewegungeh ge-
macht hatten, folgten den Infanterie - Coloimen über Stuttgart gegen
Donauwörth.
Durch Bemadotte's und Marmont's Bewegung ward die prerissische
Demarcationelinie durchbrochen. Im Vertrauen auf die Gesetze des
VölkorrechteB und PreusseoB ixmere Kraft, welches am 21. September
sein ganzes Heer mobil gemacht und, zur Behauptung seiner Neutra-
lität, sowohl an seine nördliche als östliche Grenze vertheilt hatte,
hatte man Österreichiecher Seite sowohl in Wien als bei der Armee
die Verletzung des neutralea Gebietes durch die Franzosen nicht be-
fürchtet und für diesen Fall keine hinreichend kräftigen Gegenvor-
kehrungea getroffen. Kienmayer's Corps war viel tu schwach, um die
im ßüchea der Armee liegenden Übeigangspunkte über die Donau zu
vertheidigen. Indessen konnte doch dieser völkerrechtswidrige Sehritt,
der eines Theils Freussens Schwäche, andern Theils Napoleon's Kühn-
heit beurkundete, der in dem Augenblicke, wo er einen Krieg gegen eine
mächtige Verbindung begann, auch noch diese Macht gegen sich reizte,
keineswegs das Verweilen in der Stellung an der Iller rechtfertigen.
Es blieb dem österreichischen Feldherm noch immer Zeit genug übrig,
sich aus dieser Schlinge zu ziehen, und sein Verweilen scheint c
bar zU beweisen, dass er Ansichten über Napoleons Pläne oder Nach
richten über seine Streitkräfte und Bewegungen hatte, welche die Folge
als unrichtig darthai Bernadotte ward zwar, als er an den Barrieren
der preussischen Grenze erschien, abgewiesen, schützte aber seines
Kaisers ausdrücklichen Befehl vor, mit der Äusserung : die prenssis eben
Truppen mochten immerhin, wenn sie Befehl dazu hatten, echieaaen, —
er würde es nicht erwidern. Um nicht mehr mit den Franzosen in
Boröhrung zu kommen, räumten die Preussen Ansbach, und Bernadotte
setzte ungehindert seine Bewegungen fort. Zur Beobachtung derselben
war österreichischer Seits die Reiter-Brigade de^ Generals Grafen Nostitz
von Kienmayer's Armee -Corps bei Eichstädt aufgestellt, wovon sich
zwei Escadronen vor Amberg und zwei andere vorwärts Ellwangen
befanden. Das R^ment Roaenberg - Chevauxlegers von dem bei Ulm
stehenden Corps des Generals Riesch war in das Württembergische
Der Erzherzog Ferdinand erhielt am 2. October vom Erzherzog
Carl die Nachricht, dass auf hofkriegsräthliohen Befehl zur Verstärkung
des deutschen Heeres noch fiinf Infanterie- und zwei Cavallerie - Regi-
menter von der italienischen Armee entsendet würden. Es seien dies
die Infant«rie-RegimenteT Mittrowski , Czartoryski , Klebek , Duka und
Kerpen, dann die Dragonar-Regimenter Melas und Württemberg, wovon
ÖMen. mlllUr. Ztluebrlft. (Felding ISOS.) i
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das erste Infanterie-Begimeiit schon an demselben Tage in Innsbruck
eintreffen eoUte. Da aber die erste masische Armee, deren Infanterie
zum Bcbnelleren Forttommen auf Wagen transportirt ward, schon
zwischen dem 16. nnd 24. October bei Dachau erwartet wurde, vor-
züglich aber dnrch die dringendeii Voretellnngen Mack's bewogen, die
OETensiv-Operationen des italienischen Heeres durch dessen Schwächung
nicht in's Stocken gerathen zu lassen, entschloss sich der Erzherzog,
diese Verstärkungen zurtlckzusenden und nur die drei zuerst anlau-
genden Infanterie-Regimenter, wovon das erste schon am 10. in EJnif-
beuren eintreffen musste, beizubehalten und sie auf dem ünkas HOgri
der Armee bei Kaufbeuren und Kempten aTiämtellen. TÜesB Nicht-
übereinstimmung der Ansichten der ttrtw re ichischwi Feldherren, die
hauptsächlich dadurch erzeugt wurde, dass es der Leitung des Glänzen
an einem souverainen Willen gebrach, veranlasste Hin- und Hermärsche
nicht unbedeutender Streitkräfte, die bei dem schnellen Lauf der Kriegs-
ereignisae, mit Ausnahme der Infanterie-Keg^menter EH. Carl und
Auerspeig, nirgends verwendet wurden.
Am 2. October nahmen die Feindseligkeiten förmlich ihren An-
fang, und zwar bei Cräppingen auf der Strasse von Ulm nach Stutt-
gart. Während der Vorposten-Commandant mit dem Führer der tran-
zösischen Yorhst eine Unterredung anknüpfte, Hess dieser seine Beiterei
einhauen und machte einen österreichischen Rittmeister und 12 Mann
zu Glefangenen.
Am 6. hatten sich alle voi^eschobenen Cavallerie - Abtheilnngen
von Amberg, Ellwangen und Eichstadt bei Annäherung der fran-
zösischen und bayrischen Truppen gegen die Donau zurückgezogen,
und die Lage der Dinge nahte sich immermehr der Entscheidung ;
jeder Tag liess grosse Ereignisse erwarten.
Übersicht der beiderseltigren Stellnneren.
Die Stellung des österreichischen Heeres vor Ausbruch der Feind-
seligkeiten war folgende:
In Tirol blieb nach dem Abmärsche des FML. Auffenberg zur
Beobachtung des Valtelins und des oberen Innthales zu Q-lums der
General Prinz Victor Rohan mit 5 Füsilier-, 1 Jäger-Bataillon und
2 Escadronen {3200 Mann). An ihn wurde die Tiroler LandesmiliK
angewiesen, deren Organisation nicht eben schnell von Statten gieng.
Der linke Flügel des Corps in Vorarlberg, 7 Bataillone (4000 Mann),
hatte Bludenz und das InnÜial, — das Centrum, 6 Bataillone, 6 Esca-
dronen (2500 Mann, 600 Pferde), Lindau, Buchhom, Tettwang und
Mörsburg, — der rechte Flügel, 7 Bataillone (4000 Mann), Aehberg,
Wangen, Isny und die Verbindung mit Kempten besetzt.
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Von der Armee in Dentacbland stand am 3. October das Corps
des FML. Bieacb, 31 Bataillone, 32 Escadronen (15,500 Mann, 3200
Pferde), jenes des Fürsten Scbwarzenberg, 20 Bataillone, 14 Escadronen
(10.000 Mann, 1400 Pferde), längs der Bier und der Donau, zwischen
Kempten nnd öünzburg.
Das Corps des FML. Eienmayer, erst 6 Batiüllone, 30 Esca-
dronen (3000 Mann, 3000 Pferde) stark, hatte 3 Bataillone in Ken-
bnrg, 3 Bataillone, 16 Escadronen in und vor Ingolstadt, 8 Esca-
dronen in Eicbstfidt, vier vorwärts Ellwangen nnd zwei vor Amberg.
In Anmarsch befanden sieb 24 Bataillone, 56 Escadronen (12.000 Mann,
5600 Pferde).
Diese geringen, auf eine grosse Strecke vertbeilton Erftfte sollten
den weit überlegenen feindlichen, die gegen jeden Funkt der öster-
reichischen Stellung vereinigt werden konnten, die Spitze bieten und
Bo lange an der Hier eine Vertbeidigungsstellung behaupten, bis die
heranziehenden, sowohl Osterreichischen, als russischen Verstärkungen
das Gleichgewicht der Kräfte herstellen würden. Aber die Vereinigung
mit diesen Verstärkungen konnte nicht vor den letzten Tagen Octobere
geschehen, und schon am 6. stand das französische Heer schlagfertig
beinahe im Angesicht der Österreicher. Beniadotte und Marmont nebst
den baTrischen Truppen standen bei Weissenbnrg, Davoust bei Öttin-
gen, Soult bei Donauwörth, Ney bei EOssingen, Lannes zu Neresheim,
Murat's Reiterei und die Garde bei Donauwörth ').
Napoleon's Pläne waren nun vollkommen enthüllt, und es konnte
über seine Absicht, das österreichische Heer vor Ankuntl der Russen
zu schlagen, auch nicht der leiseste Zweifel mehr aufsteigen. Nur über
das „Wie" dieses Zieles, nicht über das „Ob" konnte der Öster-
reichische Feldherr noch ungewiss sein. Ein grosser und kühner Geist
hätte vielleicht es wagen dürfen, in dieser Stellung die Entwicklung
der feindlichen Absichten abzuwarten; dann durfte er aber keinen
Napoleon gegen sich haben, oder er musste eben so hoch über diesen
erhaben sein, als Napoleon über Mack war.
In Italien und Süd-Tirol waren bis 20. September 153 Bataillone,
62 Escadronen, die eine Streitmasse von 82.700 Mann bildeten, schlag-
fertig versammelt. Entsendungen nach Deutschland von 35 Bataillonen
konnten dieses Heer jedoch nicht so schwächen, daas es nicht den
feindlichen Streitkräften noch gewachsen blieb, die unter Masaena's An-
fühnmg um eben diese Zeit 50.000 Mann, 6000 Pferde betrugen und
1) Nach dem Werke: „Elgtoire da coDsalat et de l'eMpire", par Thiers, Tom»
siiieme, standeii am 6. October: Der Margehall Vvj bei Eeydenheim, der Marschall
Iiannes bei NereBheim, der Marsohall Sonlt bei Nördlingen, Am Marachall Davoiut
bei öttiDgCD, der General Harmont und Msrachall Bemadotte anf der Strasse toq
Aicbiadt. D. B..
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jtlieil^ anderEtech, theils am Mincio standen. Doch wtirdeii die Opera*
tionen noch v«r Mitte October erOfinet
Die Landung, mit der 25.000 RuBsen Tön CoHii, 6000 EnglSnder
TOD Malta au8 Neapel bedrohten^ konnte die 15J)00 Franzosen nnter
Gouvion St Cjn* dort nicht festhalten. Napoleon echlosa einen Ver-
trag mit- der neapolitanischen Kegierung ab und zog diese Truppen
auB dem Königreiche, um sie mit jenen MasBena's zu vereinigen. Sei»
Blick würdigte zu richtig die Lage der Dinge; er wusste zu wohl,
daea, wenn er über ÖBteireich siegte, Neapel ihm keineu Widerstand
1<nat«i könne, wenn auch England und Kussland es mit ihrer ganzen
Kraft unterstützten. Um höhere Zwecke zu erreichen, gab er kleiner©
Vortheile aus der Hand, die ihm von selbst wieder zufallen mussten,
sobald er jene erkämpft hatte. So siegte er vorzüglich, mdem er seine
Streitkräfte mit möglichster Schnelligkeit auf Einem Punkt zu ver-
einigen wusste.
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n. Abscbnitt
Die Ktcktang, die das franzÖsiBclie Heer nahm, belehrte deä
österreichiBcben Feldherm, dass es keineswega Napoleon'B Absicht Bta^
die Stelluiig der Österreicher in der Front zwificfaen den Q^birgen
Vorarlbergs und der Donaa anzugreifen, sondern daes er seine ganze
Kraft gegen das linke Donaa-Ufer wende. Es Hess sieb erwarten, dass
er dort nic^t lange nuthStig bleiben, sondern seine Übermacht bald
ZQ einem entscheidenden Schlag rerwenden werde.
Die österreichische Äu&tellong gab durch Vemachlässigong des
linken Ufere ihre Verbindungen mit der Monarchie und den benm-
ziehenden Bussen Preis. Erzwuig .Napoleon den Übei^ang zwischen
den Russen und Österreicbem , so fand er entweder Gelegenheit, sie
theilweise zu schlagen, oder er nfithigte das österreichische Heer, eich
nach ' Tirol zn werfen.
Jellaüiä wird aaoh Bllieraoh beordert.
Bei der nun anegesprochenen Richtung der feindlichen Haupt-
macht war die Aofetellong eines Corps in Vorarlberg unnütz. Jella^e
erbiet den Befehl, am 6. October zur Deckung der Verschanzungen
bei Lindau ein Bataillon, zwei Gscadronen zurückzulassen, seine übrige
Infanterie in Biberacb zusammenzuziehen, seine Vorhut, Zu welcher
Bdchs Escadronen Elenau-Cherauxlegers statt ' der sechs zu Klenau's
Division übersetzten Schwadronen Blatikenstein - Huszaren bestimmt
wurden, bei Stockach aulzustellen und die Strecke zvrischen dem
Bodensee und der Donau zu beobachten.
Mack's erstem Operations-Entwurf gemäss, sollte die Armee bis 8. b<M
Ulm versammelt sein und die verschanzte Stellung auf den Hßben des
hnkenUfersbezieben. Die feindlichen Operationen sollten ilann bestimmen,
ofa man einer oder der andern Colonne entg^en gteben, sie zOrück-
werfen, oder ob man in dieser Stellung ruhig die Ankunft der Russea
and ihre Vereinigung mit Kienmayer abwarten und alsdann erst die
offensiven Operationen gemeinschaftlich . beginnen werdei Das Corpa
des FML. JeÜa^ic, welches zwischen dem 7. und 8. Biberat^.eireäohte^
Goo'
sehte,
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«ollte bei Echingea oder Riedlingen aber die Donau gelten und in
die rechte Flanke des gegen Ulm yorrUckenden Feindes operiren.
Das Corps des FML. Kienmayer sollte Bich nach UmBtändea
Tor Donauwörth oder Nenburg versammeln, um gegen des Feindes
linke Flanke thätig zu sein.
Im Falle diese Corps zum Ktickzuge gezwungen würden, sollte
JellaSic nach Lindau gehen und Memmingen mit vier Bataillonen und
einer Escadron besetzen, — Kienmayer aber seine ganze Infanterie und
Artillerie nach Ingolstadt werfen und diesen Platz auf das Hartnäckigste
Tortheidigen ; seine Keiterei sollte auf dem rechten Ufer die Verbindung-
zwischen Ulm und Ingolstadt erhalten, und wenn sie gedruckt würde,
üch gegen Landahut ziehen, wo schon am 14. October die ersten
Colonnen des ruaüschen Fuaavolkea eintreffen würden.
Der Marsch der Russen sollte von Braunan nach Landshut und
von da gegen Neuburg oder Ingolstadt geleitet werden, um sie nach
den eingetretenen Umständen entweder gegen Böhmen oder an der
Donau zu verwenden, iaUa Bemadotte mit Marmont und den Bayern
vereint jenes Königreich angreifen würde.
Diesem zufolge wurde das Corps des FML. Wemeck aus seinen
Cantonnirungen zwischen Schwabmüncbeu , Krambach, Burgau und
Wertingen nach Gtlnzbarg beordert Die Division des FML. London ')
war seit dem 3. bei lUeraichheim zusaimnengezogen und dem Ober-
befehl dea FML. Riesch untergeordnet.
Die Corps der FML. Fürst Schwarzenberg und Graf Riesch
befanden sich bereits in der Gegend von Ulm und dehnten ihre
Cantonnirungen bis Sleraichheün aus.
General Spangen, welcher die drei aus Italien und Süd-Tirol
beorderton Regimenter: Mitrovsky ftlnf, Czartoryski filuf und Beaulieu
ein Bataillon befehligte, welche, wie erwähnt^ der Erzherzog allein von
den ihm zugesandten Verstärkungen an sich zu ziehen beschloss, er-
hielt den Befehl, diese Regimenter sogleich nach ihrem Eintreffen in
Kaufbeuren nach Ulm marschiren zu lassen.
Die bei Landsberg stehende Artillerie-Beserve ward mit äusserst
möglicher Beschleunigung nach Ulm beordert, — der fiir die mssiBche
Armee gehörige Theil nach Landsbut, und die Positions - Batterien des
letzteren nach Ingolstadt.
Während der Ausführung dieaer Disposition, die beweist, dass
es an richtigen Nachrichten über die feindlichen Bewegungen gefehlt
1) London kam mit Aaffenberg hob Tirol; leln« S4 BstMllone bildeten die
Brigaden Anenpei^ und d'Aspre. Eriters bestand ans den Begimentem Anersperg
Uni, HH. Eail fBnf Bataillone, gieng aomittelbar ana dem Innern der Monarchie
nach Dentachland nnd war bereita in Hemmingen eingetroffen; letttere beatafid ans
den Begiinentem EH. Lndwig vier, Froon fOnt Spork fttnf BataiUone and kam
mit London ans Tirol.
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liatte, entwickelte sich die franzöBiBche Hauptmacht nicht gegen Ulm,
Bondem gegen Donauwörth und Neuburg. Durch die Verletzung des
neutralen preuBBischen Gebietes hatte ihr linker Flügel wenigstens
sechs Märsche gewonnen. Die Österreichische Armee konnte vor dem
8. nicht bei Ulm, noch früher als am 9. bei Gttnzburg ycrsanunelt sein,
und schon am 7. stand eine ä-anzOsische Übermacht bei Donauwörth.
Kienmayer hatte bei ihrer Annäherung alle Entsendungen, die
sich noch auf dem linken Donau-Ufer befanden, auf das rechte gezogen.
Jene VerBtärkungen, die von Eger über Amberg zu ihm stoasen sollten,
nebst dem von Eger nach Ingolstadt bestimmten, durch das Vordringen
der Bayern Über Nürnberg abgeschnittenen Artillerie-Zug erhielten
von ihm den Befehl, sich über WaldmUnchen nach Böhmen zurückzu-
ziehen; sie bestanden in einem Bat^Uon Erbach als Bedeckung des
Artillerie-Zuges, in vier Bataillonen Gremmingen, zwei Escadronen
Hobenlohe-Dragoner und zwei Escadronen Merveldt - Uhlanen, welch'
letztere, wie früher erwähnt, zur Beobachtung der bayerischen Truppen
von der Donau entsendet worden waren.
Zwischen Eichstädt und Nouburg Ijess Kienmayer nur einige
Trupps leichter Reiterei und befahl, wenn diese herüber gedrängt wür-
den, aUe Brücken von Neuburg bis Neustadt abzubrechen. Zur Ver-
theidigung der Brücke bei Ingolstadt blieb ein Bataillon, eine Escadron
und zwei Kanonen; bei Donauwörth ein Bataillon, % Escadron und
zwei Kanonen; ein Bataillon ward an der Lechbrücke bei Rain auf-
gestellt Die noch übrigen drei Bataillone und 33 Escadronen behielt
Kienmayer bei Neuhurg versammelt.
Die Franzosen besetzen Donanwörth.
Am 6. October erreichte Marsehall Soolt NOrdlingen; seine
10.000 Mann starke Vorhut unter Vandamme setzte uuverweilt ihre
Bewegung über Haarburg fort, drängte zwei Escadronen Liechtenstein-
Huszareu gegen Donauwörth und besetzte, nachdem sich diese noch
am Abend über die Brücke zurückzogen, sogleich die Stadt. Der
Feind begann nun auf die mit der Abtragung der Brücke bescbäftigto
Mannschaft ein lebhaftes Feuer, welches das Bataillon Joseph Colloredo
eben so lebhafr erwiderte, wobei es gegen 40 Mann verlor. Unter-
deBsen gelang das Abtragen der Brücke, und der Feind stellte das
nutzlose Feuer ein; er breitete sich nun in der Nacht weiter an dem
Ufer aus, besetzte Lauingon und am 7. October Dillingen '). Zwischen
dem 7. und 8. trafen die Corps der MarBchalle Lannee, Soult und die
■) Nftch .Tbiers" Oberflel die Dmgion yaudamme Am 6. October Abends
bloB die, eine Liene oberhalb DoDsnwHrth gelegene BrQcke von Mttnster, während
am 7. du CorpB iee MsnchalU Sonlt erst die Brücke von PonaawHrtb beietate.
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Garden unter Bessi^res nebst einem Theile von Murats Reiterei bei
Donauwörth ein, und der Feind fieng nun an, nnter dem Schutz z^l-
reicher Batterien sich mit der WiederherBteQnng der Brücke zu be-
schäftigen.
Diese Bewegungen des Feindes bestimmten den Erzherzog Fer-
dinand, die Armee bei CMtnzbnrg zu sammeln, um mit vereinter Kraft
dem Feinde nachzurücken und die erste Colonne, die überzugehen
wagen würde, anzugreifen und zugleich auch in der Absicht, der Ver-
einigung mit den Russen näher zu sein. Die Gründe dieses Entschlusses
sind in dam Aufeatze des FML. Mack: „Betrachtungen über die Lage
der gegenwärtigen Umstände" aufgefiihrt angegeben.
Wemeck, der in der Nacht auf den 7. bei Günzburg eintraf, er-
hielt Befehl, daselbst stehen zu bleiben. Loudon und Spangen wurden
ebenfalls dahin beordert; Fürst Schwarzenberg und Rieach blieben bei
Ulm. Zur Beobachtung des jenseitigen Ufera ward General d'Aapre
mit einem fliegenden Corps von drei Bataillonen, zwei Jäger -Com-
pagnien und sechs Escadronen entsendet und sollte sich mit dem Haupt-
heere in gleicher Höhe halten; vorzüglich war ihm aufgetragen, dafür
KU soi^n, dass jede feindliche Bewegung gegen Ulm bei Zeiten da-
selbst bekannt würde. Kienmayer erhielt den Befehl, sich nicht gegen
Landshut, sondern gegen München zur Vereinigung mit den Russen
und den nachrückenden Verstärkungen zurückzuziehen, welchen die
Weisung ertheilt ward, ihre Richtung dorthin zu nehmen.
Durch die Wegnahme von Donauwörth hatte der Feind eine
kürzere Linie nach Augsburg gewonnen als das österreichische Heer,
das in diesem Augenblicke seine' Streitkräfte erst zu sammeln begann,
die noch zwischen Biberach, lUeraichheim, Ulm und Gttnzbui^ zer-
streut waren.
Um 4 Uhr Nachmittags traf Mack von Ulm kommend in Günz-
bürg ein; hier erst erfuhr er die Besetzung von Donauwörth. Um nicht
durch diese Stellung des Feindes sogleich seine Verbindung mit Kien-
mayer zu verlieren, befahl er diesem die Besetzung der Stadt Rain
und deren hartnäckigste Vertheidigung.
FML. AufFenberg ward mit seiner Division nach Wertingen ent-
sendet, mit dem Auftrage, sich sogleich über Rain mit Kienmayer in
Verbindung zu setzen.
Der JEreherzog Ferdinand, der Tags zuvor sein Hauptquartier in
Mindelheim genommen hatte, eilte auf die von Mack erhaltene Nach-
richt sogleich nach Günzburg. Er liess das Corps des FML. Riesch in
der Nacht auf den 7. von Ulm nach Günzburg aufbrechen; jenes des
Fürsten Schwarzenberg sollte nnverweilt dahin folgen, sobald JellaÖic-,
der die dringendsten Befehle erhielt, in Ulm eingetroffen sein würde.
FML. Mack entwarf in dieser Lage der Dinge zwei verschiedene
OperatioHs-Entwürfe, die beide beweisen, dass er des Feindes Ahsich-
ten noch iu<^t durchachaute, ihm nicht sb schnelle und kräftige Maas-
regeln zumufhete.
Er nahm die beiden Ffille an, dass die Arme« entweder auf da^
linke Ufer übergehen nnd länga desselben abwärts operiren und die
feindhche unter Begünstigang der ümsttode angreifen könne, oder dass
auf diesem Ufer nur ein fliegendes Corps die feindlichen Bewegungen
beobachte, das Heer aber auf dem rechten bleibe, der Hauptmacht
des Feiades folge und die erste Abtheilung, die Überzugehen wage,
angreife.
Dem ersten Falle setzte er die Betrachtung entgegen, dass tod
Ulm abwärts das Land auf dem linken Ufer sehr durchschnitten und
vom Feinde ausgesogen sei, die Subsistenz daher Beschwerltchkeiten
unterliege, weil man nicht so nahe an der Donau operiren könne, um
auf dem Strome den Verpflegsbedarf nachMiren zn können. Durch
eine Operation auf das linke Ufer wiü^e femer der Transport der von
Braunau für Ulm und Memmingen bestimmten Artillerie gefährdet. Fr
hielt es von der grössten Wichtigkeit, dass dieser seine Bestimmung
erreiche, indem dadurch diese beiden Plätze gegen Belagerungen eines
mit keinem schweren G-eschiltz Tersehenen Heeres in Stand gesetzt
würden, da von ihrer Behauptung allein, der Besitz des Landes zwi-
schen der Donau, Tirol und dem Bodensee abhänge, Tirol aber und die
Verbindung der verschiedenen österreichischen Heere durch sie gedeckt
bliebe.
Im Falle jedoch die Umstände den Übei^ang des Heeres auf das
linke Ufer erheischten, sollte sich dieses zwischen Leipheim, Grünzburg
und Burgau zusammenziehen, die Brficken von Leipheim und Crünzbur^
in seiner Macht behalten, und d'Aspre mit seinem fliegenden Corps
jenseits verbleiben. Auffenberg sollte, mit Zurttcklassung eines fliegen-
den Corps bei Wertingen, sich nach Burgau zurückzieheo ; Kienmayei-
hatte sich, mit Ausnahme von zwei über Augsburg zum Hauptheere
abzuschickenden Reite r-Regimentem, lechauiwärts zu ziehen, mit seiner
Infanterie Tirol zu decken, oder, wäre dieses nicht bedroht, seine Ver-
einigung mit den Russen zu suchen. Die Armee aollte nach einiger
Erholung und Abfassimg dreitägiger Verpflegung an den obgenannteu
Punkten etwa den 10. Abends übergehen, das schwere Gepäck über
Memmingen nach Kempten sich nach Tirol in Marsch setzen. Ulm
'wollte man in diesem Falle gänzlich räumen, aus dem Grunde der Un-
möglichkeit, es mit der nothwendigen Artillerie zu versehen. JellaSiä
Bollte sich mit seinem Corps gegen Memmingen zurückziehen, - diesen
Platz , im Falle das von Braunau und , Kufstein erwartete Geschütz
einträfe, mit filnf Bataillonen besetzen, im entgegengesetzten Falle ihn
aber auch veiiassen und mit seinem Corps, müsste es der Übermacht
weichen, nach Vorarlbei^ gehen.
Kiemnayer sollte sich so lange als mö^ioh jenseits der Donau
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halten, den Posten Rain sogleich mit zwei Bataillonen b^etzen und
mittels der zureichenden Reiterei sich die Verbindung mit der Haupt-
Armee Terschaffen; mOsste er über die Donau zurückgehen, so sollte
er einen Theil seiner Infanterie zur reichlichen Besatzung von Ingol-
stadt bestinunen, mit dem Überreste seines Corps sich gegen die Haupt-
Armee oder gegen die ankommenden Russen zurückziehen. Nach
Ingolstadt rnttsse mit denkbarster Beschleunigung alles noch in Braunau
vorhandene Geschütz Tag und Kacht geschafFt werden, weil möglicher-
weise der Artillerio-Tranaport dahin von Eger abgeschnitten sei, wie
es auch der Fall war.
Diese beiden Entwürfe wurden in einem Augenblicke veHasst, in
dem nur ein kräftiger, schneller Entschlnss die Armee aus der gefähr-
lichen Lage retton konnte, in die sie gerathen war. Die Aasf(ihrung
eines solchen war aber durch die Zerstrennng der Truppen in den
Cantonnirungen sehr erschwert pder vidmehr in dem dringenden ge-
genwärtigen Zeitpunkte verhindert
Die Armee war regimonter-, höchstens brigadeweise zu ihrer
Sammlung in Bewegung. Bei Gilnzburg war erat das Corps Womeck
versammelt; Riesch konnte nicht vor dem 7^ Fürst Schwarzenberg
erst zwischen dem 9. und 10. in Günzburg eintreffen, da er die An-
kunft des Corps von JellaSic in Ulm erwarten musste.
Der Erzherzog baute seine Hoflhungen darauf, entweder den
Feind zu schlagen, falls dieser nur mit einem TheU seiner Kräfte über-
gienge, oder, zur Sicherung der Vereinigung mit den Russen, noch
Friedberg zu erreichen, wenn sich nur wenigstens zwei Tage bis zur
Besetzung Augsburgs durch die Franzosen gewinnen liesson. Sollten
aber diese zwei Tage nicht mehr zu gewinnen sein, und der Feind
vor vollendeter Sammlung des Heeres schon mit überlegener Macht
am rechten Ufer stehen, so beschloss er, durch einen Übergang auf
das linke Ufer einer Schlacht auszuweichen und so seine Verbindung
mit den Russen wieder zu eröffiien.
Kienmayer erlüelt den Befehl, auf jeden Fall sich auf die Russen
nnd die nachrückenden Verstärkungen gegen München zurückzuziehen.
Da aber das Vorrücken einzelner Colonnon durch Bayern gefahrvoll
war, 80 beschloss der Erzherzog, die noch erwarteten österreichischen
Verstärkungen nicht weiter als bis Mühldorf gehen au lassen, wo sie
nebst der Infanterie der Bussen deren Reiterei und Geschütz erwarten
sollten, welche erst 1? bis 18 Tage später dort eintreffen konnten, da
sie der abwechselnd mittels Vorspann beförderten Infanterie nicht gleich
schnell zu folgen vermochten. General Crennoville wurde mit diesem
Auftrage und der Schilderung der Lage des österreichischen Heeres
an Kutusow, den Befehlshaber des ersten russischen Hil&heeres, abge-
sandt. FHL. Fürst Hohenlohe, der mit dem Begimente Erzherzog
Johann-Dragoner vom Inn im Anmarsch begriffen war, yrs^ an Kien-
majer, die Regimenter Olieilly-CfaeTanzlegers, Kaiser- und HeBsen-
Hombnrg-Huszarea mit den nachfolgenden drei Orenz-Begimentem, dem
waUachiacli-illiriBchen, ersten und zweiten irallacbischen an die rassi-
sche Armee am Ion angewiesen. Die Pontons, die Artillerie und alle»
Kriegsgeräthe, das sich für die Armee in Manchen befand, sowie Älles^
was von Braunan auf dem Wege nach München begriffen war und
innerhalb zwei Tagen noch Landsberg erreichen konnte, ward nach
Landsberg und Mindelheim beordert, was aber weiter entfernt war und
die zu München sich befindende, für die mssiache Armee bestimmte
ArtiUeiie nach Braunau zuiückgeachickt.
Ül^ergang der Fninzosen tiel Donauwörth.
Am 7. Vormittags hatte der Feind die Brtlcke bei Donauwörth
hei^estellt und das zu ihrer Vertheidigui^ aufgestellte Bataillon Joseph
CoUoredo mit zwei Kanonen zum Rückzug genOthigt. UnverweUt gieng
Murat mit den zwei Dragoner-Divisionen Klein und Walther, denen
die Divisionen Bourcier und Beaumont nachrackten, über ; erstere beide
wandten sich sodann gegen Rain. Kienmayer erfuhr die Ereignisse bei
Donauw((rth, die ihm seine Verbindung mit der Armee zu rauben droh-
ten, früher als er den Befehl erhielt, sich auf die her^irUckenden Rus-
sen zurückzuziehen ; er beschloss sich daher nach Aichach zu wenden
und entsendete den Qeneral Thelou mit einem Cüraasier-Regimeute imd
dem in Ingolstadt gestandenen Bataillon nach Ffaffenhofen, wohin er
auch das im Anzuge begriffene Infanterie-Regiment Gjulai und drei
Bataillone Brooder beorderte, welch' letztere- er aber in Aichach an
sich zog. Der Feind fand Rain achwach besetzt und bemächtigte sich
ohne Schwierigkeiten des Ortes und der Lechbrücke — nach französi-
schen Angaben durch den Angriff von 200 Dragonern, die durch den
Lech schwammen ').
General Oraf Nostitz, mit zwei Bataillonen Joseph CoUoredo,
Liechtenstein-Huszaren und Merveldt-Uhlanen im Rückzuge nach Aich-
ach begriffen, stiess schon in der Gegend von Holzheim auf eine feind-
liche Reiter - Abtheilung, welche oberhalb Rain durch den leicht zu
durchwatenden Flass setzte und ihm die Verbindung mit Aichach ab-
geschnitten hatte; er griff sie an, zerstreute sie und nahm einen Theit
derselben gefangen.
Murat's Reiterei folgten : das Corps des MarschaUs Soult mit den
Divisionen St. Hilaire, Vandamme und Legrand; das Corps Lannes
mit den Divisionen Ondinot und Suchet; Bessi^es mit den Garden,
') Nach „Tbiera" glcDg nur eine DragoDer-DiTisios Mnrat'a am T. auf der
Brücke von Mflniter and nicht auf jeuer von DouanwOrth Aber die Donau und be-
■etite die Lechbrücke bei Baiu , iudesB Sonlt eieb In DonanirOrtb festietEte, und
Davout bei der Brücke von Nenbnrg eintiaf. _, D. K.
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die vereint eiae Streitmasee von melir als 50.000 Mann Infanterie bil-
deten. Sie recognosoirten am 8. Macbmittaga Eienmayer's SteQang bei
Aicbach, die er am rechten Ufer des Paar-Flnsses besetzt hatte. Eien-
mayer fand seine Stellnng zu gewagt und hielt es wider seine Be-
BtimmuDg, eich gegen so überlegene Kräfte in ein Cl«fecht einzalassen,
da es ihm besonders an Infanterie gebrach; er zog sich noch in der
Nacht auf der Münchener Strasse bis Schwabhanaen zurttck, wo er daa
eben dort eintreffende Cttraasier-Regiment Nassau an sich zog.
Murat brach am 8. in der Frühe mit drei Cavallerie-Divisionen
aus der Q-egend von Rain gegen Wertingen auf. Auffenberg war mit
10 Bataillonen, 4'/, Escadroncn, gegen 4800 Mann stark, und mit 8 Ka-
nonen daselbst den 8. nach 7 Uhr Früh, von GHlnzburg kommend, ein-
getroffen, um die Verbindung mit Kienmayer'a Corps und die Strasse
nach Augsburg zu decken'). Bald naeh seinem Eintreffen wnpfieng er —
in Folge des im Hauptquartiere gefassten Entschlusses, sich nach Fried-
berg zu wenden — den Befehl, sogleich zur Sicherang der Augsbnrger
Strasse nach Zusmanshauaen zu marachiren, um dort den Vortrab der
Armee zu bilden, welche den folgenden Tag dahin aufbrechen sollte.
Mit Nichtachtung dieses Befehles und der Nachricht, dass die feindli-
chen Colomien bereits bis Nomdorf vorgerückt seien, beschloss er den-
noch, diesen Tag bei Wertiugen stehen zu bleiben und erst den folgen-
den nach Zusmanshauaen zu marschieren, weil er seine Truppen von
den unausgesetzten starken Märschen zu ermüdet fand. Mit drei Ba-
taillonen besetzte er die Thore des Städtchens; die Grenadiere lagerten
in den Gassen; die Reiterei ward vor dem Orte angestellt.
Gegen Mittag erhielt Auffenberg die Nachricht, dass der Feind
mit einigen Hundert Mann das von Wertingen nur 1'/, Stunden ent-
fernte Dorf Pfaffenhofen besetzt habe. Er beschloss diese Abtheilung
zu überfallen und genane Kundschaft von den Bewegungen des Fein-
des einzuziehen. Zu diesem Zwecke wurden ein Bataillon (zwei Com-
pagnien Reuss-Greitz und zwei Grenadier-Compagnien Stuart) mit zwei
Escadronen Albert-Cürassieren entsendet, deren Führung sich General
Dienersberg selbst unterzog. Allein diese vermeinte einzelne feindliche
Abtheilung war die Vorhut Oudinot's (von Lannos' Corps), der am
linken Ufer der Zusamm über Nieder- und Ober-Thierheim vorrückte,
während Murat am rechten Ufer dieses Baches über Ried und Frauen-
stetten gegen Wertingen im Anzüge war.
Dienersberg theilte sein kleines Corps in zwei Colonnen, wovon
die eine, zwei Compagnien, eine Escadron, auf dem linken Ufer des
Baches über Thierheim, die andere in gleicher Starke auf dem rechten
Ufer über Frauenstetten marschirte.
■) Seine Truppen bestMiAen »ni: Brifnde Hohenfeld, 7 GrenBiUer-Bateillone,
Bri);sde Diuarsberg, K Bfttailloue ReuBi-OreitB, 4'/t Esci^äroiieii Albert-Cttraaaiare ;
2 Bicadroneti Latonr-Ch«Tsai1egers trafen im Laufe des Oefechtea ein.
byGooylc
Odfeoht von WeTtiiieren.
Wertingen, eine kleine Stadt, liegt anf dem linken Ufer der Zu-
sajnm an dem Abfall des Höhenzuges, der die CMatt von der Zusamm
trennt. Olierlialb des Städtchens, zunächst des sogenannten Judeur
Kirchhofes, sind die Äbfölle des Höheiu^ckena kahl; eine halbe Stunde
von Wertingen abwärts werden sie bewaldet und bleiben ea bis gegen
Pfaffenhofen. Die Höhen am rechten Ufer der Zusamm reichen zwar
bis an das Flüsschen, sind aber kahl, flach und Tollkommen filr Ca-
vallerie gangbar. Die vereinte Strasse von Burgau und Günzburg zieht
ttber die Hßhe des Juden-Kirchhofes, der Weg nach Zusmaoshausen
durch das kleine Thal der Zusamm ttber Drettelshofeu.
In zwei kleinen, gleich starken Colonnen marschirte G-eneral
Dienereberg auf beiden Ufern der Zusamm gegen Pfaffenhofen. Ala
diese vor Fraueustetten und Thierheim auf den Feind stieasen, wurden
sie von dessen Übermacht schnell gegen Wertingen zurtlckgedrängt,
und ein grosser Theil durch die überlegene Reiterei zersprengt und
aufgerieben.
Auf die erste Meldung dieses raschen Vordringens des Feinde?
wurden von den sieben Grenadier-Bataillons vier (Kaunitz, Erbach,
JellaSic und Joseph Colloredo) auf der Hohe links von der Günzbur-
ger-Strasse, eines (Ludwig) vor dem Augsburger Thor, und eines
(Spork) mit den noch übrigen zwei Compagnien Stuart (zwei warea
mit Dienersbei^ entsendet) vor dem Pfaffenhofer-Thor zur Aufuahme der
beiden Colonnen Dienersberg's aufgestellt. Die drei Bataillons Keuss-
Greitz besetzten die Stadt; die noch übrigen 2'/, Escadronen Albert-
Cürassiore standen auf dem rechten Flüge! der vier Grenadier - Ba-
taillone.
Auffenborg hätte vor Abend darauf bedacht sein sollen, sieb
Nachrichten über die Stärke und Stellung des Feindes zu verschaffen,.
um bei der vielfachen Übermacht desselben seine Division durch einen
schnellen Kückzug nach Zuamanshausen oder GUnzburg zu retten. Did
Annahme des G«f6chteB acheint zwar nicht mehr von ihm abgehangen
zu haben, denn er ward fast überfallen; aber in der gewählten Stel-
lung musste er nothwendig auf beiden Flügeln umgangen werden, so-
bald er sich zu lauge vor Wertingen verweilte und mit einer Ver-
theidigung des Ortes beschüftigte.
Des Feindes Abaichten waren dahin gerichtet, dem Corps sein©
beiden ROckzugs-Linien abzuschneiden. Oudinot drang auf dem linken
Zusamm-Ufer mit etwa 10.000 Mann Infanterie und einer zahlreichen
Reiterei durch den Wald zwischen dem Juden-Kirchhof und Ober-
TTiierheim gegen die Strasse von Günzburg vor, während Murat auf
dem rechten eich mit seiner ganzen Reiterei gegen Geradshofea und
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Laogna ausbmtete, um die Strasse von Zngmanshanaen abznsclmeideii.
Zwischen diesen beiden Hanpt-Colonnen drang eine kleinere Colonne
gerade gegen Wertingen vor, um die Vertheidiger in der Front zu
beschäftigen.
Ein an ihrer Spitze marschirendea Cavalterie-Regiment zwang das
Bataillon Ludwig nebst zwei Compagnien Stuart (von Dienersberg's
rechter Colonne), sich vom Augsburger-Thore hinter den Ort zu ziehen,
hieb in die kaum 100 Pferde starken, am rechten FlUgel der Qrena-
^ore stehenden Cürassiere ein und warf sie, ward aber, als es auch jene
angreifen wollte, vom Bataillon Kaunitz mit einem bo lebhaften Feuer
empfangen, daas es zordckwich.
Indessen hatte sich schon Mnrat's Reiterei gegen Creradshofen und
Laugna entwickelt. ÄufiFenbei^, um seinen Rückzug gegen Zusmans-
hausen besorgt, befahl, dase alle Qrenadier-Bataillons nebst den Cüras-
sieren und der von Grtinzburg dem Corps nachgeschickten Oberst-
liieutenants-Division von La Tour-Chevaoxlegers sich auf die Höhen
von Geradshofen ziehen sollten. Diese Bewegung begann ; die drei Ba-
taillons Ludwig, Stuart und Spork deckten den Rückzug *, das Regi-
ment ReuBs-Greitz, vom Feinde angegriffen, hielt sich noch beim Pfef-
fenhofer-Thore, wohin sich auch Dienersberg mit den Überresten seiner
Abtheilung gezogen hatte; allein die feindliche Reiterei hatte bereits
den Weg nach Zusmanshausen gewonnen und griff die Bataillons der
Nachhut an. General Hohenfeld eilte an der Spitze einer Fscadron La
Toux-Chevauxlegers unter Rittmeister Mesemacze herbei und setzte so
den ferneren Angriffen der feindlichen Reiterei augenblickliche Grenzen.
Die Truppen konnton nun aber nicht mehr die Höhen von Gerads-
hofen erreichen, sondern zogen sich gegen die Höhen des Binswanger
Waldes an dem Juden-Kirchhof hinauf. Die ersten vier Bataillone er-
reichten glücklich diese Höhen die letzten drei (JellaCic, Spork und
Ludwig) wurden getrennt und verloren viele Leute.
Mittlerweile rückte auch Oudinot, trotz des lebhaften Artillerie-
Feuers der Österreicher, aus dem Walde über die Günzburger Strasse
gegen die Höhen von Binswangen vor, die Grenadiere in Rücken und
Flanke nehmend. Das zur Deckung des Bückzuges in Wertingen ge-
bliebene Regiment Reuss-Greitz konnte nicht mehr das freie Feld ge-
winnen und fiel der Reiterei Murat's in die Hände ').
Auffenberg befahl nun den Rückzug längs der Günzburger Strasse
auf den sie begleitenden Bergrücken; doch die feindlichen Colonnen
hatten sich bereits in seinem Rücken fast vereinigt, und ihre Reiterei
') Eb ist in der vorändigeu £«1fttii>a nichts Oewiases fibsr dftB SchtckgAl die-
ses BegimBQt« zn finden ; doch nnterlief^t es wohl keinem Zweifel, dass es in die
Hände dea Feindes fiel, als e« Weitingen verlaageu und den OreDadieren folgen
wollte.
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-warf sich zwischen die Colomie imd die Nachhat, wodurch das Batailton
Jella^iö grSsBtentheils, die von Ludwig und Spork aber gänzlich auf-
gerieben worden. Die Reiterei, die den RUckzug deckte und den An-
drang des Feindes mehrmalen abzuwehren versuchte, ward ebenfalls
geworfen. Das Geschatz, das über die brüchigen Abfälle nicht folgen
konnte, fiel in die Httnde äem gamAai, wit ftuwiahiM swa ~
doBon ea nodt packte, xmr jodüeB. Zeä dJB Sbwm» -na Ba^a. i
Die vier Grenadier-Bataillone retteten sich mit General Hohmifeld
durch die Wälder gröastentheils nach Burgau und Günzburg oder nach
ZusmanshauseD. Am folgenden Morgen waren von der ganzen Grena-
dier-Brigade in Borgau nicht mehr als 1400 Mann gesammelt General
Dienersberg bahnte sich mit der Reiterei einen Weg durch den Feind
und kam in der Nacht ohne bedeutenden Verlast nach Zusmans-
hausen.
Da der Erzherzog den fehlerhaften Dispositionen des FML. Anf-
fenberg den so nachtbeiligen Ausgang des Gefechtes beimase, so wurde
seine Division dem FML. Graf HohenzoUem ttbeigeben, und Auffen-
berg bis zu seiner vollständigen Rechtfertigung, des Beispiels wegen,
vom Felddienste enthoben. Das andern Tages erfiihr man, dasa er die
!Nacht nach dem Gefechte in Gefangenschaft gerathen war.
Der Österreicher Verlust in diesem Gefechte betrug 101 Todte,
233 Verwundete, 1469 Gefangene, worunter 62 Officiere, 3 Fahnen,
€ Geschütze und mehrere Muni tions wagen.
Das Gefecht von Wertingen erfifihete die Reihe der unglücklichen
Ereignisse, die von nun an das österreichische Heer Schlag auf Schlag
trafen. Der nachtheilige moralische Eindruck, den es auf das Ganze
hervorbrachte, gab ihm Wichtigkeit Der hier erlittene Verlust war
zwar nicht unbedeutend, doch nicht von der Art, dass er unmittelbar
auf deu Lauf der Operationen einwirken konnte. Auffenberg war auf
jeden Fall zu schwach, um die Rückzugs-Linie des Heeres nach Augs-
burg vertheidigen zu ktimien. Es war zwar durchaus zwecklos, dasa
er sich in ein Gefecht einliess, aber er ward dazu gezwungen. Ware
ea ihm auch gelungen, Zusmanshausen bu erreichen, so musste er am
9. diesen Punkt an Murat überlassen ; denn eiu nutzloser Widerstand
würde an diesem Tage dieselben Folgen hervorgebracht haben wie bei
Wertingen. Zwei Bataillons bei der Brücke von Rain und Auffenberg's
Division bei Wertingen konnten unmöglich zwei Tage die Macht
Napoleon' s festhalten, der bereits seine Absicht, sich zwischen die
Russen und Österreicher zu werfen, durch den Übergang seiner Haupt-
macht zu erreichen bemüht war.
Murat verfolgte seinen Sieg mit der Reiterei und Lannes' Corps
gegen Zusmanshausen, welchen Ort er am 9. Früh besetzte. (Hieher
verlegte Napoleon sein Hauptq^uartier und hielt über diese beiden
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Armee-Corpa Heerschaa.) Soult rOckte auf beiden Ufern des Lects
ani^artB nnd besetzte noch am 9. Angsbnrg nnd Friedberg'), wo auch
bald die kaiserlichen Garden und die Cürassier-Division d'Hautpoult
einrückten. Bemadotte folgte dem Kienmayer'scben Corps auf der
Strasse nach MUnchen. Marmont, an diesem Tage zwischen Aichach
und Angehurg stehend, erhielt so wie Davoust die gleiche Bestimmung
gegen den Inn; nachdem sieh aber Napoleon Gewissheit der noch nicht
geschehenen Ankunft der rusaiachon Armee verschafil hatte, ward
Marmont wieder nach Schwaben gezogen. Diese Truppen-Änhänfung in
nnd um Augsburg scheint zu beweisen, dass Napoleon, der wahrscheiTi-
lich die österreichischen Streitkräfte schon gesammelt wähnte nnd viel-
leicht Auffenberg's Corpa als den Vortrab des heranrückenden Heeres
betrachtete, einen Angriff erwartete.
Ney, dessen Corps aus den Divisionen Dupont, Maltzer, Loison,
Guzan und der Fuss-Dragoner-Division Baraguay d'Hilliers bestand,
war auf dem linken Donau-Ufer geblieben, theils um die österreichi-
sche Armee, deren gänzliche Einschliessung Napoleon beabsichtigte, bei
Ulm und Güuzburg festzuhalten oder ihr durch einen schnellen Donau-
Übergang in den Rtlcken zu fallen, wenn sie Ulm verlassen und gegen
Augsburg marschiren sollte, theils um ihr den Übergang zu wehren,
wenn sie durch ein kühnes Manöver, im Augenblicke wo Napoleon
bei Donauwörth abergieng nnd sich gegen Augsburg wendete, einen
Übergang bei Ulm oder Günzburg versuchen sollte.
Ney theilte sein Corps in zwei Abtheilungen, wovon die eine
unter Loison ihre Richtung ttber Langenau gegen Uhn, die andere
unter Ney's persönlicher Anfuhrung tlber Gundelfingen gegen Günz-
burg nahm. Schon in der Nacht auf den 9. machte Loison's Vortrab
einen lebhaften Angriff auf die Brücke bei Flchingen, deren Belag-
holz abgetragen war, brachte das am rechten Ufer aufgestellte Bataillon
Spork zum Weichen, bemächtigte sich im schnellen Anlauf der Brücke
und einer Spfilndigeu Kanone, ward aber durch einen lebhaften Anfall
des Bataillons wieder über die Donau zurückgetrieben, ohne den
SPfünder mitnehmen zu können. Am 9. Mittags griffen die Franzosen
die Vorposten des noch bei Ulm stehenden schwarzenbei^ischeu Corps,
wahrscheinlich in der Absicht einer Recognoscirung, gerade als sie von
den Truppen des FML. Jella5ic abgelöst wurden, an und drückten
sie bis Ober-Haslach, zogen sich aber Abends selbst zurück. FML.
Jella£ic klagte in dem Berichte über Mangel an Cavallerie, da die sechs
Escadronen Rosenberg nur 400 Pferde zählten.
') NBch aTbifra* irnrde A-ugsbnrg »m 8. October beastit.
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Uarsolt naoli Borgau tmd wieder zurftolc .
Am 9. Früh war endlicL der gröaaere Theil des OsterreiolÜBcIiea
Heeres bei Günzburg versammelt; man konnte ihn auf 30.000 Mann
schätzen. Fürst Schwarzenberg , durch die in der Nacht erfolgte An-
kunft des FML. JellaSic in der Stellung bei Ulm abgelöst, hatte diese
Stadt am 9. verlassen und war gleichfalls gegen CHlnzburg im Anzug.
Jetzt traf die Nachricht von Auffenberg's Niederlage bei Wertingen
ein. Auf Mack's Vorschlag beschloes der Erzherzog, mit der Armee am
9. nicht weiter als bis Burgau zu marachiren, dort iHogs der Mindel
eine Stellung zu beziehen und das Eintreffen des Scbwarzeoberg'Bchen
Corps und der Brigade Spangen zu erwarten.
Der Marsch des Heeres nach Burgau war ohne Zweifel auf den
Plan, bei Friedbeig über den Lech zu gehen, gegründet Die Nach-
richt von Auffenberg's Niederlage, die Stärke, die der Feind am Lech
entwickelte, verriethen dessen Absichten zu deutlich, um hoffen zu
lassen, ohne eine Schlacht den Übergang über den Lech und die
FrOfinung der unterbrochenen Verbindung mit den Rossen zu be-
wirken.
Die Armee brach auf und traf noch Vormittags, — da der Weg
nur eine deutsche Meile beträgt, — an der Mindel ein. Unterdessen be-
stallten die einlaufenden Nachrichten immer mehr, dass des Feindes
Hauptmacht bereits bei Augsburg stehe, und Zusmanshausen schon von
ihm besetzt sei. Die Stellung bei Burgau aber fand man zu gewagt,
da vorzüglich der linke Flügel jeder Stütze entbehrte. Man beschloaa
also die Armee wieder naclr Günzburg zurUckzofllhren , wo sie am
Abend nach einem nutzlos verlornen Tag eintraf Ein mehrtägiger
Regen und die grundlosen Wege erhöhten den Nachtheil zweckloser
Ermüdung der an Nahrung und Beeidung Mangel leidenden Truppe.
Oefeoht "bei OiliizT)urg.
Während die österreichische Armee zwischen Burgau und Günz-
borg hin und her marschirte, nahte sich Ne^r mit den Divisionen
Oazan und Malher diesem Punkte. Qeneral d'Aspre war, wie firUher
erwähnt^ zur Beobachtung des Feindes auf das linke Ufer entsendet,
mit der Weisung, sich bei lUedhausen zur Deckung der Brücke bei
Oünzburg aulstellend, nebst seiner eigentlichen Bestimmung für Beobach-
tung des Feindes auch diesen Übergang und jenen bei Leipheim zu
decken, seinen etwaigen Bückzug aber über Oünzburg zu nehmen.
Er ward von Ney's Vortrab so schnell überfallen, dass in kurzer Zeit
aein Corps theils zeraprengt, theils gefangen war, und nur Flüchtlinge
ÖMm. mlUtb. ZMMahrUU IWIS. (Teldnn IBOB.) f HHulp
M
sich über die Bracke bei Günzburg retteten. Die näheren UmBtSnde
dieses EreigBisses sind nicht hiiütoglich aufgeklart, aber wahrschein-
lich fand der Feind Cfelegenlieit, von durchschnittenem Terrain be-
günstig, sich zwischen d'Aspre und den Strom zu werfen, wodurch
die Au&eihung dieses Corps mSgjlieh ward, ohne dass eine Meldung
v«n des Femdee Ännäberoug herüber gelangen konnte. Der Qeneral
selbst fid bei dieser Q«legeaheit iA Q^^mgensohaft ').
Als die Spitzen der Ootonnen der Haupt-Armee wieder in der
SteUnng bei Ctünzbnrg eintrafen, war bereite das diesseits mir Deckvmg
der Brücke mit einer Kanone aufgestellte Bataillon des Kegiments
Spork mit dem Feinde im Gefechte. Die Höhen des reiften Ufers,
die hier steil gegen den Strom abfallen, beherrschen zwar das linke,
und man hätte dem feindlichen Versuche durch Artillerie leicht Grenzen
seteen können, aber man hatte hier nur eine einzige SpfÜndige Kanone
au%efilihTt und vermochte daher nicht die Festsetzung einer zahlreichen
feindhchen Infanterie in den Wäldern und Gebüschen des linken Ufers
zu hindern; doch schlugen ihre Versuche, sich vor Ankunft des Heeres
der Brücke zu bemächtigen, fehl
FMIi. Mack, der jetzt vielleicht fithlte, dasa ein längeres Ver-
weilen auf dem rechten Ufer die Armee in eine gefahrvolle Lage
versetzen Würde, entschloss sich auf das linke überzugehen, sich gegen
Nördlingen zu wenden, auf den Verbindungen des Feindes aufzustellen
und die seinigen mit den Russen wieder zu eriJffiien. Die Amee
marschirte auf den Höhen hinter GUnzburg auf, mit dem rechten
Flügel an dem Dorfe Liepach, mit dem linken nächst Reisensburg;
alle Brücken bis Leipheim waren besetzt Gegen Abend wurde die
Wiederherstellung des jenseitigen Theils der abgebrochenen Brücke
von' Günzbnrg, die in zwei Abtheilungen Über den dorch eine Insel
in zwei Arme getheilten Strom fUhrt, anbefohlen. Der Feind setzt©
diesem Unternahmen keine Schwierigkeiten entgegen, eondem vorhielt
sich bis zu dem Augenblick der Vollendung der Brücke ruhig; kaum
aber gewahrte er dies, als er in einer dicht geschlossenen Infenterie-
Colonno aus dem Walde hervorbrach, sich in schnellem Anlauf der
wiederhergestellten Brücke bemächtigte und sich links und rechts in
den Gebüschen verbreitete. Die an der Brücke aufgestellte Osterreichi-
ij<;he Infanterie, von dem Kartätachfeuer ihrer Kanone unterstützt, ver-
theidigte sich mit gutem Erfolge; das 59. Regiment an der äpHai»
der feindlichen Colotme verlor seinen Obersten und zählte zwei v«r-
wundete Stabsofficiere. Endlich gelang es der andern Brigade, taft Be-
nützung einer Furt, am rechten Ufer Fuss zu fassen. Die Vertheidiger
■) Über die Art nnd Weia«, wie die drei Douan-Brflcken bei Qfioibnr; Unsb
die Division Malhu des B. fraoROBiscben Cotpi Key genemmen müden, ^t.da*
yieik: ,HiBtoire du coiualat et de l'^mpire, pu Thiers (Tl. Band, pag. 92)" Auf-'
Mini«. D; K.
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T
zogen sich nseli Otinzbnrg, unter desBen Thore sich Alles dergestalt
zaBammendräiigte, daes dadurch selbst der Feind in seinem Vordringen
aoigehalten wurde. Eben langte der Erzhetbog von Bargau an; er
Ebbe! sogLeicb eine Division von Blankenstein->HiiBzaren von dem gleich-
falls eingetroffenen Corps des Fürsten Schwarzenberg auf die Spitz«
der feindlichen Colonne einbaaen ; allein die Tirailleura empfiengen aua
dem Oebttscbe die Haszaren mit einem so lebhaften Feuer, dasa diese
nach wiederholten vergeblichen Angriffes sieh zum Weichen gezwungen
sahen. Die YorrUckung des Generals Maier mit vier Qrenadier-Batail-
lons und dessen Entsendung einiger Compagnien in des Feindes rechte
Flanke, dann die einbrechende Nacht machten endUch dem Gefechte
ein Snde ; aber der Feind hatte sich auf dem rechten Ufer behauptet
and blieb Meister der BrUcke.
Der Verlust in diesem Gefechte war nicht unbeträchtlich, woran
hauptsächlich das Zusammendrängen am Thore von Gänzburg Schuld
war. Gegen 800 Verwundete blieben in diesem Orte liegen, gegen
lOOO Mann nebst einem SFfUnder fielen in die Hände des Feindes^
Die Franzosen geben ihre Verluste auf 400 Todte und Verwun-
dete an.
Dieses Gefecht brachte Mack von dem Entschlüsse ab, bei Günz-,
barg über die Donau zu gehen; statt dessen beschloss er mit dem
Heere nach Ulm zu marschiren, welche Bewegung auch in der Nacht
stattfand.
Der Übergang der Franzosen bei Günzburg gehört gewiss unter
die militärischen Seltenheiten and setzt voraus, dass man aUe Vor-.
Bichtsmassregeln ausser Acht gelassen, die ein Heer, wenn es das-
schwierige Unternehmen beabsichtigt, im Angesicht des Feindes über
eiaen Strom zu gehen, nothwendig eirgreifen muss. Noch unbegreiflicher:
aber erscheint der Entschlnss, nach Ulm zurückzumarschiren, nach-
dem man dem Feind selbst eine Brücke gebaut hatte. Es waren bei
Günzburg die drei Armee-Corps Biesch, Wemeck und Schwarzen'
berg vereinigt, die eine dem Feind überlegene Streitmasae bildeten.
Jella^ic stand bei Ulm; während dieser durch eine schnelle Bewegung'
auf den Rücken des Feindes wirkte, musste der Übergang um jedui
Preis erzwtmgen werden, und wenjj je im ganzen Verlauf des Krieges
eine Schlacht nothwendig und der Zeitpunkt vielleicht selbst günstig
war, so war es dieser. Statt derselben lässt man den Feind im Besitse
der Brücke und eines Hauptllbergangs-Punktes, ohne auch nur einen
Versuch zu machen, ihm diese Vortheüe wieder zu eutreissen oder
die tibergegangene Abtheilung aufzureiben, und zieht sich nach Ulm
zurück, wodurch loan sich immer weiter von der Möglichkeit entfernte,
sich aus der bedrängten Lage herauswickeln zu können, in der man
sich bereits befand.
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Elenma^ers Rüokzuff an den Inn.
Bemadotte, von EichstStt kommend, war znm Tteil schon am
8. bei Ingolstadt über die Donau gegangen. Diese Stadt sollte zwar
in VertheidiguDgsstand gesetzt and dnrch Kienmayer reichlicli mit In-
fanterie besetzt werden, allein die kurze Zeit lieas ihre Befestigang
nicht zn *) ; es fehlte anch an Geschütz, die Werke zn besetzen, denn
die aus Böhmen kommenden Transporte waren abgeschnitten und
genöthigt worden, sich znrdckzuziehen. Kienmayer fand es nicht
rKthlich, eine Garnison hineinzuwerfen, deren Aufopferung onvermeid-
lich gewesen wäre.
Napoleon bestimmte Bemadotte zur Verfolgung dea Kienmayer' sehen
Corps, welcher nun unanfgebalten auf der Strasse über Ffaffenhansen
gegen München vordrang.
Kienmayer, von vier feindlichen Armee-Corps in Front und Flanke
gefolgt, war bei Annäherung so überlegener Streitkräfte, die seine
Vorposten am 9. bis auf eine halbe Stunde vor Aichach drückten,
nach Dachau, am 10. Früh nach München zurückgewichen. Seine
Stärke im Lager daselbst betrag 12 Bat^ons und zwei CUrassier-
R^imenter, von welch' letzteren Kronprinz Ferdinand den Befehl er-
hielt, über Landsbei^ zur Haupt- Armee zu marschiren. General Thilen
hatte sich nach Freisingen zurückgezogen und traf Nachmittags mit
Lothiingen-Cürassieren in der Aufstellang Kienmayers ein; statt seiner
ward General Aner mit Nassau-Cüraasieren nach Freisingen entsendet,
wo er sich mit 4 Bataillons des Re^ments Gyulay vereinigte; er hatte
den Befehl sich, würde er gedrängt, über Erding auf Hohenlinden
zurückzuziehen. Die Vorhut unter Gh-af Nostitz von sechs Grenz-
Bat^ons und zwei lachten Cavallerie-R^;imentem stand bei Dachau,
die Vorposten bei Schwabhansen. Eine Entsendung von zwei Compagnien
und einer Escadron Uhlanen beobachtete die Strasse von Scfaleichheim,
ein Bataillon Deatschmeister zn Mossacb Jene von Augsbui^ mit einer
Compa^e in Nymphenburg. Bis zum 10. Abends 6 Uhr war das
Corps in seiner Stellung bei München nicht vom Feinde beunruhigt
worden; jetzt traf die Mddung ein,.dass auf der Strasse von Schleiss-
hdm der Feind mit Macht vordringe, dessen Vorhut General Wrede
mit etwa 8000 Bayern bilde. Kienmayer wollte es in seiner Stellung za
keinem ernsten Gefecht kommen lassen , da seine Truppen durch
Mangel an Lebensmitteln und den anhaltenden Kegen sehr gelitten
hatten ; zudem konnte ein nachth^liges Gefecht wegen des im Rücken
befindlichen Defil^s von den traurigsten Folgen sein. Die unterdessen
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erhaltenen beetimmten Befehle des Erzherzogs Ferdinand, der Über-
macht zu weichen nnd aioh nOthigenfalls bis Muhldorf zurückzuziehen,
machten dem General seinen Rückzug umsomehr zur Pflicht. Die
Nachhnt wich gegen HUnchen; das Corps brach itm 8 ühr Abends
auf und morschirte b^ anauBgeaetztem Schneegestöber die ganze
Nacht hindurch; um 4 Uhr kam es bei Anzing an.
General Auer zog sich bei Annfiherang des Feindes von Frei-
singfln anf der Strasse von Hobenlinden zorttck. Bemadotte besetzte
Freisingen mit etwa 14.000 Mann. Kienmayer besorgte, durch das Vor-
rOcken eines bedeutenden Corps von dort her die Strasse nach Mübl-
doif zn vertieren ; deshalb trat er nach dem Abkochen seinen Rück-
zug nach Haagem an. General Auer zog sich nach HohenÜnden und
setzte sich mit dem General Nostiz in Verbindung, der mit seiner
Nachhut um 4 Uhr Früh München verUess. Eine Entsendung beob-
achtete die Strasse von München nach Wasserburg.
Abends langte ein russischer Courier bei Eienmayer an, welcher
Überbringer der angenehmen Nachricht war, daas die erste mssiscbe
Colonne unter Führung des Fürsten Bagration, 8300 Mann stark, in
Braonau eingetroffen sei. Auch ward das Eienmayer'sche Corps am
12. durch drei Grenz-Regimenter verstttrkt, die sich aber in einem
sehr vernachlässigten Zustande befanden. Ihre Mannschaft bestand
grOsstentheils aus des Ladens noch unkundigen Recruten, die aus
Mangel an Montura - yorrllthen in ihrer Hausmontur ausmarschirt
waren und bei dem sehr schlechten Zustand der Letzteren und dem
Abgange von Mänteln viel litten. Manche befanden sich darunter im
blosen Hemd und Unterhosen, ihre Gewehre waren ohne Feuersteine
und zum Tbeile der Herstellung bedürftig. Dies war jedoch in Hin-
sicht der Waffen nnd Munition nur Schuld der Oommandanten. Der
Verlauf des Feldzuges rechtfertigte auch keineswegs die gute Mei-
nung, die man sonst von diesen Truppen hatte; jeder Bericht der
Generale klagte über ihre Unzuverlfissigkeit und den wenigen Mnth
den sie in den Gefechten bewiesen, — ein Umstand, der gewiss zum
Theil ihrer äusserst mangelhaften Ausrüstung zuzuschreiben ist
Am 13. zog das Corps auf Ampfing und nach dem Abkochen
auf Mahldorf zurück; die Nachhnt blieb bei Hohenlinden stehen; Ge-
neral Aoer vereinigte sich wieder mit dem Corps.
FML. Fürst Hohenlohe, welcher nnterdesaen mit dem Re^ment
EH. Johann-Dragoner zu dem Corps gestossen war, wurde mit diesem
Regiment und zwei Grenz-Bataülonen bei Neumarkt aufgestellt; das
Corps selbst cantonnirte bei Mühldorf. Zur Beobachtung der anderen
Ubergangspnnkte wurden nach Wasserbui^ zwei, nach Rosenheim ein
Bataillon Deutsch-Banater nebst Reiter-Abtheilungen entsendet, welche
die nSthigen Befehle zur Abtragung der dortigen Brücken erhielten;
die Bagage des Corps ward nach Braunau und Burghaosen gesdiickt.
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Zustand der Armee naoli ihrem Rttokzngre n&db. Ulm.
Das Bild, welches das öeterreiclüschd Heer am Tage »einer An-
kunft bei Ulm darstellte, war nichts weniger als er6raiilicb. Die ange-
strengten Marsche bei seiner Znsammenziehimg, die zwecklose Bewe-
gung nach Bnrgau nnd wieder zorftck, das GWecht bei Güiizburg,
der Rückmarsch in der Nacht nach Ulm bei unausgesetztem Regen-
wetter auf grandiosen Strassen, der Mangel an Lebensmitteln hatten
bereits die physischen und moralischen Kräfte des Soldaten erschöpft.
Missmuth und gänzliches Misstrauen, sowohl in das eigene Vermögen,
als in die Massregeln der Führw, raubten ihm jede Hofhung eines
glücklichen Erfolges, wodurch nothwendig die Bande des militärischen
Gehorsams gelockert wurden. Die Pferde der Reiterei und Artilleri«
befanden sich im elendesten Zustande. Das (beschütz ward mühsam
auf den aufgeweichten Wegen fortgeschleppt; manche Escadroa hatte
kaum 40 bis 60 brauchbar berittene Leute. Ein finsterer Geist Waltete
über dem Heere imd schien das nahe Unglück jedem Einzelnen vor-
aus zu verkünden.
Die Uneinigkeit der Umgebung des commandirenden Erzherzogs
und des Oeneral-Qnartiermeieters Sr. Majestät des Kaisers, die vom
Beginne des Feldzi^s nur Unglück ahnen liess, fand tSgUch mehr
Nahrung. Dieser Geist teilte sich den übrigen Generalen mit nnd
wirkte weiter auf die nnt^^eordneten Officiere, die dadurch das Ver-
trauen zu ihren Anführern verloren.
Regimenter- oder brigadeweise in Unordnung war das Heer von
Günzburg aufgebrochen; so lagerte es auch in und um Ulm. Die Oe-
uerale fanden ihre zerstreuten Truppen nicht; jedes Regiment hatte
seinen Lagerplatz, auf dem es zuerst anlangte, oder der ihm der be-
quemste schien, willkürlich gewählt Die bereits erlittenen Verluste
und diese Unordnung machten eine andere gleichmilssigere Truppen-
Eintheilui^ nothwendig.
Nirgends war Einheit der Massregeln; die Befehle von Wien
widersprachen den Ansichten und Anordnungen der Generale. So hatte
sich der Hofkrie^raths-Präaident bei Sr. Majestät beschwert, dass das
Armee- Commando in Deutachland auf eigene Verantwortung, olme sein
Vorwissen, von den aus Italien nach Deutschland bestimmten Verstär-
kungen nur drei Regimenter angenommen, die andern vier aber znrückbe-
ordert habe. Von Wien aus ward daher diesen Regimentern ein Gegen-
befehl zugeschickt, und sie mussten neuerdinge nach Deutschland um-
kehren; doch zu ihrem Glück ^eng darüber so viel Zeit verloren,
dasB sie Deutschland nicht vor der unglücklichen Katastrophe von
Ulm erreichten, in die sie sonst ohne Zweifd mit verwickelt worden
wttren.
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Beweemngen des firanzöslsohni Heeres ffegren TTIm,
Diese rtickgfiiigige Bewegung der QeterreiohiscIieD Amoa n&ch
Ulm überzeugte Napoleon, der am 10. aein Hauptquartier in Angebnig
hatte, dftBs de ftlr Wleder-Eröfi&iiuig ihrer Verbindang mit dem Oster-
reicbiflch-russiflchen Heere am Jim keine Schlacht wagea wollte.
Das Corps Soult brach am 11. von Angibuig, Friedberg und
Oberhausen auf, nm über Landsberg und Mindelheim auf Memmingen
zu marschireo. Die Division Suohet die§ee Cdfi», welche znr Ver-
stärkung des Corps Laone's der Bewegung Murat'e gegen Burgau ge-
folgt w^, erhielt die Weisung, eich übet Zusmanshausen in Mindel^
heim wieder mit Soult zu vereinigen; dort traf sie ein neuer Bef^
zum Marsche nach Burgau, um eu dm gegen Ulm bestimmten Heeres-
theilen zu stossen. Von Ne/s Corps lagerten die Divisionen Loison^
Malber und die unberittene Dragoner - Division Baragua; dlÜUiers
zwischen Uhn und Gänzburg am rechten, die Division Dnpont bei
Alb^ am linken Ufer; letztere war bis zum 12. die einzige feindHcho
Tnif^e auf dieser Seite der ' DonAO. Bedarf es noch eines anver-
lässigeren Beweises, dass Napoleon die Stärke der bei Ulm stehenden
Ssterreichischon Macht nicht ahnte? Hätte er sonst diesen vereinzelten
Generalen den Befehl ertbeil^i können, den 11. sich Ulm zu nähern,
es zn blokiren und sich zu einem Sturme dieser befestigten Stadt vor-
zubereiten, ohne dieses Unternehmen durch Entsendnx^ einer grösseren
Truppenmasse zu sichern?
Im österreichischen Hauptquartier hatte man mit dem RUokzuge
von Güuzburg nicht dae Vorhaben aufgegeben, sich durch einen Über-
gang auf das Unke Ufer die Verbindung mit der Monarchie wieder zu
eröfhen und das Heer der "ihm drohenden vollständigen Einschliessung
zu entziehen. FML. Mack entwarf biezu am 10. eine Disposition, im
Wesentlichen folgenden Inhaltes: Elenau sollte, mit der Hälfte des
Schwarzenbergischen Corps den Feind zurückwerfend, von dem er nur
ein schwaches Dragoner - Regiment in Albeck vermuthete, als Avant-
garde den 11. Nachmittags 3 Uhr aufbrechen and die Armee in Hei-
denheim erwarten, Posten in Albeck und Nerenstetten zurücklassend.
Seinen Marsch zu verbergen, wurde eiije Stunde vor der seines Auf-
bruches eine Aiarmirung der feindlichen Vorposten auf beiden Ufern
angeordnet FML. Gottesheim hatte mit dem übrigen Theile des
Schwarzenbergischen Corps den -mit Einbrach der Nacht zu bespan-
nenden Bagagetrain der Armee zu begleiten. Die gröaste Stille war
hiebei anbefohlen, das Tabakrauchen untersagt Nach Zurücklegung
des Thaies von Heidenheim war das Auffahren des Wagenzuges an-
befohlen, welchen die Division durch eine angenommene Aufstellung
zu schützen hatte, Fatrullen nach G^ienzen und Geislingen auaschiokend.
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Das Corps des FML. Riesch hatte um Mitternacht aufzubrechen, und
die geeamnite Artillerie-Reeerve unter desaen Schutze zu marBchiren.
Das dritte Haupt-Corps des FML. Wemeck folgte drei Stunden später
auf derselben Strasse nach Heidenheim und hatte die Arri^regarde bei-
zoatellen.
Gleichzei^ mit Elenan's Avantgarde hatte sich ein fliegendes
Corps einer von dem Corps des FML. Riesch commandirten gemisch-
ten leichten Brigade ttber Darmstadt und Westerstätten nach O-eislin-
grai in Marsch zu setzen und, gegen Stuttgart vordringend, sich als
die Vorhut der gegen Strassburg vorrückenden Armee auszugeben.
Ulm sollte nach dieser Disposition, weil es nicht mehr m&glich
war, „den Platz mit Artillerie zu versehen", verlassen werden, und
FML. JellaMc sich um 3 Uhr nach Mitt«^acht mit den Regimentern
Beaulieu imd Stein nebst zwei Escadronen Rosenberg nach Mem-
mingen zurückziehen, wohin sein Gepäcke nach Einbruch der Kacht
abzugehen hatte. Die andern zehn Bataillone und zehn Fscadronen
dieses Corps unter General Richter wurden einem der nach Heiden-
heim marschirenden Corps zugetheilt. Sollte der aus Braunaü nach
Memmingen bestimmt gewesene Artillerie - Trün eingetroffen sein, so
wäre der Platz damit zu besetzen, zu verproviantiren und, nachdent
sich JellaSic darin und in der Gegend, so lange als es nur immer die
feindliche IJbermacht gestattet, behauptet habe, und er zum Rückzüge
gegen Lindau bestimmt würde, mit ßlnf Bataillonen besetzt zu lassen.
Die Re^menter Czartorisky, Dncks und Mitrowsky sollte JellaSie zur
Verstärkung seines Corps an sich ziehen, Wolfskehl aber zwischen der
Donau und dem Bodensee stehen lassen, so lange er selbst nicht zam
Backzng in das Vorarlbergiscbe genOthigt sei.
QefeoM bei IHm').
Am 11. stand das Heer geordnet auf den Höhen des linken
Donau-Ufers, die örenadierö als Reserve in und um die Stadt. Nur
eine Brigade vom Armee-Corps des Fürsten Sehwarzenberg blieb im
Brückenköpfe auf dem rechten Ufer zurück. Die Abrückung aus dieser
Stellung nach der erwähnten Disposition ward durch feindliche Bewe-
gungen, die man in der Gegend von Albeck und Elchingen gewahrte^
veraögert, weil man erst die Entwicklung seiner Absichten abwarten
wollte.
Gegen Mittag griff die Vorhut der Division Dupont die österrei-
chischen Vorposten in der Gegend von Haslach und Thalfingen an und
drängte sie gegen die Front der Armee zurück. Der Feind rückte
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78;
nxm aof der Strasse von Albeck tind Mchingen heran. Am rechten
Flttgel entspatm tuoh zuerst ein lebhaftes In&nterie-Oefecht, ohne das»
ea dran Feinde gelungen wäre, Vortheile zn erringen. Unterdessen
rdokt« auch eine bedeutende Infanterie-Colonne aas dem Walde ober-
halb Jnogingen gegen dieses Dorf vor, welches vor der Mitte der
österreichischen Stellung lag, und bemltchtigte sich desselben. FML.
London griff es mit einigen Bataillonen wieder an und warf den F^nd
heraus; allein dieser sammelte sich nnd nahm trotz des hartnäckigsten
Widerstandes das Dorf zum zweiten Mal. Nun führte London das ihm
allein noch übrig bleibende Infanterie-Regiment Froon vor, und es ge-
lang ihm, sich des Dorfes zu bemächtigen und darin zu behaupten.
Während man auf dem rechten Flügel ohne Entscheidung und
im Mittelpunkte um den Besitz von Jangingen mit gläcklichem Erfolg
stritt, setzten sich FML. Schwarzenberg und Klenau an die Spitze
der zwei COrassier - Regimenter Mack und Albert und einer Division
La Tour-Ghevauxlegers nnd warfen sich mit Ungestüm in die rechte
Flanke und den Rücken des Feindes. Diese Bewegung entschied. Der
Feind floh in Unordnnng gegen Älbeck zurück '). Zwei seiner leichten
Cavt^erie- und ein leichtes Infanterie - Regiment worden fast gänzlich
angerieben, 2 Adler, 11 Kanonen und 17 Pulverwagen erobert. G-egen
1600 todte und verwundete Franzosen blieben auf der Wahlstatt liegen,
8 — 900 fielen in österreichische Gefangenschaft. Der österreichische
Gesammtverlust mochte sich über 1000 Mann belaufen. Mack wurde
leicht verwundet
In dem erbeuteten Gepäcke des Generals Dupont fand man
einen Befehl, Ulm zur Übergabe aufcufordem und es im Weigerungs-
falle durch einen Handstreich zu nehmen. Dies lässt keinen Zweifel,
dass Napoleon die Hauptmacht der Österreicher nicht bei Ulm ver-
sammelt, sondern dieses nur von einer schwachen Garnison besetzt
glaubte. Die Richtung des grösseren Theiles seiner Streitkräfte gegon
die Hier spricht fiir die Vermuthung, dass er das österreichische Heer
gegen Tirol in Bewegung wähnte. Auch war das Gefecht des 11. zu
ernsthaft, als dass man es blos für eine Scheinbewegung zur Täuschung
des Österreichischen Feldherm halten konnte.
Das Gefecht vom 11. unterbrach die Reihe der widrigen Ereig-
nisse, die seit Beginn der Feindseligkeiten die österreichischen Waffen
verfolgten, auf eine beruhigende Weise. Es hätte glückliche Erfolge
haben können, wenn man die errungenen Vortheile benützt und den
dadurch wieder einigermaseen au%erichtetea Muth des Heeres belebt
hätte und unverweilt nach Heidenheim angebrochen wäre.
Napoleon's Hauptmacht befand sich auf dem rechten Ufer gegen
*1 Übrigem sind alle Torfindigen Belationen dieses Qefeohtes si
Im Nihar« Über tU« Avtrtellniigeii dusiu •ohOpfoB in kOnnen.
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die Hier in Bewegung. Nfly'e Cmt« ww wenigsteas dem flsterreieM-
scheti Heere nicht überlegen und dureh den eben erlittenen SohUg ein-;
gesdittclitert worden. Dupont's KiederUge hielt jener dea Aüffenberg'-
schen Corps das Gleichgewicht und der österreichische Feldherr würde
flieh mit Buhm aus der gelegten Schlinge losgemacht haben, wenn er
jetzt mit festem EntachlusBe za Werke gegangen und sich gegen Nörd-
lingen Luft gemacht hätte. Man durfte hoffen, diesen Punkt ssu er-
reichen, ehe Napoleon Zeit gowaim, sich aof der Strasse dahin mit
einer hinreichend starken Macht entgegen zu stellen, und die Untrüg-
licbkeit setner Berechnungen wttre in den Augen Europa'» in Schatten
gest^t worden. Allein leider brachte der an sich wenig bedeutende,
am 11. errungene Vortheil die entgegengesetzte Wirkung hervor: er
raubte einen Tag Zeit und bestärkte den FML. Mack, der aus Mangel
richtiger Nachrichten über die feindlichen Bewegungen, Um flir einen
über die feindliche Hauptmacht erfochtenen Sieg hielt, in seinen irrigen
Ansichten.
Unterdessen näherten sich die feindlichen Corps Ulm immer mehr.
Soult war am 11. auf dem Marsche nach Landsberg; seine Avant-
garde, das 26. Jäger - Beg^ent, stiess hier auf das zur Armee im
Marsch begriffene CUraesier-Regiment Kronprinz Ferdinand, zersprengte
und nOthigte es, sich nach namhaften Verlusten über Füssen nach
Tirol zu ziehen. Von Landsbei^ setzte Soult seine Bewegung gegen
M emmingen fort; die Corps der Marschälle Lannes, Murat, Marmont,
BoBsiäres und die Division Hautpoul waren im vollen Äuznge g^^n
Ulm; ihr Vortrab streifte bereits bi« Ffaffenhofen, Weiss^ihom und
Illerdissen.
Von nun an nahm Ungewissheit und UnentsdUossenbäit bei
Mack Hauptquartier immer mehr überhand. Es gab beinahe gar
keinen Oberbefehl mehr. Der Erzherzog hatte am 10. vom Kaiser die
Weisung erhalten, in Allem dem Bathe Mack's zu folgen; dadurch
ward ihm der selbstständige Wille geraubt, ohne dass ihm das Armee-
Commando abgenommen und Mack förmlich übertragen worden wäre.
Das wechselseitige Misstrauen erreichte den höchsten GipfeL Die meisten
Genorale waren Mack's Entwürfen entgegen, ohne daas sie es gewagt
hatten, ihrerseits Schritte zu thun, um die Dinge, welche zur Kata-
strophe führen mussten, zum Bessern zu wenden. In den abgehaltenen
Kriegsräthen herrschte Verwirrung und Lisubordination, so dass auch
Mack in der Ausflibrung seiner entworfenen Dispositionen gehindert
ward, der überdies noch zu keinem festen Entacblnss kommen konnte
und seine Pläne dreimal in einem Tage änderte oder sich mit Neben-
dingen beschäftigte, weil er das Gefahrvolle- seiner Lage nicht überäah.
Das Gefecht vom 11., die Stille des Feindes auf dem linken
Ufer, die Nachricht, dass Günzburg nur schwach vom Feinde besetzt
sei, eine in den Papieren des Generals Dupont gefimdene I^oclanuition,
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n welcher die feindliche Commniiicstioii über ^ndenhüm aofgehoben
tmd .auf die StrasBe llber NSrdlingen nach Donauwörth verlegt ward,
bestttrkten Mack in der vorge&ssten Meinung, dasa sich der Feiod
mit seiaer Macht g^goa die Rtusen gewendet habe tmd die Öster-
reicher bei Ulm nnr beschafldgen wolle, damit Bie nicht zum Vortheile
jener ^ne DiveTsion im Bttcken dea Feindes nntemAhmen.
Anf diese AsBichten gestützt, beaehloas er nno, sich mit der
ganzen Armee auf dea Feindes Verbindungen zu werfen und im
Rtlcken desaelben durch ein bedeutendes Corpa bia an den Rhein
Schrecken und Verwimmg zu verbreiten. Statt dea FML. Elenau
sollte nun Wemeck mit der Hälfte seiner Truppen sogleich g^en
Heidenhnm aufbrechen, um über Ahlen des Feindea Verbindungen
nüt Stuttgart zu unterbrechen. Wemeck trug im Eiiegarathe vor,
dasa der Aufbruch seines Corps unmöglich achon heute erfolgen kttnne,
worttber sich zwischen ihm nnd Mack ein Wortwechsel erhob, in
welchem sich Letzterer bereit erklärte, wenn Wemeck meine, daaa die
Disposition ihm etwas UnauBfilhrbares anbefehle, aelbat die Führung
seines Corps zu übernehmen und ea nach dem Sinne der Disposition
zQ verwenden. Der Erzherzog sprach sich jedoch hierüber aus, dasa
FML. Mack, der alle Dispositionen entworfen habe, auch flir deren
Auaflkhmng unentbehrlich sei nnd nicht d^i Befehl eines Heeres-
theilea übernehmen dürfe.
Dieae Vorstellung Wemeck's hatte zur Folge, daas der Aufbruch
seines Corps für den 13. Früh festg^etzt wurde.
Unterdessen gab Mack diesen Plan auf und schlug dafilr einen
allgemeinen Ai^fF jener Abtheilung des Feindes vor, von der man
glaubte, dasB sie sich nach dem Oefecbte dea vorigen Tages gegen
Albeck -und Langenan zurückgezogen habe.
Während des Wechsels dieser Dispositionen, trafen wiederholte '
Meldungen des Generals M^caeiy ein, der die Vorposten auf dem
rechten Ufer commandirte and bei Oberkirchberg stand, daae der
Feind mit bedeutender Macht auf den Strassen von Leiphcim, Woissen-'
hom und F&ffenhofen gegen Ulm vordringe; auch Gefangene und
Deserteurs sagten aus, dass die ganze feindliche Armee im Anzüge
begriffen sei. Gegen Mittag ward General Möcsery wirklich angegriffen;
es entspann sich ein lebhaftes Vorposten-Gefecht, in welchem es ihm
nur mit Mühe gelang, sich bis Abends auf dem rechten Hler-Ufer zu
halten. Gleichzeitig traf die Nachricht ein, dass Ney sich gänzlich auf
das rechte Donau-Ufer gezogen habe. Dieses veranlasste endlich die
dritte Disposition zum Marsche der ganzen Armee gegen Kördlingen,
Jellajjic aoUte am folgenden Tage nach Vorarlberg zurückgehen,
Wemeck mit seinem ganzen Armee-Oorps nach Heidenheim aufbrechen,
die ArtilleHe-Reaerve und Riesch ihm um einige Stunden später folgen.
Zur Deckung und Verhüllung dieses Matsches sollte Fürst Schwarzen-
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7g
hecg eine Scheinbewegimg auf dem rechten Ufer nntemehmeii, am
Abend alle seine Trappen nach Ulm znrückräehen und am 14. den
beiden andern Corps nach Heidenheim folgen.
So war nenerdingg ein kostbarer Tag ans Ursache der Ver-
schiedenheit der Ansichten des FML. Mack ttnd jener der Umgebung
des Erzherzogs, wodurch die WiderspSnstigkdt der Generale gegen
des General-Quartiermeisters Anordnungen genährt wurde, nnbentttzt
vorübergegangen, während der Feind in Thätigkeit und Bewegung,
die letzten Schritte zur Versammlung seiner Streitkräfte zur völligen
Einschliesaung des österreichischen Heeres that.
Sr. känigl. Hoheit der Erzherzog berücksichtigte die vom FML.
Mack gemachte Bitte wegen Besetzimg der durch Mayers Bintbeüung
in die Armee erle^gten General-Quartiermeisters-Stelle. FML. Graf
Qyulay verbat sich zwar diese Stelle, übernahm sie jedoch proviaorischr
obwohl auch der Erzherzog ihn sehr ungern seiner Division entzog.
Die Verhältnisse des Erzherzogs hatten dtirch den bestimmten
Willen Sr. Majestät eine feste Bichtung erhalten, und er spielte von
nun an in der That eine jener Macks untergeordnete Rolle. Indessen
muss es die 6eBchichte aufbewahren, dass der Erzherzog dem Ge-
neral-Quartiermeister Mack oft Vorstellnngen wegen UnschlUssigkeii
und der geüthrvoUen Lage des Heeres machte. In einem Berichte vom
12. an Se. Majestät den Kaiser schildert er diese Li^ getreu und ge*
steht, dasB er wenig Hoffnung hege, trotz der am 11. errungenen Vor-
theile das Heer aus dieser misslichen Lage zu retten.
Anfbmoh der Corps Jella&iö, Wemeok und Riesoh.
Am 13. erfolgte endlich der Aufbruch der Corps nach der Tags
zuvor entworfenen Disposition. Jella^ic entsendete zur Deckung seiner
Bewegung den General Mayer ') mit einer aus Jägern und Infanterie
bestehenden kleinen Colonne, welche das Corps, das bei Gögglingen
über die Donau gieng und auf der Strasse von Laupheim marschirte,
stets in der linken Flanke begleiten, dabei auch alle Brücken über
die Eier abwerfen sollte. Nicht weit von Oberkirchberg stiess Mayer
auf eine bereits bis an den sogenannten Landgraben vorgerückte
') Dieser General gehflrte jetit zn Jellft£id'B Corpg, d»s nach dem beständigen
Wechsel der Ordre de bataille noch b(u folgenden Trappen bestand:
4 Bataillone Stein, 1 Orenadiar-Bataillon Beanlien, S'/, Bataillone Jella^tS,
3 Comp^nien Chasteler-Jftger, 2 Eacadronen BlankeiMtein-Hiuzaren, 2 Eseadronen
Ro senberg- CbeTanilegers.
Hierzn Wolfekehls stets bei Stockach gebliebenes Corps mit S Bataillonea
Beanlien und 2 Eacadronen Klcnan-ChcTanilegera.
Die Oamison Ton Memmingen, bestehend aas;
. 1 Bataillon Beanlien, 5 Bataillone Ciartoriaky, ö Bataillone UitiOTikj und
Vi Eseadron BUnkenatein-Hnaiaren.
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TT
Endliche Abtheihmg, mit der er ein lebhaftes Gefecht bestaud nnd
mir mit Muhe über die Dler setzte. Vier Eacadronen Blankenatein-
HuBzaren nnd zwei Eacadronen Rosenbe^-CheTauxlegers, die hier auf
YorpOBten standen, worden toq Uba abgeschnitten und genöthigt, sich
an Mayers Oototme onzuschliessen ; später wurden sie dem Oorpa
JeÜaSic fSmiUch einverl^bt Abende Yereioigte sich Mayer bei Ochsen-
hausen mit dem Corps, dtta unterdoBsen daselbst eingetroffen war.
Um 6 Uhr Früh brach auch Wemeck ') mit seinem 26 Bataillone
28 Eacadronen (bei 10.000 Mann) starken Corps und mit. ihm die
guize Artillerie-Haupt-Reaerve gegen Heidenheim auf. Er hatte Befehl,
noch an demselben Tage Heidenheim zu erreichen und wShrend dieses
Huwibes besonders in seiner rechten Flanke die nothwendigen Vor-
sidits-Maasregeln zu ei^reifen. Das Corps konnte des spSten Aufbruches
und der schlechten W^e halber nur bis Herbrechtingen gelangen;
seine Vorhut besetzte jedoch Heidenheim.
Riesch *) sollte um 10 Uhr die erste Colonne seines Corpa nnter
■) Ordre de bst«IUe.
rhat.
FBIL.
Bullet
t PriDE Bofaftn
{Bosenberf-CheTsnzlcgei
ChMteler-JIger . . .
Spork-Infinterie . . .
{Ksnnlti- Qrenadlere . .
K&nnlti-FtUillere . .
Treffen.
{La ToAr^CberBOzleKen
Wflrttamber^Inf&nterle
Beon-Greitt-InfantBrie ,
f Stuart-Infanterie . . . .
\ BemH-FUnen-Infanterie.
1 Palatinal-HuBiaren .
FML. I
Heheiuollem ]
Sioiendorf
BciuB-Oreii-Gretisdiere
Spork-Otenadieie . .
Btnftrt- Grenadiere . .
Bean-Plan en-Oren adiere
OM.- 1 Albert-CflrMiiere . .
Dienenberg | Lft Tonr-ChevAnxlegeri
1 Qsfl9sht8 bal Wanln(sa ki
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n MO Huitt )tark.
■) Ordre.de batalllq.
FUL. Baron Ijondon.
Vorbnt.
{BlankenitelD'Ha*taren
EH. Lndwi^Infanterie
EH, Lndurig. Grenadiere
Dls dnt BatkUlooe LnUirlf ' OhltBii uah thno Vaiinita ImI OBu]
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TUL. Loadon, 16 Batailhme, sieliea Eecftdroneo (etwa 7000 Manii-^
Btark, W«meck folgen lassen, mit dem Rest des Coipe, 16 BatiüUonen,
6 y, Escadronen (etwa 8000 Mann), mit kleinem Zwiachem-aame dar
anten Colomie nachrUcken. Allein kurz vor Aem Aufbräche erbielt
der Corps-Coroimandant von London die Anzeige, das* er unmittelbar
von Mack befehligt worden sei, mcht Über Albeck nach Heidenkeim,
sondern länga dem linken Donan-Ufer über lEScbingea nach Qnnd^-
fingen zu mars^nien. Gegen Mittag bekam BieBck selbüt den Befebl
mit der zweiten Colonne London nackzorOoken. Diese Vc^finderang
der Disposition ward in Vt^Ung gesetzt, ohne dasg Wemeok dsToa
Terst&ndigt worden wBre.
Der Zweck der veränderten Marschrichtnng dieses Anneä-Corps
war die Deckung der rechten Flanke des Heeres während seiner Be-
wegung gegen Nördlingen. Deshalb sollte die Colonne Londons noch
an demselben Tage Oundelfingen erreichen und von Thalfingen ab-
warte alle Brücken über die Denan aBwerfen, des folgenden Tages
sich mit kleinen Abtheilungen bis Hochstett aasdehnen. Alle Berichte
sollten nach Hausen gesendet werden, wo eich am 14. das Haupt-
quartier befinden würde, welches mit dem Corps des Fürsten Schwarzeu-
berg Ulm verlassen- sollte.
Diese unglückliche Abänderung der früher entworfenen Disposition
war die ganze Cirundlage des Un&lles, der die Corps von Rlosch und
Traffe
(Rieae-Infanterie
EH, M&ximiliAn-Infuiterie . .
HohecEolleni-CllrsBiiaTB . . .
{Froon- Grenadiere
Joseph Colloredo-Gren&diere
Froon-Infsnterre
HobenEollein-CUrRsaieie
a. ColonB«.
' PHL. Prinz HeMen-Hombtu^.
rhut
(Erbach -Infanterie
Erbach -Grenadiere . . . ,
Frans Mailaiid-Cäraaaiere .
fEH. Carl-InfoDterie . .
Anersperg-lofanterie .
Franz Mailand-CflrasBiei
iAnerspers-iGienadiere
EH. Carl-Greoadieie
Froou-InfaDterie . . . . .
Frans Mailand- Carawiw« .
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Wwneck trftf. Der dadurcli beabsiclitigte Zw^k wäre schneller und'
gewisser dttroh ein fliegendes Corps erreicht worden, ohne dasa man
dftdmvli des Feindes Aofmerksamkeit auf sich gezogen hätte. Das
Corps von lüesch war in jedem FaUe zn Schwach, dem Feinde, der
im Besitz der meisten Übei^angB-Punkte war, den Übergang über
den Strom eh wehren. Die Entsendung dieses Corps Biesch entlang
der Donau zog den letzten Schleier von den Absichten der Öater-
reich^ und lenkte des Feindes Äufinerksamkeit auf das linke Ufer,
der bis jetzt säne' Hauptstärke auf dem rechten versammelt hielt,
weil er wahrscheinlich dort eine Schlacht erwartete.
London brach gegen Elchingen an£ Um 2 Uhr Kachmittags
folgte die zweite Colonne; sie schlug der Disposition gemäss den
Landweg längs dem Ufer nach Thalfingen ein, der, durch die waldigen
Ab&lle und den Flnss eingeengt, Hohlwege bildete und durch den an-
haltenden Regen fast ganz mit Wasser angeftillt war, so dass Mann-
schaft und Pferde stets bis an den Leib waten mussten. Die Beschaffen-
heit dieses grundlosen Weges bezeugt das Ertrinken von drei Mann
der Artilleriebespannung in seinen FfUtzen während der nächtlichen
Finsteraiss; es war aber nicht mehr thunlich, einen andern einzu-
schlagen, <^ne wieder bis Uhn zurückzumarschiren. Ein Munitiona-
Karren attlrzte mit einem abgerissenen Sttlck Ufer-Randes in den
Strom. Das Geschütz, das überall stecken blieb und in die Sumpflöcher
stürzte, sperrte den Weg und mnsste mit tinaäglicher Mühe heraus-
gezogen werden. Die Colonne dea Corps ward durch Alles dies ge-
trennt, und ihr Marsch der Art verzögert, dass sie erat nach 14 Stunden,
Anweise sogar erst am folgenden Motten in Elchingen anlangte , ob-
gleich die Strecke von Ulm bis Elchingen nicht mehr als zwei Stunden
beträgt j nur ihre Vorhnt traf am Abende daselbst ein.
London, der wahrscheinlich einen besseren Weg über die Höhen
eingeschlagen hatte, war Nachmittags bei Elchingen eingetroffen; hier
stiesa er anf die Vorposten des Marschalls Ney und verdrängte sie
aus dem Orte. Während dieses Vorposten-Gefechtes wurden von dem
bm Thalfingen zurückgebliebenen Bataillon von Erzherzog Ludwig
zur völligen Zerstörung der dortigen Brücke drei Joche abgesägt. Bei
Elchingen ist der Stnim durch zwei Inseln in drei Arme getheilt, über
Welche die Brücke in eben so viel Abtheilungen ftihrt Es gelang
LoudöU) sich nur des diesseitigen Theils zu bemächtigen; der Feind
blieb Heister der beiden andern. Dieser Umstand, das späte und thoil-
weise Anlangen der zweiten Colonne, dann eintreffende Nachrichten,
dass der Feind sich auf» dem jenseitigen Ufer bei Leipheim stark
sammle, bestimmten Riesch, die im höchsten Grade ermüdeten Truppen
nicht über Elchingen rücken zu lassen.
Zur Beobachtung des Feindes bei Leipbeim wurden vier Bataillons
und swei Dscadrone nach Riedheim entsendet Biesch glaubte sein ge-
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trenntes, theilweise aolangeitdee Corps darolUtaB' nicht in der Vei^aqxig,
um aioli ohne den Besitz der vom F^nde besetzten zwei BrlickenUieUe in
ein vielleicht hartnackige b Gefecht einlassen zu können. Er w(^te
überdies vermeiden, die Aoünerksamkeit des Feindes aof sich zn ziehen,
und begnügte sich deshalb, zur Sicherung gegen einen Überfall an
dem diesseitigen Theile der Brücke einige Balken abtragen zu lassen
und zur Bewachung derselben während der Nacht zwei Bataillons
mit zwei Kanonen aufzustellen.
Das Corps des Fürsten Sohwarzenberg sollte nach der ersten
Disposition in zwei Colonnen, die eine unter Elenaa anf der Strasse
von Weissenhom, die andere unter Qottesheim auf jener von Gttn«-
borg vorrücken.
Sie sollten sieh in kein ernsthaftes Q-afecht einlassen, sondern
nur des Feindes Aufmerksamkeit beschäffigen, ihn über die Haapt-
Bowegnng der Armee irre führen und sich am Abend wieder nach
Ulm zurückziehen. Auch diese Anordnungen änderte Maek dahin,
daas nur einige Uhlanen-Escadrons auf der Linie von Oögglingen,
Wiblingen, dem Zollhause und Pfuel auf Vorposten bleiben sollten. Zu
ihrer Unterstützung würden an den ersten Häusern von damvon Lipheim
erwarteten Kegimente Württembei^ drei Bataiüons aufgestellt Das Corps
sollte, wie erwähnt, am folgenden Tage Wemeck folgen, nur General
Richter mit fünf Bataillons und vier Escadrons als Besatzung des mit
Geschütz versehenen Brückenkopfes und der Stadt Ulm zurückbleiben
Während so die österreichischen Streitkräfte sich nach allen Welt-'
gegenden zerstreuten, wodurch es ihnen vollends unmöglich wurde,
auf irgend einem Funkte mit Kraft wirken zu können, conoentrirten
sich jene des Feindes immer mehr.
Das Corps des Marschalls Ney hatte sich mit Ausnahme der
Division Dupont, welche auf dem linken Donan-Ufer hinter der Brenz
stehen blieb, von Uünzburg gegen Ulm gezogen. Lannea, Hürat und
die kaiserlichen Garden unter Bessi^res waren schon in der Gegend
von Weissenhom und Gtlnzburg, Marmont auf dem MarBohe von
Augsburg an die untere Hier, Soult in der Nähe von Memmingeo.
Diese Bewegungen des Feindes bestätigten sich am 13. Vor-
mittags, als kaum die Corps nach der Tags zuvor entworfenen Dispo-
sition aufgebrochen waren, verbunden mit einer Nachricht, die aber
keineswegs aus einer zu berücksichtigenden Quelle entsprang; dass
die Engländer bei Boulogne gelandet, und im Innern Frankreichs
eine Empörung ansgebrochen sei, erzeugten in Mack einen der selt-
samsten Irrthümer, der die Lage des öaterr^chischen Heeres vollends
verwirrte und die letzte Ursache seines angeheuren Unglücke war.
Mack hatte einmal die Idee gefasst, dasa Napoleon durch seinen
Übergang bei Donauwörth ihn bloa von den Russen trennen wolle,
dass er diesen entgegen gehen und sie zu schlagen trachten werde.
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Es ist sonderbar, dass er an dieser Ansicht so feat hielt, um
sich lieber zu den irrigsten Schlüssen verleiten , als von ihr abbrin-
gen zu lassen. Viel näher als aie lag doch die Betrachtung, daas Napo-
leon den ersten seiner Feinde, gleichviel ob Busse' oder Österreicher,
Ett erdrücken bemüht sein werde, — daas er eher trachten müsse, ein
Heer los zu werden, welches in seinem BUcken und auf seinen Ver-
bindungen stand, als jenes, welches ihn nur in der Front bedrohte.
Dieses einfache Baiaonnement, das aus dem ganzen Benehmen der
Franzosen hervorgieng, erforderte nur höchst beschränkte militfirische
Ansichten, und das von nun an erfolgte Benehmen Mack's lässt sich
nur aus der näheren Kenntniss seines Charakters und der schiefen
Beurtheilung seines Gegners, niemals aber durch militärische Gründe
erklären. Mack, der bis jetzt die Franzosen auf dem Marsche gegen
die Russen wähnte, konnte sich ihre Bewegungen gegen die Iller so
wenig erklären, daas er auf den Gedanken verfiel, Napoleon sei auf
dem Rückzug gegen den Rhein begriffen.
Ein am 13. geschriebener, in seinen Papieren vorgefundener
Aufsatz: „Meine Überzeugungen" betitelt, verdient deshalb hier wörtlich
eingeschaltet zu werden, „Bonaparte'*, sagte er , „steht mit einer
Haupt-Colonne zu Weissenhorn; er hat wegen Beschwerlichkeiten des
Terrains die grösate Mühe, bis an die Iller zu gelangen, die er zu
übersetzen wünscht. Ein Blick auf die Karte beweist, dasa er nicht
ohne Unsinn bis Weiasenhorn vorwärta hätte eilen können, um wieder
nach Gänzburg zurück zu kehren, und die Donau durch einen weiten
Umweg zu übersetzen. Herwfirts von Günzbnrg ist die Übersetzung
der Donau wegen Beachwerlichkeit des Terrains ganz unmöglich. Was
wir thun sollten, wäre, ihn bei Weissenhorn, oder wenigstens an dem
Tage, wo er die Eier paasiren wird, anzugreifen. Vielleicht wird er
sie auch morgen noch nicht paasiren, denn es ist sehr wahrscheinlich,
dass er erst Memmtngen nehmen werde, um die Colonne, dorten paasirt,
auf dem linken Ufer der Bier vorrücken und sich seinen Übergang
decken zu lassen. Es wäre der günstigste Augenblick, ihn aufzureiben,
and er selbst wird uns, wenigstena in aeinem Herzen, auslachen, dass
wir es nicht thaten. Die gegen Memmingen vorrückende Colonne und
seine Stille auf dem linken Donau -Ufer sind die überzeugendsten
Probabilitäten seines Bückzuges. Wenigstens müssen wir nun augen-
blicklich darauf denken, die Fortsetzung seines Rückzugs zu beun-
ruhigen und so schrecklich für ihn zu machen, als er es verdient.
Unsere Armee muss mit ihm den Rhein erreichen, vielleicht irgendwo
mit ihm pasairen, besonders wenn eine Revolution ausgebrochen wäre."
Dieses die Betrachtungen, die Mack bestimmten, vorläufig den Corpa-
Commandanten die Waistmg zu geben, dass der Feind sich wahr-
scheinlich zurückziehe. Jellacii sollte Memmingen räumen lassen, sich
aber nicht zu weit entfernen, um zur Verfolgung der über Memmingen
Ö*I«rr. mlllUr. Zsiuehrlft. 1973. (Fcldins 1B05.) A. ,
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zartlt^weioheQddD Colonne bei der Hand zu sein. Riesch irard an-
gewiesen, sicli»^ Nachrichten über des Fundes RUcksug aus Bayern
einzuziehen und die rossiBche Armee am Inn sogleich davon zu ver-
ständigen.
Wemeck sollte die Ärtillerie-Reaerve und das Gepäck nicht bis
NOrdlingen, sondern nur bis Aalen gehen lassen, diunit sie nicht einer
über Nördlingen nach Mannheim zurückgehenden feindlichen Colonne
in die Hände fiele.
Am 14. Morgens erschien nun in einem G-enerala-Befehl eine förm-
liche Bispositioa zur Verfolgung des Feindes. Man nahm darinnen an,
dass sich derselbe in drei Haupt-Colonnen zurückziehe, wovon eine uniem
Memmingen, eine andere bei Hlertissen über die Hier, und eine dritte,
wahrscheinlich Bemadotte, bei Donauwörth über die Donau gehe,
welch' letztere ihre Richtung über ]!^ördlingen nach Mannheim nehmen
werde. Die mittlere Colonne werde (so wähnte man), sobald sie die
liier im Rücken hätte, bei Elchingen und Riedlingen über die Donau
setzen, die linke aber sich über Yillingen nach Stiassburg wenden.
Zur Verfolgung des Feindes sollten also jedes der vier Armee-Corps
anverweilt zwei fliegende Corps zusammensetzen, wovon das eine
dem Feind im Rücken, das andere aber in der Flanke zu folgen
hätte, um ihn bratfindig zu beunruhigen und alle Zufiihr und Lebens-
mittel abzuschneiden.
Die Verfolgung der linken Colonne ward JellaSic, der mittleren
Schwarzenberg imd Wemeck, der rechten Kienmayer und Riesch über-
tragen. Fürst Schwarzenberg sollte seine Richtung über Geislingen
nach Stuttgart nehmen, Wemeck seine beiden leichten Corps in Eil-
märschen ebenfalls dorthin senden und ihnen mit dem Reste des
Corps folgen, die württembergischen Truppen an sich zu ziehen
trachten und sich jenseits des Keckars mit Schwarzenberg vereinigen;
noch früher als der Feind dort einträfe, tun ihn aufzureiben oder,
wenn sich irgendwo ein Engpaas vorfitode, zur Niederlegung der Waffen
zu nöthigen.
Das Bemadott'sche Corps sollte von Kienmayer im Rücken
und in der rechten Flanke, von Riesch in der linken genommen,
die Artillerie - Reserve sogleich wieder nach Ulm zurückgeschickt
werden.
Dieser unselige Irrthum veranlasste, dass das Corps des Fürsten
Schwarzenberg in Ulm blieb und nicht, nach der Anfangs entworfenen
Disposition, Wemeck's Corps nachfolgte. Solche Nachrichten, aas
dem Hauptquartier selbst erhalten, mnssteu natürlicher Weise das Be-
nehmen der Corps- Commandanten schwankend machen, die sich von
einem fliehenden, nur um seinen Rückzi^ kämpfenden Feind verfolgt
wähnten.
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CapitQlatlon von Kemmlngren.
Sckon bei Empfang des BefeUes, aich ntcht zu woit von Meot-
mingea zu eotfemeit, hatte Jel)a2!c an den BefeltlrfiabcT de« PlatzM^
Ckmeral Grafen Spangen , den Befehl gesirndt, mit der Besateon^ die
Stadt zu ranmen und sich mit ihr in der Bichtoi^ von Wurzach
zu vereinigen. Allein in der Nacht vom 13. auf den 14. erechien
Sonlt vor Memmingen und scblosB es sogleich von allen Seiten ein,
aus velcher Ursache wahrscheinlich Spangen den ihm zogesandtea
Befehl nicht mehr erhielt
Der Feind forderte die Stadt zur Übei^abe auf und gab seiner
Forderung durch eine lebhafte Beschiessung Nachdruck. Die drin-
genden Vorstellungen der Einwohner, die selbst in Drohungen ttber-
giengen, der Mangel an Munition und Artülerie bestimmten Spangen,
die angetragene Capitulation anzunehmen, die er am 14. Abends 8 Uhr
unterzeichnete. 11 Bataillons, eine halbe Escadron streckten die Waffen;
die Officiere wurden auf Ehrenwort , bis zur Auswechslung nicht zu
dienen, entlassen, die Mannschaft aber kriegagefangen nach Frankreich
abgeführt.
Jellacie ahnte das Schicksal Memmingens nicht, sondern setzte,
ohne sich diesem Platze zu nähern, am 14. seinen Marsch über Wurzach
nach Leutkirch fort
Während desselben ward seine Nachhut von einer bei ÖOOO Mann
starken feindlichen Colonne des Corps Soult, die bei Egelseen Über
die Hier gegangen war, lebhaft angegriffen und musste sich den ganzen
Tag hindurch fechtend zurückziehen.
Unterdessen lieaa der Donner der Kanonen, den JellaÖic während
dieses Marsches aus der Gegend von Memmingen vernahm, ihn die
bedrängte Lage dieses Ortes vermuthen. Er wiederholte daher von
Wurzach auf verschiedenen Wegen durch einen verkleideten Officier
und UnterofGcier , die durch Versprechen besonderer Anerkennungen
zu dieser That aufgemuntert wurden, dem General Spangen seinen
Befehl zum Abzüge, welche aber beide nicht mehr in den schon am
vorhei^henden Abende »unziugelten Platz kommen konnten.
Von Leutkirch, wo JellaJäc Abends 10 Uhr eintraf, Hess, er das
Grenadier - BataUlon Beaulieu über Aitrach gegen Memmingen vor-
lücken, um der Garnison die Hand zu einem Ausfalle zu bieten;
doch am 14. Früh erfuhr er die Übei^be der Stadt Er zog daher
dieses Bataillon wieder an sich, liess den früher fortwährend bei
Stockach gestandenen General Wolfahehl als Vorhut bei Ravensburg
und zog sich den 16. dann über Wangen nach Vorarlberg zurück,
von wo an die ferneren Ereignisse dieses Corps in die Geschichte
des Feldzuges von Tirol verflochten werden.
D,9,l,zedbyC00^[e
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Memmingen war oacb den ämtlichen Anaaagen des Ingenieur'
Majors Laner gegen einen Anlauf gesichert. Hstte General Spangen
diesen Platz nur bis zum 15. gehalten, so konnte eine Vorrücknng
des Jellaöie'schen Corps der nicht unbedeutenden und mit 10 StQck
Geschützen versehenen Besatzung Gelegenheit verschaffen, sich in
einem Ausfall durch den zwischen zwei Feuer gebrachten Feind durch-
zuschlagen und sich mit JellafSiö zu vereinigen.
Diese Übereilte Capitulation schDitt die letzten Verbindungen
des österreichischen Heeres mit Tirol ab. Soult entsandte zur Beob-
achtung des JellaSie eine Abtheilung und rückte unverweilt gegen
Biborach vor, wodurch die letzte Strasse, die von Ulm an den Boden-
See führt, in feindliche Gewalt fiel. Von Biberach rückte Soult mit
zwei Divisionen nach Laubheim und Achstetten und sperrte dadurch
die Gegend zwischen der Donau und dem linken Iller-Ufer. Die
Division St Hilaire von diesem Corps gieng wieder über die Hier
zurück und nahm jenseits derselben Stellui^ gog^n Ulm.
Unterdessen hatte sich der Kreis der feindlichen Corps, die be-
reits Ulm umgaben, immer mehr verengt. Marmont besetzte am 14.
die Dörfer Ober- und Unter-Kirchberg und schob seine Vorposten im
Ulmer-Kied und gegen Göklingen vor, Launes erschien auf den Höhen
oberhalb Pfuel, griff die österreichischen Vortruppen an, und drückte
sie bis an den Brückenkopf von Ulm zurUck. Die Reiterei verjagte
durch ihre Überlegenheit allenthalben jene des Fürsten Schwarzenberg,
die endlich Befehl erhielt, sieh ganz auf das linke Donau-Ufer zurück-
zuziehen. Diesen Corps folgten die kaiserlichen Garden und Grenadier©
als Reserve,
So war nun am 14. Früh bereits vollkommon die Einschliessung
Ulm's auf dem rechten Donau -Ufer vollendet; auf dem linken Ufer
befand sich immer nur noch die einzige Division Dupont, welche am
14. aus ihrer Stellung hinter der Brenz gegen Albeck vorzurUcken be-
stimmt wurde. Mit dem erwähnten allgemeinen Angriffe auf dem
rechten Ufer gegen die -ausserhalb der Festung aufgestellten österrei-
chischen leichten Truppen hatte Kapoleon auch einen gleichzeitigen
Angriff auf die Brücke von Elchingen durch den übrigen Theil des
Corps Key anbefohlen, das theila bei Leipheim, theils, Elcbingen ge-
genüber, bei Nersingen und Leiben stand, als Riesch njit seinem Corps
bei Elchingen erschien.
Die Brücke von Leipheim war völlig in des Feindes Gewalt;
auf dem rechten Ufer waren zu ihrem Schutze Batterien aufgefahren,
und auf dem linken deckte sie eine Vorhut Von jenen bei Elchingen
war, wie erwähnt, der gröaste Theil in den Händen der Franzosen,
und diesseits nur wenige Balken abgetragen.
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OefeoM bei Elolüngren.
ßiösch Iiatte am 14. das InfaDterie-Regiment Erzherzog Maximilian
jnit zwei Escadronen HohenzoUem-Cürasaieren unter dem Obersten
Biber entsendet^ um den Übergangspunkt bei Leipkeim zu beobachten
und die dortige Brücke zu zerstören. Der Oberst stellte sicli bm den
BOgenannten Weissinger Hfifen aaf und schickte ein Bataillon ab,
diesen Befehl zu vollziehen. DaB Bataillon stiess zwischen Kiedheim
und der Donau auf den Feind und machte einige Gefangene, von
welchen es die Besetzung der Brücke erfuhr, weshalb es bei Riedheim
stehen blieb.
FML. Bieech erstattete dem Erzherzoge Bericht über die Lage
der Dinge und bescbloss, mit Beisammenhaltung seiner ganzen Streit-
kräfte den Marsch fortzusetzen, um desto sicherer die Bewegungen
des Haupt-Heeres decken zu können.
Er sandte einen Ofßcier ab mit dem Befehle, den Erzherzog
oder Mack auf der Strasse von Ulm nach Hausen aufzusuchen, in
welchem Orte nach der letzten, Kiescb bekannten Disposition heute
das Hauptquartier eintreffen sollte.
Den Qeneral Mecseri liess er mit vier Bataillonen und fünf
£scadroneD über Langenau zur Beobachtung des Feindes vorgehen;
ihm sollte in kleiner Entfernung London mit 10 Bataillonen und dann
Biesch selbst mit dem Best des Corps (10 Bataillone, 7'/, Escadronen)
folgen.
In dem Augenblicke, wo Mecsery von Elchingen aufbrach, giengen
viele französische Truppen toi Leipbeim über den Strom. Das Ba-
taillon zog sich ans Riedheim gegen die Weissinger Höfe zurUck, und
der Feind setzte unaufgehalten seine Bewegung gegen Langenau fort.
Zu gleicher Zeit drang er über den in seiner Gewalt befindlichen Theil
der Brücke von Elchingen vor.
Biesch hatte bei der ersten Nachricht von diesen feindhchen
Bewegungen die zur Vertheidigung der Brücke von Elchingen auf-
gestellten zwei Bataillone und zwei Kanonen unter Oberst Schiaffinati
mit zwei andern Bataillonen und vier Kanonen verstärkt, mit dem
Befehle, sich auf das ÄusBerste zu halten. Doch diese Bataillone er-
füllten ihren Auftrag schlecht, indem sie nach kurzem Widerstände
wichen, worauf der Feind in grösster Eile mit den sich von jenseits
zurückziehenden Abtheilungen gemischt übergieng, den abgetragenen
Theil der Brücke herstellte, und die Division Loison, mit dem 69. In-
fantme-R^mente an der Spitze, den Übergang bewerkstelligte; ihr
folgte die zu dem Corps Key gehörige leichte CavaUerie - Brigade.
Letztere wandte sich sogleich gegen die von den Weissinger Höfen zu-
rückziehende Colonne des Obersten Biber, deren Rücken nnd Flanken.
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durch den Übergang der Franzosen preisgegeben waren , hieb in sie
ein, and nach einem vergeblichen Versuche der beiden Escadronen
HohenzoUem zur Unterstatznng deren Infanterie ward das Regiment
Jlttundiliui durobbroicheD und theik niedwgehauen , theils gefangen;
noa* fttnf Compa^en rettetm sit^ gegen Hausen und schlössen sich
an Woneck's Corps an ; die beiden Escadron^i erreichten die Stellung
von Elchingen.
Da wo auf einer Platte das weitläufige Kloster £lchiag«n -liagt,
bilden die «teil ansteigenden Höhen eine vortheilhafte, die kleine Ebene
bis zur Donau beherrschende Stellung. 0uroh gut angestellte Bat-
teridn kann einem Angriffe und der Entwicklung einer über den Strom
gehenden Colonne ein kräftiger Widerstand enigegengesetat werden;
allein auf dem linken Flügel, gegen die Albecker Strasse, verflachen
sich diese Höhen sehr sanfit, ao dass nicht allein Infanterie, sondern
auch Cavallerie gegen sie mit voller Freiheit manßvriren kann.
Nach dem schnellen und unerwarteten Verluste der Brücke von
Elchingen sah Riesch wohl ein, dass er einem ernsten Gefechte nicht
mehr ausweichen könne. Er ertheilte daher London und Mecsery,
welch' Letzterer bereits Langenau, Ersterer Ottingen erreicht hatte,
den Befehl, umzukehren und sich an ihn anzuachliessen. £r stellte seine
Infanterie hinter dem Wege von Elchingen nach Öttingen in Schlacht-
ordnung; seineu rechten Flügel lehnte er an den Wald hinter Elchingen
und besetzte ihn mit zwei Bataillonen ; in die Abtei von Elchingen
warf er ein Bataillon Erzherzog Carl, ebenso in den binterliegenden
Ort ein Bataillon Froon, Seine ganze noch bei ihm befindliche Reiterei,
7'/, Escadronen, stellte er anf den am meisten bedrohten linken Flügel,
an welchen sich Mecsery anlehnen sollte, der bereits das Vorrücken
einer überlegenen feindlichen Reiterei gegen Langenau anzeigte. Es war
schon 9 Ubr Früh, aber noch immer trafen einzelne Truppen auf dem
Wege von Thalfingen ein. Das Geschütz, welches man ans demselben
herausschleppen konnte , ward auf der Höhe aufgefahren , eine halbe
Cavallerie-Batterie gegen die Brücke gerichtet, die andere Hälfte auf
dem linken Flügel zur Unterstützung der Reiterei verwendet.
Von Allem diesem erstattete Riesch neuerdings Bericht in das
zu Hausen vermuthete Hauptquartier.
Ney verfolgte die über die vier Bataillone zunächst der Brücke
errungenen Vortheile; diese zogen sich gegen Elchingen zurück, wo-
durch sie ihr Geschütz gleichfalls zum Rückzuge nöthigten, welches
mit Erfolg gegen das Brücken-Defil^ wirken konnte, wenn es die
Infanterie unterstützt hätte. FML. Prinz Hessen-Homburg und Major
Eapler des Generalquartierstabs, zu den Truppen nächst der Brücke
eilend, wurden am Ausgange des Dorfes beide verwundet Die fran-
zöeische Infanterie eroberte nach und nach die Gärten und andern
Gebäude des Klosters, die hartnäckig vertbeidigt wurden.
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Als aie auf die St^ung des Corps Btiegg, ward sie mit BataüloDs-
Dechargen empfangen und trotz ernenertem Angriffe aushalten.
FML. RioBch, immer in der Meinung, den Marsch der Armee
gegen Nördlingen zu decken, fasste den Entschlnss, durch einen
Angriff seinerseits den Feind wieder Über die Brücke zurück zu
werfen.
Auf die Meldung des Generals Mecsery jedoch , dass der Feind
mit Macht, besonders vieler Cavallerie , ober Langenau gegen den
linken Flügel der Stellung vordränge, gab Rieech die voi^ehabte
Angriffa-Bewegung auf und richtete sein Augenmerk auf Erhaltung
der Verbindung mit dem Haupt-Heere.
Zu dem Ende entsendete er das Infanterie-Regiment Riese gegen
Albeck und befahl dem General Mecsery, sich näher an den linken
Flügel anzuschliessen ; allein die feindliche Reiterei hatte bereits die
fünf Escadronen dieses Generals geworfen und griff nun auch die
andern Escadronen an, deren keine über 50 Pferde zählte, die überdies
noch vor Ermüdung kaum fortgebracht werden konnten.
General Hermann, der aie befehligte, schlug die feindlichen An-
griffe viermal ab und drang sogar bis an die folgende feindliche
Infanterie vor, von welcher er zwei Compagnien gefangen nahm. Doch
seibat der Sieg masate diese tapfere Reiterschaar aufreiben; sie wurden
endlich von der Übermacht geworfen und ao zu Grunde gerichtet,
dass sich kanm zwei Eacadronen sammeln liessen.
General Hermann, Oberstlieutenant Aaernhamraer und Colletti
fielen in feindliche Gefangenschaft. General Mecsery ward gänzlicli
vom Corps getrennt und zog sich gegen Herbrochtingen zurück.
Nach Beaiegung der Cürasaiere griff nun die feindliche Reiterei
das am äusseraten linken Flügel stehende Infanterie-Regiment Erbach
an, welches aber unter Oberst Baron Henneberg den Angriff zweimal
muthig zurückschlug.
Das Geschütz wurde während des ganzen Gefechtes sehr gut
verwendet und that dem Feinde besonders hier grossen Sehaden.
Von den französischen Truppen war nun auch die Division
Malher über die Donau gegangen und hatte sich als zweites Treffen
hinter dem linken Pittgel Ney's aufgestellt.
Jetzt laugte von dem Regimente Riese die Meldung an, dass
eine bedeutende feindliche Colonne gegen Albeck vorrücke. Es war
dies jene der Division Dupont, welche, im heftigen Gefechte mit dem
österreichischen Knken Flügel, gegen die grosse Strasse in der Richtung
auf Albeck vordrang. Der hartnäckige Kampf blieb lange unentschieden,
bis die von Elchingen zur Umgehung der österreichischen linken
Flanke entsandte Colonne von Truppen der Division Loison diesen
Angriff untere tützte.
Die dadurch wieder erfolgte Umgehung des linken Flügels und
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Ney'B unterdessen erneuerte Stürme auf Elchingen bestimmten Biesch
zum RtLckzuge gegen Ulm.
Er hatte den Entschluss gefasst, sich mit der dortigen BeBatzuug
zu verbiuden und sieh im schlimmsten Falle auf dem rechten Iller-
üfer mit Jellaßie zu vereinigen, da ihm durchaus Nichts von Schwarzen-
berg's Corps bekannt war.
FML. Riesch hatte zur Deckung seines Rückzuges den hinter
Elchingen liegenden Wald mit zwei Bataillonen besetzt und gieng, in
Vierecke gebildet, unter beständigem Anprall der feindlichen Reiterei
gegen Haslach und Jungingen zurück.
Napoleon, durch die Berichte Ney'a von dem anhaltenden Wider-
stände der östeii'eichischen Truppen unterrichtet, schickte noch die
Dragoner - Division Bourcier zur Verstärkung auf das linke Ufer.
Diese feindliche Reiterei hieb in die zuletzt abziehenden Infanterie-
Regimenter Erbach und Äuersperg zu wiederholten Malen ein, durch-
brach sie endlich und nahm den grössten Theil gefangen oder zer-
sprengte sie.
Der Corps - Commandant rühmt in seiner Relation, nebst der
tapfem Mitwirkung seiner gesammten Herren Generale, insbesondere
den Major Eapler des Oeneralquartiermeister-Stabes , der trotz seiner
schweren Wunden bis an daa Ende des Gefechtes mit besonderer
Bravour thätig blieb. Der Adjutant des Rittmeisters Wemhardt
und Oberlieutenant Lobenstein von Palatinal - Huszaren hatten viel
Muth und Eifer gezeigt.
Ney lagerte die Nacht über mit seinem rechten Flügel bei Älbeck,
mit dem linken bei Öttingen. Der Feind verfolgte das zurückweichende
Corps langsam bis Jungingen.
Fürst Schwarzenberg kam für seine Person Riesch bis Haslach
entgegen, und erst von ihm erfuhr er mit Erstaunen die Gegenwart
des Hauptquartiers und des Schwai-zenbergischen Corps in Ulm.
Die nach Hausen abgeschickten Berichte fielen dem Feinde in die
Hände. Während des Gefechtes hatte Riesch die Mittheilungen wegen
des vermeinten Rückzuges der französischen Armee, doch ohne die
am 14. erlassene Disposition zu ihrer Verfolgung erhalten, aus wel-
cher der Nichtabmarsch des Schwarz enbergischen Corps hätte folgen
können.
Der Verlust des Corps Riesch belief sich auf 4000 Todte, Ver-
wundete und Gefangene. Von den längs der Schlachtlinie vertheilten
Geschützen fiel keines in die Hände des Feindes; doch steckte ein
grosser Theil noch in dem Hohlwege, den das Corps am 13. dm-ch-
zogen hatte, und konnte nicht gerettet werden. Der Verlust des
Feindes ist nicht bekannt
Das Corps des Fürsten Schwarzenberg besetzte die Stellung auf
dem Michel- und Geisberge. Von jenem des FML. Riesch diente die
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eioe Hälfte Ersterem als Reserve, während die andere in die Stadt
verlegt wurde.
Die auf den Werken der Festung und der verechanzteo Stellung
aufgeführte Artillerie beschränkte sich auf die leichten Caliber, da
alles PoBitiona-Geschütz mit der Artillerie-Reserve Ulm verlassen hatte.
Der Erzherzog Perdlnand verlässt TTlm.
Dieses Ereignisa bewog den Erzherzog Ferdinand, Ulm zu ver-
lassen, 80 lange noch ein Ausweg übrig und die Bettung möglich sei.
Er bemühte sich noch Abends dem FML. Mack die gefährliche Lage
vorzustellen, in der man sieh in Folge seiner falschen Berechnungen
befände, und ihn zu bewegen, sich ohne Zeitverlust mit der Armee
auf dem linken Ufer durchzuschlagen.
Mack, auf dem Irrthume , dass der Feind sich zurückziehe , be-
harrend, erklärte dem Erzherzog, dass er Vollmacht habe, nach seinem
Gutbefinden zu handeln, — dass. nicht die Lage des österreichischen,
sondern jene des französischen Heeres verzweiflungsvoll sei, — dass
der Feind nur angegriffen habe, um seine Verlegenheit zu verbergen
und seinen Rückzug zu verhüllen, den er noch diese Nacht über den
Rhein antreten werde, wodurch am folgenden Tage die Strassen über
Augsburg und Günzburg offen sein werden.
Da der Erzherzog den FML. Mack zu keinem andern Ent-
schlüsse bewegen konnte, so begab er sich, von dem FZM. Kollowrat,
dem FML. Schwarzenberg, Stipsicz, Gyulai, seinem General- und den
Flügel-Adjutanten , sowie von den Officieren des General - Quartier-
meister- Stabes begleitet, den 14, Abends auf den Michelaberg und
sandte sogleich sechs bis sieben Escadronen auf den einzuschlagenden
Weg und eine Escadron zur Erkundigung nach Geislingen voraus,
zu sehen, ob dieser Ort vom Feinde besetzt sei.
Als eben der Erzherzog die Meldung empfangen hatte, dass die
Strasse noch nicht in den Händen des Feindes sei, erhielt er ein
Schreiben von Mack, worin dieser die FML. Stipsicz und Gyulai
als in Ulm unentbehrlich erklärte und den Erzherzog bat, ihm schriftHch
zu geben, dass er darauf beharre, sie mit sich zu nehmen. Am Schlüsse
dieses Schreibens heisst es: „Ich erkläre übrigens noch einmal, dass
ich mit meinem Kopfe für Ihre Person stehe, wenn Sie ruhig in Ulm
bleiben, nicht im Geringsten aber, wenn Sie in der Nacht und in
solcher Verwirrung Ulm verlassen."
Auf dieses Schreiben entliess der Erzherzog die beiden Feld-
marschall - Lieutenants und die Officiere des Quartiermeister - Stabes
und brach um 10 Uhr Nachts auf die erbetene Meldung, dass Geis-
lingen noch unbesetzt sei, mit neun Escadronen dahin auf, in der Ab-
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sieht, sich mit Wemeck'a Corps 'zu vereinigen. Ihn begleiteten FZM.
Graf Kollowrat «nd FML. Fürst Schwarzenterg.
An diesem Morgen griffen die Franzosen die Österreichischen Vor-
posten am rechten Ufer wieder an und drängten sie gänzlich in den
Brflt^enkopf zurück , aus dem - sie zwar mit einem lebhaften Klein-
gewehr- und Kanonenfeuer empfangen wurden , dpch hatten sich ihre
Tirwlleurs bereits der Gebtiache und Gärten des Ufer -Randes be-
mächtigt und filgten durch ihr Feuer sowohl der Bedienung des Ge-
schützes, als der Besatzung des Brückenkopfes groBseu Schaden zu.
Murat's Tind Lannes' Übergang auf das linke Ufer und voll-
kommene ElnsohlleBSiing TTlm's.
Die Division Bourcier von Murat's Reiterei war bereits mit Ney
am 14. Früh auf das linke Ufer tibergegangen; in der Nacht folgte
über die Brücke das Corps des MarscfaaUa Lannes, von dem sich die
Division Suchet vorwärts Juogingen aufstellte, und die kaiserlichen
Garden, an deren Spitze sich Napoleon in Person befand, der sein
Hauptquartier von Pfiiel nach Elchingen verlegt hatte.
Diese, den eingeschlossenen Österreichern weit überlegeng Truppen-
masse vereinigte sich mit Ney's Corps , der nach dem Gefechte des
vorigen Tages auf den Höhen von Haslach stand, und umgab in
einem Halbkreise die österreichische Stellung, ihren rechten Flügel
in der Richtung von Sofflingen ausdehnend, wodurch sie auch der
Strasse von Geislingen mächtig ward.
Kapoleon's Streitkräfte waren nun so vertheilt, dass, wohin auch
die österreichischen sich wenden mochten, Überlegenheit ihnen be-
gegnen musste.
Soult stand bei Biberach Marmont bei Pfiiel und hatte die Iller-
Brücke bei Oberkirehberg in seiner Gewalt. Auf dem linken Ufer
befanden sieh mit weit überlegener Macht die Corps von Lannes, Ney,
Murat's Reiterei und die kaiserlichen Garden; die Brücken von El-
chingen und Leipheira sicherten die Verbindung der durch die Donau
getrennten Heeres-Abtheilungen.
Von nirgends her war für das Heer in Ulm Entsatz zn hoffen.
Am Inn in weiter Feme sammelte sich erst ein von Bemadotte
und Davoust in Schach gehaltenes Heer ; das schwache Corps des
FML. Jella^ic hatte bereits die Gebirge Vorarlbergs erreicht. Nur
Wemeck konnte noch, obgleich mit weniger Wahrscheinlichkeit eines
glücklichen Erfolges, zur Befreiung der umringten Besatzung eine Be-
wegung gegen des Feindes Rücken unternehmen, altein die gänzlich
unterbrochene Verbindung mit diesem Corps von Ulm machte jede
Verabredung zu einer gemeinschaiUichen Unternehmung unmöglich.
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Srstttnami^ des ICLobael- und. f^uenberg'ea.
Mack hattß das in die Stadt gezogene Corps des FML. Riescb
theilfi auf den Werken, tlieils .aof den'grösBem Platzen als Refi€frv&
anfgestellt. Die eine Hälfte des Sollwarzänbei^i^en , nunmehr vom
FML. Graf Kleoau befehligt, stand in den Versohaiizimgen des
Michaels- nad Franenberges, die andere Hälfte «Ib Reserve snn FuHse
der Höhen.
Der Feind zog, irahrscheinlicli nin die Üaterreicher zu täuschen,
seine Vorposten auf allen Punkten zurück.
ÄIb man Mack, der vom Mtlnster-Thorme aas die Bewegungen
derselben beobachten üeas, diesen Umstand meldete, befahl er, dadurch
in seinem Irrthume, dass sich der Feind zurückziehe, bestärkt, daas
man das Corps von Rieach und die Reserve von Elenau zm' Er-
holung bei den Bürgern einquartieren solle.
Wahrend man sich mit dieser friedlichen Massregel in Ulm be-
Bchtlftigte, bereitete Napoleon den Angriff der österreichischen Ver-
schanzuDgen vor, auf deren ganzer Ausdehnung nur 8 Bataillone ver-
theilt waren, nämlich zwei bei der Ziegelhtltte, zwei in der Redoute
des Michaelaberges und vier auf dem Frauenberge ').
Unter dem Schutze eines starken Regens näherten sich die
Franzosen der österreichischen Stellung.
Es war ungefähr 12 Uhr Mittags, als man eine etwa 200 Mann
starke feindliche Colonne in der Richtung von Bopfingen gegen die
Linie des rechten Flügels vorrücken sah, die sich jedoch nach einem
unbedeutenden Schein- Angriffe wieder zurückzog, warscheinlich, um
die Aufmerksamkeit der Österreicher von dem beabsichtigten Angriffe-
Punkte abzulenken, oder ihren rechten Flügel wohl gar zur Räumung
zu verleiten, ihn dann abzuschneiden und die Werke mit Überfall
zu nehmen.
Um die Mittagsstunde setzten sich die franzSsischen Colonnen
gegen die Verschanzung in Marsch. Die vordere des Michaelsberges,
nur halb vollendet und durch den Regen zum Theil eingestürzt, war
zuerst dem Angriffe ausgesetzt und nach kurzem Widerstände erobert.
Napoleon beaufti-agte seinen Adjutanten, den General Bertrand, mit drei
Bataillonen zur Erstürmung der Hauptschanze des Michaelsberges, deren
Grabenwäude ebenfalls durch den anhaltenden sechstägigen Regen theiU
weise eingesunken waren, vorzurücken. Die Besatzung dieses Werkes
leistete nur schwachen Widerstand und zog sich unordentlich den Ab-
hang hinab dem Franenthor zu, vom Feinde lebhaft gegen die Stadt
verfolgt, iu der nun Allarm entstand und Alles nach den Wällen eilte*
■) Siehe Tafel Nr. 2. JKaner-Heft.
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M
Hauptmann Yoith vom G«neralqaartienneiBter-Stabe, der sieb auf dem
Frauenbei^ befand, bemerkte die QeCohr, in der sich in diesem Augen-
blicke unzweifelhaft die Stadt befand; er eilte an das Franenthor,
lieaa es sperren, suchte die vom Michaelsberge Herabäiebenden zu
ordnen und stellte sie in den Retranchements vor dem Thore au£
Hiedurch war der Feind, der schnell folgte, wieder an den Fubs der
Höhen zurückgetrieben.
Napoleon, der vom Michaelsberge die Verwirrung am Frauen-
tbore wahrnahm, glaubte dasselbe offen ; er befahl dem Obersten Vedel,
»ich desselben mit einem Grenadier-Bataillon zu bemächtigen. Dieser
rückte mit Ungestüm vor, warf Alles über den Haufen, drang bis unter
den Bogen des Frauenthores, wo sich ein lebhafter Kampf erhob.
Allein seine Reserve ward durch das Feuer der nebenliegenden Werke
zurückgetrieben, und eeine Grenadiere, die sich bereits Sieger wähn-
ten, von den gefangenen Österreichern, die man ausgeplündert hatte,
ohne ihnen die Gewehre abzunehmen, deren Hauptmann Graf Leinin-
gen vom Regiment Froon aus einem Nebenwerk zu Hilfe eilte, um-
ringt und er selbst mit dem grössten Tbeil des Bataillons zu Ge-
fangenen gemacht Während dieses Gefechtes am Frauenthor hatten
sowohl die Bataillone aus der ZiegelhUtte, als jene auf dem Frauen-
berg Zeit gewonnen, sieh in die Werke der Stadt zurückzuziehen, der
Feind griff zwar auch das Günsthor lebhaft an, ward aber durch
das Feuer der Werke zurückgetrieben.
Da ihm der Handstreich auf Ulm missglückt war, so zog er sieh,
um gegen das Fener des Platzes gedeckt zu sein, hinter die Höhen
und Hess blos eine Kette von Vortruppen zurück. Er war auf diese
Art um sehr geringen Preis Meister der verschanzten österreichischen
■ Stellung geworden.
Die Franzosen verloren 300 Gefangene. Bei dem Franenthor
blieben von beiden Seiten gegen 600 Todte und Verwundete liegen;
genau ist der beiderseitige Verlust nicht bekannt
Um 6 Uhr Abends erschienen zwei französische Officiere als
Parltunentäre vor der Festung; man brachte sie zu Mack, bei welchem
alle Generale zum Kriegsrath versammelt waren. Durch sie Hess Ney
Ulm zur Übergabe auffordern. Mack erklärte seinen festen Entschluss,
Ulm zu vertheidigen und jeden als Verräther, der von Übergabe
sprechen werde. Doch eine unglückliche Zwietracht hatte sich bereits
aller GemUther bemeistert and die letzten Bande der militärischen
Ordnung gelöst. Mangel an Geschütz, Lebensmitteln tmd Munition und
die Erklärungen des Genie-Obersten Dedovic, dass der Platz nach
Verlust der beherrschenden Höhen höchstens nur acht Tage baltbar
-sei, bestimmten die Generale, die angetragene Capitulation anzunehmen,
wenn ihnen der Feind die Bedingungen zugestehen würde, die sie
stellten.
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Ohne Mack'a Zuziehang entwarf man daher folgenden von allen
Generalen unterfertigten Revers:
„Endeagefertigte schwttren alle einstimmig, sich unter den Trüm-
ment der Stadt zu begraben, wenn man der Besatenng den freien
Abzog ans Ulm mit Waflfen und GJ«päck nicht gestattet und ihr nicht
die Freiheit lässt, sich zu den Elenmayerischen Corps zu begeben,
um sogleich dort wieder zu dienen."
Mack verweigerte seine Unterschrift und fügte seine Protestation
bei. Mit dieser Erklärung begab sich 6M. Fürst Moriz Liechtenstein
in das Hauptquartier des Marschalls Ney.
Mit Einbruch der Kacht war der Brückenkopf auf dem rechten
Donau-Ufer verlassen, die Brücke abgebrochen, und nur das kleine
Zangen- Werk auf der Insel blieb besetzt
■Wemeok's Niederlage.
Das Corps des FML. Wemeck hatte, wie bereits erwähnt, ant
13- Ulm verlassen, die Artillerie-Reserve war ihm gefolgt. Er er-
reichte an diesem Tage Erbrechtingen, seine Vorhut, vier Bataillon»
Sporck, vier Escadronen Latour unter dem General Vogel standen bei
Heidenheim und entsendete gegen Aalen und Neresheiro; nach dingen
waren fünf Bataillone, zwei Escadronen Rosenberg; nach Unter-Kocher
der übrige Theil von Latour verlegt.
Zur Beobachtung der nach dem Gefechte am 11, hinter der
Brenz aufgestellten Division Dupont wurden Hermaringen, Hurben
nebst Gingen besetzt und Reiter-Ahtheilungen in Hausen und Neren-
stetten aufgestellt.
Auf dem Marsche war ein in Mangektetten getroffenes fran-
zösisches Batailloä theil» zersprengt und theils gefangen worden. Ausser-
dem fielen in Heidenheim, Langenau und Gingan viele Gefangene in
die Hände der Österreicher, und überdies verschiedene VorräÄe von
Kleidnngs- und Nahrungsmitteln, deren sie sehr bedürftig waren, indem
grosser Mangel an Brod und Fourage herrschte.
Am 14. besetzte die Vorhut Aalen und Nereaheim und ent-
sendete Abtheilungen gegen Ellwangen. Das Corps selbst aber blieb
bei Herbrechtingen stehen, um sich nicht zu weit von dem Corps
Riesch zu entfernen, von dessen Marsch man noch immer keine
Meldung erhalten hatte , und zugleich auch , um den Durchzug
der Artillerie - Reserve durch das Defil6 von Herbrechtingen zu
decken.
Bereits am Abend meldeten Versprengte die Niederlage Riesch's^
Diese unglückliche Nachricht erhielt bald durch die Ankunft des
Obersten Henneberg ihre volle Bestätigung, ebenso die Besetzung^
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Albeckfi durch den Feind, wodurefi das Cot^ unmiMetbar setne Ver-
bindung mit Ulm verlor.
Da der Feind auf die Beobachtung des Wemeck'sclieB Corps
nicht die geringste Aufmerksamkeit verwendete, so war zu vermotben,
daBs derselbe entweder gar keine Kenutniss seines Abmarsches aus
Ulm und seiner Stellung habe, oder es doch für sehr unbedeutend
halte. Bei der bedrängten Lage der Stadt, bei dem Mangel an
Mmütion und dem so mangelhaften Zustande der Werke wäre
daher eine kräftige und schnell ansgefilhrte Vorrückung dieses
Corps im Kücken des Feindes , den man zu tiberraschen hoffen
durfte, sehr geeignet gewesen, der Besatzung von Ulm Lnft zu
machen , bevor auch die Strasse von Geislingen in des Feindes
Hftnde fiele.
Für dieses Unternehmen waren besonders der FML. Hohenzollem
und Baillet sehr eifrig gestimmt, und sie bewogen auch den Corps-
Commandanten hierzu, der den 15- zu dieser offensiven Bewegung
festsetzte. Seine Streitkräfte wurden überdies noch durch den, wie
wir ans dem Vorhergehenden sahen, bei der Niederlage des Corps
Riesch abgeschnittenen General Mecaery mit 2000 Mann aus dem
Gefecht gesammelten Truppen am 15- Vormittags in Herbrechtängen
verstärkt
Wemeck theilte sein Corps in zwei Colonnen, die eine unter dem
Befehl des FML. Grafen Hohenzollem, bestehend aus 11 Bataillonen,
10 Escadronen, die andere unter dem FML. Baillet aus 12 Batail-
lonen, 14 Escadronen, bei welcher sich Weraeck in Person aufhielt-
2 Bataillone Spork und 4 Escadronen Latour wurden bei Aalen zur
Deckung des Parks zurückgelassen.
Baillet sollte gerade auf der Strasse über Hausen und Neren-
stetten, Hohenzollem über Hürben, Hermaringen, Brenz und Lan-
genau vorrücken, sich auf den zwei Höfen bei letzterem Dorf» mit
der andern Cotonne vereinigen, um den in Albeck vermutheten Fwnd
anzugreifen.
Dieser Anordnung zufolge brach die linke Colonne unter Hohen-
zollem nm 10 Uhr Früh auf; sie hatte bereits eine Brigade in Gingen
und Hermaringen stehen. Eine Stunde später setzte sich auch Baillet
in Marsch, welchem Mecsery mit seiner Brigade zu folgen bestimmt
war, sobald sich seine sehr abgemattete Truppe in etwas erholt haben
würde. Es war durchaus kein Grund vorhanden, waram man das
Corps in zwei Colonnen statt in Einer auf der geraden Strasse nach
Nerenstetten vorrücken liess. Hohenzollem musste einen so bedeuten-
den Umweg machen, dass sein gleichzeitiges Eintreffen mit Baillet
fast unmöglich war, anch wenn er sich nicht durch eine vermuthete
Überschwemmung, wie es die Folge zeigen wird, hätte anthidten
lassen.
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Um halb vier Uhr Naohmittags traf die Coloone des FML. Baillet,
bei welcher sich auch Wemeck be&nd, vor NereuBtetten ein und blieb
hier stehen, mm die ennlldeten Truppen ansmbeii zn laAsen und diw
Erscheinen der Colonne HaheozoUem zu erwarten. ZugUicli berichtete
die Avantgarde, dass ansehnliche Colonnen feindlicher In&nterie and
vorzüglich Cavallerie von Langenau gegen Älbeck in Bewegung seien.
So sagt die Relation des FML. Wemeck, im Widerspruch mit Jener
des ihm zugethrälten Hauptmanns Czoriofa des Genendquarttermeister-
Stabea, derzufolge die jetzt eingelaufenen Nachrichten beetstigten, dass
der Feind ganz gegen Ulm abgegangen sei, und sich in Älbeck nur
eine unbedeutende Besatzung befinde.
Zugleich verkündete der Kanonendonner von Ulm her, dass diese
Stadt bereits mit Nachdruck angegriffen wurde. Es schien in diesem
Augenblicke nothwendig, unverweilt und ungestüm im Kücken des
Feindes vorzudringen, allein die Colonne Hohenzollem'a erschien nicht,
und in ihrer Erwartung gieng eine kostbare Zeit verloren; der An-
griff geschab nicht nur zu spät, sondern, wie Hauptmann Czorich ge-
steht, mit zu wenig Entschlossenheit Wemeck befahl dem Yortrab,
g^eo Albeck vorzurücken. Der überraschte Feind, etwa 800 Mann
stark, bildete in der Ebene zwei Massen and vertbeidigte sich gegoa
die Division von Kosenberg - Chevauxlegers, w^che einige Gefengene
machte.
FML. Baillet mit dem Haupttreffeu der Infanterie folgte in zwei
Colonnen längs den Waldungen der Vorhut Auch von General'
Meesery'a Truppen war die Cavallerie in Nerenatetten eingetroffen.
Generai Dinnersberg war mit zwei Batüllonen Kaunitz- und dem
Regiment Albert-Cüraaaiere nach I^angenau zur Deckung der linken
Flanke entsendet, da Hohenzollem nicht angelangt war.
Wemeck, geängstigt durch die Nacht und das Nichteintreffen
Hohenzollem'a, fand sich bewogen, die von ihm nicht gewürdigten,
glänzenden Ausaichten dieser Überraachung der französischen Armee
in ihrem Rücken, aufzugeben und den FML, Baillet mit einem Tbeil
seiner Truppen wieder über Nerenatetten nach Hausen zurück zu
schicken, welches dieser auch in der Nacht erreichte. Doch erhielt
er dort von Wemeck gleich wieder den Befehl, sich nochmals nach
Nerenatetten in Marsch zu setzen.
General Dinneraberg meldete Abends, dass er in Langenau einige
französische Truppen angetroffen, Gefangene gemacht, jedoch den Ort
ohne Schwierigkeit besetzt habe.
Die Vorhut blieb bei Albeck stehen. Der zu schwache Feind
verhielt sich daaelbst ruhig.
Vom FML. Hohenzollem erhielt Wemeck die Meldung, das« er
Brenz erst um 6 Uhr Abends erreicht habe, ea aber nicht wage, wegen
einer drohenden Überschwemmung auf dem bestimmten Wege nach
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Laogenan vorssuiUcken, wohin er des andern Tages aeine Bewegung
fortsetzen werde. Wemeck sandte ibm den Befehl zu, in Gingen und
Brenz Beobachtungs-Foaten zurück zu lassen und sich in der Kichtung
Ton Hauaen wieder mit ihm zu vereinigen.
FML. Wenieck änderte noch in der Nacht seinen Plan und
beschloss, den Feind unfehlbar am 16. anzugreifen. Demzufolge
hatte er Baillet wieder nach Nerenstetten berufen, und Hohenzollem
erhielt Befehl, über HOrben und Hausen gegen Nerenstetten vor^
zugehen. Allein die Umstände hatten sich unterdessen bedeutend ge-
ändert.
Murat Hess etwa 4000 Pferde nach Langenau vorrücken, warf
die unter Oenerid Dinnersberg dorthin entsendeten Gürassiere vom
Regimente Albert, trennte sie von ihrer Infanterie und nahm beide
Bataillone Raunitz fast ganz gefangen.
Noch vor der zur Angriffs- Vor rückung vom FML. Werneck fest-
gesetzten Stunde erhielt dieser den aus Ulm vom 14. datirten Befehl
zur Verfolgung des Feindes auf dessen vermuthetem Rückzuge gegen
den Rhein, mit der Weisung, dass die Artillerie-Reserve wieder nach
Ulm zurückzugehen habe, — und zugleich durch einen von Aalen am
16. abgegangenen Officier den Befehl Sr, kön. Hoheit des Erzherzogs,
ihm dahin schleunigst zu berichten, welche seine von Ulm erhaltenen
VerhaltungH- Befehle seien. Zugleich mit der Meldung dieser Ereignisse
traf ein Courier des Erzherzogs ein, der Wemeck die Lage der Dinge
'aufhellte und den Befehl überbrachte, sich zurückzuziehen und in der
Richtung von Aalen mit dem Erzherzoge zu vereinigen. Sogleich war
der Befehl zum Rückzug nach Herbrechtingen ertheilt. Um diese rück-
gängige Bewegung zu verhüllen und zu decken, unternahm General
Mecsery eine Recognoseirung gegen Albeck. In diesen Augenblicke
erschien endlich auch die Vorhut der andern Colonne unter General
O'Donell vor Langenau, da Hohenzollem, der keinen der ihm zu-
gesandten Gegenbefehle erhalten und seinen Marsch nach der ersten
Diaposition fortgesetzt hatt».
Jetzt sandte der Feind einen Parlamentär und Hess das Corps
zur Übergabe auffordern, da man aber diese Aufforderung mit Ver-
achtung verwarf, so griff er die zurückziehende Vorhut unter General
Mecsery und O'Donell mit einer sehr überlegenen Reiterei an; sie
konnten dieser Übermacht nicht widerstehen, wurden geworfen und
lebhaft verfolgt
Unterdessen war der Abend hereingebrochen und die Colonnen
hatten sich vor dem Deäl^ von Herbrechtingen vei-einigt, wo auch
General Dinnersberg mit den vier Escadronen Albert - Gürassiere
wieder eintraf. Allein der die Nachhut aufs Lebhafteste verfolgende
Feind traf fast zugleich mit den Weichenden ein, und man gewann
kaum noch so viel Zeit, einige Truppen aufmarscbiren und Geschütz
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anfFahrec zu lasBeB. General Graf O'Donell, der eineo Theil der Nach-
hut führte, ward tödtlich verwundet gefangen und starb des andern
Tages.
Das Corps lagerte zusammengedrängt und in Unordnung auf
der Höhe von Herbrechtingen ; int Rücken hatte es ein beschwerliches
Br(lcken-Defil6 über die reiasende Brenz. Es war von höchster Wichtig-
keit, fio schnell als möglich durch dieses Defil6 zu gehen. Während
dieser Zögerung war auch ein Theil der feindlichen Infanterie ein-
getroffen und griff lebhaft an (es war etwa 9 Uhr Abends); nach
schwachem Widerstände verlieasen die Truppen die Höhen und eilten
in Unordnung gegen das Defilö-
Eine bedeutende Anzahl im Dunkel der Nacht Verirrter fiel bei
dieser Gelegenheit in die feindliche Gefangenschaft.
Erst um 3 Uhr Morgens traf die Spitze und um 9 Uhr Vor-
mittags der Nachzug der Infanterie in Nieder-Kocher ein. Der Verlust
des Corps an diesen Tage betrug gegen 2500, meist Gefangene,
Der Erzherzog Ferdinand war am 16. in der Nacht zu Äiden
eingetroffen, wo er sich mit Wemeck zu vereinigen hoffte. Hier be-
achloBs der Prinz den Versuch, sich über Ottingen und Neumarkt mit
Kienmayer zu verbinden. Er sandte deshalb Wemeck den Befehl zu,
nicht nach Aalen, sondern über Neresheim und Trochtelfingen nach
Öttingen zu marschiren, um sich dort mit ihm zu vereinigen. Diesen
Befehl erhielt Wemeck zn Nieder-Kocher, als er bereits Heidenheim den
TheilungB - Punkt der Strassen nach Aalen und Neresheim hinter sich
hatte, und um die Strasse nach Neresheim wieder zu gewinnen, musste
er seine Richtung quer über die Höhen auf dem sogenannten Ebnater-
Steig nehmen. Gleich nach dem Eintreffen des genannten Befehles
brach er von Nieder-Kocher auf; zwei Bataillone Spork, vier Es-
cadronen Latour blieben zur Bedeckung des grossen Artillerie-Parkes
zurück; um 11 Uhr Vormittags traf die Reiterei, um 3 Uhr Nach-
mittags das Fussvolk Susserst entkräftet in Neresheim ein, und das
Corps bezog eine Stellung. Das Huszaren-Regiment Falatinal stand
als Vorfant auf der Strasse von Heidenheim, das Regiment Rosenberg
auf dem Wege von Aalen.
Durch 60 Stunden war das Corps nun auf grundlosen Strassen
in beständigem Regen bin und her marscbirt, ohne Nahrung zu sich
nehmen zu können. Der grösste Theil des Fnssvolkes blieb auf dem
Wege liegen oder zerstreute sich in den Wäldern. Nicht minder traurig
war der Zustand der Reiterei und der Geschütz-Bespannung. Es war
durchaus notbwendig, den Trappen einige Ruhe und Zeit zur Sanun-
lui^ zu gönnen, wenn das Corps sich nicht gänzlich auflösen sollte.
AUein bald nach 4 Uhr erschien der Feind mit zahlreicher Reiterei
und fünf Kanonen und zwang das Regiment Falatinal aum Rückzuge in
die Stellung von Neresheim; hier aber setzte das Regiment ihm einen
öiun. nlutli. ZalMohFlft. ItTt. (Faldnt IWS.) 7
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so hartnäckigen Widerstand entgegen , dass ea , nach einem Verluste
von 80 Todten und Verwundeten, der Infanterie die nöthige Zeit
zum Abmärsche aua der Stellung und zur Fortsetzung des ferneren
Kückzuges über Ulmenheim nach Trochtelfingen verschaffte. Nur Gleneral
Graf Sinzendorf, mit den drei Bataillonen Kaunitz und den Greuadieren
von Stuart auf dem linken Flügel nächst dem Stifte Neresheim auf-
gestellt, verweilte in dieser Stellung zu lange, und als endlich gegen
Abend die Palatinal-Huszaren zum schnellen Rückzugs gezwungen
wurden, schnitt ihm die zahlreiche feindliche Reiterei die Strasse ab.
Auf das blose Zurufen eines fanzösischen Dragoner- OfSciers, daaa
eine Estafette mit der Nachricht eröfineter Unterhandlungen ange-
kommen sei, Hess der General das Feuer seiner Truppen einstellen
und folgte der Einladung dieses Officiera zu einer Besprechung, wo-
durch er und ein ihn begleitender Hauptmann in Gefangenschaft ge-
riethen, und als Folge derselben seine bei 1200 Mann starke Truppe
die Waffen streckte.
Um Mittemacht erreichte der Rest des Corps, jetzt kaum mehr
2000 Mann stark, in einzelnen Abtheitungen Trochtelfingen, dessen Um-
gebung überschwemmt war; ein Theil der Truppe stand im Wasser,
ein anderer lagerte unordentlich in den Waldungen. Der Feind folgte
der Nachhut von Palatinal-Huszareu auf dem Fusse und sandte nun
neuerdings einen Parlamentär mit Capitulations-Vorscblägen.
FML. Hohenzollern , der sich bei der Nachhut befand, behielt
diesen bei sich, ihn an Werneck verweisend, und zog, die Nacht be-
nutzend, mit der Reiterei über Offingen nach Ottingen ab , um sich
an den Erzherzog anzuschliessen.
Wemeck behielt zwar den französischen Officier bei sieb, ent-
schloss sich aber doch, durch die Vorstellungen des Hauptmanns
Czoritz vom Generalstab bewogen, auf keine Capitulation einzugehen,
sondern in der Früh den Rückzug, Wallerstein ausweichend, welches
vom Feinde besetzt war, weiter fortzusetzen. Als aber der anbrechende
Morgen ihm den trostlosen Zustand seiner Infanterie übersehen Hess,
die in der überschwemmten Gegend zum Theil mitten im Wasser
lagerte, und ihm min auch der Abzug der Reiterei mit den Generalen
Hohenzollern, Dinnersberg, Mecseiy und Vogel gemeldet ward, so
sandte er den FML. Baillet mit dem französischen Parlamentär zu
dem die feindliehe Vorhut befehligenden General Klein , nm die
Capitulations-Punkte zu verabreden.
Murat behielt den österreichischen General bei sich und schickte
seinerseits den General Klein an Wemeck. Dieser forderte freie Rück-
kehr seiner Truppen in die kaiserlichen Staaten, Diese Bedingungen
verwarf Murat und verlangte unbedingte Niederlegung der Waffen
von allen zu dem Corps gehörigen Abtheilungen. Da sich die Unter-
handlungen verzögerten, so drohte Murat mit einem neuen Angriffe.
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Wemeck unterzeichnete dann gagen 11 Utr Vormittags die Capi-
tulation, nach welcher die Officiere mit Beibehält ihreB Gepäckes
auf Ehrenwort entlasBen wurden, die Mannschaft aber kriegsgefangen
blieb.
Der schwache Stand des Corps und die Abw;es6nheit der Reiterei
brachte Murat auf den Gedanken, dasa man ihn während der Un-
terhandlungen durch Entsendungen betrogen habe; er drohte daher
auch seinerseits die Capitulations -Punkte nicht zu erfllllen, wenn
Werneck nicht sogleich Befehl an alle entaendeten Abtheilungen, be-
aondera an die Reiterei schicke, sich den abgeachlosaenen Bedingungen
zu fügen, Wemeck that es, und diese Befehle wurden den nachsetzenden
feindlichen Abtheilungen übergeben. Doch die Reiterei war bereite
mit dem Erzherzoge vereinigt und gerettet.
Durch diese Capitulation , welche die Beilage gibt, Helen die
Generale Wemek, Baillet, Hohenfeld, Rohan und Weber, 4 Stabs-,
6T Ober-Officiere und 1553 Mann mit 31 Pferden in feindKche Ge-
fangenschaft, und eine gleiche Zahl Munitionsfiihrwerke wurden über-
geben. Der übrige Theil des Corps war bereits in den frühem Ge-
fechten in Gefangenschaft gerathen oder zersprengt worden, von welch'
Letzteren viele Leute nach Böhmen entkamen und spater das Corps
des Erzherzogs verstärkten. Major Galeotti führte das von ihm be-
fehligte Grenadier - Bataillon Reuss - Plauen so glücklich, dass er un-
geachtet aller Hindemisse den 18. Mittags mit seiner gesammten
Truppe bei Sr. königl. Hoheit in Öttingen eintraf.
Major Wautier von Württemberg-Infanterie stand am 16. mit nicht
ganz zwei Compagnion Württemberg und einem Flügel Palatinal-
Huszaren gemeinschaftlich mit zwei Compagnien Reu sa -Planen unter
Hauptmann Ängermayer bei Brenz auf Piquet und erhielt den 17.
Nachts 2 Uhr Befehl, der Colonne zu folgen. Auf dem Marsche
fand er die sechs Kanonen seines Regiments mit einiger Mannachaft
zurückgelassen, welche er mitnahm und so bei Neresheim eintraf, ala
bereits das Corps ina Gefecht verwickelt war; er ward gezwungen,
sich nach Aufhausen zurück zu ziehen , wo er eine Abtheilung der
Artillerie und des Bagage-Trains der Armee antraf. Er beschloss sie
' wo möglich gegen Öttingen zu retten, erhielt aber durch den Feind
Wemeck's Befehl, sich der Capitulation zu unterwerfen, worauf er
aich persönlich zu Wemeck begab, um sich von der Echtheit des
erhaltenen Befehls zu überzeugen, welchem er sieh sodann ftigen
Die Niederlage des Wemeck'schen Corps vernichtete die letzten
Kräfte, von denen der bedrängten Besatzung Ulm's für den Fall eines
glücklichen Erfolges noch Rettang hätte werden können.
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BeBobleasuug: inm's.
In Eldüngen empfieng KapoLeon die erwähnte Erklärung der
öaterreiehiachen Generale und verwarf jede andere Bedingung als Er-
gebung der Q-amison. Gegen Mittag lieas er die Stadt beachiessen,
docli ohne Erfolg. Nach einer Stunde ward das Bombardement ein-
gestellt, nnd er lieae dorch einen Parlamentär bekannt geben, daes er
den Fürsten Moritz Lichtenstein zu sprechen wünsche. Der Fürst
verfügte sich mit mündlichen Instructionen von Mack nnd einer
zweiten schriftliclien Erklärung der Generale, auf die Höhe vor Ulm,
wo sich Napoleon aufhielt Diese Erklärung wiederholte noch einmal,
dasB man bereit Bei, das Los des Krieges zu erwarten, wenn man der
Besatzung jede billige Bedingung verweigere.
In der Unterredung, welche Napoleon mit dem Fürsten hatte,
erklärte ihm jener, daas er genau von dem Zustande Ulm's unter-
richtet, dass er des glücklichen Erfolges eines Sturmes gewiss sei-
Der Fürst erwiderte ihm, dass das eingeschlossene Heer binnen flinf
Tagen auf einen Entsatz rechnen dürfe ; in diesem Falle sagte Napo-
leon, wolle er der Garnison diese Frist gestatten, wenn sie dann,
wenn kein Entsatz ankäme, die Waffen niederlegte. Er sei aber so
sehr vom Gegentheil überzeugt, dass er keinen Anatand nehmen würde,
ihr einen 14tägigen Zeitraum zu gestatten, wenn es die Schonung seiner
Truppen zuÜesse. Der Fürst beharrte auf den freien Abzug der
Besatzung. Napoleon besann sich einen Augenblick und willigte dann
auch in diese Bedingung, wie er sich ausdrückte, aus Hochachtung
gegen die Person des Erzherzogs, falls dieser sich in Ulm befände
und ihm dafür bürge, dass die Garnison nicht vor ihrer Auswechslung
wieder gegen ihn diente. Ala aber der Fürst erklärte, dass der Erz-
herzog bereits Ulm verlassen habe, so bestand Napoleon auf den
früheren Bedingungen. Der Fürst kehrte, begleitet von dem französi-
schen Generale Bertrand zurück. Mack wartete am Frauenthore auf
den Erfolg der Sendung, verwarf die zugestandenen Bedingungen und
übergab diese Weigerung in einem an den Kaiser Napoleon mit Blei*
Stift geschriebenen Zettel dem General Bertrand.
Nun begann neuerdings die Beschiessnng der Stadt, hörte aber
nach einer Stunde wieder auf. Die Besatzung verlor dadurch nicht
mehr als zwei Todte nnd vier Verwundete, «nd man fahr fort, sieh
mit Ausbesserung der beschädigten Werke zu beschäftigen.
Gegen Abend 9 Uhr erschien ein Parlamentär, der ein Schreiben
des Marschalls Berthier nebst den erwähnten Capitulations - Punkten
überbrachte. Da die hierauf ertheilte und nicht bekannt gewordene
Antwort Mack's einige dunkle Stellen enthielt, so erschien um 4 Uhr
Früh ein zweites Schreiben Bertbier's, worin er die Lage des öster-
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_J01_ 'Jr-li V. -.::•
reichiachen , die Stellung des französischen 'H^r^.. eatifif It^fi^. : ösH
Mack zu beweisen suchte, dass an keinen Entsatz zu denken sei.
Nochmals bot er eine Zeitfrist von fünf Tagen an, nach welchen
aber die Besatzung sich ohne Widerrede ergeben müBste.
In Beiner Antwort auf dieses Schreiben forderte Mack acht Tage
Frist; würde man ihm diese nicht gestatten, ao werde er eher das
Äusaerate erwarten als die Waffen des Kaisers durch eine schimpfliche
CapitulatioQ entehren lassen. In Ulm bereitete sich Alles auf einen
Sturm vor.
Um 8 Uhr Früh kamen nenerdinga feindliche Parlamentäre, die
eine nicht bekannt gewordene Unterredung mit Mack hatten. Das
feindliche Feuer schwieg, und um halb vier Ubr Nachmittags kam
Berthier von mehreren Adjutanten mit nnverbundenen Augen nach
Ulm und ward in das Quartier des Generals Mack geführt. Nach
einer langen und lebhaften Unterredung, welcher die Generale Gyidai
und Riesch beiwohnten , kam man vorläufig über eine Capltulation
überein. Um 10 Uhr kam Berthier Antwort aus dem französischen
Hauptquartier nebst den Capitulations-Funkten, worin der Unterschied
zwischen dem 33^ worauf die Franzosen, und dem 25., worauf Mack
bestand, wahrscheinlich dnrch vorsätzlichen Schreibfehler vermengt
und nicht gehörig bestimmt war. Mack sandte eie mit den nöthigen
Bemerkungen zurtlck und achrieb darunter: „Der freie Abzug der
Gamiaon, ohne kriegagefangen zu sein; — wo nicht, eine Zeitfrist
von acht Tagen oder den Tod, das ist meine letzte Antwort" Hierauf
antwortete endlich Bertliier, dass der Kaiser seiner Forderung nach-
gebe, und nun unterschrieb Mack die Capitulation.
Maok oapitolirt In THm.
Einem Artikel derselben gemäss, besetzte um 9 Ubr Früh eine
französische Brigade das Neu -Thor und den daran stossenden Theil
der Stadt, welchen die Österreicher räumten. Die Brücke ward her-
gestellt, und die freie Verbindung zwischen den feindlichen Corps auf
dem rechten und linken Ufer durch die Stadt eröffnet.
Die Lage, in der sich die Besatzung befand, war traurig; der
Anblick eines übermüthigen Siegers, die zahlreichen Beleidigungen
und Miashandlungen, denen der Soldat und Officier ausgesetzt waren,
machte in Jedem den Wunsch rege, sobald als möglich aus diesem
unnatürlich drückenden Verbältnisse befreit zu werden. Napoleon hatte
durch Unterhandlungen seine Zwecke erreicht und wünschte der ein-
gegangenen achttägigen Frist entbunden zu sein, um seine Kräfte so
schnell als möglich gegen das sich am Tnn sammelnde russisch-öster-
reichische Heer wenden zu können. Er liess am 19. Mack zu sich nach
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£äcbiQg^tf.-,QntbÄ^i]ieh,-'.and.'- stellte ihm vor, dass eine Rettung der Be-
sa^atiÄg" Vdü'keirier Seite möglich sei. Zur Bekräftigung dessen ver-
pfändete BertKier sein Ehrenwort, daas die Österreichische Armee heute
am rechten Inn-Ufer, und Bemadotte mit seinem Corps zwischen
München und diesem Strom stehe; dass Marschall Lannea mit seinem
Corps in der Verfolgung des Prinzen Ferdinand begriffen und gestern
in Aalen eingetrofiFen sei; dass Murat mit seinem Corps gestern in
Nördlingen war, und Wemeck bei Trochtelfingen capitulirt habe; dass
endlich Harschall Soult zwischen Ulm und Bregenz stehe und die
Sttasae nach Tirol in seiner Gewalt habe.
Nach dieser, bei der Ehre verbürgten Erklämng des französischen
Marachall's willigte Mack in Napoleons Begehren, Ulm am folgenden
Tage zu räumen. Als Ersatz für die angegebene achttägige Zeitfrist
verlangte er, dass Ney's Corps, aus 12 Infanterie- und 4 Cavallerie-
Regimentera bestehend, sich vor Ablauf des 25. nicht aus der G-egend
von Ulm entfernen solle. Diese Bedingung gieng Napoleon ein, und
der Auszug der Garnison ward auf den folgenden Tag festgesetzt
Die übrigen Generäle protestirten zwar gegen diese Verletzung der
Capitulation, allein man befand sich in der Willkür des Feindes, und
in dem österreichischen Hauptquartiere gab es schon lange keine Be-
fehlende und Gehorchende mehr.
Der 20. October des Jahres 1805 ist einer der verhängniss-
vollsten und traurigsten Tage in den Ännalen Ulm's und Österreichs
Caudium. Um 3 Uhr Nachmittags zog die Garnison in Parade —
aus und streckte im Angesichte der französischen Armee, die auf den
Höhen von Ulm aufinarschirt war, die Waffen.
So fielen die letzten Reste eines Heeres in die Hände des
Feindes, das keine verlorenen Schlachten, sondern falsche Berech-
nungen, Leichtgläabigkeit, Halsstarrigkeit und Mangel an Einheit
im Oberbefehl, nach ' einem Feldzuge von zwölf Tagen vernichtet
hatten.
Durch diese unglückselige Capitulation fielen dem Feinde sieben
Feldmarschall-Lientenanta,. acht General-Majors, 23.000 Mann, wor-
nnter 3000 Mann Cavallerie, 273 Artillerie, im ganzen 61 Bataillone,
18'/, Escadronen, 59 Kanonen, 50 Munitions- Wagen, nebst Gepäck
in die Hände.
Die OfGciere wurden auf ihr Ehrenwort in die österreichischen
Staaten zurückgeschickt, die Mannschaft kriegsgefangen nach Frank-
r;eich abgeführt Mack reiste nach Wien, wo er selbst der Überbringer
dieser fürchtertichen Nachricht war.
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RUokzng des Erzlierzosrs Ferdlmutd naoli Böhmen.
Bei Äaleo fand der Erzherzog die vier Escadronen Latour-Che-
vauxlegers und zwei Bataillone Spork nebet einem Theile der Artil-
lerie-Keserve ; er setzte seineo MarBch unanfgehalteo gegen Öttingen
fort, in der Hoänung, sich mit Wemek vereinigen zu können; allein
eie erhielten dvirch die Keiterei dieses Corps die Nachricht von dessen
unglücklichem Schicksale. Diese Reiterei bestand nur noch aus den
Überresten der Regimenter Herzog Albert, HohenzoUem , Franz Mai-
land-Cürrasaieren, Hohenlohe-Dragoner, Rosenberg-Chevauxlegers, Blan-
kenstein- und Falatinal-Huszaren. Er gab nun den Plan auf, sich mit
Kienmayer in Verbindung zu setzen, nnd wandte sich gegen Nürnberg.
Sobald Murat Wemek zur Niederlegung der Waffen gezwungen
hatte, brach or mit seiner zahlreichen Reiterei znr Verfolgung des
Erzherzogs auf. Es ist sehr begreiflich, dase bei dem schnellen Rück-
züge eines blos aus Reiterei bestehenden Corps die wenige Infanterie
nebst der Artillerie und dem Fuhrwerk, deren Bespannimg, wie schon
öfters erwähnt wurde, sich in einem unglaublich schlechten Zustande
befand, bei dem lebhaften Verfolgen des Feindes grössten Theils in
dessen Hände fallen musste. Zwar hatte der Erzherzog einige Märsche
vor dem Feinde voraus, aber er musste dennoch erreicht werden , da
seine Reiterei zu ermüdet war, jene des Feindes aber bei seiner ausser-
ordentlichen Überlegenheit stets abgelöst werden konnte. In der Glegend
von Nürnberg bei Eechenan und Heroldsbei^ kam es zu lebhaften
Qefecbten; der Erzherzog vermochte nicht den Artillerie - Park mit
dar Bagage und Infanterie zu retten; 41 Kanonen, SOO Wagen und
mehrere Hundert Gefangene fielen in die Hände des Feindes.
Bei Nürnberg gab Murat endlich die HoSnung auf, dem Corps
des Ereherzogs ein gleiches Schicksal wie jenem Hack's zu bereiten ;
er stand vom Verfolgen ab, zu dessen Eile ihn ohne Zweifel die
Hofinung gespornt, hatte, den zahlreichen Trophäen dieses schnell been-
digten Feldzuges den Namen eines königlichen Prinzen beizufügen. Er
wandte sich gegen den Inn, wo Napoleon nun alle seine Kräfte gegen
die eben anlangenden Rassen vereinigte. Ferner nicht mehr vom
Feinde verfolgt, traf der Erzherzog am 22. October in I^r ein, wo
er seine Tmppen in Cantonnirungen verlegte, da im Augenblicke Nichts
mehr vom Feinde zu fürchten war. Für seine Person eilte er nach
Wien, um seiner Majestät Rechenschaft abzulegen, nachdem er zuvor
das Commando dem FZM. Grafen CoUowrat übergeben hatte.
Als es bereits kein deutsches Heer mehr gab, hatte der Feldzug
in Italien noch nicht begonnen, sondern beide Heere standen, durch die
Etsch getrennt^ schlaf^ertig einander gegenüber.
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HL Abschnitt
Das Aulreiben des deutschen Heeres, ohne Hauptschlacht, in
einzebien Gefechten, durch Märsche, durch CapitnlationeD in unhaltbare
Orte geworfener Beeatzungen, hatte die Österreichische Monarchie in
die gefahrvollste Lage versetzt. Ihre noch Qhrigen Streitkräfte waren
von der russischen Glrenze bia aa die Ufer der Etsch zerstreut, deren
Sammlung dem Zufall des Kriegsglückea unterworfen. Napoleon drang
mit emem siegreichen, weit überlegenen Heere auf die Hauptstadt los.
Im Innern der Monarchie befand sich Mchts als die Depfits der Re-
gimenter und einige zur Besatzung der Hauptstadt zurückgebÜebene
Bataillons und Escadrons. Die Reste des deutschen Heeres , die eich
mit dem Erzherzog Ferdinand nach Böhmen gerettet hatten, bildeten
etwa 18 schwache, aas allen möghchen Regimentern zusammengesetzte
Escadrons. Am Inn standen zwar 50.000 Österreicher und Russen,
aber was vermochten diese gegen die Übermacht, die gegen sie im
Anzug begriffen warl Die heranziehenden Verstärkungen der mssisclien
Hilfsvölker bestanden ans der sechsten Colonne der Kutusov'schen
Armee, 7000 Mann stark, aus 30.000 Mann anter Buxhijvden, 20.000
unter GrossfUrst Coustantin und Essen, jedoch noch in so weitw Entr
femnng (denn sie verliessen erst das mssiacbe G^ebiet, als der Feind
bereits das deutsche Heer aufgerieben hatte), dass durch sie der Ent-
satz der Hauptstadt durchaus unmöglich war.
Rettung hoffend waren die Augen der Monarchie auf die Heer©
der beiden Erzherzoge Carl und Johann gerichtet, die, jedoch von
Vorarlberg bis Verona zerstreut, eine Heermasae von 90.000 Mann
bildeten. Aber auch ihnen stand Massena mit 75.000 Mann gegenüber,
und das Vordringen des Feindes gegen Wien drohte diese Feldherren
zwischen zwei starke Armeen zu fassen.
Von den in der Bildung begriffenen sechs Bataillonen und der
ungarischen Insurrection liess sich natürlicherweise Nichts erwarten,
was dem Laufe der Operationen eine gUnstigere Wendung geben konnte.
Zwar waren Se. Majestät schon im October nach Fressburg abgegangen,
um eine thätige Mitwirkung der ungarischen Nation zu bewirken und
die Insurrection ward auch beschlossen. Sie sollte aus 39.360 Mann
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bestehen; es wurden die schönsten Instmotionen und Befehle entwor-
fen, aber erat nach dem am 7. November erfolgten ScMuaa des Land-
tages Hand ans Werk gelegt, das, wie gewöhnlich bei allen Massen-
Srhebnogen, so lan^am vor sich gieng, dass das InsurrectionsheeT zu
keiner Mitwirkung in diesem Feldzuge gelangte.
Noch lieeaen zwar die Rüstungen der meisten europäischen Staaten
die Hoffnung übrig, dass Napoleon gezwungen sein werde, seine Kräfte
zu theilen, allein die mit relssender Schnelle sich folgenden Ereignisse
dieses Krieges entkräfteten alle diese Drohungen, die ohne Einklang
und mit Zweifebucht unternommen wurden und daher, ab sie wirk-
sam werden konnten, zu spät kamen.
üeapdl's Bftstimgen gregen Franlnreioli.
bleich nachdem die franzÖBischen Truppen durch einen Vertrag
Neapel geräumt hatten, befahl der König sein Heer auf 60.000 Mann
zu setzen. Erst am 19. November erfolgte die Landung der ßusson und
Engländer; sie kam — zu spät, um den Dingen in Italien eine andere
Wendung zu geben, und führte den Sturz Neapels herbei.
Denselben Erfolg hatte Preussen's Benehmen; es hatte bis jetzt
jedes Bitndniss gegen Frankreich und den Durchzog der russiscben
Colonnen durch seine Staaten verweigert. Die starke Anhäufung seiner
Truppen an der russischen G-renze hatte die nachtheilige Folge nach
sich gezogen, dass die zweite russische Armee stehen blieb und mithin
bedeutend später auf dem Kriegsschauplätze erschien.
Die Verletzung des neutralen preussischen Grebietes riss endlich
das Kabinet von Berlin aus seinem Schlummer. Dieser Schritt erregte
allgemeinen Unwillen, und der König erliess durch den Minister Harden-
berg am 14. October eine würdevoUe Erklärung an den französischen
Gesandten Marschall Duroc, worin er die Nothwendigkeit aussprach,
seiner Armee eine Stellung zu geben, welche die Sicherheit seiner
Staaten erheischte, da er nach einem solchen Schritte glauben müsse,
dass dem französischen Kaiser an der Erhaltung der Freundschaft des
Königs Nichts mehr liege.
Der König glaubte sich nun verpflichtet, der zweiten russischen
Armee den Durchgang durch seine Staaten gestatten zu müssen, welche
auch wirklich am 23- October in Schlesien einrückte. Diesem Schritte
folgten entscheidendere Massregeln:
Am 26. October rückten die preussischen Truppen in Verbindung
mit Tolstoi in Hannover ein und stellten die alte Ordnung der Dinge
wieder her.
Am 25. October waren der Kaiser von Russland und, beinahe zu
gleicher Zeit der Erzherzog Anton in Berlin eingetroffen, durch deren
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106
Einwirkung am 3- November eio Vertrag zu Potsdam abgeschlossen
wurde, desaen Inhalt zwar nie wörtlich bekannt geworden ist, dessen
unmittelbare Folge aber Preussen's Beitritt zum Bündniss gegen
Frankreich war.
Hatten nach diesem Vertrage die preussischen Streitkräfte sich
sogleich gegen die Donau und den Bhein in Bewegung gesetzt, so
hätte vielleicht schon damals das Glück Napoleon den Rücken gekehrt;
allein der König suchte noch einmal den Weg der gütlichen Unter-
handlung. Er sandte den Grafen Haugwitz an den französischen Kaiser,
und während dieser die unglücklichsten und unrühmUchsten aller jemals
gepflogenen Unterhandlungen zur Schande und zum Verderben seines
Königs anspann, vernichtete der unglückliche Ausgang der Schlacht
von Austerlitz alle auf Preussens Beiti-itt gegründeten Hoffnungen
Europa's,
Napoleon'a Anfbruoli gegen den Inn.
Nach erfolgter Übergabe Ulm's brach Napoleon mit seinem Heere
gegen den Inn auf, um sich mit Bemadotte zu vereinigen, der jenseits
München stehen geblieben war und Kienmayer und die Russen nur
durch leichte Truppen beobachten liess. Napoleon traf am 24. October
in München ein; am 25, langten Davoust, Soult und die kaiserlichen
Garden an; ihnen folgten die Corps von Marmont, Lannes und die
Reiterei Murat's, die von der Verfolgung des Erzherzogs Ferdinand
aus der Gegend von Nürnberg zurückkehrte, Ney brach über Lands-
berg zum Angriffe Tirol's auf.
Kienmayer hatte unterdessen in seiner Stellung bei Mühldorf alle
Anstalten zur hartnackigsten Gegenwehr getroffen. Die alten Ver-
Bchanzungen vor Mühldorf waren, so gut als es tUe Zeit erlaubt hatte,
wieder hergestellt und mit Truppen und Geschütz besetzt worden ; die
Brücke war zum Anzünden vorgerichtet.
Bis zum 17. änderte sich nichts Wesentliches in der Stellung.
Der Feind hatte die Verfolgung des Corps aufgegeben und beunruhigte
es bisweilen nur durch Patrullen längs der Vorpostenkette ; auch parla-
mentii-te er öfters; da aber die abgegebenen Depeschen nie etwas
Erhebliches enthielten, so war leicht daraus zu entnehmen, dass sie
den Zweck einer Erkennung hatten. Diesen Kunstgriff erwiderten
die Österreicher ihrerseits ebenfalls durch abgeschickte Parlamentärs.
Am 18. traf die fünfte Colonne der ersten russischen Armee am
Inn ein, und es waren nun in und um Braunau 44 russische Bataillons
versammelt, denn die Cavallerie und Artillerie hatte der Infanterie,
welche auf Wagen geföhrt ward, so schnell nicht folgen können. Der
kais. russische GL. Graf Kntusov übernahm den Oberbefehl über das
russisch-österreichische Corps, dessen Ordre de bataille die Beilage 32
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107
enthält Bei ihm befand aich der FML. Grat Merveldt, der vorläufig
die Dienste des Qeneral - Quartiermeiatera versah. Er war früher be-
stimmt, vier bei der russischen Armee eingetheilte leichte österreichische
Cavallerie -Regimenter zu befehligen , und war auf der Reise in das
Hauptquartier des Erzherzogs Ferdinand auf das Kienmayer' sehe Corps
geatossen. Da ihm der Weg zu der österreichiBchen Haupt-Armee
bereits abgeschnitteii war, so begab er sich nach Braunau in das
rusaische Hauptquartier, wo er aieh bald das Vertrauen des Qenerak
Kutuaov zu erwerben wusste. Koch hatte man von den unglücklichen
Ereignissen bei der Haupt -Armee keine Nachricht und wähnte nur
Kienmayer's Verbindung mit derselben, durch das Bemadottiscbe Corps
unterbrochen. An der Wiederherstellung dieser Verbindung schien Alles
zu liegen. Der Graf Merveldt bot daher seinen ganzen Einfluss beim
rusaiachen Oberfeldherm auf, ihn zu einer Angriffabewegung zu be-
stimmen, um entweder durch Bemadotte's Verdrängung, oder durch
einen Übergang auf das Unke Donau -Ufer die Verbindung mit der
Haupt-Armee wieder zu erO&en.
Doch die Unentschlossenheit des russischen Feldherm hatte bis
jetzt diese Bemühungen fruchtlos gemacht. Bald wollte er die völlige
Vei'sammlung seiner Infanterie, bald die Ankunft seiner Reiterei und
Artillerie abwarten; später machte er neue Bedenken wegen der Un-
möglichkeit, vor Eintreffen der Equipagen seine Stabs-Officiere beritten
zu haben, worauf ihm, ausser €0 vom General Strauch herbeigeschafften
Reitpferden, noch die übrigen von der österreichischen Cavallerie ange-
boten wurden.
Am 18. schien es endlich, dass es Merveldt geUngen werde, ihn
bis zum 21. zu einer Vorrückung zu bewegen. Vor dem 26. oder 26.
war, nach einem Berichte Merveldt'a, kaum zu erwarten, die russische
Armee in ernstlicher Bewegung zu sehen. Man erhielt an diesem
Tage Nachricht von den am 11, über den Feind errungenen Vorthei-
len, zugleich aber auch Über das unglückliche Gefecht bei Wertingen.
Da man zur Sicherung der freien Schifffahrt auf der Donau die,
wie man wusste, mit 150 Bayern besetzte Feste Oberhaus bei Passau
zu nehmen beschlossen hatte, so rückten zwei Bataillons Feterwardeiner
auf dem linken Inn-Ufer nach Schärding, um, vereint mit den Russen
unter General Schönthal, sie enge einzuachlieaaen.
Gegen Mittag empfieng FML. Kienmayer von dem bayerischen
General Wrede ein Schreiben ohne Datum, in welchem dieser ihm
anzeigte, dass bei der Capitulation von Memmingen 11 Bataillone,
und in Ulm 25.000 Mann Österreicher in Kriegagefangenaohaft gerathen
wären, und man zur Übergabe der Nicht-Streiter und Weiber einen
Ort bestimmen möchte. So wenig Glauben man Anfangs diesen Nach-
richten beimasB, so machten aie doch einen grossen Eindruck auf den
russischen Oberfeldherm, der jetzt dadurch immer mehr in seinem
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ZögeruDga-Systein bestärkt ward Tmd einen triftigen Qmnd zu seinem
vorsichtigen Benehmen um ao mehr fand, als man über die Bewegung
und Stellung des Feindes gar keine oder nur sehr mangelhafte und
widersprechende Nachrichten hatte.
Ein hofkriegsräthlicher Befehl vom 16. October hatte dem FML.
Grafen Merveldt den Oberbefehl des Eienmayer'schen Corps anvertraut
und Kienmayer augewiesen, sich in das Hauptquartier des Erzherzogs
Ferdinand zu begeben. Der Hofkriegarath bUligte jedoch auf Mer-
veldt's Vorstellung seiner NützUchkeit, um die Person Kntusov's bei
dem er die Gteechäfte eines General - Quartiermeistera versah, daas
Hohenlohe (der gleich Kienmayer älter im Kange war als Merveldt)
das Commando der österreichischen Truppen am Inn fortführe, worüber
dem FML. Merveldt die Oberleitung vorbehalteu blieb.
Kienmayer übergab daher am 18. den Oberbefehl an den FML.
Fürsten Hohenlohe, und da der Weg zu dem Hauptquartiere des Erz-
herzogs Ferdinand gesperrt war, so gieng er in das russische ab. In
diesem stand General Strauch dem Geschäfte des General-Commando's,
General Crenneville der Detailkanzlei vor.
Endlich hatte der Entschluss zu einer offensiven Vorrückung
über die Bedenkhchkeiten des russischen Feldhem gesiegt. Am 19.
langte der Befehl an, den Obersten Mesko mit acht Bataillonen und acht
Escadronen vor Mühldorf stehen zu lassen, mit dem Corps aber über
Nenmarkt und Eggenfelden nach Vilshofen an die Donau vorzurücken,
wohin die russische Armee folgen sollte, um die unterbrochene Ver-
bindung mit der Haupt-Armee wieder herzustellen, von der man glaubte
dass sie bei Ulm auf das Unke Donau-Ufer übergegangen sei.
Nachmittags kam aber durch einen Courier der Befehl aus dem
russischen Hauptquartier, dass, weil Napoleon in Verbindung mit Ber-
nadotte gegen Hohenlinden heranrücke, die angeordnete Vorrückung
zu unterbleiben habe, und das Corps sich auf Tittmoning und Burg-
hausen zurückziehen solle.
Allein die Ruhe, die bei den feindlichen Vorposten herrschte,
und deren ganzes Benehmen stand im Widerspruch mit diesen Nach-
richten; der Corps- Co mmandant beschloss daher, seinen Rückzug um
80 weniger zu übereilen, da ihn die Vorposten noch frühzeitig genug
von dem Anrücken des Feindes benachrichtigen konnten.
Dem Commandirenden wurden wiederholte Berichte über die
Lage der Dinge gemacht, jedoch für den Fall des Rückzuges die
Disposition getroffen, dass Oberst Mesko mit acht Escadronen und acht
Bataillonen als Vorhut bei Mühldorf stehen bleiben, die Truppen in
Neumark"; aber sich auf Ebrharding zurückziehen sollten, und zwar in
gleicher Höhe mit dem General Nostitz, der seinen Rückzug am Unken
Ufer des Inn's auf Neu-Otting zu nehmen angewiesen war. Die Posten
am Ober-Inn sollten den Fluss leicht besetzt halten; im Falle aber
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der Feind einen Haupt-Übergang versuchte, sollte der Posten zu Krai-
burg auf Hohenwarth, der zu Waaserburg auf Altenmarkt und der zu
Roaenheim auf Seebruck zurückweichen, um die Stellung hinter der
Alz zu besetzen.
Nehat den 44 russischen Bataillonen war nun auch der noth-
wendigste Theil ihrer Artillerie eingetroffen; den 22. wurden 40 Es-
cadrons erwartet
Die Ordre de bataille des österreichischen Corps ist in der Bei-
lage 32 angegeben. Die österreichischen Parteien streiften zu dieser
Zeit bis Lajidahut und über Regeosburg, die feindlichen bis Haag.
Das äiegende Corps dea Obersten Radivojevich war bei Landau ver-
sammelt.
Da die Vorposten-Rapporte durchaus noch keinen feindlichen
Angriff vermuthen lieaaen, so achrieb der FML. Merveldt in der Kacht
des 20. an den Fürsten Hohenlohe: er hoffe die rückgängige Bewegung
zu hintertreiben, ja die Russen zu einer Vorrücknng zu bewegen; er
möge daher aeinen Rückzug nach Burghausen ao lange als möglich
verzögern. Da aber Nachmittage 2 Uhr noch kein Gegenbefehl zu-
gekommen war, trat das Corps, der entworfenen Disposition gemäss,
seinen Marsch gegen die Alz an. Doch schon bei Alt - Otting er-
reichte den Fürsten Hohenlohe der Befehl, bei Mühldorf mit den Vor-
posten, bei Ampfing alle Truppen in ihre vorige Stellung zurück-
zuführen, was zum Theü noch denselben Abend, zum Theil aber erst
am 21. Früh geschah.
Zugleich erhielt der Corps - Commandant von dem russischen
Ober-General eine Dislocation, die eine allgemeine Vorrückung vor-
auBaetzte, indem die ganze vereinigte Armee enge Concentrirungen
hinter dem Inn beziehen sollte. In der Gegend von Alt-Ötting war
der Ällarmplatz auagewählt
FML. Kienmajer traf am 22. wieder aus dem ruasischen Haupt-
quartier ein, nachdem ihn ein hofkriegsräthlicher Befehl bestimmt hatte,
daa Corpa-Commando ao lange wieder fortzuführen, bis FML. Merveldt
in seiner Eigenschaft als General-Quartdermeister im mssiachen Haupt-
quartier entbehrlich sein würde.
Neuerdings fand man auf den Vorposten einen Brief des bayeri-
schen Generals Wrede, der die Übergabe Ulm's den bayerischen Land-
stfinden verkündigte. Auch Reisende bestätigten diese Nachrichten.
Dadurch ward der Commandirende , dessen Voraicht ihn zu keinem
energischen Entschluss kommen lieas, bewogen, die allgemeine Vor-
rückung noch um einen Tag zu verschieben.
Am 23. Abends erhielt Kienmayer die Disposition zu einer Vor-
rücknng auf Eggenfelden, wohin sich die russiache Armee in zwei
Colonnen über Marktel and Edermanning in Marsch aetzen, und auf
dem rechten Ufer der Roth bivuakiren sollte. Eiemnayer'B Vorhut sollte
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Vilsbiburg, seine Haupttruppe Neumarkt erreichen, Oberst Mesko bei
Ampfing stehen bleiben. Doch an diesem Tage Abends traf auch
FML, Mack auf der Reise nach Wien im Hauptquartier Braunau ein.
Seine Ankunft änderte plötzlich die Lage der Knga Durch ihn erfahr
man zuerst ofSciell das traurige Schicksal der Armee in Deutschtand,
zu deren Rettung nun keine offensive Bewegung mehr unternommen
werden konnte, da sie aufgehört hatte zu sein. Jede Vorrückung
würde die Armee dem unvermeidlichen Lose der Umgehung auf ihren
Flügeln ausgesetzt haben ^ die Linie des Inns aber war zu ausgedehnt,
um sie behaupten zu kännen.
EutuBOv beschloss also, die kürzere und auf den Flanken mehr
gesicherte Vertheidignngslinie der Fnns zu beziehen , vor der Hand
mit der Hauptmacht nach Lambach zurückzuweichen und den Ina
nach Ahbrennung aller Brücken durch die österreichischen Truppen
leicht besetzt zu halten. Zu dem Ende ward noch in der Nacht
vom 23. auf den 24. die beschlossene VorrOckung auf Eggenfelden
widerrufen.
Alle auf dem linken Inn-Ufer sich befindenden Truppen erhielten
Befehl, sich auf das rechte zurückzuziehen. Man hatte Kundschaft er-
halten, dass Napoleon den Plan habe, die Armee am Inn, wie jene
in Schwaben, durch einen concentri sehen Angriff aufzureiben, nämlich
durch Umgebung ihrer Flügel, während sie in der Front nur be-
schäftigt würde. Diese Nachricht bestärkte umsomehr den Comman-
direnden iu seinem Entschlüsse, den Inn zu verlassen.
Alle jenseit befindlichen Truppen bewerkstelligten ihren Rück-
zug am 25., wobei sie die Brücken von Mühldorf und Neu-Ötting-
hinter sich abbrannten, so dass Hohenlohe in und bei Burghausen,
der Rest des Corps mit Ausnahme der am Ober-Inn zurückzulassenden
Truppen in Marktel, Alt und Neu-Ötting cantonnirte, um am 26. über
Marktel, wo auch die Brücke in Flammen gesetzt wurde, hinter den
Inn zurückzugehen, was die bei Neumarkt gestandenen Truppen über
Braunau ausführten.
Am 25. Früh um 4 Uhr nahm ein Bataillon Peterwardeiner
unter der Leitung des Oenerala Crenneville mittels Leiterersteigung die
Feste Oberbaus bei Passäu, wobei 1 Hauptmann, 4 Officiere und
120 Mann Bayern uebat 6 Kanonen und einigen Vorräthen in die
Hände der Österreicher fielen. Doch konnte aus dieser Eroberung
kein weiterer Vortheil gezogen werden. Es fehlte an der nothwendigen
Zeit, die Feste zu einer Vertheidigung in Stand zu setzen; ihre Be-
satzung wäre wahrscheinlich aufgeopfert gewesen. Auch war es nicht
dnmal thunhch, die Werke zu sprengen.
Dem Peterwardeiner Bataillone wurde für diesen gelungenen
Überfall, das Loh bewiesener Tapferkeit und eine fOuftägige Qratia-
lohnuQg zu Theil.
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Der Rittmeister Scheibler von Merveldt-Uhlanen , der mit einem
Commando in der Gegend von Straubing streifte , blieb zwischen
Deckendorf und Straubing stehen und konnte sich je nach UmBtänden
über eine oder die andere BrUckc anf das linke Donau-Ufer ziehen.
Am 25. brach die erste russische Colonno nach Ried auf. Ihr
folgte, mit dem Hauptquartier und der Nachhut vereinigt, am 26. die
zweite ebenfalls nach Kied imd von da nach Lambach.
Die Stellung der österreichischen Truppen am Inn war am 27.
1. Vom Einäuss des Inns in die Donau längs desselben bis
Obemberg, unter General Graf Nostitz, 4 Bataillone, 10 Escadronen.
2. Von Obemberg aufwärts längs dem Ino bis zum Einäuss der
Saiza, unter General Schustek, 2 Bataillone, 10 Escadronen.
3. Vom Einfluss der Salza bis Neu-Otting, unter Oberst Baron
Graffen, 2 Bataillone, 6 Escadronen.
4. Von Neu-Otting bis an die Grenze Tirol's, Oberst Baron
Mesko.
Ein Viertel dieser Truppen war aul Vorposten, ein Viertel auf
Unterstützung, die Hälfte als Eoserve aufgestellt, und zwar jene des
Grafen Nostitz nächst Eaab auf der Linzer Strasse; jene des Generals
Schustek und des Obersten Graffen bei Altheim auf der Rieder Strasse;
jene des Obersten Mesko bei Trosburg. Ein Bataillon Wallachisch-
Illjrer wurde nach Salzburg, das andere nach Strasswalchen entsendet,
wo sie spätestens am 29. eintreffen sollten.
Das Haupt -Corps war im Marsche nach Lambach, und zwar
unter Kienmayer 10 Bataillons, 14 Eacadrons auf dem Wege von
Braunau nach Ried; mit Fürst Hohenlohe 7 Bataillons, 16 Escadrons
(7-) auf der Salzburger Strasse nach Frankenmarkt, von wo die letzteren
in vier Märschen naeb Steyer weiter marschiren sollten, um den linken
Flügel-in der Stellung an der Enns zu bilden. Zugleich mit Hohenlohe
Bellte die ganze russische Armee am 28. Über Wels, am 29. bei
Ebelsberg, am 3Ö. bei Enns anlangen und in Verbindung mit Hohen-
lohe die neue Vertheidigungs-Linie besetzen. Würde der Feind den
Übergang über den Inn erzwingen, so sollte sieb General Nostitz nach
Ebelsberg, General Schustek über Ried nach Lambach zurückziehen.
Man hielt- es fttr nöÜiig die Armee von Tirol zu verstärken, Oberst
Mesko erhielt also den Befehl, im Falle des Rückzuges die bei sich
habenden 6 Grenz -Bataillons und 2 Escadrons Liechtenstein-Huszaren
unter Major Frehlich nach Salzburg zu bestimmen. Dort werde General
, Szenassy die aus den sechs Grenz - Bataillons gebildete Brigade be-
fehligen und mit ihr dem Armee-Commandu von Tirol untergeordnet
Ein Bataillon mit den zwei Escadrons Huszaren habe er nach Ischl
zur Vertheidigung des dortigen Passes zu entsenden. Auf seinem
ferneren Rückzüge über Laufen und Strasswalchen sollte Oberst Mesko
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das im letzteren Orte steheode Bataillon Wallachisch - Illyrer an sich
ziehen, und mit diesen und den noch übrigen sechs Eaeadrona über
Vöklabruck, Ghnnnden und Kirchdorf sich nach Windischgersten wen-
den, um den Fass daselbst zu vertheidigen.
In Folge dieser Disposition waren die Truppen zum Theil schon
in ihren Aufstellungen angelangt, zum Theil noch in Bewegung dahin,
als am 27. ein hofkriegsräthliches Rescript anlangte, das alle diese
Bewegungen missbilligte. Der Hofkriegsrath gieng von der Ansicht
aus, da*8 wenigstens der obere Inn und Salzburg behauptet werden
könnten, — vielleicht so lange, bis das Heer des Erzherzogs Carl, das,
wie man selbst gestand, wenigstens einen Monat bedurfte, und die
Verstärkung der Russen, deren sechste Colonne am 13. November in
Krems eintreffen sollte, sich mit den am Inn stehenden Truppen
vereinigen konnten. Durch die Vertheidigung der Salza hoffte man
diesen Zweck zu erreichen, auch dann, wenn Kutusov den unteren
Inn verlassen hätte. Sollte nach dem hartnäckigsten Widerstände das
Corps zur Verlassung des oberen Inn's und Salzburg's gezwungen
werden, so sollte sich die Cavallerie mit den Bussen auf der grossen
Strasse nach Wien zurückziehen, — zu ihrer Aufnahme unter den
Befehlen des Fürsten Auersperg ein Corps von 15, grösatentheils neu-
gebildeten Bataillonen und dem Szekler Huezaren-Re^ment in Streng-
berg aufgestellt werden, — die Infanterie aber, in vier kleine, aus
3000 — 4000 Mann bestehende Colonnen getheilt, sich auf den ver-
schiedenen nach Steiermark führenden Strassen in die Gebirge werfen,
um von dort aus das Vordringen eines feindlichen Heeres zu be-
unruhigen und wo möghch zu verhindern, im schlimmsten Fall aber
sich gegen Leoben ziehen, um sich mit dem Heere des Erzherzogs
Carl zu vereinigen.
Dieser Disposition zu Folge erhielten die in Marsch l)egriffenen
Truppen Befehl zu halten.
Das ganze Corps zog sich am 28. bei Friedburg und Strass-
walchen zusammen, nämlich des FML. Hohenlohe 7 Bataillone, 16 Es-
cadronen bei Strasswalchen, die zu Ried gestandenen 10 Bataillone,
14 Eseadronen bei Friedburg. Zugleich Hess Kienmayer Lauffen und
Tittmoning von Strasswalchen aus besetzen und traf alle Anstalten
ztir Vertheidigung hinter der Salza.
Sobald Napoleon seine Streitkräfte in und um München versam-
melt hatte, setzte er dieselben gegen den Inn in Bewegung. Bemadotte
traf am 26. bei Sprengelbach und Staudbam ein, und seine Vorhut
erschien auf den Hohen von Wasserburg.
Davoust verliess Freising und stand am 27. vor Mühldorf; ihm
folgte Mnrat mit der Reiterei. Lannes traf am 27. auf der Strasse
von Landshut vor Braunau ein; Soult folgte ihm am 28.; Marmont
stand bei Vilsbiburg.
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Sobon Ungten voa verEtdüedenen Seiten h^ Kacfarickt«ä asr^ daU
dia FrüBiBOsen am 27, dan Übergang brä' Wasaarborg erBWtu^an
Iiättem, aJfi notüi- immer ketne Meldung des Oberstea Mesko eingslau&a'.
vmrt Endlich' in der Nat^t' vor d<em 3ß> traf sein' Benloht ein, daas
er' BÜAi nadi Tro^berg geBogen habe , aia 29. IVuh die beattmmt»!
Tr^ipau nach SalzhuFg senden verde, sich Belbst aber über Lauffe»
auf Strasswalchen zurückziehe.
Aim 29. Fräb stand djaa Cot^a nooh ruhig in gelner Stellung.
Kmi hatte die set^ Orremsdier-BataiUofi» von EViodburg nwA StrasB-
w^ciieo. gesogen» weil' man ßlr den linken Ftfigel mehr besorgte; der
Feind hatte unterdessen bei Mühldorf den Übergazi^ erzwungen und
die Ertiche hergeHtdlt. Nun laugte die Ueldui^ tob 0«neEal Scfanstek
auf. dass dw Feind scüoa am 36. Ui, kl«ineD' Trupp» die Salaa hei
BorghaniseD tlbeaetxt habe, and! sieh mit d'er ffersjieUang den Brücka
beschäftige. Der- ä^aetuJ er^lt ßefeUf ct«a Feibd zurückKWweifen.
"Ejas darauf kam> von dem. sieh noch im I2auptQ[u:ar.tier bedüdendan-.
Corps-Commandanten der Befehl an, mit den ganaen Coi^ tiadi>
Sala&urg au niair8^it:an. Es waD eis grosses ^iück^ daas., dieser Befehl
nicht vor Abends ausgeführt werden konnte, weil mau auf den- Obersten
Meiki» wartrai nHiaste-, denn schon ani' 30. in der Frtih rückte Bern»,
dotto in Salzbui^ ein, von wo sl<^ SumiABBjt gegen des Pass Luog
zurückzog; dtft f^ranaöaen wäpeB' sonst vor- dem- Corps in Sälzbniig' ei»-
getroffen^ und die auf einen weitläufigen Vorpostönliaifi^vaFdieiUeaGreri»-
Baitaillon» wUrdea tfanen m die HSndo gefallen smb.
Sä. Hajestät dec £iAis4r^am' 26. in W^ eingebroffen, gemhte, aCaM
der TOiQ. Ibfkriegsratlt! entvorfboont bereiM' mi^etheitten' Dispoiitinn,
am 29. die Vollziehung der folgenden anzuordnen,. wdelW'dem>Govpff iat
SGraBsnuichen. l^achmittags- mihtau: Die' iruBSJschen Tr«f)peD steUea sich
zoc Auinafasie dar 4>aterreiehi«chsB , w^be n^ötlugenftifift die Airi^a»-
gania maciieD,. bei Lombaieb aui^ aiehea aber iluta> ganse Bagage and,
di» (dwafiOsaige ArtiUeiäe bis hinter die Enna.
Von den österreichi sehen Truppen mar8chIi'eai4BfttaiUone'Z)bUtBchr
mentei^ SJoaef Cellorado, S£«ciuir«s«ttiKftsaa)t>(i?llriaAHere, ^EseaiäitoiieQ
Lothnihgent aber UattigbolaQ -aaah £iamb)wh„
Wenn> diese Coloone itt Lambeeh eingetroftw iM, a^ kann, die,
dort lagernde ruaaische Colonne, bestehend aus dem ersten TjeÄem
undi der Avantgarde», auf Wcdv jen»' -ron Wel» abetr, dba zweite 'Bseffen
und daa> Gon^e de reawve bildend» OMif MitUbttg' abrOckeD, wühmebd
diene ez^^duris äatemeiobiselie. Oolonne, von LualMcb aaehi Keemn-
münstw' mariuhirt undi dssellktti so: lange atehäOi bleibt, bis die Mmr-
stände nöthig machan, di» vHiiiaKäBte> Amoeb hirtto^ du; Edüs Burüoh*
ziehen.
Die übrigen österreichischen Truppen, bestehend aus 26 Bataillons
und 44 Escadronen, werden folgendermassen rertheilt: 6 Bataillone
öiterr. mllltaT. Zelticbclft. IBIS. (Feldmi ISOS.) 8
D,9,l,zedbXTOO^[e
tiDter Szenässy nebst dem Salzburgischen Bataillone ziehen sich ans
der Gegend von Wasserburg, Rosenheini, Kraibnrg bei Salzburg zu-
sammen, wenn der Feind den Inn forcirt, und sind bestimmt, über
Halleiu and Werfen sich gegen Rotteumann zurückzuziehen, um die
rechte Flanke und den Rücken des Heeres von Tirol zu decken.
FML. Ohasteler erhielt den Befehl, dieser Colonne zwei Escadrons
zuzutheilen.
Die Nachhut des Obersten Meeko (3 Batwllons und 8 Escadrons)
bleibt zu Trostberg und hält, noch verstärkt durch die zwischen Rosen-
heim, Wasserburg und Kraibnrg vertheilten Bataillone, den Inn von
Rosenheim bis Mühldorf besetzt.
Der etwa nöthig werdende Rückzug geht mit 2 Bataillons und
6 Escadrons über Dittmoning, Mattighofen, Friedburg, Vöklabruck,
Vordorf^ Frauendorf, Weyer hinter die Enns. Zur Deckung der linken
Flanke wird Major Fröhlich von Liechtenatein-Huszaren mit 2 Es-
cadrons imd 1 Batterie über Ischl, Seeberg, Steinfelden, Kuhdorf tmd
Gförzenbur^ enteendet.
Die Nachhut des Generals Schustek bei Ältheim (4 Bataillons
und 12 Escadrons) hält den Inn von Mühldorf bis Obemberg besetzt
und zieht sich im Nothfalle auf der geraden Strasse von Braunau
gegen Enna zurück. Die ArriÄregarde des Generals Nostitz bei Schär-
ding mit 4 Bataillons nnd 10 Escadrons zieht sich mit 3'/, Bataillons
und 8 Escadrons auf der Strasse von Schärding und Paasau nach
Linz, nöthigenfalla hinter die Enna zurück, schickt aber eine kleine
Colonne von einem halben Bataillon und 2 Escadrons von Schärding
über Riedau nach Wels zur Erhaltung der Verbindung mit der Colonne
des Generals Schustek.
Zur Aufnahme dieser kleinen Colonne werden bei Ried 4 Bataillons
und 10 Escadrons aufgestellt Bei dieser Abtheilung, der Matte seiner
Nachhut, hat der FML. Graf Merveldt zu bleiben und zu seiner Auf-
nahme noch 6 Grenadier-Bataillons unter General Mondet bei Haag
als Rückhalt aufzustellen.
Es versteht sich, dass alle diese Colonnen untereinander in Ver-
bindung bleiben und sieb auf gleicher Höhe zurückziehen. Diese
Nachhut, sowie die ganze Armee sucht dem Feinde nicht ohne Noth
zu weichen.
Die Hauptabsicht bleibt, diese Armee ungeschlagen mit der
nachrückenden österreichisch -russischen Verstärkung zu vereinigen und
den Feind wieder über den Rhein zurückzuwerfen. Die ganze Bagage
muss bis in die Gegend von Krems zurückgesandt, und hinter der
Enns eine Stellung gewählt und verschanzt werden.
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Die Armee verlässt den Dm. — Übergai^ der Franzosen.
Die FortBchritte dos Feindes hatten indessen die Ansföhrung
dieser Disposition imthunlich gemacht, indem das Reiter-Corps Murat's
bereite bei Burghansen über die Saiza nnd bei Braunau Über den Inn
gegangen war. Murat'a Vorhut erreichte am 30. boi Merabacb den
österreichischen Nachtrab unter General Schustek, der dadurch in
Front und Flanke hedroht war, und drängte ihn gegen Ried, wo die
auf den HOhen schnell aufgestellte Reiterei die sich zurückziehende
Infanterie aufnahm.
Nachdem die Dragoner -Division Beaumont nachgekommen war,
griff Mnrat neuerdings an, warf die österreichische Reiterei nnd gewann,
mit ihr vermischt, das Defil^. Ein mörderisches Infanteriefeuer, mit
welchem die Franzosen hier empfangen wurden, und die einbrechende
Nacht verhinderten die weitere Verfolgung. Es galt hier einen raschen
Entschluss. Nachdem noch in der Nacht alle Vorposten eingezogen
waren, und man die bestimmte Nachricht von dem Eintreffen des
sechsten Bataillons in Salzburg erhalten hatte, marschirte das Corps
am 30. nach Vöklabruck.
Man hatte über das Vordringen des Feindes gegen Lambach
noch keine bestimmte Nachricht; es war durchaus nicht rathsam, mit
dem ganzen Corps gegen Lambach zu marschiren, um dort die Traun
zu übersetzen. Der Feind konnte schon Lambach besetzt haben, und
dann würde man in eine missliche Lage gerathen sein.
Am 30. Nachts um 12 tJhr brach das Corps auf. Man liess dto
ganze Infanterie mit den beiden Cürassier-ße^meotem, unter dem
Befehl des Fürst Hohenlohe, tlber die Trannfall - Brttcke gehen, nnd
nur General Kienmayer nahm mit den beiden leichten CavaUerie-Re-
gimentem Merveldt und Graf OTleilly seinen Weg nach Lambach. Um
nöthigen Falls diesen beiden Re^mentem den Rückzug über die Traun-
fall-BrUcko zu sichern, liess Fürst Hohenlohe ein starkes Detachement
Infanterie zu ihrer Auinahme bei der Brücke stehen, welche zum
schnellen Verbrennen vorbereitet ward.
Fürst Hohenlohe stellto sich mit der Haupttruppe zwischen Wims-
bach und Steiuakirchen auf und sandte zur Unterstützung der zurück-
weichenden Nachhnt zwei Bataillons Gyulai und eine Division Cüras-
siere auf dem rechten Traim-Ufer an dje Lambacher Brücke; Oberst
Hesko nahm Stellung bei Gmunden.
Unterdessen hatte der Feind schon den Genoral Schustek bis
hinter Haag zurückgedrückt, wo dieser eine Aufstellung nahm; ihm
gegenüber stellte sich Murat bei Ha^ auf, das 3. französische Corps
zwischen Haag und Ried. Am 31. griff er ihn daselbst mit überlegener
Macht an und drängte ihn mit grosser Schnelligkeit gegen Lambach.
-?*
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IW:
ejejfeqW. bei I^afli^KW^h,
Die rqsBi^he Haupt-Anaee war bereits gegen Wel^ ai^gelirqclieii,
und die, Nachhat üv Begriff, ihr T^i folget), als die l|lelduqg ypn der.
bedrängten Ii>age des Generals Scho^ek in Lambach eintraf wo aicb
Herveldt befatid. Mit gro^Mer Mühe gelang es ihm, K!utusow z«, be-
weg«», 8. Bataillons ruBni^cher Jttger ^ zur UateratütBung der. hedrängtan
Nachhut zu^ckxulasBien, wovon, i^wei auf hi^kem Wege T;On Hafig
nach Lämhadi, ä\p bei4«p audem zu deren Aufnahme a,uf der St^asae
rückwärts, und vier als Reserve hinter Lambach auf i<tT Strasse gegen,
Wels aufgoateJUt wurdui. Allein nun weigerte sich der russische G-emeral,
Beine Truppen in ei|t Q«£aeJit I™ vierwickeln, und ^vx die ErklSrong
des Generals Merveldt: dasa eöne Armee, d|ie a^ch qicht: schlagen wolle,,
TdD keinem Nutzen sei, bestun^ten den die russische Nachhut com-;,
maüdirmden Fürsten B^fatLon, die beiden Bataillons unter General-
Culanius gegen Haag vorfilokan zu. l^saep.
IndeBfen hatte Murat die luEanterie'p^vision Biaaon des. 3. Corps,
an sich ge^og^ ; seilte AngriKe wurden gegen X; Uhr heftiger, lu^d.
die zurückweichende Nachhut, endlich auch^ die beiden russj^^heii
Jftger-BataiUonS zurflckg^drängt, die iqi^ T^)er B^treitwilligkeit sich
zweimal iiüt dem Bajonn^te ttn£. den Feind i '^ai^en, schliesslich «h,^-
ebenfalls in; Unordnung gerieüien und ^liT^ck^ch^ Dar öepejal,
Meryeldt begab sich selbst' vor, U|id es. gel^g ihm, einige Ahtheiluitgept.
Infanterie and C^vaUerje zu ean^neJn^ un^ den Feind,, de^ schnell,
gegen das vltn* I^ambach 8i<^ befindepdei Pefij4 yordrftqg, ei^^emnassen
anf^ohalten. Doch in diesem A^ugenblicke w^ der niBBi3ch& Oherat,
Graf Go^wkin, welche di^, beiden B^taiUonB cpinmandirte, . IjödtU'^i
Terwi^döt^ und Obarst Gr^ff^n von ](ape?-Bwzftren.erschpff^eai dadfirch-
rise. ei^e ai%^mßine Unordnu^ eup,, upd den Co^ip^adirande muaste.
sich glücklich sßhfllzen, den Kt],ckzug n,ach Lajiibajch wenigsten^ einiger-,
maese^ i^ Oirdnu^ zu be^«^e|■kBJieUigen. I^a^b^cU ^m:d noch bis. zi^n-
Anbruch dar N(tcht> behfiupSQt , die Brücke zpr^tört, opd die. Trupj^e
hinter die Traun zurückgef^rt.
Die Frfmzoften; vOTlorea hierd^H; achB»)nierwwsde|eft Ct^-flisson,
dtu^n Ipfftntwi^-Diviaipq i^id die- Djr^ofli^ BjMinnant'B,, die ^ivfi
Stelliyig, bei, I^amilwh. nah^^ifM DAß' 4i^9|ep zogep, ^fäi iw^ih. Wels,
aurüfija.
Die beiden unter Kienmayer iß^ffif, I{E^iib^h, ii}Bra^hi,c^, <^a,-vftl7
Iflrie^Beg^e^tep. ww^^- glci^ihi hei- ^^r. .^pki^fti ü^ die- Bjrücke
ge^hickl^ sowie, die ä^serf>|t>ei;wU|ijlj|tQ Nachlfutiwter Glen^ral,.St^ti,3j:^,
w^icjie bieiWimsVcJi aiufee^li^^t. wafd, upd, sfiitit i»Fpn Öiö bipi^^,jnu.
gela^e», B^(^9»St vq^ Gffvj^^ «nd daf^. Regiippn^ JobsJUPrlJrftgeB^
nirt^,Ötiprpt Mari»?8y, dift Vxirposteniiuip &Vf>. 'echt^ Ttftu^-UfeT.' 1^
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zogen. Qeriei'al 'Kpertrtz, der Bich In gki^er BEöhe mit General Schustek
zmilckgözogbii batte, stand ath 30. bei Efferdii^, ttUd giei^ am 31.
eben&UB hlnteT die Tratin naiÄ Sbelaberg.
Bas Glefecbt bei Lambach nnd der dem Feind dort geleistete
'Widerstand 'hatten indessen die ^olge, dttes mab Zeit gewann, in der
Kaöht die tramifall'BMcke zta zerstSren nnd rabig Steltong hinter
dem FIiiss sitt nehtüen. Aita I. Set»tetiiber hätte sich das russische
Hadptheer vom Efeelsbelfg üaöh Bnns, 8äb Cdterreichische Corjw nach
Eremsinühäter smfttckgeizogÄn.
Die Carvallerie - Dirision Walther -t^on Müraf b Corps besetzte
Wels. Napoleon's Hauptquartier war in Ked. Die Traun war von
ihrem Einflnss rn die Dbnaü bis nach Wels von der Nachtat des
Generals Nostitz, in Verbindung mit einem TheÜ der msäischen besetat
Bei Lambach stand Oberst Malrisssy mit zwei Bataillons C^ynlai and
mit Johann-Dragoner, Die Treppen des Ghenerals Schnstek waren in.
seiner Unterstützung und Auiiiahme bei Steinakirchen aufgestellt.
Ihnen znnächät, änf^ärts des Flusses, stand Oberst Meskö bei Ghnunden.
'UnteMesaen versuchte der Feind gegen Naöhniittag, unter dem
Schutze eines heftigen Kanonen- und Kleingewebriteüers , den Über-
gang bei Lambach zu erzwingen ; allein durch die BotschloSBenbeit des
Obersten Mürtasäy ward er mehrmals zurüct^worfen. Endlich gelang
es ihtb NachioittagB wirklich, unfern des TrauofaÜs flberzUgehwi ; bei
Wels war dasselbe zu befürchten. Die Vortruppen worden dahw bei
Steinakirchen zurückgezogen, nnd ihre Unterstütisui^ bei dem Wirth
iin Holz aufgestellt. Die Nachhut des G-enentls Nostätz stand bei
(Ebdsberg; Obörst Mesko war den ganzen Tag hindurch nicht vom
Feinde beuiiruhigt worden.
Die mssische Armee lagerte am 2. mit ihrem ersten Tr^fTen
■zwischen Enns Und Strengberg, ihit dem zweiten Treffen und der
Reserve bei Strengberg, wo auch das Hauptquartier war. Die Nach-
tut müt den Truppen des Glenbrals Nostitz hielt noch Euns besetzt
Das «steireichische Armee-Corps zog sich nach Steyer zurück, und
die Vtirtreppen besetzten die Kreins. Oberst Mesko gieng nach Kirch-
'flbrf, um den Windischgerstner PasB zu decken'; er hatte sich nOthigen-
falls nach Bottenmann zurückzoziehen , wo er si(A voreint mit der
-Abtheilung des Ischler Passet aufstellen soBte. Die beschwerlichen
MärBcbe ääd öfterer FuttwTnangel hatten die zu jungen , der An-
strengung Hi^ewohnten Pferde der Artillerie so entkräftet, dass man
trogen FortsdiaffijBg ä'er Beswve in Verlegenheit kam, umsomehr als
trotz aller Milbe nH*r sehr wenige Vorepannspferde aufzubringen waren.
Am 3. Nachmittag hatten sSinintliche Vortruppen das linke Enns-
Ufer dfflr Übermacht deis PeÄudeB geräumt Nöstitz sammt der russischen
iSachhiit war bei Enn's auf das re<Ate Ufer übergegangen und haitte
' die -BrUtike zer^Srt. Die bei Hremsmttnster gestaadene KacbliTit hatte
118
sich auf Steyer gezogen. Nor ein Commaiido von drei Compagnien
Job. Colloredo and 30 Huszareo Btreifle noch zwischen der Eons und
der Steyer und konnte sieb im Falle der Noth auf die Äbtbeilung des
Obersten Mesko zorackziebeo.
Ss waren von Wien wiederholte Befehle zur Vertheidigung der
Enns eingetroffen. Zwei Handbillete des Kiüsers vom 4. und 6. an
den General Kntusow empfahlen ihm, mit grösster Standhaftigkeit da»
rechte Enns-Ufer zu behaupten und nur dann zu weichen, wenn des
Feindes Überlegenheit keine andere Wahl übrig liesse. lin letzteren
Falle sollte der Ruckzug Schritt ftlr Schritt nach Krems genommen
werden, wo man an einem doppelten Brückenkopfe arbeitete. Der
FML. Herreldt ward dem msBischen Obergeneral abi Q-eneral-Quar-
tiermeister zugesichert, mit dem letzteren dieser Handbillete jedoch
gemeinschaftlich mit ihm der FML. Schmidt als solcher zugeschickt
Merreldt sollte vorzüglich den Vorpostendienst leiten. Schmidt traf
den 6. bei Kutusow ein.
Die Vertheidigung der Enns ist gegen einen von Westen vor-
dringenden Feind schwierig. Die wichtigsten Übergangspunkte sind:
Eons, Steyer und Temberg. Das Enns-Thal ist sehr enge. Von Tom-
berg bis Enns wird das rechte Ufer ganz von dem Unken beherrscht,
Bo dasa von diesem selbst die durch das Thal nahe am Flusse fort-
laufende Strasse mit Kleingewehrfeuer in der grOssteu Nähe beunruhigt
werden kann.
FML. Merreldt hatte den mUndlichen bestimmten Befehl Sr.
Majestät erhalten, seine Streitkräfte nicht von jenen der Rassen zu
trennen, was er jedoch als sein Geheimniss behielt und selbst den ihm
zugetheilten Stabsofficieren des Quartienneisterstabes nicht mittheilte.
Seine eigene Ansicht war, im Falle der russische Ober-O-eneral sich
hinter der Enns zu schlagen nicht gesonnen wäre, blos die vier
Bataillone unter Kostitz und die der russischen Nachhut zugetheilten vier
Reiter-Kegimenter mit den Russen vereinigt zu lassen, mit allen übrigen
österreichischen Truppen aber die Strasse auf Altenmarkt und Leoben
zur Rückzugslinie zu wählen, um damit die Flanken der nach Wien
vordringenden französischen Colonnen zu bedrohen und den Feind
zur TheUnng seiner Macht zu veranlassea. Merveldt stellte die Noth-
wendigkeit dieser Bewegung in einem Schreiben vom 2. Kovember
aus KremsmUnster dem Holkriegsrathe mit der Bemerkung vor, dass
er die Entscheidung hierflber noch immer zeitig genug erbtüten könne,
um sich im Falle der Missbilligaog dieses Entschlusses von Seite Sr.
Majestät von Edlau oder Weyer Über Wwdhofen, Qaroing, Pui^stall
nach Kemmelbach, oder von Tümitss über Lilienfeld nach St Polten
oder über Kaunberg nach Wiener-Nenstadt zu wenden- Er erhielt die
seinen Entschiusa missbilligende Antwort vom S. November erst am 10.
Früh za Fronleiteo, aber bereite am 7. zu Neufaaua eine Zuschrift des
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FML. Schmidt, der ihm Sr. Majestät Willen bekannt gab, dass Kntu-
sow in die Offensive übergehe, weshalb sich demnach Merreldt nicht
VOD ihm getrennt haben Botlte, weil die ganze Macht erforderlich wäre.
FML. Merreldt lieea sein Corps folgende Stellung nehmen: FML.
KienEjayer mit Graf O'ßeilly-ChevanxlegerB, Johann-Dragoner, Nassan-
und Lothringen- CtlraBsiere in Cantonnirungen zwischen Salaberg und
Haag, hielt hinter der Fans von Fnnadorf bis Burg Vorposten und
wollte, wenn Kutnsow nichts Anderes anordnete, in paralleler lUchtong
mit den Russen zurückgehen, um sich mit ihnen über Waidhofen und
Kloster Ganüng bei Molk, oder über Frankenfels bei St Polten zu
vereinigen. 3 Ballone Josef Colloredo in Ennsdorf, 6 Fscadronen
Ksiser-HuBzaren rückwärts von Fnnsdorf, 2 Bataillone Gyulai zwischen
£nnsdorf und den Tambacher HOfen, 4 Bataillone Grenzer zwischen
den Tambacher Höfen und Temberg, 4 Bataillone DeutschmeiBter in
Temberg, 6 Eacadronen Merveldt-Uhlanen bei Temberg.
Das Streif-Corps des Majors Süden hielt Garsten und die Vor-
stadt Steyerdorf besetzt und sollte das Corps auf seinem Marsche
Enns aufwärts auf dem linken Ufer begleiten. Die Truppen des Ge-
nerals Nostitz mit der russischen Nachhut standen an der untern Enns,
ihr Au&ahmsposten eine halbe Stunde vom Flusse auf der Wiener-
Strasse. Die russische Armee stand in und um Strengberg, wo sich
auch das Hauptquartier befand.
Lage WienB und getrofi^ne Anstalten.
Dunkle Gerüchte hatten schon in Wien ein Vorgefühl des Un-
glücks verbreitet, das die Armee in Deutschland getroffen hatte. Der
24. October sollte die schreckliche Gewissheit geben. FML. Mack traf
am Abend dieses Tages daselbst ein, und seine Ankunft vernichtete
alle Hoffnungen, mit denen man sich noch geschmeichelt hatte. Die
Monarchie schwebte in Gefahr, und ihre Lage erheischte gebieterisch
die kräftigsten Massregeln.
Man beschäftigte sich seit längerer Zeit mit der Bildung einer
Reserve-Armee, deren Errichtung und Bewa&UDg jedoch langsam von
Statten gieng.
Am 25. wurde befohlen, dieses Corps, das aus 15 Bataillonen
nebst 6 Escadronen Szekler-Huszaren bestehen sollte, unter dem Be-
fehle des FML. Fürsten Anersperg als Reserve bei Strengberg auf-
zustellen. Da aber die von der Armee einlaufenden Nachrichten be-
wiesen, dasB dieses Corps nicht einmal seine Aufstellung erreichen,
und diese Verstärknng das zurückweichende Heer keineswegs in den
Stand setzen werde, dem übermächlägen Vordringen des Feindes Ein-
halt za thun, so ward diese Anordnung widerrufen, und am 27. erhielt
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der Herzog Perdinrad von Wttrttembn-g den Olo^-Be&hl -Sber äae
'in und um Wien su tamBaelnde Corps Von 16 fifttBilionen omd 8 £«•
cadroDen Oämseieffen, sowie über ^e Vfirdiaidigm^-Airatalbea. Nnr
daa 'Sze^er-HnBaftren-fifl^ment ward naeb St. Föltnn beordert, mit
'dfflu Bef^e, eich an dat zoräokwcieheiiäß ^terreioliisbh-mBräc^e Heer
anzoBchfieaaen, Alle Unterätaiten feindUcker Fürsten, aowie alle Landee-
kioder obn» bestimmten £rw«rb worden aus Wien eotfemtj aDe Pferde
imd Scbiäe in BescbUg genommen. Die 3ti7^er-MiHz wurde isnr
Anfreobduiltimg der Ordnung -nermekrt , and die VOTprovöuitinmg
WieoB 'anbefohlen.
Eta Bcfaeint^ dass man hoffte, dar Feind wiwde ee nickt wag^i,
bis Wien verzudrisgen ^ (»1er ee werde der TOesiBch-0stMTQi<dii8(^n
Anaoe gelingen, die Enne zn Tertheidigen, his die TUBBiBcbe VeretBr-
kung und Erzherzog Carl ankommen würden, die gegen die Donau im
Marsch begriff waren.
Die Na<:iuiebteD, welche von der Armee einlie&n, mochten indes»
diese Hoffiiungen immer problematiBoher.
Am 2. August erhielt General CameriUe den Befehl, die Strasse,
welche aus der TiÜDer-Ebene nadi Elos^emeubuig fOfart, bei Eiedecrbwg,
nnd die Straiee von LUienfeld über Heiligankreuz zu vereciranzen.
DieiO Punkte sollten tapfer TCrtheidigt werden. D»a Gemeral wurden
zu ihrer Besetzung 4 Bataillone Szekler aagerwiesen. Oberst Fourquin
vom Genie-Corps erhielt Befehl, bei Krems einen doppelten Brücken-
kopf anzulegen und diese Arbeit nach Kräften zu beschleunigen. Aber
die Ereignisse drl^teo eu sahBeU, als dass ns niö|;lich geworden
wäre, diese Arbeit zu beendigen. Unter dem Vorsitze des FZM. und
Hnfkriegsra^s-PräsideiKten BaiUet de la Tour Tersammelte sieh am 4.
auf St. llajest« Befehl ein Kriegsrath, dessen BeidtH»' FML. fairst
LiechtenstMn, Gyuki, Fleischer, GM. Creoseville, Klärt «nd ^OloiDez
W[»«a.
Hier wofden folgende GraodsU^e ati%68tellt:
1. Die IWppen siRÄ sobald als raö^i<^ zu versammeln und,
wenn es an der Zeit sein wird, in mehreren Corps aufzuet^rai.
2. Wmin der Fall eintritt, das die Kutnsow'sohe Armee und
Merveldt Über die Domhi g«heii müsaes, ao ist die Kntusow'sche Armee
am linken Ufer der Donau bei Krems aufzustellen , um die Donau
auf- tmd abwärts zu beobaohten und das Hnke Ufer zu deokmi. Die
Armee des Generals Btish6vdea hatte »ch bei Hollabrunn zu samsaelD,
das Corps de6 Herzof^ von Württembei^ und des FML. Kienmayer
auf der Brttnner Stlrasse die ^hei^Hthen zn besetzen. Die Armeen
und Corps erhaltet! unter si^ die Verbindung und beobachten das
li&ke Donau-Ufer.
3. Es können keine offensiven Operationen angefangen werden,
bis nicht idle äta^tkrflfte vereinigt sind. Dieser Zeitpunkt ttfßte erst
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d«» 15, Detiember^iD, wo ein Übei^:ang mit der vereinigte» Awnee bei
Krems und darch den Erzhwzog Ferdinand bei 'Linz üii gleicber
Zelt zu gescbelien fatttte. In dieMr Absiobt wsrea die C(*ps der
General« E/iaem lind iBennin^ell Tön ^rftBteDftu ftuf Mantbbausen 2u
instnwikeb, um -sich mit d«n CoPpe in B^^ien m -V«i«in^M). Wenn
das 'Corps des G^ftwi'ab Essen mcht in Pf4en «a( ä&a Benaingsön'sche
wartet, kann die öpeFation am ein^ T^;e ff^er geBf^ebea, oder
das Essen'sche Cöi^ii kttm einige "Iftge buSrastea. Fltr die nöthigen
Pontons wäre 'Förs^fge ita «reffen. Bis zum Zeitpunkt«, -wo man
offensiv vorg«h6ni kann, Bei sfcb über^ drfenair äu verhalten. Wenn
der (Feind ■tibw die Dooaa gienge, hätten Sich die Armeen und Corps
zu vereinigen und den möglichsten Wideretand zu leisten. Man müsste
sich besonders bei Höhenleutben anf das hartfiSckigste vertheidigen,
um das Marohfeld «u decken 'Und die Communioation mit Ungarn rai
erhalteä. Es «ei Alles aiizn#»ideAüL, nm den Brückenkopf bei Kr«ms
berBdställen und su behaupten.
4, IHo Marsche der russischen Truppen -wären, wie es dennalen
eingeleitet isl, foWatwetEen; nur hätten das Essen'ache und Benning-
sen'flehe Corps -die DirectJon gegMi Budweis bu «rhMten, Und das Bux-
hövden'aehe gegen HolUbrunn.
6, Das KutosoVsche Gerps passirt nur dann die Donau bei
Krems, ^enh es die Umstände unumgAtaglieb ^heisbhen, und stellt
sieh dann, wie bereits unter 2. gesagt Worden ist, am linken üfw auf.
6. FML, kSraf Merveldt hat, wran er Stey«r verlässt, Alles an
sich zu Üieben, mit Inbegriff der nach Isebl Und in das Gebirg
detachirteo Truppen, Und dabei äh beobachten, daas sein linkw Flügel
immer gedeckt Bei. Er debat^irt ein fli^eades Corps von 2 Bataillonen
und '6 Escadrtfnen von den an sieb gfezt^enen Truppen unter Com-
mando des Oenerak SEendssJ- nach Wiener-Neustadt. Diese Btellen sich
hinter d«r Leitha atlf imd sind an des Erzhei^oge Josef PaUtinus
kaiserliche Hoheit ang-e^eaen.
Merveldt mit einer asgemesHeiaeti Ani^gArde geht mit Kutasow
über die Donau «ad versieht bei Eutusow die 0-enerals-Quartiormeisters-
dienBte. Mit deAi Üben^st^ der Saterreichischen Truppen siebt neb
FML. Baron Kieu«a5>or auf der Chaussee nach Wien so laa^^sam als
mj^tiefa bis P-»^chling zurück. Wo selber die weiteren Bef^le er-
halten w^d.
7. Dm Hei^og von Württemberg bat die Yerschanzung auf dem
Rieder-Bei^ -&ls tüne Demonstration fWixetzen zu lassen; sonst sind
abw k^e Ver^basfaungen zu machen. Wenn der Feind 2wei Posten
von Wies ist, aö «aarsobirt die Hälfte dieses Corps und der ganze
AttUkrie-Train aitf dAs ti^e Donau-Ufer und trifft alle mä^ichen ge-
be!»^ Anstalten, ma die Brücke bei Z^en ab}»-eclaen und die PfeUer
absägen zu losftea. Die aadero HllH^e der GlamiMn wird mit der
122
Arri^regarde dea FML. Eienmayer bei seiner Ankunft; den RUckzug-
aaf das linke Ufer der Donau antreten.
8. Dem en chef commandirenden General Eutusow wäre zu bemer-
ken, sich so lange wie möglich au der Enns zu halten ; der weitere Bück-
zug BoUte so langsam wie mOglick geschehen. Dem FML. GUafen Merveldt
eei die äusserste Strenge anzuempfehlen, damit jeder Btandhaft bleibe
und Beäne Schuldigkeit, wie es für rechtschaffene Soldaten gehört, vollziehe.
Diese einstimmigen BeschlilSBe des Eriegsrathes wurden den
obersten Befdüshabem der verschiedenen Heere mi^ietheilt und schlössen
mit der Bemerkung, dass, wenn die Armee die Tbaja passiren müsse,
die Möglichkeit ihrer Subsistenz aufhören würde, da alle Lebensmittel
aus Ungarn gezogen werden mtlssten.
Diese SchluBsbemerkung war sehr richtig. IndeBsen scheint das
menschliche und militärische Wissen in diesem EriegBrathe nicht er-
BchCpft worden zu sein, da er durchaus keinen bestimmten Opera-
tionsplan mit Begründung auf die eigenen und feindhchen Eräfte,
mit Berücksichtigung von Zeit und Baum und dessen, was der Feind
nach Erzwingung des Eons - Überganges wahrscheinlich thun könne
und werde, vorschrieb, .Es war nicht darinnen gesagt, auf welche Art
die Vereinigung der Eräfte der Monarchie, besonders des Heeres von
Italien mit jenem der Russen zu bewerkstelligen, oder wie diese beiden
Heeresmäcbte in Einklang mit einander zur Bekämpfung des Feindes
operiren müssten. Wenn man die Möglichkeit einer Sabsistenz der
Armee hinter der Thaya bestritt, so waren die Hobenleuthen und eine
auf der Brttnner Strasse gewählte Stellung mit Preisgebnng der Com-
munication nach Ungarn nicht der Ort , wo man die Eräfte der
Monarchie concentrlren zu können ho£Fen durfte, da man in Wien
schon darüber im Elaren sein musste, dass weder der Rückzug von
Enns bis Wien, noch der Übergang über die Donau den Feind vom
4. November bia Iß. December beschäftigen werde. Eurz, bei der
leisesten Prüfling wird es der Beoachtnng nicht entgehen, dass dieser
Eriegsrath einige allgemeine Massregeln, aber keinen umfassenden
Operationsplan vorschrieb, der zur Grösse der Gefahr, in welcher die
Monarchie in diesem Augenblicke schwebte, im Verhältnisse stand.
Wirklich hatten diese vermeinten Vorkehrungen auch nicht die geringsten
Folgen. Die Heerführer handelten nach eigenem Outdünken; Merveldt
trennte seine Eräfte von jenen der RnsBen; der Erzherzog Palatin
verbot die Aufstellung eines Corps an den G^renzen Ungarns; mit
Bildung der Insurrection ward sogar inne gehalten; kurz es erfolgte
Nichte von Alledem, vielmehr nur dasjenige, was die Umstände auf
jedem einzelnen Punkte stündlich geboten, und wozu des Feindes
Operationen nöthigten, die mit grösserer Schnellkraft fortgesetzt wurden,
als man in Wien glaubte, obgleich die eben gemachten Erfahrungen
darüber die bündigste Aufklärung hätten ertheilen können.
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123
Unterdessen fahr man in Wien fort, die nöthigen Vorkehrungen
ZOT Raummtg der Stadt za treffen; die Tabor-Brttcke ward zur achnellen
Verbrennung vorbereitet Die bedeutenden, in den Zeagb&asem sicli
befindenden Ärtillerie-Vorrfithe wurden einstweilen auf das linke Bonan-
Ufer an den Spitz gebracht, da es an den nötlügen Pferden und Schiffen
zn ihrer weiteren Fortschaffung gebrach.
Rückzug: der Russen naoh Krems.
Da zugleich die Nachricht von dem Übergange der Franzosen
bei Steyer nach Merveldt's Rückzug eintraf, so zog sich Kutusow anter
dem Schutze seiner ^Nachhut, die Bagration befehligte, und bei welcher
sich Nostitz mit seiner Brigade befand, auf der Hauptstrasse zurtlck.
Murat an der Spitze der leichten Beiterei verfolgte mit seiner gewohn-
ten Hitze. Die flusserste Nachhut führte Nostitz unter beständigen
Kämpfen mit dem Feinde gegen Ämstetten, wobei süne Trappe viel
litt Die Hugzaren Hessen-Homburg bieben mehrere Male in den Feind
ein und verloren viele brave Leute. Die Feterwardeiner und Brooder
Bataillone wurden in diesen Gefechten fast ganz versprengt und auf-
gerieben. Um dem ungestümen Nachsetzen des Feindes Ch-enzen zu
setzen, liess Kutusow, der sich gegen Abend mit dem Hauptheer nach
Kemmelbacb zog, den Fürsten Bf^ration mit 12 Bataillonen und
2 Huszaren-Regimentem vor Ämstetten aufinarschiren. Hier entspann
sich ein hartnäckiges Gefecht, und ungeachtet Murat, verstärkt durch
die Grenadier-Division Oudinot, die grfissten Anstrengungen machte,
die Bossen aus ihrer Stellung zu v^ireiben, so musete er dennoch
nach einem namhaften Verluste seine Absichten aufgeben, und Bagra-
tion zog sich in der Nacht um 12 Uhr gegen Kemmelbacb zurück,
gedeckt von der österreichischen Nachhut unter General Nostitz.
Am ?■ streiften Murat's Vortruppen bis nach Mälk.
Die russische Armee nahm Stellung bei St Polten, wo sich Kien-
mayer mit ihr vereinigte, der nachdem der Feind am 4. über die Enns
gegangen war, seine Posten an sich zog, am 5. von Haag nach Ulmer-
feld, am 6. nach Steinakirchen zurückwich und am 7. seine Verbindung
mit den Bussen bewerkstelligte.
Kutusow hielt es für nöthig, seine ermüdete Armee am 8. hier
einen Basttag halten zu lassen. Dieses Stehenbleiben nahm der Feind
ßir den Entscbluss, dass Kutusow zur Bettung Wien's eine Schlacht
annehmen werde, und Napoleon unternahm an diesem Tage eine grosse
BecognoBcirung.
Kutusow schlosB hieraus f^ den 9. auf einen allgemeinen An-
griff des Feindes und zog sich daher in der Nacht bei Krems auf
das linke Donan-Ufer.
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Es Ttfat ttJäftSglEch geMiebÖn-, in 'dtnr ^ögöHwflrt^n Jahreszeit
'flen örst ain 4. Norembei" bei lHaäten) begonneiien Brttcke^ojpf *u
voÜebden;'äer feiai dtäng^e die NacUliit bei Maätem sb lit^g, dsAa
m&Q ixvA ijmb «Och iö der Näeht aiif idae imd&i*e U^ 'fattrUberzf^,
Worauf die Mit breniibaMii Btöffeb VOrselieBe Doiiaubr(ii5ke deU Ft&ra-
men übergeben wurde, so dass Öur einige Joche am linkete THSr
übrig blieben.
Se. MajeBtät hatten am 8. dem Herzog von Württemberg den
Auftrag ertheil]^ Bom Eiöpfinig des Saigon von -Snasland nach BrUnn
abzugehen, und dem FML, Fürsten Aueraperg den Oberbefehl über
das in and tiln Wien stehende K'öHÖrpe'OorpB erteilt FML. Kienmayer
ward äö denseJboii angewiesen und erhielt den Befehl, liur mit den
3 Cavallerie-Kegimentem Johanä-, O'Reilly- und Szeklw - Huszafen
der Rückzug nach Wien zu decken, alle übrigen »Bterreichiöchen
Truppen aber unter dein Fürsten Hohenlohe mit den Ruseem bei Krems
über die Donau gehen zu lassen. Zn seiner Aufeahme war ä^r Ge-
Dfiral Cam^lle mit 4 Bataillonen Szekler in deü begorineüen Ver-
sehanztingen des Riedetberges aufgestellt, und dem FML, Kiemnäyer
der Befehl erthült worden; ihm das Szekler-Huszaren-Re^ment zn-
zuBchickeh. OariievSle hatte kwar Anfeiigs Öeb Befehl, dem Feind
hartnäckige Gegenwehr zti leisten, erhielt aber spSter — in EjrwHgung,
daaa bei der iingehenren ÜbenBaoht des Feindes ein Bolchfr Wider-
stand (rar die theiiwoiee Aufopferimg der eigOnen Kräfbe herbeü^ren
werde, durch deren Sebönttüg fand VeteinJg^u'ng es allein mdglifib *ttrcte,
ein ftu einem entscheidenden Schlage geeignetes Heer zu büden -^ die
Weisung zum Röekingfe nach Wien. Das Szökler-HusBaTen-R^ment
blieb daher bei Kienmäyer wi6 Vordeöi.
In Wi&a war ünliöMiesBen auf die Nachricht ton des Ftöndes
■Annäherung Alles iö BeWeg^iOg. Vota ß* bis zum 8. hätte der Hof
nebst den übrigeh Ätaate^ehördön die Stadt verlassen, am 10. Früh
zog die G-amison auf das linke Donau-Ufer. Nur da,» G^enadier-
Bataülon Knrffirst Salzbai^ Ward an de^ Taborbrtteke, ku äeien Ver-
brenilung alle Anstalten beendigt wai^n, anfgesteik. FML. Kietimayer
erhielt den Befehl, sobald er sich der Hauptstadt fiäh^m trili-de, Jedes
Gefecht tin v»meiden. E* zog sich am 8.j gefolgt von Märat, auf
Sieghartskirohen, am 10. auf Purkersdotf zurück.
Mürat hatte verupPochen , Wieti vor dem IE. nioht besetzen zu
lassen, Vefin auch die Öaterreichet aUe ihre Posten Von dort zttrficfc-
zögeu. Dem zu Folge gieng Kionmayer am 11. Mittags durah Wien
über die Tabor'Btücke. 5 Bataillone wurden intr Beobachtung des
linken Donau-Ufers von Komeuburg bis Stadtl-Euzersdorf au^estellt,
die übrigen Truppen in die nächsten Orte in Cantonüirui^ verlegt.
Fürst Aueteperg a«htb 6ein Hauptquartier in 8tanimeFBd0rf>
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ÜaaMerveXdt'golie Corps naob, seiner Trennime tob den Bnssan.
Die Stellung der Arme« biiiter der Sims liatte, wie wir früher,
erwätmt^, di« umnittelbare Treanu^g de& An^iee'CprpB luttw Mer-
veldt, von dea. Biiasen aar Folge. Es war durchaus gegßu alle Weisungen,
die di^eer GteDwal T/>n Wieu ei^pfieog, seine Streitfälle oicltt von.
den rusüsobe» zü tt^nnen, dass er duicb. eiöe in iem Thals der £uiib,
aufffArt» g^wäldte Stai£fel-3(ellung sieh Beibat iu die Nothrreadigkdit'
versetzte,' so zu handln, wie seine v^j-gefasaten Ansichten e». ihm.
eingaben, und wodurch ef, eich die MögUchkeÄt rwhljft deii Befehlen
dea Kaisers- entsprepb^a zu könneu.
Der K&usa ^wisohen den GeJ^irgen und dfiff gcoiaeq Fo^tstrasse-
nach Wiep, auf ^elch^K üch die Bussen zmc&ckzogßa, bot dem ini
jed^n Betracht, besondei^ aber auch ^^ ßeiterei weit überlogeufu,
Feio^e, Oelegankeit dan, sogleich d,^.Vefbindang zwischeo, den Bo^s^',
uitd' Herveldt ^ unterbreche^. Si;a. soUta zwar duxch- Z^ischonpoatoii;
^haltw, werdfln, aber, der Feind warf, <^a ?wJ8ohpi^öBtpn üboc dsß,
Saufen, und daQu musgte die Verbindoog ge^prftngt w«vdwt# Fndlidii,.
grilddeto Merveldt dia Hptfnung, sich Tricder loit den.KusB^n. ver"-
^^en zu Rinnen, auf den Fall, w^m die, Kassen sii^ wenig^t^jf bisr
zam 9' ili St. Fölt^n hielten. Ein soloher Feblei^ ist in der- Xhat beii
eisiein Maune.^ie Merveldt, d^. sehr genau den- Weg, voa, ^njia.bij^
St., !?öl,ten kanntej. der ttbecdifts^, noch in jed^u Beofchte, m den Hof-,
kri$gu:aihs-Fri^@idei^t^ über das BUckj^gS'Sj'QteiiJi der Bussen klagte,,
nnlte^eiflich, und kann e^ut durch seine Yorliebe Air eine Opejratioi^
in den Gebirgpn erjdärt . werden.
^r b^tte vom In,i^ bis an die Enna dip E^iahning gemacht^ dasH
dfU) öaterreichieich7iiisaischa Seßr wisder dia SteJluQg hint^. dem. Inn^,
no<^ jene Uut^. der Traun i oder die bliiteF der Enn9> gegen, dea
Fei^d^S Übenaach(t an. vertheidigen im Stande wao*,. ni)d nun erwartete
»■; auf einmal^ ^>^ eineo- so namhaften ScbwächHifg) von den:Bu8sen.
in ej^r offenen Gegend, wo sie. keine S^Uuflg mehf , fanden, ein hart-
näclMgefl Halten, das. auf jeden Fall, nu^ naehth&iHg ausfallen musste,
da. 8(6 sieh jedeq^4u£enbHck. der Umgejinng ihrer in der I^uft stehenden
Flankp; au^aet^teB, Endlich, kpinnt&, ep die b^ÄiigfJö J^^^ der Hawptr
Stades er, DiHsstevoiauBsehen, d^8.,Wien, nudidw» es.niclit gftlung^n
war, die Emm zn, vertheidig^V, nicltt gerett^i^ wer4?n konnlie; aber er.
muss^ ai;.cl),be^ai^ß, daAs . auf > eiaec yert.h^d}gnng dealinken. Donau-.
Ufers Alles beruhe, um Zeit zur Sammlung der zerstrea,teiL, ßj^äftet
devi Monarchie, zu gewinnen. Er- wuaB^> df^M. man. in Wien. B^t der
;^^tBiigi 80 vi^ec kijBtbarer Stafttsgütar, und, VorrÄ;the.deir. Annea^ auf
d^ liplip, Dona^-Üfej, basufaäftigt war, mtd dasß d^ig. schjwwJien ^äfte
d^, E^sep, nichli hflirßichfln w%d6qi di^ wicfctigsteH Üheiig^gBpupkte
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126
ttber diesen Strom zn Tertheidigen. Durch eine Bewegung in die
Oebi]^ glaubte er den Feind zu einer bedentenden Entsendung nnd
Schwächung seiner Hauptmacht zn vermögen nnd ge&hrlicfae Be-
wegungen auf die Communication des Feindes unternehmen zu können.
Dnrch dieses Urtheil bewies er eine grosse Unkenntniss der feindlichen
Taktik. Er mnsste wissen, dass an der Donau, nicht in den Berg-
schlnchten Stelermark's der grosse Kampf gekämpft werden mflsste,
der das Schicksal der Monarchie entscheiden sollte. Er handelte also
bei seiner Trennung Yon den Russen gegen die Befehle seines Monarchen
und fehlte gegen die bessern militärischen Grundsätze.
Am 4. Frtih 8 Uhr erschien die feindliche Vorhut des UL fran-
zösischen Corps auf den Hohen von Stejer; ihre Vorläufer sprengten
mit solcher Unvorsichtigkeit in die Stadt, dass mehrere derselben zu
befangenen gemacht worden. Bald hatten die Franzosen auch die
beherrschenden Hohen und den anf dem linken Ufer liegenden Thml
der Stadt besetzt, ans welcher sich Major Süden mit seinem Streif-
<!orps gegen Temberg zog. Der Feind beschoBs den von den Öster-
reichern noch besetzten Theil der Stadt aus beiläufig 40 (beschützen;
«ber alle Versuche, sich derselben zu bemächtigen, scheiterten an der
tapfem Gegenwehr der 2'/, Bataillone von Josef Colloredo und eines
Ton Oyulai, welche die Stadt neun volle Stunden gegen alle Angine
behaupteten. Endlich versuchten die Franzosen unterhalb des Ranuning-
Baches über den Fluse zu gehen. Zwar wurden zwei Versuche von
einer Abtbeilung des Regiments Colloredo blutig znrttckgewiesen, aber
-das Kartätschen- nnd Kleingewehrfeuer des Feindes aus seiner be-
herrschenden Stellung vom jenseitigen Ufer gegen die Flanken der
Österreicher begUn&tigte seinen Übergang, so dass es ihm gelang, vier
Bataillone auf das rechte Ufer zn versetzen. Einige französische Ba-
taillone waren thalanfwärts zur Verfolgung des Majore Süden ent-
sendet worden. Dieser war aber schon früher auf einigen vorgefundenen
Fahrzeugen auf das rechte Ufer übergeschiflFt. Die Franzosen stellten
sich daher bei Temberg auf, wo nach bereits abgeworfener Brücke
ein Geplänkel entstand. Der Feind, Meister eines Übergangs-Punktes,
stand auf der Verbindung mit der bei Salaberg stehenden ReitereL
Es konnte ihm gelingen, auch den Übergang bei Tembei^ zu er-
zwingen; bei dem Mangel an rückwärtigen Verbindungen aus dem
Thale der Enns blieb daher nichts Anderes übrig als der Rückzug,
-welcher auch in der Nacht in guter Ordnung Über Temberg bis
'GrosB-Ramming in die feste Stellung hinter den Neustift-Qraben ange-
treten ward.
Das m. französische Corps wurde durch den Übergang der
Enns nur einen Tag aufgebalten ; die Avantgarde unter General
Heudelet rückte auf dem Wege gegen Waidhofen vor. Auch das
L <lorps war von Salzbuig über Vöklabrack nach Lambach gerückt
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127
und gieng am 5. nebst dem IL bei Steyer über die Enns. Merveldt
kam den 5. mit Tagesanbruch in seiner neuen Stellung an, nachdem
er in dem Gefechte bei Steyer einige Hundert Todto und Verwundet«
verloren hatte. Seine Vorposten: 2 Bat«Uone Gynlai, 2 Eacadronen
E^ser-Hnszaren, standen bei Arztberg; nebstdem war 1 Hoazaren-
Escadron nach St Peter zur Verbindung mit den Rassen entsendet
6 Escadronen Merveldt - Uhlanen waren nach Steyer vorausgeschickt.
Nachmittags brach das Corps selbst nach Steyer auf, wo es mit 13 Ba-
taillonen und den 6 Uhlanen-Escadronen , von denen eine Abtheilung
Waidhofen besetzte, leerte. Auch Höllenstein wurde besetzt 6 Ba-
taillone (2 Gyulai, 2 Peterwardeiner, 2 vom ersten Wallachen) und
6 Huszaren-Escadronen blieben bei Cb^ss-Ramming zurück. In Steyer
war nur Brod auf einen Tag vorhanden, obwohl General Auer schon
den 3. von Steyer, der Verpflega-Anstalten wegen, vorausgeschickt
worden war,
Die Beaoi^iss wegen der Verpflegung war nicht der Art, um
nicht der Tmppe, nach des Oberstlieutenants Volkmann, des Goneral-
Quuüermeisterstabes Vorschlag in Wien, wenigstens einen Ruhetag
zu gönnen, indem der Rücken gesichert, die vor und in den Flanken
liegenden Pässe leicht zu vertheidigen und besetzt waren. Gegen alle
Vorstellungen des General-Quartiermeisterstabea fasste Merveldt hier
den festen EntseUuBs , sich über St Polten mit den Russen zu ver-
einigen, nnd entwarf die Disposition, nach welcher das Corps in drei
starken Märschen über — Reith, Xeuhaas nnd Mariazeil — Annaberg
erreichen sollte. Die Vortheidignng des Passes nach Altenmarkt wurde
dem Obersten Mariasay anvertraut, der mit 6 Bataillonen, 6 Escadronen
»ich bei Steyer aufstdlte. General Roschovsky erhielt den Oberbefehl
über die Vertheidigang dieses Fasses und der beiden von Windisch-
garaten und Ischl; Mit diesen Trappen hatte er nicht allein die Pässe
Schritt vor Schritt zu vertheidigen, um Steiermark zu sichern und die
Verbindung der drei österreichischen Heere zu erhalten, sondern auch
des Feindes Flanke und Rücken bei dessen Vordringen nach Wien
zu beunruhigen.
Die Artillerie-Reserve wurde nach Gratz, die Bagagen gegen Leoben
vorausgeschickt 1 3 Bataillone und 6 Escadronen brachen in zwei Ab-
theilungen am 6., wo Rasttag war, spät Abends von Steyer gegen
St Georgen am Reith auf. . Bfit Mühe erreichte die Infanterie auf den
schlechten Wegen, beständig durch die Artillerie aufgehalten, in der
Nacht Reith. Bald nach dem Eintreffen daselbst traf die Nachricht
ein, dasa der Feind bereits die Uhlanen in Waidhofen angegriffen, sie
geworfen habe nnd gegen Gaming verfolge. Am 7. Früh um 9 Uhr
trat das Corps seinen Marsch nach Neuhaus an. Von Hsllenstein aas
war keine Strasse mehr and der Weg so schlecht, dass die letzten
Bataillone Abends in Lunz eintrafen. Bei Lunz ward ein Bataillon
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Gi'enadiare auf der Strasa«, die von da naph IpeitE fithrt, imd eän andere»
auf detr Strasee gegen G-aming aufgestellt , di« doct bo lange balten
sollten, bis daft ganze Corps den Berg passirt. habe, wonach sie mit
der Nachbnt, die Von jetzt an Q-eneral Sehuatek übernehmen mueste,
veremt den Rttckzug decken sollte. Hinter Lunz erhebt sieh ein
steiler Qebirgsrückenf der das LiidBer von deia Langenauep Thals
trennt £r ist za> jeder Zeit schwor, zu paaeii^en, Wftr jetzt aber in der
Regenzeit' ganz, mit Qlatteia überzogen. Über diesen Bücken konnte
das'G^eacbiitz. nicht anders als mit Menschenhsnden ' gesogen werden;
den PlU.. versprioh daher für jede Kanone, w«l,che heute noch in
NeuhauB eintr&fe, 20 ö. Coov.'MltiiTe. BesohAftigt mit dieser ermüdendbn
Arbeit^, bracji die Nacht heran, ehe das' K^hneot Josef CoUoredo an
der Cotonoem-Spitzo dfts Langenauaf Thal erveiohte. Ks war oiobt
raeglicb« dass- die ermattete Truppe nooh in deriielben Kltcht am, Ami
Stunden entfernte Keuhaus erreiche, bis wohin noch zwei steile Berge
zu ersteigen, warstii Mu^eldt befahl also, dasa Gmärel S^ustek ein
Gtenadier-Bataillon. nach dem g^en (äuning fiihrei^dea Thale Torsohiefce,
Trachea so lauge dort halten sollte,, bis die. Grenadiere. det> Maohhut
Lun& passirt' hättan. Mit der Spitze des Corps, bestehend, aus. dem ßo-
gimente Josef Colloredo ond: einigen Grenadieim, Aiarschirte Merv«ldt
naoh KeubauB ab und^ traf daselbst bot mit einigen Hundert Mann.
um Mittemaoht ein. Der grässte Theil des Cot^s. battia sich, von Aai
gtossen Ermüdung überwältigt, au%elOst Und war AQ. d«v Strasse
liegen gebliehen.
Pie Truppen hatten sieh und ihre ICaliontfn uüt. grässtev An-
streogung bis an das letzte: J^Si^ äwischen Langau. und lÜeahausi ge-
scU^pt Ana 6. g^en 9 Uhr Früh laogt^ nach xvad.- na<ih die
Abtheilungen in der ätdlung bei Keahans an, ai» plSUUt^ Blttaneiater
Mengen heransprengte und meldete, der Feind habe, DOeh, Verta^ibuag
der Uhlanen. ans Ö^aming, mit einw aus l^^tev Infanteüie- und e4fw»B-
CttvaUorie zusa;nmei^eeetsten> CdIobd« di&. Stnwse v<Ai Gbnüng gegen
NeübAna eingesehlageo und. sei ita rasohsn Tetfolgen. B«ner emmgenen
Vortheile auf die keinen AngriflF vermuthenden und mit der Furt-
bewegimg ihrer ArtiUedtt ttber dcu Berg besQhttftiglen. Tmppen ge-
fallen, die ef auscünander späreagtie uod die Eiäaoiien. bahm^
Als die Froneeseä. beit:Eabe. eine halbe Stande' vom Iife«h»u» Yrnr*
gedänit^en -wtoexi, Waffen, voh Ob»stU«ut6naut VoliüianQivom. Graeral-
Quaräerineiet^jistab». uDd' "Biitamleter. WUhfdli» Mengen mti. eiDigen %
int £lle. gemmiDaalten. GvetaadieKeB^ ikaoS' entgegen. (^eratiSeutenaBt
VöIkjDsaim wurde, hiet: gelhi^en, bafitei«« sinh abtw im Veila«&> da»
Gef^clttos, selbst. ^ed«A Mi- FML, ütcmiätf nit einet> gMaaunfJtaB'.
Tn^)^ salbst angriff, s» wwrd' der. Fäind, dw «th hWäscIm». di&Naolf
hut and die Ceh>mi« g&War^ hatte, in die Mitter genomiUsi^, itobü
eim« setöep lei^bm B»t4^obe^ dw ä«mr^r atc^ckte. Gia: Uivnidtning
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der überraschten OBterreicfaiHcbeD Truppen war aber ao gross, daas
weder dieser Vortheü benützt, noch die beireits gemachten Gefangenen
fortgebracht werden konnten. Indessen hatte man doch so viel Zeit
gewonnen, den Rückeng nach Mariazell mit mehr Ordnong £n bewerk-
stelligen; aber das noch im Defilä sich befindende C^chütz blieb in
den Händen des Feindes.
Der Zustand der Trappe war im hohen Grade tranrig; sie war
von Weier bis Mariazell beinahe unaasgesetzt marschirt; seit mehreren
Tagen ohne Brod, hatte sie in Woier davon nur auf einen Tag fassen
könn^i. General Äuer hatte zwar zu Mariazell auf einige Tage Brod
bereit gehalten, aber das Drängen des Feindes hinderte die Fassung.
An eine Verbindung mit den Russen auf der Strasse von Annaberg
war unter diesen Umständen nicht mehr zu denken. Der Corps-Com-
mandant nahm also 12 Stunden abwärts Mariazell an der Strasse
von Brück eine vortheilhafte Stellung. Die Anhöhe von Mariazell
ward mit Infanterie besetzt, und eine Division Uhlanen im Orte selbst
aufgestellt. Kaum hatten sich die Truppen hier einigennassen ge-
sammelt, als der Feind mit Ungestüm sich mehrerer der unterhalb
Zell im Thale liegenden Häuser bemächtigte und dadurch die vor
Mariazell aufgestellten Truppen abschnitt, wovon sich die Division
Uhlanen auf der Strasse von Lilienfeld um den Schneeberg herumzog
und sich in Fürstenfeltt wieder mit dem Corps vereinigte. Das Gre-
nadier-Bataillon Riese vertheidigte diese erwähnten Häuser mit grosser
Tapferkeit, wobei die Thätigkeit seines Commandanten , des Majors
Oscber grosses Verdienst hatte. Der Feind breitete sich aber beider-
seits auf den Höben mit Tiraillenrs aus und bedrohte die Bückzugs-
linie in dem sehr engen Thale.
Um diese zu sichern, ward das dicht an dem jenseitigen Ufer
der Saiza auf einer schroffen Felsenwand gelegene Schioas St Sigmund
mit zwei Compagnien Josef CoHoredo besetzt. Einige andere, in die
linke Flanke des Feindes entsendete Abtheilungen nöthigten ihn, sich
etwas zurückzuziehen. In dieser Stellung loteten die Truppen tapfem
Widerstand; die Franzosen hatten auch noch nicht Zeit gehabt, Ar-
tillerie herbei zu schaffen.
Die Sachen standen bis Sonnenuntergang österreichischerseits
ziemlich gut Der Corps-Commandant gieng nach Wegscheid ab, wohin
er drei Escadronen Uhlanen mit einiger Infanterie vorausschickte und
hinterlieas dem Gonoral Mondet den Befehl: mit Anbruch der Nacht
aus der Stellung abzuziehen. Allein bald darauf griffen die Franzosen
neuerdings auf beiden Flügeln an; sie bedrohten von Mariazell her die
rechte Flanke der Österreicher und erstiegen die Höhen links von
dem besetzten Schlosse. Dieses bestimmte den General Mondet, die
Stellung etwas früher zu verlassen. Der Abmarsch geschah nicht in
der gehörigen Ordnung, die zur Deckung der rechten Flanke anfge-
ödarr. mllltlr. Zritiehrlft. ISTS. (FslOnt ISOG ) 9
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stellten Abtheilungen verlieBsen, den AbmarsclL der Colonne gewahrend,
ihren Posten, nnd kaum waren sie an dem jenseits besetzten Schlosse
vorübergezogen, als die Franzosen nnter grossem Q^schrei einen An-
griff anf dasselbe unternahmen, die beiden Compagnien herab und
durch das Wasser zurUck warfen. Von hier aus beschoss nun der
Feind, indem er sich auf der Höhe ausbreitete, die Colonne in dem
Engpässe mit solchem Erfolge, dass sie vollends in Unordnung gebracht,
sich in einen nnibrmlichen Klumpen auflöste, und dass, so wie sich
das TeiTMn erweiterte, Alles links und rechts vorbrach. Jede Be-
mühung des Oenerals Mondet und der Stabsofficiere, die Truppen in
Ordnung zu bringen, war vergebens. Da sprengten etwa 30 feindliche
Cavalleristen auf der Strasse vor und hieben aaf die letzte Abtheilung
der Colonne ein, tod der nur die an der Spitze Marschirenden der
Gefangenschaft entgiengen, so dass man nur zwei Cb^nadier-Bataillone,
zusammen 200 Mann stark, Abends vor Wegacheid unter Befehl des
G-enerale Devchich als Kachhut aufisustellen vermochte.
Um 3 Uhr Früh ^eng der Corps-Commandant über Seewiesen
nach A£Qenz, wohin zwei Escadronen Uhlanen vorausgeschickt waren,
tmd wohin G-eneral Devchich auch die zwei Grenadier-Bataillone der
Kachhut fuhren sollte. Diese Kachhut ward zwar Kachmittags vom
Feinde angegriffen, kam aber dennoch in guter Ordnung Abends in
Brück an der Mur an. Merveldt kann der einsichtsvollen Führung und
Tapferkeit des Generals Devchich hiefOr nicht genug Lob ertheilen.
Von Wegscheid aus hatte Merveidt am 8. dem General Boschofskj
Befehl zugeschickt, die ihm zur Vertheidignng übergebenen drei Pässe
zu verlassen und so eilig als möglich nach Leoben zurückzugehen.
In Brück war bereits die Meldni^ eingetroffen, dass der Feind, am
S. bei Weier angegriffen, den Obersten Mariassy mit dem grössten
Theile der Infanterie gefangen, den General Roscbofaky aber mit dem
Reste der Kaiser-Hoszaren über Wegscheid g^en Leoben gedrängt
habe, wohin ihm ein Theil des IL französischen Corps auf dem Fnsse
folge und bereits auch in Eisenerz eingerückt sei. Demzufolge erhielt
General Devchich Befehl, mit seinen Grenadieren sich dorch's Gebirge
über Weitz nach Gratz zurückzuziehen. Merveldt gieng noch diese
Kacht mit der CavalLerie bis Frohnleiten zurück. Von dort wurden
von drei, zusammen bei 150 Pferde starken Escadrooen Uhlanen
Vorposten gegen Brück und Leoben aufgestellt, von denen, nach einer
am 10. KachmittagB eingetroffenen Heidung, bereits 17 Mann theils
gefangen, theils zusammengehauen waren. Daher zog sich Merveldt
noch am Abend auf Gratz zurück. Hier vereinigte er sich mit den
sechs Bataillons von Strasaldo und Lattermann unter dem General
£hevenhüller und gieng, unverfolgt vom Feinde, am 11. nach E^eisdor^
am 1:^. bis Fürstenfeld zurück, wo es erat gelang, die bei Zell ver-
sprengten Leute zu sammeln.
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131
Wenn die Vorwürfe, die der General Merveldt den Trappen machte,
allerdingB nicht unbegründet sind ; wenn es wahr ist, dase 30 feindliche
Cavalleristen hinreichten, eine Colonne von sechs allerdings decimirten
Bataillonen in Unordnung zu bringen und den grössten Theil derselben
gefangen zn nehmen, so hieng es aber anch allein von ihm ab, der Ehre
der österreichischen Vorposten und eich selbst diesen Schimpf zu ersparen.
Es ist eine bekannte Sache, dass im Kriege oft die bravsten
Trappen von einem plötzlichen panischen Schrecken ergriffen werden;
er ww hier um so eher zu verzeihen , da sie in ein enges Thal ge-
sprengt wurden , dessen Wände von feindlichen Tirailleurs besetzt
waren, die mit jedem Schusse Tod und Verwirrung in die Truppe
brachten. Das Regiment Colloredo hatte sich bei Steyer sehr tapfer
geschlagen, auch das. Regiment Deutschmeister in der Stellung von
Mariazeil »ich gut benommen; diese Truppen würden ohne Zweifel
dasselbe geleistet haben, wenn sie besser angefahrt worden wären;
aber im entscheidendsten Augenblicke entfernte sich der General nach
Wegscheid, um, wie er in seinem Berichte an den Hofkriegsrath sagt,
eine Stellung zu aueheu; dazu bedurfte es seiner persönlichen Gegen-
wart nicht, er hatte Generalatabe-Officiere genug, die diesem Geschäfte
gewachsen waren. Einen Theil seiner Cavallerie stellte er nach Maria-
zell, wo sie gar Nichts wirken konnte und beim ersten Anlauf ab-
geschnitten ward; die andere Hälfte sandte er nach Wegscbeid und
iiess dadurch die im Engpasse verwickelte Infanterie ohne allen Schutz.
Eine Escadron bei der Nachhut würde die Kühnheit von 30 Wage-
hälsen bestraft haben. Nicht eine Kanone blieb in der Stellung and
zur Deckung des Rückzuges zurück ; ein einziger Kartätschenschnss
hätte das Defil6 gereinigt und der Infanterie Luft gemacht, «m so
mehr, da der Feind gar keine ArtUlerie entgegensetzen konnte. Der
General Merveldt kannte die Schwäche des verfolgenden Feindes; er
gesteht selbst, dass derselbe nie mehr als 200 Pferde entwickelte. Bei
Neuhaus nnd Mariazell ward die Truppe von ihrem Führer verlassen,
der stets zurückeilte, um seine beliebte Staffel- Ordnung wieder her-
zastellen, und, während er sich beschäftigte, die eine zu ordnen, hatte
der Feind die andere schon über den Haufen geworfen.
Die französischen Marschälle Davoost und Marmont hatten nach
Erzwingui^ des Überganges bei Steyer ihre Kräfte getheilt : Marmont,
II. Corps, war nach Aufreibung der Tmppen des Generals Roschofsl^
im Thide der Enna fortgezogen; Davoust, HI. Corps, hatte sich über
Waidhofen gegen Lilienfeld ansgebreitet ; es war nur eine Abtheilung
seines Armee-Corps unter General Heudelet, welche Merveldt in die
Gebirge verfolgte. Am 13., einem Rasttage, traf General Devchich
mit »einer Nachhut ein, an welcher sich in Weiz etwa 400 Köpfe von
Josef CoUoredo anschlössen, die, am 8. zersprengt, sich nach Mürz-
zuschlag gewendet hatten. Auch stiess Oberst Graf Wallmodeu hier
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132
■wieder zum Corps, oaclidem er mit drei Escadronea, wie erwähnt,
beim Angriffe auf Mariazeil abgeschmtteQ, über Annaberg, Ologgnitz,
Aspang, Hartberg einen echänen Ktti^zng anaführte, auf dem er noch
viols Veraprengte angenommen hatte. HierduroK wuchs der Stand des
Corps, mit InbegriflF der Brigade KhevenhüUer, auf etwa 4000 Mann
an. Der ganze bei Zell erlittene Jigterreichiache Verlast wird auf'
2500 Mann angegeben; von den Versprengten fanden sich viele bald
wieder ^°i ^^ ^^^ di^ Bataillone am 14. schon 100 bis 150 M^'nn
bei den Fahnen zählten.
Einem hofkriegaräthlichen Befehl zu Folge sollte das Corpa
seine Richtung auf Pressbnrg nehmen, am sich mit den Corps dea
Fürsten Aueraperg za vereinigen ; aber die Ereignisae bei Wien machten
dieses anmßglicb, und es erhielt daher die Bestimmung, an die March
vorzurücken, sich zwischen Holitsch and Hradiscb aufzustellen and.
durch Streifereien des Feindes Flanke and Kücken zn beunrobigeo.
Demzufolge marachirte es den 14. fiber R4ba, Mih41y, Skarva, Päpa,
T^th nach Baab, wo es den Id. eintraf. Die linke Flanke der mar-
schirenden Colonne war durch die von Xirch-Badocz über Hegyfala,
Belhed, Arbaca als Seiten-Colonne entsendeten Uhlanen gedeckt worden.
Die Brigade KhevenhüUer aber marschirte über Sttmegh, Päpa, Veszprim,
von wo sie den 18. nach Koroom berufen wurde. In Steinamanger ver-
einigte sich mit dem Corps Oberst Obuchina mit zwei Bataillonen Peter-
wardeiner und 200 Pferden von Kaiaer-Huszaren unter dem Major Vlasitis.
Diese Abtheilung war bei Waidhofen au^eatellt gewesen, als
der Feind am 7. den Pass im Ennsthal erzwang. Nach s^ir kühnen
Märschen durch vom Feinde besetzte Thfiier und zum Theile auf
unwegsamen Pfaden war es ihm gelungen, über Höllenstein, Weg-
scheid, Mürzhofen, Aspang, Steinamanger zu erreichen. Major Viasitz
und seine Huszaren hatten sich hiebei sehr ausgezeichnet und auch
die zwei Geschütze gerettet An diese Truppe hätten sich viele Vei^
sprengte von Gtyulai und den Grenadieren angeschlosaen.
Merveldt befürchtete, den Feind, der sich schon auf dem rechten
Donau-Ufer bei Pressburg gezeigt hatte, auf die Bewegung des noch
schwachen Corps au&ierksam zu machen, und beschloss deshalb seine
Marschrichtung über die Schutt gegen Tyrnau zu nehn^n. Am 21.
gieng das Corps bei Medvet mittels vier Plätten über den grossen
Donau-Arm und traf über Nagy-Megyer, Talos und Abraham am 24.
in Tymau ein, wo es in Cantonnirung verlegt wurde. Hier machte
es zwei Kasttage, am die Zerstreuten mit einigen nfithigen Kleidungs-
stücken oad Waffen zu versehen, setzte seinen Marsch dann über
Borowitz und Ungarisch-Brod , wo sich ein Bataillon Wiener Jäger
mit ihm vereinigte, weiter nach Biseuz fort und kam da am 30. an.
Durch ein Handbillet vom 2$. ward dem FML. als Mitwirkung za
der sich eben bereitenden Hauptschlacht angedeutet , dass ei den
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äasaerBten linken Flügel der Schlachtlmie zu decken, des Föindes
Itückec zu bedrohen und sich in die engste Verbindung nüt dem
Fürsten Liechtenstein zu setzen habe. Die Brigade KhevenhÖller erhielt
den Befehl, zur Verstärkung der Besatzung von 01mdt2 abzurücken.
Das Corps traf über Göding den 1. December in Lundenburg
«in, wo es mittels des Majors Scheither, der, von der grossen Armee
«ntsendet, zwiachen der March und Thaya streifte, mit dem an diesem
Tage bei Änsterlitz stehenden Heere in Verbindung kam. Von Lunden-
burg giengon Streifpartieen gegen Feldberg und Nikolsburg vor.
Hier blieb MerV«ldt in Erwartung des Ausganges der Schlacht Von
AusterlitB stehen.
Übersran^ Monier's bei Linz.
FML. Merveldt hatte bei seinem Bückzuge Vom Inn den Befehl
ertheilt, dass die vier in Linz stehenden Beserve-Bataillone hta An-
näherung des Feindes nach Urfahr übergehen und die Brücke zer-
stören sollten. Am 1. räumten diese Bataillone unter Befehl des
Oberstlientenants Koebele, welche ohne Oeschütz und atlch nur mit
wenig QewebnuunitioQ versehen waren, die Stadt und Verbrannten die
Brücke. Sobald Murat in Linz eingetroffen war, liess er diesen Stabs-
officier auffordern, Urfahr zu räumen und dem Brückenschlage keine
Hindernisse in den Weg zu legen. Seine Drohangen Hess er durch
eine zahlreiche, auf dem rechten Ufer atifgefahrene Artillerie unter-
stützen. Der Oberstlieutenant Koebele verpflichtete sich in einer Att
von Convention, die Wiederherstellung der Brücke nicht zu stQren.
Unterdessen liess der Feind, beständig parlamentirend, ein paar Mann
auf Schiffen übergeben. Oberstlieutenimt Koebele zog sich am 3. Abends
über Freistadt nach Krems. Das unter dem Eittmeister Scheibler am
18. October gegen Vilshofen entsendete Commando von 100 Reitern
und 150 Mann des Brooder-Regiments hatte sich bei dem Vordringen
des Feindes über Fassaa zoiück und endlich bei Linz übet- die Donau
gezogen , worauf es am 3. in Mauthausen stand. In Mauthansen
eiUelt dieser Rittmeister Nachricht von des Feindes sorgloser Sicher-
heit in Urfahr; sein am 6. vor Tagesanbruch ausgeführter Überfall
gelang so vollständig, dass er 6 OfGciere, 63 Mann zu G-efangenen
machte, 28 Pferde erbeutete, den Wachposten am Ufer von 1 Of&üer,
20 Mann niederstechen liess, alle Balken und SchiSe, die sich fUr den
Brückenschlag dort befanden, dem Strome preisgab und sich sodftna
ohne Verlust nach Mauthausen zurückzog.
Das ganze linke Ufer der Donau von Grein, vorzüglich aber von
Weissenkirchen bis Krems, ist sehr steil und mit Schluchten durch-
schnitten. Die den Strom entlang führende Strasse ist bis Dürren-
stein zwisdten diesem und den Ab&llen des Gebirms so <eingeengt.
134
dasB einer aaf ihr marschlrenden Tmppe ein Anfinarsoh unmöglich
wird. Bei DUirensteiD erheben sich schroffe Felsennrände , auf deren
Spitze eine Burgruine liegt, die durch eine Mauer mit dem Städtchen
in Verbindung steht, durch welche die Strasse fuhrt Bei dem Dorf
Loiben bildet sich zwischen den Füssen des Gebirges und der Donau
eine kleine, mit Weinbergen bedeckte Ebene, durch welche die Strasse
gegen Stein zieht, die, wie im Weingebirge gewöhnlich der Fall ist,
links and rechts durch eine Mauer beschrankt wird. Bei Stein treten
die GebirgsfUsee wieder bis hart an die Donan herab. Hinter Krems
Offiiet sich die Gegend und unterhalb der Stadt Mit das Flüsschen
Krems in die Donau, welches in seinem Laufe ein ziemlich steiles
Defilä bildet Der Kamm der Höhen ist bewaldet, die Abßllle aber
tiberall, wo es der febige Boden erlaubt, mit Wein bebaut
Kutasow hatte nach dem Übergange über die Donau sein Heer
bei Krems aufgestellt 14 Escadronen standen bei Dross, um die
Strasse nach Gfbhl zu beobachten, da man bereits Nachricht von dem
Übergänge bei Linz und der Beoatzung Ton Freistadt und dessen
Streifereien bis Zwettl erhalten hatte. Bei Stratzing lagerte FUrst
Bagration mit nenn Bataillonen, Stein war von der Division des Ge-
neral-Lieutenants Miloradovic besetzt, die durch ein in Egelsee atif-
gesteUteB Bataillon Brooder mit Bf^ation in Verbindung stand. Zur
Beobachtung des untern Donau - Landes , zur Verbindung mit dem
Fürsten Auersperg standen bei St. Johann und TrUbensee zwei öster-
reichische Cürassier-Escadronen und in Stockerau ein Bataillon Peter-
wardeiner.
Oefeoht bei Dtirrenstein ').
Mit der Nachricht, dass die 6. russische Colonne unter GL. Cze-
pelow am 12. in Hollabrun eintreffen werde, langte auch die Meldung
ein, Mortier sei mit der Division Gazan am 10. Nachmittags in Weissen-
kirchen angekommen.
Die französische Avantgarde drückte schon den 10. Früh die
schwachen österreichischen Vorposten von Loiben zurück, welche sich
ganz nach Stein zogen, wo die Franzosen jedoch aus zwei, auf den
beiden nicht abgebrannten Jochen der Brücke aufgeßihrten Kanonen
mit Kartätschen empfangen, sich in den Gebäuden des Föhrthofes zu
decken snchteD. Bald verliessen sie auch diese, als ihre, eine Umgehung
über den Geissberg versuchenden Abtheilungen von der Höhe herab-
geworfen waren. Bei einbrechender Dunkelheit standen ihre Vorposten
im Kothenhof und auf dem Pfaffenberg. Die Division lagerte mit dem
rechten Flügel bei Ober-Loiben, mit dem linken auf den untern,
ziemlich steilen Ablällen der gleichnamigen Höhen. Das Corpsquartier
>) Bieli« .ÖBterr. miliUr. ZeiUchrift', Jabr^ant* 1360, IlL Band.
Ui.n.KlbyGoO^lc
Mortier's war in DfUrenatein. Bei den Ruinen des Schlosaea und auf
dem Kücken des Gebirges, dem sogenannten Nendeck, standen Piquets,
deren Patmllen bis in Kfthe des Scheibenhofes kamen.
Um sich dem Nachdrängen vom Feinde zu entledigen, bescbloas
Kntnaow am 10. Abends, die Franzosen am folgenden Tage anzugreifen.
Nach dem vom FML. Schmidt entworfenen Angriffsplan sollte eins
Colonne Früh 3 Uhr nach Egelsee rücken, und in grösster Stille bei
Scheibenhof vorbei, so eilig als mOglicb die Schlucht von Weissen-
kirchen zu gewinnen trachten nnd den Feind im Rücken anfallen, wäh-
rend die Division Miloradovie ihn gleichzeitig von Stein her in der
Front angreift Der Abmarsch der Colonne, bestehend aus der Division
Doctorow und Brigade Maltiz, welche FML. Schmidt selbst führte,
verzögerte sich so, dass sie von Egelsee erst um 1 Uhr Nachmittag
aufbrach. Um 7 Uhr Früh griff die Division Miloradovie die feind-
heben Vorposten nächst der Donau an. Diese wurden geworfen und
Unter-Iioiben besetzt Die Franzosen hatten aber durch Besetzung
der Abßüle mit öeschtltz den grossen Vortheil, den in der Ebene
Tordringenden grosse Verluste beizubringen. In der That warfen sie
auch den rechten Flügel der Russen wieder zurück, und dieser Um-
stand zwang auch die an der Donau kämpfenden Äbtheilungen zu
einer kurzen rückgängigen Bewegung ; nicht lange nachher ward auch
Ober-Loiben erstürmt Es war 4 Uhr Nachmittags, da kam die Tgte
der Colonne Schmidt durch die Schlucht .an der Donau ungefähr
2000 Schritte hinter Dürrenstein herab '). Ein Theil derselben wandte
sich gegen diesen Ort und drang um so leichter durch denselben, als
die Colonne Gerhardt gleichzeitig über die Ruine herabkam. FML.
Schmidt hatte sich nämlich genOthigt gesehen, um den Plan nicht
aufzugeben, das Gros der Colonne durch eine Schlucht zwischen
DUrrenstein und Weissenkirchen an die Donau herabzufübren, indem
sich vorhersehen Hess, die Colonne wtti-de vor Abend nicht in Weissen-
kirchen anlangen können. Er lieas zwei Bataillone auf dem Rücken,
ein Bataillon im Thate zurück, und rückte mit dem Resttheile im Eil-
achritte gegen Dilrrenstein, das er unbesetzt fand. Die Russen fürch-
teten die Trennimg der Colonnen und weder der FML. Schmidt, noch
andere OfGciere konnten sie dazu bringen, in dem den Paas sperrenden
Städtchen eine Besatzung zu lassen. Etwa 500 Mann stark, marschirten
die Russen ausserhalb Dürrenstein auf. Indessen hatten auch die Fran-
') Nach An^be „Kotiebns'B" Bollen die lur Umgehung der Pruicateii be-
ten 10.000 Bniien achon om 2 Dbr Nachta aas ihrem L&ger Batlich von Krems
in EgeltM, u. ■. in Ti«r Colonnen an^kommeu lein; sie hatten auch iwei mit
Mähe for^ebrachte OeaehBtEe mit Bei Egelaee wurde daa Lager mit allen Ver-
achten besogen. Um 6 TThr brach die erste Colonne ontei GL. Gkrhardt gegeik dan
Scheibeshof auf, wo sie am S Uhr anlangte. Hinter ihr folgte die sweits Colonne
auf denuelben Wege, die dritte Cotonne unter FML. Schmidt murschirte Ober Begeh.
In Ermangelnng verlSsalicberer Quellen wurde hier Einiges aaa der Be-
Kbreibnng des Oefechtet TOm k. k. Hauptmann Koteebne an^euommWir . .^1,,
zosen gegen sie Front gemacht und eich anf einem saiiften Berg&Bs
zwischen der Donau und dem Weingebirge mit zwei Kanonen, den
linken Flägel an L<Hben gelehnt, angestellt Die Cavallerie, etwa
400 Pferde zählend, stand vor Loiben.
Letztere unternahm sofort in den flachliegenden Weingärten einen
Angriff auf den an der Donau lehnenden Fitigel und versuchte sich
durchzuschlagen, ward aber durch ein heftiges Mueketenfeuer zurück-
gewiesen. Die nisBischen Jäger rückten aof dem Abhänge des Bei^s
plänkelnd vor, während die nachrückende Colonne aufinarschirte und
bis zur Dunkelheit das Feuer unterhielt, ohne vorBurücken. Da« Feuer
der Franzosen wurde immer schwächer. Einige Granaten, welche fran-
zOsiache Qeacbütze in den Hohlweg von Mantem schlenderten, zwangen
die Infanterie, eine Aufstellung rtlckwärts des Hohlweges zu nehmen.
Loiben gieng in Flammen auf und diese beleuchteten den ganzen
Thalkesael; die französische Cavallerie machte, hiedurch begtinstigt,
nochmals den Versuch, anf dem offenen Wege nach Dürrenstein durch-
zubrechen. Ein furchtbares Infanteriefeuer entbrannte jetzt auf beiden
Seiten des Wegee, wobei Truppen einer und derselben Macht auf ein-
ander schössen. Hier sank, von vier ruaeischen Engeln getroffen, der
FML. Schmidt, durch daasen Tod der Vortheil des Tages theuer er-
kauft ward. Da es durch den Brand von Loiben hell war, so rückte
alles gegen die Höbe, wo die iranzösische Infantene sichtbar ward.
Hier streckten XOOO Mann die Waffen, und die im Gefedite verloren
gegangenen zwei russischen Kanonen fanden sich auch wieder. Sämmt-
liche russische Truppen zogen mit ihren Qefai^n«! noch während
der Kacht nach Krems.
Der Rückzug der Franzosen fand unter den ungünstigsten Ver-
hältnissen statt. Auf dem Donan-Ufer ankerten eine Menge Schiffe,
auf denen ein Theil der Truppen übersetzt worden war. Die Flüdit-
linge suchten auf den Fahrzeugen die Bettung. Doch ward eines der-
selben bei Stein von der russischen Artillerie in Grund gebohrt und
ging mit 400 Mann unter; ein anderes blieb an einem Brückenpfeiler
hängen, und wurde sammt den darauf eingeschifften 300 Mann genommen.
Gleneral Gazan entkam aus dem Blntbad bei Dttrrenatein blos mit
400 Mann und 50 Pferden über die Ruine Scheibenhof, Oatra g^en Spitz ').
Die Veiiuate der Franzosen b^efen sich nebst einer bedeutenden
Anzahl von Todten noch anf 2000 Ge&ngene, worunter sich das
ganze 4. Dragoner-Regiment, dann 1 General, 3 Oberste und 60 Offi-
ciere befanden. Ausserdem wurden Urnen 2 Fahnen, 5 Kanonen ab-
') Nach ^KotEebne" itiei» die Diviiioa Capont gtgta i Ulir Nachmittags
mit iler Colonne dea PUL. Schmidt in dem Aagenblicke mummen, aIi letstere
voD Beach herab bei Wadatsin kukam. Sie wollt« dnrchbrechen , aber in Flanke
lind Btlckeu genommen, mnaste aie nach einem blntigen Haadgemeoge aich iri»dec
«iaachiSen nnd nach BohbIe hin Überfahren.
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137
gBDdmnieii ; jene beiden Gesditttee abgereclmet , welche die Ruuen
am Vonuittage yerloren hatten *).
Das Gefecht bei Dflrrenstein hatte die Folge, daes Entusow Zeit
gewann, ungestört aeine ArtiUerie-Reserre und die Bag^^ vorana-
zusendon, auch die erforderlichen Vorkehrungen zb seiner Vereinigung
tioit dem Äuerspergischen Corps und der sechsten rassischen Colonne
zu treffen, die 7000 Mann stark am 12. in Hollabronn ankam.
Obgleich man früher die Absicht hatte, das linke Oonau-Uter
zu behaupten, so bestimmte die Unmfiglichkeit , alle Übergangspunkte
TOn Krems bis Ungarn mit den zu Gebote stehenden schwachen
Kräften vertheidigen zu kOnnen, da die Franzosen Tulln bereits stark
besetzt, auch sich der Insel bei Trübensee bemeistert hatten.
Am 1 3. war Eutusow mit seinem Corps von Erems aufgebrochen
und hatte Ebersbrunn erreicht, ohne dasa er im geringsten vom Feinde
beunruhigt worden wäre; am 14. langte er in Jetzelsdorf auf der
Strasse von Znaym an. Murat hatte am 13. nebst seinem und dem
V. Corps auch zwei Divisionen des IV. ihm auf einen halben Miu^ch
folgenden Corps, im Ganzen 50.000 Uann, auf das linke Donau-
Ufer geführt und rttckte, ohne sich um Aueraperg zu kümmern, in
«iebwi Marschen auf der Znaymer Strasse fort, um die Russen von
dieser Stadt abzuschneiden, während das L Corps ihnen von Stein
nachfo^en sollte, aber den 14. noch keine Truppe übergesetzt hatte.
Murat traf beinahe zugleich mit den Russen in HoUabrunn ein;
da aber durch die Vereinigung EutusoVa mit seiner sechsten Colonne,
dessen Streitkräfte auf 32.000 Mann angewachsen waren, so wagte er
es nicht, ihn in der Front anzugreifen, sondern nahm seine Zuflucht
noch einmal zu dem Mittel des Betrugs, das ihm erst eben so glänzende
Früchte gebracht hatte. General Nostitz hatte bei Schöngrabem die.
äussersten Vorposten. Bei dem Anblicke derselben liess sich Murat
mit Nostitz in eine Unterredung ein, ertheilte auch ihm die Ver-
sicherung eines bereits bestehenden Waffenstillstandes und nah^n
Friedens mit Österreich, welche Vorspiegelungen er durch seinen un-
gestörten Matsch bis hierher zu bekräftigen suchte. Während dieser
Unterredung umgieng er nicht allein Nostitz, sondern auch die Flanke
der etwas weiter rückwärts stehenden russischen Nachhut und be-
drohte selbst jene der Haupt-Armee.
Als Bafp^tion die ihm bevorstehende Gefahr entdeckte, sandte
er, List mit List vergeltend , den General-Adjutanten des Euaers,
Fürsten Dolgoruoky, an Murat und eröffnete ihm die Aussicht zu
*) Obige DftMtellang de» Oefechtei bei Dürreustein iit wo^n Mangel Att
dem VerfriMsr m Gebote gestAii<1etieii HuteriftlB dDrftis und l&ekenhafc susgefallen.
Um die BtMhreibnngp iee FsldiliK«! in ihrer ganicn OrielnaliUt sa Koben, fUnbte
die Bedftction jedoch, von der ETg&niaDff dei QefechtM «ii« den Werken: „TbieTS*
imd .BüBtow'a" Abatund nehmen la «ollen; um so mehr ala dauelbe in dieser Zeit-
Hfarift, JshntUK ISSO, bewhriebeti wurde. Anmerkanf der RedacUiHi
138
einem Separat-Fiieden mit Rnasltuid. Entusow lieas diese Hoäbung durch
den General Winzingerode nfibreo. Murat gieng vollkommen in die
ihm gelegte Falle, er liess seine Troppen halten, und Winzingerode
Bchloss sogar eine Art von Convention mit ihm ab, die zur Bestätigung
nach Schönbnmn an Ifapoleon gesandt wurde. Kutusow gewann hie-
durch Zeit, mit seiner Hauptmacht in der Nacht auf den 16. nach
Lechwitz zu kommen; am 17. erreichte er Pohrlitz auf der Brünnet
Strasse. Zur Deckung des Rückzuges blieb Bagration mit 6000 Mann
Nachhnt bei Schöngrabem zurück.
Geteoht 1361 Sohöngra'bem oder Hollalnniiui.
Napoleon, die List der Bussen durchschanend , versagte der ab-
geachlosseuen Convention, zu welcher er den General Winzingerode
nicht mit Vollmacht veraeben erklärte, aeine Bestätigung und be-
schleunigte den Marsch des IV. Corps, welches jenem Morata folgte ;
zugleich befahl er den Aufbruch aeiner Garden nach Hollabmnn und
den Marsch der Division Caffarelli des HL Corps nach Znajm; er
selbst reiste sogleich von SchSnbrann ab.
Murat erkannte nach dem Abzüge der Russen seine Täuschung
und griff am 16. mit den vereinigten IV. und V. Corps die 6000
Rnasen an. Bagration hatte hinter Schöngrabern , jenseits des DefilÄ's
vom Dorfe Grund eine vortheilhafte Stellung genommen. Murat liesa bei
der Abenddämmerung die Grenadier-Division Oudinot in zwei Colonnen
gegen die Mitte und den rechten Flügel der Russen vorrücken. Suchet
sollte ihren linken umgehen. G^en den letzteren war auch die Divi-
sion Legrand in zwei Colonnen formirt, die eine znm unmittelbaren
Angriffe deaselben, die andere um ihm jenseits Grund die Strasse
abzuschneiden. Vandamme folgte als Reserve. Daa durch russische
Gh-anaten in Brand gesetzte Schöngrabern beleuchtete das Schlachtfeld.
Es entspann sich ein mOrderischea Gefecht, welches von Seiten der
Russen mit beispielloser Tapferkeit bis in die Nacht um 11 Uhr
unterhalten ward. Von der Brigade Noatitz zeichnete sich besonders
daa Huszaren-Regiment Hessen-Homburg aus, das aber auch sehr viel
litt Der beiderseitige Verlust war beträchtlich, besondere jener der
Franzosen. Bagration erreichte am 17. Mittags Lechwitz, wo ihn der
österreichische General Caramelli mit zwei Cflra3sier<Regimentem auf-
nahm. Abends stand er schon bei Frainspitz, eine Stunde von dirar
Armee. Durch Kutusow's glückliches Eintreffen bei Pohrlitz , und
Bagrations Standhaftigkeit ward die Vereinigung mit den 13.000 Mann
starken österreichiachen Corps erreicht, welches an diesem Tage statt
Auersperg FML. Fürst Liechtenstein befehligte. Es war dadurch ge-
glückt, dem Feinde eine gesammelte Macht entgegenzustellen, die sein
weiteres Vordringen verbot, so dass man ruhig dem Emtreffen des
139
rnasischen zweiten Heeres unter BaxliöTdeii entgegensehen konnte,
welcher Befehl hatte, aein in achtColonneo mit zweitägigem Abstand
marschirendes Corps in drei Abtheünngen zusammenzuziehen und in
Eilmärschen ohne Baettag über Obnütz und Brüun vorzurücken.
Übergang der Pranzosen bei Wien.
Durch Vorspiegelung eines bestehenden WaffenstiUstaudes, welchem
ein naher Friede folgen werde, glückte es Murat, den Fürsten Auers-
perg, der sich seibat auf das rechte Ufer begab, zu täuschen, so dass
dieser, statt den gegebenen Befehl, die Brücke zu zerstören, in Aus-
führung zu bringen, das auf dieselbe gerichtete Qeechutz abfEihren und
die aufgestellten Truppen zurückziehen Hess. Murat säumte nicht, die
hervorgebrachte Täuschung sogleich zu benützen, und giong am 13. mit
seiner Reiterei und dem V. Corps Über, indem er sich sogleich der Brücke
versicherte und die aufgehäuften Brennmaterialien wegräumen Hess.
Durch diese Leichtgläubigkeit Auerspergs gerieth dem Feinde
alle am Spitz aufgefahrene Artillerie in die Hände, zu deren Weg-
schaöiuig es an Pferden gebrach, weil man überhaupt zu spät auf die
Kettnng dieses, im gegenwärtigen Augenblicke doppelt kostbaren Kriegs-
materials bedacht war. Murat, um die durch das ersonnene Märchen
hervorgebrachte Täuschung nicht zu &ühe zu vernichten, Hess die bei
Spitz stehenden österreichischen Truppen ruhig abziehen und wandte
sich mit seiner Beiterei und dem V. Corps, welchen noch jenes von
Soult folgte, gegen Stockerau, um die Vemichtnng Kutusow's zu be-
schleunigen, sehr richtig berechnend, dass, wenn ihm dieser Schlag
gelinge, die unbedeutenden Streitkräfte des österreichischen Corps von
selbst unterliegen müssten. Das Benehmen des Feindes, nachdem er
seinen Zweck erreicht hatte , riss unterdessen den österreichischen
Qeneral bald aus seinem Irrthume. Mit Besttirzung ward er seines
Fehlers gewahr, und rief in diesem Drange einen Kriegsrath zusammen,
om sich über die zu ergreifenden Massregeln zu berathen.
An&ngs gieng die Mehrheit der Meinung dahin, dass man zur
Verbeseerung des begangenen Fehlers den nach Komeubui^ in Marsch
begriffenen Feind angreifen müsse. Allein die Betrachtung, dass ein
solches Unternehmen im Dunkel der Nacht gegen einen überlegenen
Feind mit Truppen äusserst gewagt sei und leicht die Auflösung des
ganzen Corps herbeiführen könne, gewann endlich die Oberhand, und
man bestimmte sich zum Eückzug. Um Mittemacht brach das Corps
auf und marschirte in die Stellung von Hohenlenthen.
FMX«. Ftirst Auersperg hatte bei dem Aufbruche seiner Truppen
am Spitz in die Stellung bei der Hohenlenthen der Nachhut Befehl
gegeben, ihren Rückzug nach dem Drängen des Feindes zu bemessen.
um 10 Ulir Vormittag trennte sie das Thal Ton Wolkersdorf von der
fflindlicIieB Vorliut, wdche Q-eneral Milhond befehligte, uid der apftter
die Division Caffarelli des lU. Corpa folgte.
8e. Majestät der Kaiser Franz, anzn&ieden mit dem Benehmen
des Fürsten Äuersperg, hatte von firünn ans am 14. dem FML. Fürsten
Johann Liechtenstein befohlen, diesen General zu verhaften und nach
der Festung KOniggrätz zu senden, f(lr seine Person aber das Com-
mando des Armee - Corpa zu übernehmen. Demzufolge traf Fflrst
Liechtenstein mit dem Qeneral Gh-afen Bubna, der die Q^scbttfte des
G-eneral-Quartiermeisteratabea leiten sollte, in Öaunersdorf ein, wo sich
dos Hauptquartier befand. Die Yerschanzungen der Hohenleuthen
waren zu spät begonnen, daher nicht vollendet worden, die Stelltug
selbst aber fttr daa Corps zu ausgedehnt. Fflrst Liechtenstein beschlosB
daher, sich nach Wilfersdorf zurück zu ziehen, wohin das Corps um
2 Uhr Nachts aufbrach. Gegen Mittag des 16. begann der Feind die
Nachhut bis nahe an das Corps zu drangen; dieses stellte sich des-
halb in zwei Treffen, eines vor Wilferadorf, das andere hinter dem
Orte in Schlachtordnung auf, worauf der Feind das Drangen der
Arri^regarde einstellte und sich zurückzog. In der Nacht rückte das
Corps in daa I>ager hinter Poisdorf. Um die Verbindung mit dem in
Leohwitz angelangten General Kutusow zu eroSben, ward Major
Scheither mit zwei Escadronen O'Reilly und einer Eacadron Schwarzen-
borg an die Thaya nach Laa, zur Deckung der linken Flank© eine
Abtheilung Huszaren nach Zistersdorf entsendet Am 16. marachirte
das Corps mit Tagesanbruch von Poisdorf aufbrechend, nach MuBch&ta,
am 17. in das Lager bei Pohrliz, wo es sich mit Kutnsow vereinigte.
Dia von Kienmayer geführte Nachhut stand am 17. bei NikoUburg,
die Voi-posten bei Erdberg und Wilfersdorf; sie zogen sich Abend»
bis Poisdorf. Das auf Nachhut stehende Szekler Huszaren-Regiment
hatte seit 9. keinen Abgang; ein einziger Wachtmeister ward auf einer
PatruUe durch einen Schues verwundet. Es scheint noch immer ©ine still-
schweigende Übereinkunft mit den feindlichen Vorposten geherrscht zu
haben. Dea Majora Scheither Streif-Corps stand bei Treskovitz. Das nun
russisch- österreichische Heer bildete jetzt schon eine Macht von 45.000
Mann, über dieKutusowden Oberbefehl führte. Der österreichisch© General
Weyrother, der sein Vertrauen erworben hatte, war ihm als General-
Quartiermeister beigegeben. Die Vereinigung mit Buxhövden , der in
Eilmärschen gegen BrUnn heranzog, ward nun gesichert, und um dies
Zwecke näher zu rücken, brach das vereinigte Heer am 18. Früh in
zwei Colonnen auf, wovon die erste, aus ruesisohen Truppeti bestehmd,
über Kloster Raigem, die zweite österreichische über Selowitz und
Mönite in das Li^er bei Schlappanitz marschirte; die ruasisoh« Vorhut
blieb bei Mödritz, die österreichische bei Möütt«; beide standen»
genauer Verbindung mit einander. _^
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Mit dem Abzüge ans dieser Stellung wäre Braon Bammt den
dortigen grossen Vorrftthen an Lebenamitteln und Ärtillerie-Q^gen*
stKnden, die durch dahin gebrachte DepSta von Budweie noch ver-
mehrt ■waren, dem Feinde Preis gegeben worden. Der Verlust der
Magazine musste um so empfindlicher fallen, als die Ännee dnrch
ihren unausgesetzten Rückzug alle vorwärts gelegten eingebUsst hatte,
and das BedUrfiiiss b^ der eich tä^ch häufenden Truppenmasse immer
grösaer wurde. Diese Betrachtung bestimmte den Fürsten Liechten-
stein, dem Ober-Oeneral Kutusow die Nothwendigkeit des Verbleibens
in der Stellung bei Schlappanitz vorzustellen, in welcher die bei Wischau
bereits angekommenen ersten 14.000 Mann des Buxhövd'achen ^eeres
an sich gezogen werden konnten. Eutusow war nicht zu diesem Ent-
schlüsse zu bewegen und bestimmte, dass am 19. früh die Stellang
bei Wisi^u zu beziehen sei. Die Armee brach in drei Colonnen auf,
— die erste, bestehend aus dem linken Flügel der russischen Truppen,
um 3 Uhr, um 5 Uhr die zweite der Russen, und um 8 Uhr die dritte,
von dem österreichischen Corps gebildete. Alle drei Colonnen mar-
schirten auf der Chaussee. Das russische Hauptq^uartier kam nach
Wiscban, das österreichische nach Hlubowan.
Die russische Nachhut blieb bei Schlappanitz und deckte BrÜnn
so lange als möglich. Die Österreicher standen zwischen MOnitz und
Auaterlitz und dehnten ihre Vorposten gegen Mönitz aus. Unterdessen
ward anch bald darauf Brunn verlassen, und die russische Ifachbat
staute sich bei Ransnitz, die der Österreicher bei Butscbovitz auf. Xun
war auch die Verbindung mit der ersten Colonne Buxhövden's voll-
bracht, und das vereinigte Heer zählte 59.000 Streiter. Dieser Armee
standen daa ganze IV., V. and das Reiter-Corps Murat's, dann die
Garden, nebst der indessen von Marschall Dnroc befehligten Grenadier-
Division Oudinot gegenüber. Vom L französischen Corps blieb eine
Division in Znaym; die übrigen rückten auf der Iglauer-Sfrasse ah
linker Flügel ihrer Armee gegen Ludwitz vor. Kapoleon selbst war
ana 17. kurz nach dem Gefechte von Hollabrunn bei Murat einge-
troffen, und hatte sein Hauptquartier in Znaym, am folgenden Tage in
Pohrlitz genommen. Hier erfuhr er die Übergabe Brünn's sammt dem
Spielberge, und die Ankunft der Kaiser Franz und Alexander in
Olmütz. Das Liechtenstein'sche Corps ward nur von der Division
Caffarelli des HI. französischen Corps verfolgt. Die Division Ghidin
desselben Corps stand bei Wiener-Neustadt; Davoust selbst war mit
der leichten Reitw-Brigade gegen Pressbnrg gerückt und hatte auf
Napoleon's Befehl am 17. den in Pressburg befindlichen General Grafen
PalfEy die Neutralität für Ungarn antragen lassen, mit der Zusicherung,
das Königreich solle von keinem Franzosen betreten werden, wenn es
seine Rüstungen einstelle. Dieser Antrag ward , wie natürlich , von
dem Erzherzoge Palatin verworfen, in Folge dessen Pressburg von
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DavouBt besetzt wurde. Die Streitkrlifte der yerbttndeten waren nun
jenen des Feindea gewachsen; ein Bchneller und kühner Angriff schien
in diesem Ai^enblicke einen glücklichen Erfolg zn verbürgen. Die
Meinungen der G-eneräle waren getheilt. Kutosow selbst hatte erklärt,
dasa er bei Wischau die Offensive wieder ergreifen werde.
Nach dem Öefechte von Hollabninn und besonders nach der
bei Pohrlitz erreichten Vereinigung der beiden Heere, war Murat nicht
sehr lebhaft gefolgt Den 18. Nachmittags rückten starke Colonnen
auf der Brünner Strasse gegen die bei dem Posthause stehenden
Küssen vor. Sie wurden durch einige, mit vieler Tapferkeit aus-
geftihrte Attaken der rassischen Cavallerie geworfen. Selbst der
Diviaionär d'Hautpoul und Marschall Bessi^es an der Spitze von vier
Garde-Escadronen konnten sie erst durch die Unterstützung einw seit-
wärts der Chaussee au^fahrenen Batterie zum Rückzüge bringen.
Die Unkenntniss KutusoVs von der Stfirke und Stollang der
Franzosen trug viel dazu bei, dass er, seinen Entachlnss Ändernd, sich
für weiteren Rückzug entschied, um alle noch erwarteten Streitkräfte
zu verünigen. An diesem Entschlüsse Kntasow's soll auch der Wunsch
des mit den russischen Gtarden anziehenden GrossfÜraten Constantin
Ursache gewesen sein, welcher Kutusow ersuchte, vor seiner Ankunit
keine Schlacht zu geben, damit er daran Theil nehmen könne. Das
gesammte Heer brach am 20. in vier Colonnen auf der Heerstrasae
nach Frosanitz auf Die erste Colonne, bestehend aus dem Corps der
Reserve, um 6 Uhr Abends. Ihr folgte zwü Stunden später die zweite
des linken, und um 10 Uhr die dritte de« rechten russischen Flügels.
Das österreichische Corps bildete die vierte Colonne und zog über
Toppolan, Zeltsch, Dobroohan und Weischovitz. Das rusaiache Haupt-
Quartier kam nach Prossnitz, das Oaterreichiache nach Kralitz ; die ras-
sische Nachhut zog sich nach Prödlitz, und die österreichische nach
Niemtschitz, sie waren über Eywanowitz in Verbindung, die Bussen
hielten den Posten Draham stark besetzt. Im Lager von Frossnltz
erfolgte die Vereinigung mit der zweiten Colonne Buxhövdens. Am
22. bezog die vereinigte Armee das Lager zwischen Olschan und
Olmütz, and vereinigte sich mit der dritten und letzten Colonne Bnx-
hövdens.
Bewegungen des Erzlierzog« Ferdinand In Bölunen.
Böhmen war, als die Überreste des deutschen Heeres unter dem
Erzherzoge dort anlangten, von Truppen entblöst; auf einen so un-
glücklichen Ausgang des Feldzuges hatte man nicht gerechnet Es
gebrach an OfQcieren, an Rriega-Matenal jeder Art; die 14 Bataillons,
aus denen die ganze Lifanterie in Böhmen bestand, waren mit Aus-
nahme des Regimentes Oemmingen erst in der Errichtung begriffen,
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als der Faind gegen das Königreich vordrang. Ebenso waren die
zwei Eacadronen Merreldt-Uhlanen nnd zwei SBcadronen Hofaenlolte-
Dragoner nebst einigen Depots verschiedener Cavallerie-Regimenter
die einzige Beiterei im Lande. Die in der Bildung begriffenen sechs
Bataillons würden nicht zugereicht haben die Festangen zu besetzen,
deren sehr nothdllrftige Verproviantirung erat gegen Ende des Krieges
mit Mühe gelang. Unter diesen Umständen war es ein CMück, dass
Hurat bei Nürnberg umkehrte, und Kapoleon weiter keine Versuche
machte, sich Böhmen's zu bemächtigen.
Man gewann nach und nach Zeit sich zu sammeln, und so
bildete sich allmälig an der Grenze der Pfalz ein kleines Corps, dass
wenigstens Air den ersten Angenbllck das Königreich gegen die Un-
bilden unternommener Streifzüge schützen konnte und den ferneren
Kustungen Zeit verschaffte, sich zu gestalten.
Bei WaJdmünchen stand der Oberst "Wacquant mit vier Batail-
lonen Gemmingen, zwei Escadronen Merveldt-XJhlanen und zwei Es-
cadronen Hohenlohe- Dragoner. Dieses kleine Corps war, wie früher
erwähnt, bestimmt, zur Armee in Deutschland zn atossen, ward aber
durch Beraadotte's Vorrückung von ihm getrennt und zog sich nach
Waldmtinchen zurttck; hier vereinigten sich mit ihm zwei Escadronen
Klenau unter dem Rittmeister Tettenbom, welchen der Erzherzog auf
seinem Zuge nach Eger, von Öttingen aus, zur Deckung seiner rechten
Flanke entsendet hatte. Bis zum 27. änderte sich Nichts in der
Stellung des Corps in und am Eger. Es wurde den 26. October noch
durch zwei Escadronen von Latour unter Oberat Lederer, und durch
das eingerückte Streif-Commando des Bittmeisters Artaria von 43 Pferden
des Begiments Hohenlohe verstärkt, sammt welchen die zwei Escadronen
Hohenlohe am 26. zu den übrigen des Begiments gegen Waldmünchen
abrückten. Unterdessen beschloss der FZM. Graf Kolowrat aus Bück-
sicht des leichtern Unterhaltes der Truppen, sich bei Pilsen aufzustellen,
da er diese Stellung überdies zur Deckung Böhmens für angemessener
hielt Bei Waldmünchen blieb blos eine Cavallerie-Abtheilung stehen, die
übrigen Truppen setzten sich gegen Pilsen in Bewegung, wo das Haupt-
quartier am 2. November eintraf. Am 29. war der Erzherzog Ferdinand
wieder von Wien bei der Armee in Böhmen eingetroffen, über welche
Se. Majestät ihm den Befehl übertragen hatte. Der Erzherzog liess die
in der Bildung begriffenen sechs Reserve-Bataillone in Feld-Bataillone
imiwandeln, und die zum Felddienste nicht geeignete Mannschaft und
Officiere herausziehen, welche er nach den böhmischen Festungen
sandte, wohin auch alle auf Ehrenwort entlassenen Officiere gewiesen
wurden, um dort an der Ausbildung neuer Verstärkungen thätig zu
arbeiten. Dieses Armee-Corps bildete nun den rechten Flügel der Haapt-
Armee. Es sollte Böhmen so Lange als möglich decken, im Falle aber mit
Übermacht angegriffen wttrde, sich in die böhmischen Festungen werfen.
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Das Corps stand ungestört in seiner Stellung bei Pilsen. Der
Feind BcUen alle Absichten auf Böhmen von Seite der Ober-Ffalz auf-
gegeben zu haben. Unterdessen hatte er Linz besetzt, und der Erz-
herzog erhielt die Nachricht von dem Übergange desselben auf das
linke Donan-Ufer und der Besetzung Freistadt's. Er beschloss daher,
eich gegen Tabor zu wenden und dem Feind dort die Stime zu bieten,
dessen Stärke und Absicht er nicht kannte, dessen Übergang bei Linz
eben so -wohl einen Angriff Böhmens, als eine Bewegung gegen Krems
beabsichtigen konnte. Nach dw Bisposition vom 5. September wurde
Oberst Wacqnani mit 7 Bataillonen, 2 Escadronen Civallaxt mit
3% Escadronen und Oberstlientenant Bogdan mit 1 Bataillon, 2 Es-
cadronen gegen Bndweis in Marsch gesetzt , wo schon 2 Bataillone
von Spork und Anspach standen, mit denen sie im schlimmsten Falle
den Rückzug nach Josefe tadt und Königgrätz zu nehmen hatten.
Tettenbom hatte den Posten von Waldmflnchen zu vertheidigen. Bei
Pilsen sollte General Wratislaw mit zwei Bataillonen, zwei Escadronen
blcdben, die, sowie das in Eger stehende Bataillon Erbach, zum Btlck-
zage nach Theresienstadt angewiesen waren, wenn sie sich nicht mehr
hier behaupten könnten. Eben mit der AnsfUhrung dieses Planes be-
schäftigt, erhielt der Erzherzog die Nachricht, dass der französische
G-eneral Baragaay-d'Hilliers mit seiner Fuss-Dragoner-Division, der nach
der Übergabe von Ulm auf das linke Donau-Ufer übergegangen war,
6000—7000 Mann stark, auf der Strasse von Cham gegen Böhmen in
Anmarsch sei. Der Erzherzog concentrirte seine Streitkräfte bei Pilsen,
wohin auch Wacqnant, der bis Klattau gekommen war, berufen wurde.
Schon am 4. hatte FML, Graf HohenzoUem von dem Hofkriegs-
rath Befehl erhalten, mit den Resten der Reiter - Regimenter Herzog
Albert, Mack, HohenzoUem, Erzherzog Franz, Rosenberg und Latour
nach Wien au&ubrechen, und sich auf der Hohenleuten mit der
mssisch - österreichisebeo Haupt -Armee zu vereinigen. Das schnelle
Vordringen des Feindes vereitelte diese MassregeL Am 9. griff der
Feind die bei Klentsch stehende Abtheilnng von Klenau-Chevanxlegers
des Rittmdsters Tettenbom an, drängte sie bis Bischof-Teinitz zurück,
und bedrohte den Erzherzog bei Pilsen mit einem Angriffe. Unter-
dessen wandte er bei Stab um, und zog sich gegen Klattau. Der
Erzherzog beschloss nun , seine entworfene Bewegung gegen Tabor
fortzusetzen, da aber der Feind unterdessen Budweis besetzt haben
konnte, so hielt er es für zweckmässiger, seinen Marsch über Prag zu
nehmen. Er liess sechs Escadronen zur Beobachtung der Division
Baragaay-d'HUliera bei Pilsen stehen, zu welchem Zwecke auch das
Streif-Commando des Majors Scheibler an der Österreichisch-böhmischen
Grenze diente. Mit dem Reste des Corps trat der Erzherzog am 11.
seinen Marsch an. FML. HohenzoUem hatte in Nenhans vom Hof-
kriegsrathe Gegenbefehl erhalten, und war wieder an den Erzherzog
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angewiesen worden, der ihm auftrug, zur Beobachtung des unterdessen
gegen Mähren vorgedrungenen Feindes stehen zu bleiben, und seine
Ankunft abzuwarten. Am 14. verlieas Baraguay-dTEtilliers Böhmen,
nachdem er in Klattau 80.000 Oulden Brandscbatznng , nebst anderer
Requisition eingetrieben hatte, und zog sich gegen die Donau. Zur
Beobachtung jener Grenze blieben Tier österreichische Escadronen
zurück, die beiden andern folgten dem Corps des Erzherzogs.
Der Erzherzog hatte unterdessen seine Bewegung über Prag
fortgesetzt, und den 17. sein Hauptquartier nach Beneschau verlegt
Nach erhaltener Überzeugung, dase über Bndweis her nichts mehr
vom Feinde zu besorgen sei, änderte er seinen Entachluas, und nahm
den 20. die Marschrichtung gegen Czaslau, da sieb der Krieg der mähri-
schen Grenze immer mehr näherte. Bei Budweis liesa der Erzherzog
den Major Scheibler mit einem Streif-Corps von etwa 600 Mann zurück.
Am 20. traf der Erzherzog in Wlaschim ein, und vereinigte sich
am 24. in Czaslau mit der Hobenzoller'Bchen Cavallerie, die 1098 Pferde
stark war. An demselben Tage traf auch General - Major Wratislaw
mit drei Bataillonen Froou, Stuart und Eeuss-Greiz von Prag in
Kuttenberg ein. Das Corps war durch die nach und nach eingetroffenen
Verstärkungen anf 13 Bataillone und ungoföbr 18 Escadronen an-
gewachsen, deren Stärke nach einem Berichte 'des Erzherzogs 8294
l^lann, davon 1292 Reiter betrug. Die Beilage 35 gibt die Ordre de
bataille des Corps am 26. November. Der FML. Graf Hohenzollem
hatte zur Beobachtung des Feindes am 17. eine StreÜpartie von
30 Pferden unter dem Major St. Quentin und eine andere unter dem
Oberstlieutenant Auemhammer von Hohenzollem gegen Iglau entsendet.
Der Feind überfiel am 19. letztere, nachdem er die Feldwache nieder-
gemacht hatte, in Iglau, worauf sie sich bis Czaslau zurückzogen. Der
Erzherzog war mit der Unvorsichtigkeit und dem übereilten Rückzuge
dieses Stabs-OfSciers so, unzufrieden, dass er ihn vom Dienste enthob,
Die Abtheilung wurde wieder bei Habem aufgestellt, und eine zweite
von XThlanen, zur Beobachtung des sich auf dieser Strasse zeigenden
Feindes gegen Deutschland entsendet, wohin am 23. noch ein Bataillon
Gemmingen, and von der anmarschirenden Cavallerie Hohenzollem,
eine Division Latour beordert wurde; das Bataillon wurde jedoch den
26. wieder eingezogen.
Ein hofkriegsräthlicbes Rescript trug dem Erzherzog auf, sich
mit seinem Corps bei Iglau aufzustellen, allein das L französische Corps
nebst den Baiem, war bereits mit grosser Übermacht auf dieser Strasse
vorgerückt Der Erzherzog blieb desshalb in Czaslau stehen, wohin er
sein Hauptquartier am 24, verlegte. Die Vorhut stand bei Deutscb-
brod. Zur Deckung von Linz hielt der Feind fortwährend Freistadt
besetzt, und beunrohigte durch häufige Streifereien die Gegend von
Bndweis, wo Major Scheibler mit seinem Streif-Commando stand. Um
Oit«ir. miuar. ZallHhrltt. 1874. (Feldng 1805.) ,-^10 ,
DiailizedbyLTOO^le
den beständigen Plänklereien der Gegend Einhalt za thim, beschloaB
dieser Stabs- Officier Freistadt zu überfallen. Am 24. sollte die a es
Untemelmien anageflihrt werden, als es im Augenblicke, wo man un-
entdeckt sich bereits den Mauern des Städtchens nahte, durch die
Entweichung eines Chevanxlegers verrathen ward. UnterdesBan gelang
es dem Major Scbeibler durch einen dem verfolgenden Feinde gelegten
Hinterhalt 1 OlHcier imd 24 Dragoner zu Gefangenen zu machen.
Stellmiff der Heere in Italleo.
Während die Hauptstadt in die Hände des Feindes fiel, und sich
der Krieg bis in das Herz der Monarchie verbreitete, hatte auch in
Italien der Kampf mit Wnth begonnen. Am 18. October gieng Massena
über die Etsch. Der Erzherzog hatte bei Caldiero eine verschanzte
Stellung bezogen. Masaena griff ihn an, ward aber in einer dreitägigen
Schlacht vom Erzherzoge besiegt und zurückgetrieben. Leider konnten
diese Vortheile nicht verfolgt werden, denn die bereite empfangenen
KacLrichten von der Niederlage des Heeres in Deutschland, nötÜgten
den Erzherzog zum Rückzüge. So sehr auch der Erzherzog Johann
Tirol zu vertheidigen wünschte, so musste er dennoch seinen Lieblings-
Gedanken hohem Rücksichten aufopfern. Ney hatte sich mit 15.000
Mann der nördlichen Pässe Tirols bemächtigt. Augereau, aus dem
Innern Frankreichs kommend, griff mit einem 30.000 Mann starken
Corps Vorarlberg an, gegen diese Übermacht konnte sich der Erzherzog
um so weniger behaupten, als durch den Rückzug des italienischen
Heeres auch die südlichen Thäler des Landes dem Feinde geöfFaet
wurden. Er verliess Tirol und vereinigte sich am 26- mit dem Erz-
herzoge Carl bei Windiscbgrätz, die nun eine Streitmasse von 155 Ba-
taillonen und 96 Escadronen, 80.000 Mann stark, bildeten. Massena
wagte nicht weiter als am Isonzo zu folgen. Prinz Rohan und Jella£ic,
die ihren Rückzug zu sehr verspätet, wurden durch Ney'a Vordringen
abgeschnitten; letzterer capitulirte am 14. November, 3500 Mann
stark mit Augereau, nachdem ihm seine Reiterei unter den Obersten
Kinsky und Warfensieben verlassen, und sich durch Bayern nach
Böhmen gezogen hatte. Prinz Echan schlug sich durch, und brach bei
Bassano hervor, nm sich mit der Garnison von Venedig zu vereinigen,
rieb mehrere feindliche Abtheilungen auf, und verbreitete im Rücken
Massena's Schrecken und Verwirrung, dieser sandte eine grosse Über-
macht gegen ihn. Bei Castel&anco kam es zum Gefecht Rohan ward
schwer verwundet, und nach der verzweifeltsten Gegenwehr musste
sich endlich dieses kleine Corps ergeben. So war nun auch der Feind
Meister Vorarlbergs und Tirols.
-MO^S
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lY. Abschnitt
Stellniie: des verbündeten Heeres bei Olsohan und die
SohlacM bei Austerlitz.
Am 23. stand das verbündete Heer zwischen Olschan und
Olmütz; sein linker Flügel stützte sich an die March, der rechte
dehnte sich auf den Anhöhen hinter Topolan aus. Es lagerte in drei
Treffen. Das österreichische Corps bildete die Reserve auf den An-
höhen hinter Schnobolin und hatte die besondere Beatimmung , im
Falle eines unglücklichen Ereignisses den Rückzug hinter die March
zu decken, zu welchem Ende zwischen Olmütz und Nimlau mehrere
Brücken über diesen Flusa geschlagen waren.
Diese Stellung war vortheilhaft ; sie zog sich ihrer ganzen Aus-
dehnung nach über eine beherrschende Höhe, von welcher aup man
fast auf eine Stunde jede Bewegung des Feindes entdecken konnte.
Die Abfeile der Anhöhen verUeren sich sanft in der Ebene, so dass
sie mit rasirendem Feuer bestrichen werden können. Die Höhen selbst
sind von tiefen Havins durchschnitten, hinter welchen man mit Vor-
theil starke Colonnen verbergen konnte, um durch unerwarteten Anfall
den Feind zu überraschen. Auf dem Rücken der Höhen lagen einzelne
beherrschende Punkte, welche man durch Erdwerke verstärkt hatte,
die sich wechselweise vertheidigten , und auf welchen die zahlreiche
Artillerie des Heeres mit grossem Erfolge placirt werden konnte. Ein
nicht unbedeutender Morast deckte die rechte Flanke und einen Theil
der Mitte. Vor der Front, längs der Anhöhen, floss die Blata, ein an
sich zwar unbedeutender Bach, dessen Passirung aber, unter dem
Kartätschenfeaer nicht ohne Gefahr, insbesondere bei entstehender Un-
ordnung den feindlichen Angriffs-Colonnen Hindernisse darbot.
Das Hoflager der beiden Kaiser war in Olmütz; das russische
Hauptquartier in der Vorstadt, ^e „neue Gasse" genaimt, — das öster-
reichische zu Nenstift. Fürst Bagration mit der russischen Vorhut
stand bei Prossnitz, Kienmayer mit der österreichischen bei Kralitz.
Letzterer entsendete Abtheilungen gegen Klenowitz; die Vorposten stan-
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den vor Proasiiitz und Kralitz. Der Kaiser Alexander befahl ümen aber
am 25-, wieder bis Prödlitz vorzugehen, indem die Franzosen nur mit
leichten Reiter- Abtheilungen , nnd zwar nur bia über Wischau gefolgt
waren. Da die Meldungen der Vortruppen eine Bewegung des Feindes
gegen die March in der linken Flanke der Armee vermuthen liessen,
Bo ward der Major Scheither, der früher vor der Front der Armee
streifte, auf den linken Flügel gezogen, sein Corps verstärkt und
entlang der March geschickt, um diese Gegenden zu beobachten und
die verschiedenen, noch hie und da zerstreuten kleinen Magazine
zurück zu schicken. Am 29. September überfiel und zerstreute er
noch ein feindliches Chasaeur-Regiment in Oöding. FML. Kienmayer
entsandte auch den Major Diveky mit einem Szekler-Bataillon und
einer Escadron nach Tobitschau und Kojetein, um, gegen Kremaier
streifend, die Verbindung mit den and^n Parteien zu erzielen. Auch
die Reste des Merveldt'schen Corps waren unterdessen dem Kriegs-
schauplätze näher gekommen und hatten sich durch Streilparteien
mit Scheither in Verbindung gesetzt In der rechten Flanke des
Heeres streiften Abtheilungen über Trübau und Zwittau und standen
mit den Entsendungen des Erzherzogs Ferdinand, der sich bei Czaslau
befand, in Verbindung-
Schön seit 18. war Mnrat in Brunn eingerückt, wo er bedeutende
Magazine gefunden hatte; seine Vorhut unter dem G-eneral Sebastiani
gieng bis Taunitz und besetzte Wiachau, welches Bagration geräumt
hatte. Napoleon verlegte am 20. sein Hauptquartier nach Brunn and
seine Armee in enge Cantonnirungen : die Garden, die Grenadier-Reserve
und das V. Corps in und um Brunn; Murat's Reiterei rechts und
links der Hauptstrasse, zwischen Brunn und Prossnitz; das IV. Corps
um Austerlitz. Dies letztere Corps war von Nikolsburg über Qroas-
Ifiemtschitz marschirt; das 8. Dragoner-Regiment von selbem streifte
an der March bis Hradisch.
Am 25. vereinigten sich die ktüserlich russischen Garden anter
Grossfürst Constantin, 10 Bataillone, 18 Escadronen, 10.000 Mann
und 6000 Pferde stark, in der Stellung bei Olschan mit dem ver-
bündeten Heere, das nun eine Streitkraft von beinahe 89.000 Mann
und 20.000 Pferden bildete. Die Lage beider Heere in Bezug auf
Verpflegung war sehr verschieden. Kapoleon hatte daa seinige in Can-
tonnirungen verlegt, in denen es ihm an Nichts gebrach, und wo
sowohl Mann ala Pferde Zeit hatten, unter Obdach gegen die Stürme
der rauhen Jahreszeit geschützt, sich von den ausgestandenen Müh-
seligkeiten zu erholen und Kraft für den bevorstehenden Kampf zu
sammeln. Das russisch-österreichische Heer hingegen lagerte auf einer
offenen Bergfläche, jeder Unbilde der Jahreszeit auagesetzL Die an-
gestrengten Märsche und der schnelle gedrängte Bückzug hatten seine
physischen und moralischen Kräfte abgespannt Ik fehlte im Lager
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im Stroh und Holz, welch' letzteres, in einer ratihen Jahreszeit so
unentbehiliche Bedürfbise der Soldat eine Stande weit auf dem Rücken
herbeischleppen musate. Vor Allem aber ^brach es an Lebensmitteln.
Dieser Mangel stellte sich gleich in den ersten Tagen so empfindlich
ein, dasa man zu gewaltsamen Requisitionen seine Zuflucht nehmen
muBste, die stets von Unordnung und Willkür begleitet sind. Von
Beginn dieses unglücklichen Feldzuges hatte in dem Zweige der
Heeresverpflegung eine grosse Nachlässigkeit und wenig Überein-
stimmung mit den Operationen geherrscht. Die unselige Sicherheit,
in die man sich selbst eingewiegt hatte, die jede Vorsichtsmassregel
und alle Vertheidigungs-Anstalten im Innern der Monarchie fUr un-
nöthig hielt , hatte verhindert , dass man auf die Anlegung eines
bedeutenden Magazins in Olmütz Bedacht nahm ; überall gab es kleine
Magazine, aber auf dem wichtigsten Punkte fehlte es daran; alle be-
deutenden Vorräthe fielen durch den schnellen Eückzug in die Hände
des Feindes. Dieses Übel ward noch mehr dadurch vermehrt, dass
die Bussen einen ungeheuren Train mit sich führten, zu dessen Fort-
schaffiing sie alle Pferde, besonders in Mähren wegnahmen, so dass
es durchaus an Transportmitteln fehlte, um die Artillerie-Vorräthe und
Magazine zu retten.
Das BedürfiiisB der Verpflegung war sehr bedeutend. Durch
Selbstbefreite und die geflüchteten Depots der Artillerie und Bf^agen,
sowohl der Russen als Österreicher, war die Zahl der Verzehrenden
schon auf 150.000 angewachsen, ohne das Corps des Oenerals Essen
mitzurechnen, welches bereits in der Gegend von OlmUtz erwartet
wurde. Kaum die Hälfte dieses Bedürüoisses konnte durch die Maga-
zine von Olmütz und durch rückwärtige Zufuhren gedeckt werden.
Diese Betrachtungen vorzüglich, vielleicht auch das Selbstvertrauen,
das man in seine Kräfte setzte, beibrderten den Entschluss, den Feind
anzugreifen.
Ob man den Moment, in dem man diesen Entschluss fasste, glücklich
wählte, nachdem man den günstigeren bei Wischau unbenutzt gelassen,
ist eine Frage, deren Entscheidung wir der höheren Kriegswissen-
schaft überlassen. In der Stellung von Olschan, fast unter den Kanonen
von Olmütz, hatte das verbündete Heer Nichts von einem feindlichen
Angriffe zu besorgen; seine Verpflegung mochte zwar schwierig sein,
aber gewiss war sie nicht immöglich. Einem festen Willen und durch-
greifenden Maasregeln wird Manches möglich, was dem alltäglichen
Auge als immöglich erscheint. Zur Schonung des Heeres konnte man
Kapoleons Beispiel folgen und das Heer in Cantonnirungen verlegen;
man wäre noch inmier zeitlich genug vom Angrifle des Feindes unter-
richtet worden, um sich in der Stellung von Olschan wieder zu sam-
meln. Unter weit weniger günstigen Umständen stand das ganze fran-
zösische Heer in Cantonnirungen. *
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Täglicli erwartete man den QL. Essen mit 10.000 Mann; er
stand am Tage der Schlacht von Austerlitz, ohne Theil an diesem
entscheidenden Kampfe nehmen zu können, in Kremsier. Der Erz-
herzog Carl zog mit 80.000 Mann in Eilmärschen gegen Wien, Wenn
man einer entscheidenden Schlacht auswich, 8o konnte Napoleon nn-
mSghch in seiner Stellung bei Brttnn stehen bleiben; wenn sieh der
Erzherzog Wiens und der Übergangspunkte über die Donau bemäch-
tigte, so stand er in ()«fahr, zwischen zwei Heere zu gerathen, deren
jedes ihm an Streitkräften gleich, wo nicht überlegen war. Wenn man
aber auch vor Ankunft des Erzherzogs eine Schlacht liefern wollte,
und es vielleicht den Ehrgeiz irgend eines Führers nach dem Ruhme
eines Besiegers Napoleon's gelüstete, so konnte man doch wenigstens
so lange warten, bis der Erzherzog dem Kampfplätze so nahe stand,
dass er das Heer im Falle eines Unglückes aufnehmen konnte; dann
vielleicht mochte man dem Ehrgeize 26.000 Mann und 50 Kanonen
opfern; die Armee Essen's, die Trümmer des Merveld fachen Corps
mit den 13-000 Mann des Erzherzogs Ferdinand und endlich das
Heer von Itahen würden in wenigen Tagen wieder ein grosses Üher-
gewicht auf die Seite der Verbündeten gebracht haben. Napoleon stand
trotz eines erfochtenen Sieges noch immer in Gefahr, in die böhmischen
Grenzgebirge geworfen zu werden, und eine verlorene Schlacht hstte
keinen nschtheiligeren Frieden nach sich ziehen können. Der Ent-
Bchluss zur Schlacht schien aus Napoleon's Seele gegriffen.
Mau hatte, als man sich zur Ergreifung der Offensive entscMoss,
keine riehtigea Nachrichten über die Stärke und Stellung der feind-
lichen Streitkraft; es scheint also, dasa der Angrifkplan nicht darauf,
sondern vielmehr auf die genaue Kenntniss des Terrains zwischen
Olmütz und Brünn begründet war.
Der von beiden Monarchen genehmigte Entwurf der künftigen
Operationen hatte zum Ziele, mit den stets beisammen zu haltenden
Streitkräften vorerst zu versuchen, den Feind durch Gewinnung seiner
rechten Flanke und Bedrohung seiner Verbindung mit Wien zum
Rückzuge hinter die Thaya zu bestimmen. Im Falle der Feind diese
strategische Drohung nicht würdigte, ward ein entscheidender Angriff
gegen seine rechte Flanke beabsichtigt, am ihn auf der Znaimer-Strasse
zurückzuwerfen und zum Rückzuge gegen Krems zu zwingen, wozu
auch das von Iglan heranziehende Corps des Erzherzogs Ferdinand
mitwirken sollte. Am 24. ward die Disposition zur VorrUckung des
Heeres entworfen, doch konnte der Aufbruch nicht vor dem 27. er-
folgen, da man auf einige Tage Lebensmittel mitnehmen musste.
Sechs volle Tage hatte das Heer in dem Lager bei Olschan ge-
standen, als es am 27. Früh um 8 Uhr in fünf parallelen Colonnen
aufbrach, um sich der Vorhut des Fürsten Bagration zu nähern, der
au diesem Tage keine Bewegftng machte, um dem Feinde die Vor-
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rttckung des Heerea nicht zu früh zu verrathen. Aus demselben Grande
war der linke, bios aus Reiterei bestehende und in der Ebene mar-
ßchirende Flügel versagt, und der rechte vorgeschoben, welcher aua
Infanterie bestand und rechts der Strasse längs des Gebirges mar-
Bchirte, wobei er durch das Terrain der Beobachtung des Feindes
mehr entzogen war.
Die erste Colonne brach von Nehetein auf und naarschirte über
TrSeptschein, Flumenau und Kobelniczek (Kobilnik), wo sie im zweiten
Treffen lagerte. Die zweite verliess Olschan und zog über Staudnitz,
Ozechowitz nach Ottaslawitz und lehnte sich mit ihrem rechten Fitigel
an den linken der ersten. Die dritte folgte der grossen Strasse gegen
Frossnitz und hielt sich in gleicher Höhe mit den beiden ersten. Die
vierte brach von Nedweis auf und marschirte über Wrahowita nach
Dobrochow, wo sie sich mit der Colonne des Centrums in Verbindung
setzte. Die fünfte zog von Schnobolin über Eralitz nach Brzesowitz
und lagerte in zwei Treffen. Diese Colonne war nicht durch die Vor-
posten der Mitte gedeckt und hatte deshalb ihre eigene Vorhut unter
dem General Stutterheim, der mit den Entsendungen an der March
in Verbindung stand.
Grossfllrst Constantin bildete die Reserve and stand bei Fross-
nitz, wo sich das Hoflager beider Kaiser befand. Eutusow's Haupt-
quartier war in Czeschow, jenes des Fürsten Liechtenstein in Kralitz.
Da die französische Vorhut ruhig in Wischau stehen blieb und keine
Eenntniss von der VorrUckung des verbündeten Heeres zu haben
schien, so beschloss man, sie am folgenden Tage zu überfallen. Be-
stimmten Nachrichten zufolge standen ausser 8 Escadronen in Wischau
noch 20 Escadronen schwere Reiterei in der Gegend von Tncaap.
Um dieser Macht gewachsen zu sein, verstärkte man Bagration durch
die Reiterei des Österreichischen Generals Kiemnayer und des ras-
sischen Essen, im Ganzen gegen 66 Schwadronen. Vor Tagesanbruch
setzte sich die Vorhut in drei Colonnen in Bewegung, wobei die mittlere
der Strasse folgte, die beiden andern links und rechts derselben mar-
schirten. Zur Deckung der rechten Flanke ward das 6. Jäger- und
Infanterie-Regiment nach Dieditz, und von da über Kultsch und Ne-
mojan nach Habrowan entsendet. Kienmayer deckte mit seiner Colonne
von 3 Cavallerie-Regimentern mit 2 Cavallorie Batterien die linke
Flanke der Russen. Sobald die Vorhut vor Wischau und links auf
der Höhe von Bründlitz erschien, zog sich die französische Reiterei
ans Wischau und liess nur einige hundert Mhtiti als Nachhut zurück.
Fürst Dolgoruky griff nun den Ort mit 8 Bataillonen an, bemäch-
tigte sich desselben um 9 Uhr und machte gegen 100 Gefangene.
Die russischen Truppen benahmen sich in diesem Gefechte auf eine
ausgezeichnete Art Der Feind ward auf seinem Rückzuge bedeutend
durch seine Reserven verstärkt; Bagration gieng deshalb mit seiner
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ganzen Reiterei durch Wiachau and liess den weichenden Feind dorch
einige Schwadronen verfolgen. Dieser hatte bei ßausnitz Stellung ge-
nonunen; es entspann sich eine lebhafte Kanonade, die aber bei der
russischen Überlegenheit von Seite der Franzosen bald aufgegeben
wurde. G-egen Abend liess Bagration das Dorf mit 3 Bataillonen
Jäger, von Kosaken begleitet , stOrmen , besetzte ea und stellte die
Vorposten kette vor Bausnitz auf. Die Franzosen zogen die ihrigen
nach dem Poathaoae von Pozorzitz zurück. Während des Gefechtes bei
Rausnitz war Kienmayer mit 2 Huszaren-Regimentem bei Podbrzezitz
angekommen, and deckte weiters durch Besetzung der H<3hen von
Alt-Rausnitz die linke Flanke Bagrations, mit dem er in Verbindung
blieb. Während dieses Gefochtea der Vorhut verfolgte das Heer seine
Bewegung in der erwähnten Ordnung.
Die erste Colonne brach von Kobelniczek auf and marsohirte
über Diediz nach Lultsch. Den Wald zwischen Lultsch und Kemojan
besetzte sie mit dem 7. Jäger- und dem AsoVsehen Infanterie-Re^ment.
Die zweite verHess Ottaslawitz und zog bei Drisaitz rechts vorbei,
ttber Pastomirz zwischen Dieditz und Wisehau durch, nach Nosadlowitz
and lagerte sich hinter der ersten. Die dritte folgte der Heeratrasse,
rückte über Noska vor und schloes sich in zwei Treffen an die erste
und zweite an. Die vierte verliesa Dobrachow und marschirte über
Zeltsch, Drissitz rechts lassend, links bei Wisehau vorüber, auf die
Höhe Naskaly (Nad skalam), wo sie in zwei Treffen lagerte. Die
ftlnfte zog, bei der Kmna-Kapelle vorbei, über Eywanovitz und Topolan
und stellte sich zwischen diesem Ort und Bründlitz auf. Die Vorhut
dieser Colonne gieng bis Kutscherau. vor und setzte sich mit Kien-
mayer bei Drazowitz in Verbindang, Das Hauptquartier mit den
G-arden kam nach Wisehau. Bei Annäherung des verbündeten Heeres
am 28. verlies sen die französischen Truppen ihre Cantonnirungs-
Quartiere; das Corps des Marschall's Soult zog sich bei Austeilitz
zusammen. Der aUmälige Rückzug des Feindes gegen Brunn liess
rermuthen, dasa er diese Stadt entweder ohne Schlacht räimien, oder
diese in der Ebene zwischen Turas und Latein annehmen werde.
Um den rechten Flügel mehr zu versagen, unternahm am 29.
das Heer eine Flankenbew^ung, welche zu decken die Vorhut ruhig
in ihrer Stellung blieb. Fürst Bagration behielt zu ihrer Unterstützung
die ganze Reiterei des Generals Esaen bei sich. Um 7 Uhr Früh
marschirten die vier Infanterie-Treffen tmd daa eine aus Reiterei be-
stehende in eben so viel Colonnen links ab, die erste Liaaowitz rechts
lassend, die zweite durch Rostmitz, Swonowitz, Kutscherau rechts
lassend, die dritte über die Naskaly, Rostemitz weit rechts lassend,
zwiacheo Hobitachau und Kutscherau in die Stellung zwischen Kut-
scherau, Bochdalitz und Kozlan. Die vierte Colonne zog bei Naskaly
(Nad skalam) vorüber, und stellte sich hinter der dritten auf. Die
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153
fünfte tbeilte Bich in zwei Treffen, wovon das erste, Katscheraa reclits,
Fawlowitz links lassend, zwischen Alt- und Neu-Hwiezdütz, die zweite
über Mäliriscli-PniBs, oline Fawlowitz zu berühren, hinter der ersten
atifinarschirte. Die Vorhut erhielt Befehl, ihre Vorpostenkette in dem
Masse vorzaachieben , als der Feind wiche. Dieser verliess nach und
nach die Höhen hinter Rausnitz and Äuaterlitz; letzteren Ort besetzte
Kienmayer, und Bagration liesa seine Vorposten gegen Posoizitz vor-
rücken. Stntterheim stand bei Bntachowitz. Das Hauptquartier kam
nach Fawlowitz, die G-arden standen auf den Höhen von Bosknwek.
Die Franzosen hielten die Dörfer Mönitz, Tellnitz, Sokolnitz, Kobelnitz
und Schlappanitz stark besetzt j ihre Vorhut dehnte sich von Äugezd
über die Höhen von Fratze gegen Oirzikowitz aus. Oberst Gänger
der Szekler-Huszaren hatte sich mit einigen Reitern auf die Höhen
von Pratze geschlichen, von wo er die ganze feindliche Stellung über-
sah; sein Bericht war der erste bestimmte, den die beiden Monarchen
hierüber erhielten.
Am 30. rückte Bagration auf die Höhen hinter Rausnitz. Kien-
mayer stellte sich vor Austerlitz zu beiden Seiten der Strasse au£
Er ward nun, um seiner Stellung mehr Ausdehnung geben zu können,
durch die Brigade Stutterheim sowie Coramelli mit 5 Glrenz-Batfüllonen
verstärkt. Die Vorpostenlinie der Verbündeten begann in den C^
birgen von Schumitz, verband sich in Walspitz mit den Vortruppen
Kienmayers und dehnte sich hinter Pratze über Klein-Hostieradek und
Satschan bis an den Teich von Mönitz aus.
Um 9 Uhr Früh setzte sich das Heer in seinen fünf Colonnen
in Bewegung. Die erste marschirte über Kutscherau, Drazowitz rechts
lassend, zwischen Hodiegitz und Niemtschau in zwei Treffen au£ Die
zweite, an welche sich die Artillerie-Reserve anschloss , nahm ihre
Richtung gegen Lettowitz durch Hodiegitz und stellte sich auf den
Höhen bei Änsterlitz auf. Die dritte zog über Malkowitz, Butschowitz
links lassend, stets auf der rechten Seite des Thals, welches sich von
Batschowitz gegen Hodiegitz erstreckt, und stellte sich in zwei Treffen
hinter der ersten auf. Die vierte gieng durch Butschowitz, MarhOfen,
Krzizanowitz nach Herspitz und lagerte sich in zwei Treffen hinter
der zweiten. Die fünfte marschirte links am Roachzoferhof vorüber,
wo sie wartete, bis die Infanterie vollkommen vorübergezogen war;
alsdann folgte sie der dritten und stellte sigb hinter dieser im Tbale
rechts hinter Marhöfen auf.
Das Hauptquartier kam nach Hodiegitz, das Hoflager der beiden
Kaiser befand sich in Krzizanowitz; die Garden giengen nach But*
schowitz, wo sie in den mnKegenden Orten cantonnirten. Eine nm
4 Uhr Ifachmittags voi^enommene neuerliche Kecognoscimng des
Szekler-Huszaren Obersten überzeugte, dass die Franzosen ihre Stel-
lung von gestern unverändert gelassen hatten. Die Russen machten
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Versuche, gegen Twaroacbna an der Chaussee vorzudringen, wurden
aber von einer auf den nahen Hügeln placirten französischen Batterie
von 38 Geschützen zurückgewiesen. Das Gefecht wurde bald auf der
ganzen russischen Vorpostenkette allgemein, ohne Vortheil fUr beide
Theile, bis ihm die Nacht ein Ende machte. Oberst Moor wurde mit
2 Divisionen Hnszaren nach Augezd entsendet, um die Wege nach
TellnifcB und Mönitz zu sichern. In der Frühe des 1. Decerobera '
näherten sich die beiderseitigen Truppen bereits so, dass auf der
Vorpostenlinie bis gegen Abend geplänkelt wurde. Die Franzosen
drü^ten den linken Flügel des österreichischen Theiles der Vorhut
von der Höhe von Pratze und auch von Augezd zurück, was ihnen
die Gelegenheit gab, von der Höhe den Anmarsch der Ällürten ganz
zu übersehen. Die Armee folgte nach der vorigen Colonnen-EintheUung,
Die erste zog durch Herspitz, Wazan, Klein-HosHeradek , stellte
sich auf der vor diesem Orte gelegenen Höhe in zwei Treffen auf
und besetzte Augezd; die zweite marschirte durch Austerlitz, Krzeno-
witz auf die Höhe rechts neben der ersten, in zwei Treffen lagernd,
und liess Pratze durch Jäger besetzen.
Die dritte liess Austerlitz links, gieng über den Damm zwischen
der Waldmühle und dem Teiche durch und wendete sich links gegen die
Höhen von Pratze, wo sie in einem Treffen aufinarschirte. Die vierte
Colonne liess Niemtschan und die St. Urbana-Capelle rechts, gieng
zwischen Holubitz und Weleschowitz (Walapitz) über die StTMse von
Ungarn und stellte sich hinter der dritten in zwei Treffen auf.
Die ftlnfte folgte der dritten und nahm zwischen dieser und der
zweiten am Fusse der Hohen Stellung. Die Garden marschirten durch
Austerlitz und stellten sich auf der Höhe vor dieser Stadt, mit dem
rechten Flügel gegen Krienovitz, mit dem linken gegen die ungariscdie
Strasse auf. Das Hoflager der Kaiser und das Hauptquartier kam
nach Krzenowitz. Als die Spitzen der Colonnen sich Austerlitz näherten,
wurden die feindlichen Vorposten gegenüber unserem rechten Flügel
von den Szekler-Huszaren ohne viel Widerstand bis Tellnitz und über
Pratze zurückgedrückt. Die Nacht über standen die österreichischen
Vedetten bis an Telluitz längs des morastigen Baches, der beide Heere
trennte; der rechte Flügel der österreichischen Vorposten hatte seine
Vedetten über Hostiehradek bis Holubitz, wo sie an den russischen
anstiessen. Die Hnszaren plänkelten auf dem äussersten rechten Flügel
noch einige Stunden in die Nacht hinein, worauf den übrigen Thül
derselben eine feierliche Stille beherrschte, die nur durch den Jubel und
die unausgesetzt währende Feldmusik im französischen Lager unter-
brochen wurde. Beide Heere standen sich nun einander im Auge; die
Verbündeten konnton keine Bewegung mehr unternehmen ohne E^mpf,
und das Zusanmien ziehen der feindlichen Streitkräfte sprach Napoleon's
Absicht aus, die Schlacht zwischen Brunn und Anstei-litz anzunehmen.
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Das Terrun zwisclien diesen beiden Stttdten wiri von wellen-
förmigen Eügelmhen gebildet Nördlich begleiten den Zog der Hanpt-
strassö ziemlich dicht an sie herantretende stark bewaldete Höhen;
gegen die Strasse verflachen sie sich, nnd das Land wird dann offen
tmd waldfrel Von diesen bewaldeten Hohen fliesst ein kleiner Bach
von Norden nach Süden, die Strasse nach Olmütz dorchschneidend,
bei den DOrfem Bellowitz und Schlappanitz vorüber; er bildet in
seinem Laufe hie und da sumpfige Wiesen nnd ein Defilä, das be-
sonders bei den Bärfem Schlappanitz und Bellowitz dem Übergang Ton
Colonnen Schwierigkeiten entgegen setzt Die Ränder dieses DefilÄ's
sind zerrissen und ziemlich steiL Etwa 3000 Schritte westlich von
diesem läuft ein anderer, weniger bedeutender Bach, parallel mit
erBterem, der sich bei dem Dorfe Pnntowitz mit diesem vereinigt nnd
in den Teich von Kobelnitz filllt, unterhalb dessen die bedeutenden
Teiche von Satczan und Mönitz liegen und mit diesen Bächen die
Fortsetzung jenes Defil6's bilden, welches besonders bei den DOrfem
Tellnitz und Sokolnitz schwer zu passiren ist, weil diese mit Zäunen
und Gräben umgeben sind. Das Land zTidschen diesem kleinen DefilS
und der Schwarzawa ist besonders zwischen Turas und Latein fast
ganz eben und gestattet den freien nnd ungehinderten Gebrauch jeder
Waffisngattung. Zwischen den beiden genannten kleinen Bächen zieht
sich eine sanfte Hohe von dem Dorfe Bellowitz bis gegen Puntowitz
ab, deren Ostliche Abfälle sich Snaserst sanft gegen den erwähnten
{^etlichen Bach verlaufen. Vor dieser Höhe, nördlich der Strasse bei
TwarOBchna, erhebt sich ein steiler Hügel, der mit seinem Fusse bis
an die Strasse herabreicbt Auf seinem Gipfel liegt eine Capelle, von
welcher aus die Strasse nach Olmütz, mithin der Zugang zn dem
Deöl^ von Bellowitz beherrscht wird.
Bei dem Dorfe Augezd beginnt ein Höhenzug, der zuerst nörd-
lich gegen Fratze zieht; sein westlicher Band ist ziemlich stdl, seine
Abfälle sinken dann sanft gegen die Teiche von Kobelnitz und Satüzan.
Oberhalb Pratze wenden sich diese Höhen nordöstlich gegen Blazio-
witz und Knich, wo sie immer sanfter werdon und fast in Ebene
übergehen. Diese Höhen bilden gegen jene früher erwähnten, von
den beiden kleinen Bächen nmäossenen, eine schiefe Linie, so dass
das auf ihnen gelagerte Heer der Verbündeten seinen linken Flügel
versagte, der vorgeschobene rechte aber durch die Teiche von Kobel-
nitz, Satczan und Monitz sehr vortheilhaft gedeckt war. Diese Stellung
war stark und erlaubte vorzüglich einen nachdrücklichen Gebrauch
der Artillerie gegen einen Angriff des Feindes. Ihr rechter Flügel war
fast nicht zu umgehen, und auf dem ebenen Terrain des linken konnte
die ziemlich bedeutende Reiterei ihre volle Kraft entwickeln.
Napoleon setzte den Bewegungen der Verbündeten keine Hinder-
nisse in den Weg, sondern b^nttgte sich, sie aof da« Genaueste zu.
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beobachten. Nach und nach zog er seine Vorposten nach Mönitz,
TeUnitz, Sokolnitz und Schlappanitz zurück.
Die Stärke der Franzosen bt nicht bekannt; eie selbst geben sie auf
65.000 Mann an. Die Reiterzahl der Verbündeten zeigt die beiliegende
Colonnen-EintheiloDg. Die Beilage, obwohl ohne Datum, doch von
einem dieser Tage, gibt die Stärke des österreichischen Truppen- und
von Merveldt's Corps an. Man ist indessen der Meinung, dass die Ver-
bündeten etwas stärker waren als die Franzosen. Auf keinen Fall
aber konnte diese Überlegenheit bedeutend sein. Die meisten Generäle
des verbündeten Heeres empfiengen erst gegen Früh die Disposition
zum Angriff des Feindes. Sie beruhte auf der Annahme, dass Kapoleon
mit seinem linken Flügel in dem waldigen G-ebirge links von der
Strasse stehe, seinen rechten an die rückwärtigen Teiche gegen Kobel-
Ditz und Sokolnitz lehne. Hienach überragte der linke Flügel der
Verbündeten bedeutend den rechten der Franzosen. Den Angriff auf
diesen hielt man den wenigsten Schwierigkeiten unterworfen, weil man,
nach Erzwingung der Defil6en von Sokolnitz und Tellnitz, ihm ganz
in der Flanke zu stehen und den weiteren Angriff auf dem offenen
Boden zwischen Schlappanitz und Turas fortsetzen zu können
glaubte.
Durch diese Bewegung wollte man dem Defil6 von Schlappanitz
und Bellowitz ganz anaweichen, durch welches (so wähnte man) der Feind
seine Front zu decken bemüht gewesen sei. Alles würde davon ab-
hängen, dass dieser Plan zeitig und mit möglichster Kraft ausgeführt
werde. Der Angriff sollte also mit schiefer Linie stattfinden, tind das
Corps des Fürsten Bagration, das den äussersten rechten Flügel bil-
dete, sollte vor der Hand blos seine Stellung behaupten, und die
Eeiterei des Fürsten Liechtenstein im Mittelpunkte das offene Terrain
zwischen Kruch und Schlappanitz links und rechts der Strasse zu
decken bemüht sein. Nach diesen Annahmen ward der Angriff an-
geordnet.
Die erste Colonne sollte von Angezd nach Tellnitz marschiren
und, sobald sie diesen Ort und das Defilä erzwungen htltte, ein Ba-
taillon ZOT Deckung ihrer linken Flanke entsenden und mit ihrer
Spitze sich rechts vorwärts an die Teiche halten, bis jene der zweiten
gleiche Höhe mit ihr erreicht. Die zweite Colonne sollte das Thal
zwischen Tellnitz und Sokolnitz erzwingen, — die dritte an dem Schlosse
von Sokolnitz vorüber rücken, ~ die vierte durch den tiefen Grund
zwischen Kobelnitz und Sokolnitz über das Thal gehen, jedoch erst,
wenn die dritte an dem Schlosse von Sokolni^ vorüber wäre. In dem
Masse ab die Spitzen dieser Colonnen nach und nach gleiche Höhen
erreichten, sollten sich ihre Fronten vergrössern , vier Bataillone der
ersten Colonne sich des Wirthahauses bei Turas, drei Bataillone der
"vierten des Dorfes Schlappanitz bemächtigen, während die Colonnen^
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zwiacheD diesen beiden Punkten durch, in die rechte Flanke des
Feindes drängten.
Sobald die erste Colonne das DeSih bei Tellnitz erzwungen
haben würde, sollte Eaenmayer mit seiner Reiterei zwischen den vor-
liegenden Teichen durchgehen nnd sowohl im Rücken der Colonneo
gegen Mönitz, wie in der Richtung von Kloster Rügem hfiufige Patmllen
entsenden, — sobald aber das Holz von Turas durch die InfantOTie be-
setzt wäre, zwischen diesem und dem Dorfe dieses Namens durch-
gehen, um die linke Flanke der Colonne zu decken. Das OehOlz von
Turas aber sollte stets besetzt bleiben, auch wenn der Feind jenseits
Latein über die Strasse gedrängt und in das Gebirge geworfen würde.
Erat wenn der Angriff des linken Flügels so weit gediehen wäre,
sollte der Fürst Bagralion, nntersttltzt von der Reiterei Liechtenstein'»,
sich der Höhe von Twaroina zu bemächtigen suchen und sie mit
zahlreicher Artillerie besetzen ; dadurch sollte der Reiterei die Möglich-
keit verschaäl werden, sich auf der Höhe rechts nnd Unks der Strasse
hinter dem Löscher Wirthshaus zu halten, nnd dem Corps Bagration's
die Behauptung der Höben jenseits des Thaies von Twarozna er-
leichtert werden. Von dem G-elingen des Angriffes am linken Flügel
sollte überhaupt das Schicksal des Tages abhängen, das man aber
nicht als entscheidend annahm, sobald es dem Fürsten Bagration auf
dem rechten Flügel nicht gelänge, dem Feinde den hartnäckigsten
Widerstand entgegen zu setzen. Die Reiterei des Fürsten Liechtenstein
sollte sich deshalb auf jede feindliche Colonne stürzen, die Bagration,
und besonders dessen linken Flügel, anzugreifen versuchen würde. Zur
Unteratülxung ihrer Bewegungen sollte sie anf der Höhe zwischen dem
Löscher Wirthshaus und Schla^panitz ihre leichte Artillerie aufführen
lassen und dadurch Meister der ganzen Ebene herwärts Schlappanitz
bleiben.
Glückten die Angriffe des Fürsten Bagration, so sollte dann die
Vereinigung der ganzen Scblacbtlinie zwischen Lösch und Nennowitz
vor dem Dorfe Latein stattfinden, und die Reiterei die frei gewordenen
Defiläa von Schlappanitz, Bellowitz und Eritschen eo schnell als mög-
lieb durchziehen, um ^e Infanterie in der Ebene zu unterstützen nnd
den Feind zu verfolgen. Der ganze Abmarsch des Heeres sollte links
erfolgen, und von den vier Infanterie-Colonnen des linken Flügels nur
80 viel aufmarschiren, als die Strasse zwischen Schlappanitz nnd dem
Tnraser-Walde für zwei Treffen erforderte; der Rest sollte in vier
kleinen Colonnen, der Front als Reserve dienend, folgen. Das Corps
des Grossfürsten Constantin sollte auf den Anhöhen rückwärts Bla-
ziowitz und Kruch aufgestellt werden, nm der Reiterei Liechtenstein's
und dem Corps Bagration als Reserve zu dienen.
bn unglückUchsten Falle sollte der Rückzug in die Stellung von
Hodiegitz, Niemtsohau und Herspitz gehen. Die Stande des Auf-
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bracha für alle Coloimeii, mit ÄiiBiialime BagratioDB, war 7 Uhr Frtih;
doch sollte jede Colonne, ehe sie nach erzwungenem Defilö weiter
rückte, das Vorbrechen der Spitze der linken abwarten, von wo aus
die Richtung der Front genommen wurde. Während man im Haupt-
quartier der Verbündeten den Plan entwarf, den Feind hinter dem
Defilä anzugreifen, rückte Napoleon über dasselbe.
Der linke Flügel unter Marschall Lannes, gebildet durch die
Division Suchet und Ca&relli, lehnte sich links au das Dorf Bello-
witz, rechts an die grosse Strasse; vor seiner Front hatte er das Dorf
TwaroJna, das mit 18 Kanonen and dem 17. leichten Infanterie-
Begiment unter dem Befehle des Qenerals ClaparMe besetzt war. An
diesen Hügel sich lehnend, zu beiden Seiten der Strasse, iu der Rich-
tung von Girzikowitz, standen die Huszaren-, Jäger- und Dragoner-
Äbtheilungen, unter den Gtenerälen Walther, Beaumont und Keller-
mann. Rechts rückwärts von Lannes, zu beiden Seiten der Strasse,
standen unter Mnrats Befehl die Cürassier-Divisioneu Nansouty und
Hautpoult, das Defilä von Bellowitz im Rücken. An sie lehnte sich
vorwärts Scblappanitz die Mitte der Schlachtlinie unter Bemadotte,
gebildet von den Divisionen Rivaud und Drouet, Vor ihrer Front lag
das Dorf Girzikowitz, stark besetzt; den rechten Flügel befehligte
Marschall Soult; sein Corps bestand aus den Divisionen Vandamme
und St. Hilaire, welch' letztere Puntowitz vor ihrer Front besetzt
hatte, und Legrand, die zwischen Kobelnitz und Tellnitz als äuaserster
rechter Flügel aufgestellt war; sie hielt die Dörfer Tellnitz, Sokolnitz
und Kobelnitz durch Infanterie stark besetzt und ward durch Reiter-
Abtheilungen von Davoust's Corps verstärkt; nordwestlich auf der
Hebe hinter Scblappanitz standen als Rückhalt die Garden unter Bes-
si^es, 10 Grenadier-Bataillone unter Ondinot mit 40 Kanonen, das
Ganze befehligt von Marschati Duroc. Zur Beobachtung des Punktes
Kloster Raigem an der Sehwarzawa war Davoust mit der Division
Friant und den Dragonern unter Pourcier, und gegen Nikolsburg
die Division Gudin entsendet, um Merveldt'a Corps in Achtung zu
erhalten.
Den linken Flügel des verbündeten Heeres befehligte der Ge-
neral der Infanterie Graf BuxhBvden; er marschirte mit der ersten
Colonne; die Mitte der russische Oberfeldherr in Person an der Spitze
der vierten Colonne; den rechten Flügel FML. Fürst Johann Liechten-
stein und Fürst Bagration, denn dieser war jenem nicht unmittelbar
untergeordnet. Die Vorhut des linken Flügels, 5 Bataillone, 34'/, Schwa-
dronen, stand unter dem Befehle des FML. Kiemnayer. Die erste Co-
lonne, 22 Bataillone, befehligte GL. Doktorow; die zweite, 17 Batail-
lone, 2 Compagnien, GL. Graf Langeron; die dritte, 18 Bataillone,
1 Compagnie, 5 Eacadronen, GL. Przibiszewsky ; die vierte, 27 Batail-
lone, 6 Compagnien, 2 Escadrouen, FML. Graf Kollowrat; die fünfte
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Colonne oder die Reiterei stand tmtar dem BefeUe des Öenerala Fürsten
Liechtenstein und war 69 Escadronen stark. Das Corps am reckten
Flügel, die frühere Vorhut, 15 Bataillone, 45 Escadronen, commiindirte
der GL. Fürst Bagration. Die kaiserlichea Garden als Rückhalt unter
dem Grossfllrst Constantin zäUten 10 Bataillone, 17 Escadronen.
Der Morgen des 2. brach an. Ein dichter Nebel lagerte anf der
Gegend, Napoleons Absichton begünstigend, and entzog, obgleich beide
Heere kaum eine Kanonenschusaweite trennte, seine Stellung den
Blicken der Verbündeten. Um halb 7 Uhr Früh setzte sich der Make
Flügel des russisch- österreichischen Heeres nach der gegebenen Dis-
position in Bewegung.
Kienmayer zog seine Vorposten ein, bis auf 3 Huszaren-Eaca-
dronen, welche bei Holubitz verweilten, und rückte von Äugezd gegen
Tellnitz vor, am durch Wegnahme dieses Dorfes der ersten Colonne
den Weg durch das DefiU zu bahnen. Der Feind hatte die Höhen
diesseits mit einem Tirailleurs-Batailloue und das Dorf selbst mit dem
3. Infanterie- Regimen te besetzt. Kienmayer Hess das 2. Szekler-Regi-
ment unter Major Deveky mit klingendem Spiele vorrücken ond ent-
sendete etwas Reiterei gegen einzelne feindliche Abtbeilungen, die sich
rechts des Dorfes sehen Hessen. Die Franzosen vertheidigten sich
hartnäckig. Kieamayer unterstützte den Angriff durch das 1- Szekler-
Regimeut, welchem noch ein Bataillon Brooder folgte; aber auch der
Feind erhielt Verstärkung. Jetzt ward das Gefecht sehr lebhaft; rechts
deckten den Angriff die Huszaren von Hesaen-Homburg unter General
Nostiz, links Szekler unter General Fürst Moriz Liechtenstein. Das
erste Szekler-Bataillon verlor fast die Hälfte seiner Leute; auch die
Huszaren litten viel durch das feindliche Tirailleursieuer. Endlich ge-
lang es dem General Stutterheim, sich der Höhe zu bemftchtigen.
Der Feind hatte seine Infanterie in den Graben geworfen , der
das Dorf wie eine Verschanzung umgab. Der Kampf ward sehr mör-
derisch. Die Szekler -Bataillone drangen in das Dorf, wurden aber
wieder zurückgeworfen; sie achlugen sich mit vieler Tapferkeit und
verloren fast zwei Drittheile ihrer Leute durch Tod und Verwundung.
Das Gefecht dauerte bereits eine Stunde; der Feind hatte noch be-
deutende Reserven von der Division Legrand hinter dem Dorfe.
Endlich brach die Spitze der ersten Colonne unter Doktorow aus
Augezd hervor. Buxhövden, der sich bei dieser Colonne befand, sandte
Kienmayer ein Bataillon des 7. Jäger-Regiments zur Unterstützung
und eine Brigade als Rückhalt. Vereint mit den Szeklem warfen sie
mit dem Bajonette sieben sich tapfer vertheidigende feindliche Batail-
lone aus dem Dorfe hinaus. Der Feind räumte das Defile ziemlich
und stellte sich hinter demselben in Schlachtordnung. Die Colonne
säumte, die errungenen Vortheile zu benutzen, weil man erst das Er-
scheinen der zweiten erwarten wollte. Es war ungefähr 9 Uhr Erüh,
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als Friant vom m. iranzÖBiachen Corps, den dicken Nebel nnd Fnlver-
dampf, der auf dem Thale lag, benutzend , das Dorf erneuert angriff
und anch die rnaaiachea JSger nnd ÖBterreiclier , die es vertheidigten
zurück drückte. Das Regiment Nen-Ingermanland, das sie unterstützen
sollte, ward mit in die Flucht gerissen und verbreitete Verwirrung
bis in das erste Treffen der Colonne. Der Feind verfolgte die Wei-
chenden bis auf die diesseitigen Höhen; hier warf sich aber Qeneral
Nostitz mit solchem Ungestüme mit 2 Escadronen Hessen-Homburg
anter Oberst Moor in seine Flanke, dass er zurückwich und mehrere
hundert Gefangene einbüsste. Unterdessen hatte sich der Nebel zer-
streut, und die Colonne war in zwei Treffen entwickelt. Sie rückte
gegen Tellnitz vor; es erhob sich eine lebhafte Kanonade, der Feind
ward neuerdings aus dem Dorfe gejagt und zog sich allmälig in der
Richtung von Sokolnitz zurück. Die Cavallerie-Brigaden Stutterheim
und Moriz Liechtenistein giengen ungehindert durch das Dorf; die
Colonne folgte, dieses links lassend, und setzte sich auf der jenseitigen
Höhe in Schlachtordnung.
Unterdessen hatten anch um halb 8 Uhr die zweite und dritte
Colonne ihre Lagerplätze verlassen. Erstere marschirte die Schlucht
entlang, welche von der Hohe von Pratze gegen das Scfalose von
Sokolnitz ^ibrt; zwei Oompagnien reinigten sie von den einzeln darin
verborgenen feindlichen Tirailleurs. Zwei Bataillone der Division hielten
Sokolnitz besetzt. Das 8. Jäger-Kegiment, welches an der Spitze mar-
schirte, griff sie lebhaft an und bemächtigte eich nach einer hart-
näckigen Gegenwehr des Dorfes.
Der Feind hatte auf der Höhe jenseits eine Batterie aufgeführt;
es erhob sich eine starke Kanonade. Endlich nahmen die Jäger die
Höhe, zwei feindliche Kanonen fielen in ihre Hände, und die Colonne
begann sich zu entwickeln. Während dessen erschien auch die Spitze
der dritten, die durch Fratze, Kobelnitz rechts lassend, gezogen war,
und rückte in Sokolnitz ein. Es scheint, dass es ihr hier an Terrain
zum Autinarach fehlte, da die erste und zweite zu viel Truppen ent-
wickelt hatten, uad der rechte Flügel der letztem bis gegen das
Schloss von Sokolnitz gedrückt war. Es ist gewiss, daas die Colonne
nicht zum vollkommenen Aufmarsch hinter Sokolnitz gelangte und in
dem Orte schon in Unordnung gerieth. Wir werden aus dem Ver-
laufe der Schlacht sehen, dass die Höhen von Fratze bereits angegriffen
waren, als die Spitze dieser Colonne bei Sokolnitz erschien, und hierin
mochte wohl grOssten Theils die in der Colonne entstandene Unordnung
ihren Orund haben.-
Soweit waren die Angriffe des linken Flügels gediehen, von
denen die Verbündeten die Entscheidung der Schlacht abhSngig machten.
Jetzt zerstreute sich der Nebel und Hess Napoleon die Lage der
Dinge überblicken. In jenem Augenblicke, es mochte 9 Uhr Früh
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Bein, wo die drei ersten Colonnen bereits in dem Defilä verwickelt
waren, und die beiden andern sich in Bewegung setzten, nm die in der
Disposition ihnen angewiesenen Punkte zu erreichen, gab er den Befehl
znm Angriff. Die französische Schlachtlinie brach sich in Colonnen
und rückte über den von ihrer Front herab laufenden kleinen Bach;
die Reserven giengen über das Defil6 von Schlappanitz und ersetzten
das vorgerückte IV. Corps in der Stellung. Die Anhöhe von Fratze
lag im Mittelpunkt der Stellung; gelang den Franzosen ihre Behaup-
tung, so war der linke Flügel der Verbündeten abgeschnitten. Den
Angriff gegen diesen wichtigen Punkt leitete Marschall Soult unter
Napoleons Oberbefehl.
Die vierte Colonne, an deren Spitze sich der Kaiser von Russ-
land nnd Kutusow in Person befanden, bestand aas dem 6. Bataillone
der öBterreicHschen Infanterie und jenen russischen Truppen , die
dem weitem Rückzug vom Tnn bis nach OlmUtz beigewohnt hatten
und durch die grossen Verinste in frühem blutigen Gefechten sehr
geschwächt waren. Sie brach, um den drei ersten Colonnen Zeit zu
lassen, etwa eine halbe Stunde später als diese auf. An ihrer Spitze
marschirte die russische, dann die Österreichische Infanterie. Die kleine
Vorhut bestand aus 2 russischen Bataillonen und 2 Escadronen Johann-
Dragoner. Eben verliess der Nachzug der dritten Colonne die Höhe
rechts vor Fratze, und die Spitze der vierten erreichte den verlassenen
Lagerplatz derselben, als man das schnelle Hervorrücken zweier feind-
licher Colonnen, aus den Divisionen Vandamme und St. Hilaire be-
stehend, jenseits Pratze bemerkte; doch gelang es noch der Vorhat,
die Brücke über den kleinen gegen den Teich von Kobelnitz herab-
fliessenden Bach vor den Franzosen zu erreichen, über welche die
Johann-Dragoner nebst einem Bataillon die jenseitige Höhe gewannen;
das andere Bataillon blieb in Pratze zurück. Kutusow, überrascht
durch die Angriffsbewegung des Feindes, fühlte die Nothwendigkeitf
sich den Besitz der Höhen .Unks von Fratze, and koste es woa es wolle,
zu sichern. Die mssische Infanterie entwickelte sieh rechts von Pratzei
und enteendete 1 Bataillon zur Unterstützung des Bataillons der Vor-
hut, welches die jenseitige Höhe erstiegen hatte. Doch schon war die
leichte französische Infanterie Meister derselben, nachdem sie dieses
Bataillon zum Weichen gezwungen hatte. St Hilaire Hess seinen Tirail-
leurs die rechte Flügel-Brigade folgen, während die andere derei>
Rucken deckte. Gtegen die Brigade Kamenskoi, — welche 0-eneral Lan-
geron, der des Feindes Vordringen gegen die Höhe bemerkte, der
vierten Colonne zu Hilfe sandte, — Hess Sonit die in Reserve gehaltener
Brigade Levasseur; durch eine Directions- Veränderung rechts, nach
ZurUckwerfung der Russen, St Hilaire's rechten Flügel unterstützen,,
welcher 3eneral, obgleich verwandet, den Befehl fortbehielt und später
mit seiner ganzen Division eine Frontveränderung rechts vornahm,.
Ölten. Billlfir. ZelUshrift. 1874. (Palding lAOS.) 11-. ,
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nach welcher er weiter vorrückte. KntuBOW befüil den daterreit^sclkeii
Brigaden Jurecbek and Bottennund, die Hohe zu nehmen. Der Angriff
«rfolgte mit Entschloaeenheit ; der Feind ward zurückgedrängt; eines
seiner vordersten Regimenter, umringt, yerlangte zu capitnlireu, als ea
frisch anrtkckenden Truppen gelang, die Österreicher zum Weichen
au bringen. Zwar schien der gleichzeitige muthvolle Angriff der Bri-
gade Kamenskoi das Q-teichgewicht des Kampfes wieder herstellen zu
wollen, aber der Feind hatte auf diesem Punkte nebst den Vortheüen
des Terrains die Übermacht für sich. Diese Vortheile vermehrte noch
ein unglückseliger Irrthum, dass nfimlich die österreichische Artillerie
der Ähnlichkeit der Uniformen wegen, die feindliche Infanterie für
Bussen ansah und ihr Feuer in dem Augenblicke einstellte, als es
am wirksamsten fiätte werden sollen. Nur ein allgemeiner Angriff
mit dem Bajonnete schien das einzige noch übrige Mittel zur Wieder-
Erobening dieser wichtigen Hohen. Er ward befohlen. Mit Mutb
atUrzten sich die österreichischen Brigaden und Eamenskoi's Tmppen
auf den Feind ; dieser wankte einen Augenblick, und die Höhe ward
erstiegen. Das Regiment Salzbui^ und Auersperg nebst den Truppen
Kamenskoi's schlugen sich mit ausgezeichneter Tapferkeit; der öster-
reichische G-eneral Jurecbek ward schwer verwundet Die links von
St Hilaire kämpfende Division Vandamme ward gezwungen, mit dem
linken Flügel einen Haken zu bilden; ihrer vortrefflichen Stellungaart
verdankte sie aber die Möglichkeit eines ausdauernden Widerstandes.
Die Hitze der Angreifer Hess nach; ihre Colonne war ohne alle Unter-
stützung, als Napoleon noch die Dragoner-Division Boyer zu SoolVs
Verfügung schickte, welche dieser zur Verst&rkung des linken Flügels
St. Hilaire's mit so gutem Erfolge verwandte, dass die Verbündeten,
die Hochebene au%ebend, sich erst in den Weinbergen an deren jen-
seitigen Äbf^en wieder ordneten; zugleich gieng der grOsaere Th^ d^
deschütze verloren, die im lehmigen Boden stecken blieben. Unter-
dessen war General Miloradowitsch , dessen Truppen die peraönliche
Gegenwart des Kaisers anfeuerte, auf dem rechten Flügel gleichiaUB
voi^erOckt; aber der Fall der Generäle Bei^ und Repninsky bestürzte
die Soldaten. Der Angriff verwandelte sich in ein Ungewisses, schwan-
kendes Vorrücken , begleitet von einem wirkungslosen Feuer. Die
Bussen wichen, und der gleichzeitige unglückliche Ausgang des Kampfes
auf den Höhen vollendete auch hier den Sieg des Feindes, der sogleich
Gesohütz anfahren liess und die Weichenden mit einem lebbafi^en
Feuer verfolgte. Die Division Vandamme, die gegen Miloradowitsch
Bo tapfer gekämpft hatte, bekam von Napoleon die Weisung, mit einer
Directiona-Verändenrng -rechts die Hoben und das Dorf Augezd zu
gewinnen, um den ersten zwei verbündeten Colonnen den Rückzug
abzuschneiden; sie wurde auf der Hochebene von Pratze durch die
Division Drouet des 1. Corps ersetzt Die geachlagene Colonne zog
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«ich nun nach WaKan uod von da in die Stellung yon Herspitz tind
Hodiegitz, die Brigade Kamenskoi über Augezd znrdck. Zwei Standen
nDgefillir hatte dieses Gefecht gewährt; die Mitte der Verbündeten
war durchbrochen, und das Schicksal des T^es entschieden. Die öster-
reichiachen Truppen verloren 1 G-eneral, 6 Stabs-, 19 OberofSciere
und 1886 Hann durch Tod und Verwundung; 6 0£Gciere and 470 Mann
£elen in feindliche Qefangenschaft.
Während des G-efechtes aaf den Höben von Fratze hatte die
Schlacht auch auf dem rechten Flügel der Verbündeten begonnen. Die
schnelle und unerwartete Angriffsbewegung des Feindes durchkreuzte die
Pläne der Verbtlndeten. Fürst Liechtenstein, der etwas später als die
Disposition es sagte, aufbrechen konnte, weil er den Colonnen des
linken Flügels Zeit aum Vorrücken lassen musste, sollte das Terrain
zwischen Schlappanitz und dem Löscher Wirthshaus behaupten. Allein
der Feind hatte durch seine Vorrückung das Terrain bereits im Be-
sitz. Liechtenstein masste, nm sich mit Bagraldon's Corps zu verbinden,
durch eine Linkssiehung seine Richtung gegen Krach nehmen. Weil
aber dadurch sein Heertbeil einen weit ausgedehnteren Theil der
Schlachtlinie bilden mnsste, als es die Disposition vorausgesetzt hatte,
so geschah es, dass Qrossfürst Constantin, der zur bestimmten Stand»
seine Stellung verliess, sich im ersten Treffen mit dem Feinde im
Gefechte sab, während er im Rückhalt zn sein gtaubte. Kaom auf der
Höhe zwischen Ernch and Blaziowitz erschienen, ward er von Keller-
mann's leichter Reiterei und den Tiraillears der Division Rivaad an-
gefallen und liess deshalb in Eile das Dorf Blaziowitz von den Garde-
Jägern besetzen. Li (Uesem Augenblick langte auch die Colonne des
Fürsten Liechtenstein bei Blaziowitz an; er entsendete schnell das
Haszaren - Regiment Ehaabethgrod unter dem General Uwarow gegen
Emch, um die durch das rasche Vordringen der feindlichen Reiterei
bedrohte linke Flanke des Fürsten Bagration zu decken. Der er-
haltenen Weisung gemäss, beachloss der Fürst sich anf die feindlichen
Colonnen zu stürzen, um ihrem Vordringen Grenzen zn setzen. Die
Colonne begann sich zu entwickeln, allein das an ihrer Spitze mar-
schirende Regiment Grossfürst Constantin-Uhlanen wartete ihren voll-
kommenen Aufmarsch nicht ab, sondern warf sich mit Ungestüm auf
die feindliche Reiterei und durchbrach sie ; diese sprengte dnrch
Zwischenräume der Infanterie - Colonnen zurück. Ihrem Muthe sich
überlassend, wollten nun die Uhlanen auch das zweite Treffen der
feindlichen Reiterei angreifen, geriethen aber, durch die Hitze ihres
ritterlichen Anführers, des Generals Essen, verleitet, zwischen die Division
lUvaud und Caffarelli , deren mörderisches Feuer die Uhlanen
in Unordnung brachte. In diesem Augenblicke sank der tapfere
Essen tödtUch verwundet. Das durch den bedeutenden erlittenen
Verlust vom weiteren Vordringen abgeschreckte Regiment kehrte
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um und konnte erst hinter Elisabethgrod-Htuzaren wieder geaammelt:
werden. ,
Währead eine mörderische Kanonade Tod durch die Keihen der
beideraeitigen Heere verbreitete , drangen die Franzosen immer un-
gestümer gegen die Höhen zwischen Blaziowitz und Pratze vor. Fürst
Liechtenstein muaate sich zur Deckung dieses Terrain's noch mehr-
linka ziehen. Er liess die Regimenter Nassau und Lothringen-CUrassier»
unter dem General Chramelly die feindliche Infanterie, die aus Gir-
zikowitz hervorbrach und sich in den Weingärten zwischen diesem-
Orte und Fratze ausbreitete, mit Erfolg angreifen, wodurch sie in:
ihrem Vordringen eine Zeit lang aufgehalten ward. Unterdessen aber
hatte sich der Kampf auf den Höhen von Pratze entschieden, und daa-
heftigo Feuer, das der Feind von dort her gegen die nun entblösst©
linke Flanke der Reiterei richtete, nebst dem Vordringen der Division
Davonst gegen Bjzenowitz, zwang den Fürsten zum Rückzüge gegen
letzteres Dorf.
Während dieser Reiter- Gefechte ward auch der Grossflirst in ein
allgemeines Gefecht verwickelt. Der Feind hatte Blaziowitz angegriffen
und das Garde-Jäger-Bataillon, welches es vertheidigte, herausgeworfen.
Der GrossfÜrst rückte von der Hohe herab dem Feind entgegen , um
ihm das verlorene Terrain wieder zu entreissen. Es erhob sich ein
äusserst lebhaftes Klein-Gewehrfeuerj der Grossfürst, zu ungeduldig,
um lange diesem Kampfe mit zuzusehen, befahl einen allgemeinen
Bajonnet-Ängriff, und trotz des mörderischen Eartätschenfeuers, mit dem
die französischen Batterien die Vorrückenden empfiengen, drang die
russische Linie vorwärts; schon wankte der überraschte Feind, als in
diesem entscheidenden Augenblicke die Reiterei der französischen
Garden unter Bessi^es, von Napoleon zur Unterstützung dieses Theijs
der Schlachtlinie entsendet, durch die Zwischenräume der Infanterie
durchbrach, sich auf die russische Linie stürzte und sie durchritt.
Das Garde-Rsgiment zu Pferd des Grossfürsten Constantin, die Blosse
der feindlichen Reiterei benützend, griff sie in der Flanke an, warf
sie über den Haufen und stürzte sich nun auf die Infanterie, hieb
ein Bataillon des 4. Regiments und ein leichtes des 24. Regiments
zusammen und nahm seinen Adler. Napoleon, der, seiner Reserve vor-
aus, sich bei Blaziowitz befand, befahl dem General- Adjutanten Rapp,
sich an der Spitze seiner Mameluken, dann zweier Jäger- und einer
Grenadier-Escadron dem Feinde entgegenzuwerfen. "Unterstützt von
einigen reitenden Geschützen, griff dieser die russische Garde-Reiterei
an, die bald verstärkt wiederkehrte. Es folgte ein zweites sehr lütziges
Beitergefecht ; die russischen Garden bewiesen ungemeine Tapferkeit;
endlich sahen sie sich zum Rückzüge auf die verlassenen Höhen ge-
zwungen, wo sie sich wieder zu sammeln suchten. In vollkommener
Ordnung setzte dieses ausgezeichnete Corps seinen Rückzug nach
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KrSenowitz fort, wo es, gedeckt von den QBterreichiacIidn CUrassieren
-unter Ftlnit Hohenlolie, das Defil6 übersetzte, nachdem es in diesem
bartnäckigen Elampfe grossen Verlust an Todten und Verwundetea,
doch nur sehr geringen au Ge&ngenen erlitten hatte. Fürst Keppnin,
Oberst der Reiter-Garde, fiel verwundet in die Hände der Franzosen.
Schon mit Tagea-Änbruch hatte sich zwischen den Vortruppen des
Marschall, Lanaes und des rechts der StraBse stehenden Fürsten
Bf^ation das Gefecht enteponnen. Bogration hatte die Dörfer Hol-
Inbitz und Kmch durch 3 Bataillone des 6. Jäger-Kegiments und
durch Kosaken unter General Ulanius besetzt. Nach und nach
vFard das Gefecht lebhafter. Bagration sandte zur Verstärkung seines
bedrohten linken Flügels Pawlogradsky ■ Huszaren nebst mehreren
Kosaken-Polks gegen Gollubitz, wo sie sich an Elbabetbgrod-Hus-
■zsx&n unter Uwarow anschlössen. Es erhob sich nun eine lebhafte
E^nonade. Mittlerweite rückte hier die feindliehe Reiterei vor, und es
«rfolgten mit abwechsebidem Glücke mehrere Angriffe der beiden
Huszaren- Regimenter Elisabetbgrod und Pawlogradsky. Noch hatte
daa Gefecht auf dieser Seite keine Entscheidung erhalten, als Ftirst
Bagration aus dem Kanonendonner auf die glücklichen Fortschritte
des linken Flügels der Verbündeten achlosa. Überdrüssig, länger ein
Zuschauer des vermeintlichen Sieges zu bleiben, befahl er eine all-
gemeine Vorrttckung seines Corps. Kaum hatte diese Bewegung be-
gonnen, als man die feindliche Front sich ebenfalls vorbewegen sah.
Es entstand nun eine mÖrderiBche Kanonade, die aber von Seiten des
Feindes aus seiner beherrschenden Stellung mit überwiegendem Erfolg
unterhalten wurde, da die russischen Batterien tiefer standen. Auf der
Strasse und vor HoUubitz war das Klein- Gewehrf euer äuösorst lebhaft
Der rechts im PoBOriitzer-TJhale aufgestellte General Czaplitz erhielt
nun Befehl, vorzurücken und Twaroäna anzugreifen. Zugleich wurden
2 Bataillone des 5. Jäger-Regiments gegen den Wald und die Wein-
gärten entsendet, wo der Feind einzelne Infanterie-Posten hatte, die,
von den Jägern zerstreut, unter die Kanonen von Twaroäna flohen.
Ermuthigt durch den gleichen Erfolg dieser Angriffe, drangen die ver-
folgenden Jäger und KoBaken im Rücken der franzSsiachen Linie
selbst bis nach TwaroJna vor und machten viele Beute und Gefangene.
Mehrere Stunden dai;ierte nun schon der Kampf ohne Entscheidung,
als gegen Mittag, nachdem die Höhen von Pratze verloren, und die
6. Colonne nebst den Garden zum Weichen gebracht worden waren,
die feindliche DiviBion Caffarelli in Colonnen gegen den linken Flügel
Bagration's vordrang. Der Widerstand war lebhaft, die vordersten feind-
lichen Regimenter worden abgewiesen; durch eine rasche Bewegung
gewann endlich der Feind die linke Flanke des Huszaren-Regimenta
EÜsabethgrod, und die Reiterei ward nach tapferem Widerstand an den
Graben der Walkmühle geworfen. Da dieser nur auf dem schmalen
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Damme bei der Mühle paBsirt werden komite, so gerieÜi fiie in Un-
ordnitng; der Feind machte mehrere Gefangene und erbeutete 3e-
schätz, doch verfolgte er sie nicht weiter, und sie ordnete sich wieder
auf der jenseitigen Höhe. Qeneral Ulanius ward nach tapferer Qe^en-
wehr ebenso aus Kruch und Hollubitz geworfen. Ein Angriff en mu-
r£ÜUe der CttrasBier-Division d'Hautponlt brachte die russiachen Ba-
taillone in Unordnung, in der sie sich gegen das Thal hinter dem.
Poathanse von Posoriitz zurückzogen ; nur die Reiterei der Mitte
und des rechten FlUgels nebst den Jägern setzten dem Feinde so
viel Widerstand entgegen, dass einige Bataillone geeammelt werden
konnten. Marschall Lannes, die Trennung der russiachen In&ttterie
benutzend, liess die Division Suchet und einen Theil der CaSarelU'a
ihren rechten Flügel vornehmen, und durchbracb damit die russische Linie
abermals, während sein zweites Infanterie-Treffen aufmarschirte und
Bosenitz wieder nahm, worauf eine französische Batterie von 18 Ka-
nonen auf der beherrschenden Höhe zwischen diesem Dorfe und
Kowalowitz auffuhr. Die gegen Twaro£na vorgerückten Äbtheüungen
wurden theils abgeschnitten und Viele gefangen, theils retteten sie
sich durch die Weinberge über Siewitz und Posoriitz und vereinigten
sich so wieder mit dem Corps. Indessen gelang ea dem Fürsten Ba-
gration, seine zerstreuten Bataillone auf der rechts von der Brünner
Strasse zwischen Rausnitz und dem Fosoriitzer Posthause liegenden
Anhöhe wieder einigermassen zu sammeln, als ein erneuerter Angrifi*
Suchet's das Corps gänzlich zu zerstreuen drohte. In diesem ent-
scheidenden Augenblicke erschien Major Frierenberger des k. k. Bom-
bardier-Corps, mit zwei 12pfündigen Batterien von Obnütz kommend.
TJnverweilt fuhr er mit seiner Batterie ohne Bedeckung vor und auf,
in wenigen Minuten schwieg vor seinem Donner das feindliche öeschiitz,
und seine Linie musste hinter der Höhe gegen das mit mörderischem
Erfolg geleitete Feuer des tapfem österreichischen Majors Schutz
suchen, der für diese verdienstvolle That nach dem Frieden zum.
Ritter des Marien-Theresien-Ordens ernannt wurde.
Nun gewann das vom Feinde nicht weiter angegriffene Corp»
Zeit, sich mehr zu ordnen, und trat Abends gegen 6 Uhr seinen R(lck-
zug, gedeckt von der Reiterei unter Uworow, über Alt-Rausnitz gegen
Austerlitz an. Sein Verlust, der, sowie der ganze russische, nicht
genau bekannt ist, soll gegen 3000 Todte und Verwundete, 2000 Ge-
fangene nebst 27 Kanonen betragen haben. Durch diesen Rückzug^
ward die Strasse von Wischau entblösst, und der grösste Theil des
Gepäckes der Armee fiel hier in die Hände des Feindes, der si^leich
auf dieser Strasse bedeutende Reiter- Abtbeilungen entsendete. Wir
wenden xms nun zu dem linken Flügel der Verbündeten, den wir in
der Ansßlhrung der erhaltenen Disposition jenseits Sokolnitz und
Tellnitz verlassen haben. Aus dem Vorhergehenden haben wir ge-
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sehen, duBH der Nachzug der 2. und 3. Colonne docIi im Abrücken
begriffen war, als sich bereits der Feind gegen die Höhen von Pratze
in Bewegung setzte, und seine Tiraillenrs aus Kobelnitz sich im
Rucken dieser Colonne ausbreiteten.
Während nun noch die leichte CaTallerie den von Sokolnitz
gegen Turas und Kobelnitz Torrückenden Colonnen gegenüber stand,
hatte Soult nach Wegnahme der Höhe von Fratze, als der Division
Vandamme die Bestimmung nach Augezd ertheilt wurde, die Division
St Hilaire sammt der Brigade Levassear beordert^ in Sokolnitz ein-
zudringen uiid die Verbindung mit den andern Brigaden Legrand's
herzasteilen.
Langeron hatte die Brigade Kamenakoi zur Unterstützung der
4. Colonne entsendet und, bei immer lebhafter werdendem Kampfe,
der Mitte des Heeres noch das Begiment Kursk auf der Hohe hinter
Sokolnitz als Reserve zurückgelassen.
Vergebens sandte diesem der General Priibiszewsky das Komment
Fodolsky zu Hilfe , denn es fand ersteres bereits vom Feinde um-
ringt und gröBsten Tbeila geüangen. Das Regiment Podolsky selbst sah
sich nach lebhaftem Widerstände zum. Rückzug nach Sokolnitz ge-
zwungen. Der nach Übersetzung des DefiWB von Sokolnitz längs des
Goldbacbes Regen Kobelnitz vorgerückte Theil der 3. Colonne sah
sich, von mehreren Seiten gleichzeitig angegriffen, zum Bückzuge ge-
nöthigt, wobei viele Lente in den Morästen nächst Sokobiitz zu Grunde
giengen oder versprengt in Gefangenschaft geriethen. Die Russen ver-
theidigten Sokolnitz mit Hartnäckigkeit, aber endlich mussten sie sich,
von der Übermacht überwältigt, auf die Colonne zurückziehen. Die
Angriffe des Feindes erneuerten sich von allen Seiten. Ein Theil der
2. Colonne floh gegen Augezd und schloss sich an die bereits im
Rückzuge begriffene 1, Colonne an. Die Überreste der zweiten und
fast die ganze dritte wurden gegen den Teich von Kobelnitz gedrückt
und versuchten, sich über dessen Eisdecke zu retten, aber hier stellte
sich ihnen eine Brigade von Oudinots Division entgegen. FrSibiszewsky
nebst zwei andern Generalen, H3 Officiere und gegen 600 Mann mit
der ganzen Artillerie der beiden Colonnen fielen dadurch in Gefangen-
schaft. Soult vereinigte nun seine sämmtlichen Trappen zur Unter-
stützung der vor Augezd stehenden Division Vandamme. Napoleon
Belb«t kam von der Pratzer Anhöhe mit seiner Garde-Reiterei und
Artillerie bei der St. Antons-Kapelle ober Augezd an. Indessen war
Buxhövdeo, der sich an der Spitze der ersten Colonne befand , auf
die Nachricht von dem ungleichen Kampfe des Centrums umgekehrt,
um diesem über Augezd zu Hilfe zu eilen. Feindliche Reiter-Abthei-
lungen waren bereits von Sokolnitz in Bewegung, die aber durch das
Feuer einer gutgeleiteten österreichischen Cavallerie-Batterie wieder
in das Thal von Sokolnitz zurückgejagt wurden.
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Kienmayer Btellte zwüchen Tellnitz und dem Satachaner Taiohe
der von der Hßlie herabdringendeii Division Yandamme die Brigade
Cameville entg^en. Das Chevauxlegers-Regiment O'Belly mit 2 Ecica-
dronen Sz^kler bildete die Spitze der auf Augezd in MarBch ge-
setzten Colonne. Yandamme hatte dieaea Dorf, in welchem er eine
Abtheilung der ruaBiachen Nachhut fand, nach kursem Gbfechte ge-
nommen. Cameville fand ea daher von den Franzoaen besetzt und
zog eich über Satachan nnd den Damm zorlick. Qeneral Buxhövden,
der aicb an der Spitze befand, gieng ntm rechta um daa Dorf herum,
um den Weg nach Ottnitz zu gewinnen, und rettete dadurch die vor-
derBten Bataillone. Der Feind trennte durch einen lebhaften Angriff
und durch dae mörderiBcbe Feuer aeiner unterdeasen auf der Höhe
aufgefiihrten Artillerie vom lY. Corpa und der GTarde die Colonne;
anm Unglück brach die Brücke über den hinter Augezd herum-
führenden Graben unter der Laat der äicb Zurückziehenden. Alle
Kanonen, die sich an der Spitze befanden, fielen in die Hände des
Feindes. Die gänzlich aufgelöBten Bataillone retteten sich zum Theile
über die Eisdecke des Satachaner Teichea, zum Theil wurden sie
gefangen.
Die Mitte und die Nachzug dieser Colonne, mit denen Bich die
Uberbleibael der 2. und 3. Colonne vereinigt hatten, welchen ob ge-
lungen war, sich wieder zu ordnen, zogen aicb unter DoktoroVa Be-
fehl gegen Tellnitz zurück. Kein anderer Weg zum Kückzuge war
nun offen, ala der über den schmalen Damm zwischen dem Träche
von Mönitz und Satschan. FML. Kienmayer eilte mit 2 Escadronen
HeBsen-Hombnrg nnd SzSkler-Huszaren nebst einer Cavallerie-Batterie
voraus und stellte sich zwischen Satschan und Olmütz auf, um zu
verhindern, daae der Feind nicht um den Teich herumgehe und so
auch den letzten noch ttbrigen Weg abschneide. O'Relly-Chevauxlegers
und 2 Escadronen Sz^kler-Huazaren mit 1 Cavallerie-Batterie, deren
Feuer die iranzfisische Reiterei abhielt, deckten den Bückzug und
machten nebst einigen ruaaischen Bataillonen hart vor Tellnitz Front
gegen den Feind. Die Iranzösiache Artillerie fuhr auf Entfernung des
OewehrBchusaes gegen sie auf und überschüttete sie mit einem Kar-
tÄtscbenhagel, worauf die ihr folgende Reiterei mit grösster Energie
auBprengte, aber, bis an die Bajonnete der Russen gelangt, abgewiesen
wurde. Oberst Oehringer sprengte mit genannten öaterreichischen Esca-
dronen und 1 Kosakenpolk nan selbst auf sie an, womach sie sich
auf ihre Infanterie zurückzog, und die Colonne der Allürten nur mehr
durch daa Feuer einer reitenden Batterie auf ihrem weiteren Rück-
zuge beunruhigt wurde. Der tapfere Sz^kler-Oberat Baron Gehringer
fiel hier, durch eine Kartätachenkngel am Kopfe geatreift, beainnungatoB
zu Boden, wurde aber doch durch die Aufopferung einher braven
HuBzaren vor Gefangenschaft bewahrt Ein Infanterie-Regiment unter
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dem General Levis hatte sich in die TflUnitz um^benden Qräben
geworfen und mit solcher Hartnäckigkeit vertheidigt, dass es Doktorow
mO^ob gewesen war, seinen Kückzug über den Damm auszuführeii.
Später bemächtigten sich jedoch die Franzosen des Dorfes Tellnitz und
fahrten eine leichte Batterie bis an den Teich vor.
Der Damm war, trotz des dagegen gerichteten feindlichen
EanonenfenerB, in ziemlicher Ordnung fast passirt, ein Bataillon nebst
2 Kanonen zur Deckung der Flanke bei Satschan au^estellt, und der
grOsste Theil der Colonne bereits an diesem Orte vorüber, als eine
Granate einen Pulverkarron in die Luft sprengte and die Mlihle von
Satschan anztlndete. BestOrzt durch diesen Unfall, sprengte eine Äb-
theilung verscheachter Kesaken, die sich bei der Nachhut befanden,
in wilder Flucht über den Damm and warf Alles, was ihnen im Wege
stand, über den Haufen; mehrere Eanonen blieben auf dem Damme
stehen, und ein Theil der Nachhut, der noch bei der Mühle nicht vor-
über war, zog sich über die Eisdecke des Teiches. Das heftige Ge-
scbützfeuer des Feindes verursachte mehrere Öffnungen im Eise, in
welchem wohl eine Zahl Flüchtlinge verunglückten, deren jedoch im
Ganzen wenig waren. Um halb 3 Uhr Nachmittags hatte der ganze
linke Flügel dieses Defild im Kücken. Die noch etwa aus 8000 Mann
bestehfflide Colonne sammelte sich erst bei Neudorf wieder und setzte
ihren Rückzug gegen Boechowitz fort, vor welchem Orte biwakirt
wurde. Das noch übrige Geschütz musste in dem kothigen W^e
stecken gelaasen werden ; nur Kienmayer's Corps rettete seine Kanonen.
Zwei österreichische Esoadronen bei Mautnitz und 3 andere, welche
unter dem Oberstlieutenaut der Sz^kler Huszaren die Vorpostenkette
des rechten österreichischen FlUgehi gebildet hatten, hielten die ver-
folgenden ^anzösischen Äbtheilungen auf. Das französische Heer blieb
nach errungenem Siege in der Stellung stehen , die das verbündete
Heer Tags vorher inne hatte; dieses zog sich noch in der Nacht hinter
ÄusterÜtz in die Stellung von Hodiegitz zurück.
Von dem beiderseitigen Verluste läset sich nur der des öster-
reichischen Corps mit Genauigkeit angeben; dieser betrug an Todten,
Verwundeten und Gefangenen 5922 Mann. Die russische Armee dürfte
wohl gegen 16.000 Gefangene und 5000 bis 6000 Todte imd Ver-
wundete eingebüsst haben. Die Franzosen haben selten ihre Verluste
mit Treue angegeben. Dumas sagt 800 Todte, 6000 Verwundete, wobei
er die ganze Stärke der französischen Armee auf 65.000 Streiter an-
gibt Weder die französische 'Garde-Infanterie noch die Grenadier-
Division Oudinot waren im Gefechte gewesen. Das Ertrinken so vieler
Russen in den Teichen gehört unter die französischen Übertreibungen.
Allerdings brach das Eis hie und da unter der Last der Fliehenden,
im Guuzen aber waren die Teiche sehr fest gefroren, und die Zahl
der ertrunkenen Russen war gewiss sehr unbedeutend; nach der Äut-
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Bftge des Tellnitzer Ffarrera dUiften sie auf 60 bia faÜchBteas 100 Mann
anzunehmen sein. Die Venninderung der Streitkräfte den mssiacli'
Oaterr ei duschen Heeres £and sich sehr bedeutend, als es aich Abends
in der Stellung von Äueterlitz aammelte; eine Menge Versprengter und
steckengebliebenes OescbUtz fiel noch in die Hände des Feindes. Nur
die österreichische Reiterei, welche nunmehr Ftlrst Hohentohe com-
mandirte, da Liechtenstein an Napoleon mit Aufträgen abgesandt war,
nnd welche die Nachhut bildete, hatte einige Detachements zur Be-
obachtung des Feindes gegen Austerlitz au%estellt
Der ersten Disposition zufolge sollte, im Falle eines unglUcklichec
Ausganges der Schlacht, der Rückzug auf der Strosse von Wischaa
gegen Leipnik stattfinden. Durch den Durchbrucfa des CenlrumB und
die Niederlage des rechten Flügels war der Feind im Besitze dieser
Rückzugslinie. Das Heer erhielt Befehl, sich nach Qoeding zurück-
zuäehen. Die Colonneu setzten sich nach Mitternacht in Bewegung.
Daa Corps Bagration's blieb so lange bei dem Wirthshauae, „zum
weissen Wolf" genannt, stehen, bis die Überreste des linken Flügels
vorübergezogen waren. Eienmayer's Reiterei war von Neudorf nach
Nischkowitz gezogen worden, wo sie bis zum 3. Früh am 9 Uhr
stehen blieb, um den Trtlmmem der Doktorow'acben Colonne Zeit zu
verschafTen, sich wieder mit der Armee vereinigen zu könnend Ftirst
Bagration stand damals eine Stunde hinter den Osterreichischea Höhen
von Uhrzitz. Zwischen Nischkowitz nnd UhrsEitz befindet sich ein be-
deutendes Gehölz, durch welches der Feind das zu weit vorgeschobene
Kienmayer' sehe Corps hatte umgehen können. Kienmayer hielt sich
daher in seiner Stellung nur so lange auf, als nöUiig war, um die
Bewegungen des Feindes zu beobachten und einigen zurückgebliebenen
Bagagen und Nachzüglern Zeit zu lasaen, Uhriitz zu erreichen. Sobald
die Franzosen, welche am 3. Frfth Auaterlitz besetzt hatten, vorrückten,
zog sich Kienmayer auf Bagration zurilck, vorwärts Zaroschitz die
Unterstützung desselben bildend. Ein Detachemeat von O'Relly mit
einigen Kosaken war zur Beobachtung der Strasse von Stanitz (Steinitz)
entsendet. Merveldt erhielt Befehl, sich von Lundenburg gegen G-oeding
zurückzuziehen, am die linke Flanke des Hauptheeres, das um 3 Uhr
Früh bei Czeitsch stand, zu decken und deshalb besonders die Strassen
von Auspitz und Nikolsbnrg im Ange zu behalten, die sich nicht weit
von Ckteding mit einander vereinigen.
Napoleon erliess am 2. Abends aus dem Posor£itzer Posthause
die Anordnungen zum weiteren Vornieken seines Heere und verlegte
dann sein Hauptquartier in das Schloss von Austerlitz. In der Un-
kenntnisa über die Richtung des Bückzuges der geschlagenen Alliirten
war ein Theil des Y. Corps und der Truppen Murat's auf der Strasse
gegen Wischau vorgerückt; die Qrenadier-Division Oudinot nahm bei
Bauanitz Stellung ; Abtheilungen ^engen gegen Kremsier. Erst Abends
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171
erhielt Mnrat Befehl, eich zur Verfolgiuig auf den Weg gegen Uhriitz
und Goeding zu wenden, wohin sich anch Napoleon selbst verfllgte.
MarBchaU Davonst marschirte mit der Division Friant über Anspitz
gegen Goeding, wohin zugleich die Division Chidin von Nlkoleburg
ao&abrechen ' hatte. Das L Corps folgte den Verbündeten auf der
Hauptstrasse von Austertitz nach Goeding. Das FV. Corps bekam
Befehl, auf dem Seitenwege nach Uhriitz zu marschiren, und entsandte
seine Avantgarde nach öayer. Fürst Bagration hatte in dem Gehölze
von Uhrzitz mehrere Posten aufgestellt. Die Franzosen unternahmen
um 2 Uhr Nachmittags eine Recognoscirung, bemächtigten sich des
Geholzes, drängten bis an den Waldrand vor ond machten Miene,
das Dorf wegzunehmen, aber die aufgestellten Batterien verhinderten
das Vorbrechen aus dem Walde j es entspann sich ein mehrsttlndiges
Vorpostengefecht, in welchem aber Bagration seine Stellung behauptete.
Am Abend zog er sich nach Czeitsch zurllck. !^ienmayer stellte sich
vor ihm auf den Hohen von Nasedlowitz auf und schob seine Vor-
posten bis Uhrititz.
Am 4. gieng das verbündete Heer über die March und lagerte
sich auf den Höhen rechts von Holitsch, wo der Kaiser von Rassland
sein Hauptquartier nahm. Der Kaiser von Österreich blieb zu Czeitsch,
um dem Orte der Unterredung näher zu sein, die zwischen ihm und
Napoleon stattfinden sollte. Der unglückliche Ausgang der Schlacht und
die unverkennbar misaliche Lage des geschlagenen Heeres hatten den
Kaiser bestimmt, Friedens-Unterhandlongen einzuleiten, wenn sie auch
mit grossen Opfern verbunden srän sollten. Demzufolge war Fürst
Liechtenstein gleich nach der Schlacht an Kapoleon abgesandt worden,
am ihn zu einer Unterredung einzuladen; er nahm sie an, und die
Zusammenkunft der beiden Kuser ward auf den 4. festgeset^ Mit
dieser Nachricht k^irte Fürst Liechtenstein am 4. Früh aus dem fran-
zösischen Hauptquartier zurück, an welchem Tage zwischen beiden
Heeren ein Waffenstillstand bestehen sollte. W^irscheinlich hatte die
französische Vorhut die diesfalls ausgefertigten Befehle noch nicht
empfangen, denn am frühen Morgen griff sie die Vorhat Kienmayer's
auf den Höhen von Nasedlowitz an; Fürst Bagration zog sich hinter
Czeitsch zurück, und selbst der Kaiser ward dadurch bestimmt, einen
Augenblick Czeitsch zu veriassen. Unterdessen klärte sich dt» Miss-
verst&ndniss bald auf, das Feuer schwieg, und die beiden Vorhuten zogen
sich znrilck, so dass ein Zwischenraum von einer halben Stunde zwischen
ihnen blieb. Das franzSsische Heer war unterdessen voi^rückt und
stand in mehreren Treffen zwischen Damborschitz und Zaroschitz,.
vorwärts Uhriitz.
Die Zusammenkunft der Kaiser von Österreich und Frankreich
erfolgte gegen Mittag nicht weit von dem Dorfe Nasedlowitz, bei einer
Mtthle zur Seite der Strasse ; die Unterredung dauerte lange, ond der
Kaiser von Österreich kehrte erst Abends nach Czeitsch zurück, wohin
auch die leichten Reiter-Regimenter Kienmayer's marschirten. Oeneral
Stutterheim und der franzÖBische General Savary reisten sogleich nach
HolitBch ab , um dem Kaiser von Russland die Beschlüsse ihrer
Monarchen zu überbringen und ihn zu £ragen, ob er den Bedingungen
des verabredeten Waffenstillstandes beitrete. Sie langten um Mittemacht
in Holitsch an, und da der Kaiser dem Waffenstillstände keine Hinder-
nisse in den Weg legte, so eilten sie, das Corps des Generals Mer-
veldt auizusachen, nnd DavouBt's Vorrücken einzustellen, der ihn ver-
folgte. Merveldt hatte zwar schon in der FrUhe von dem Kaiser von
Russland die Nachricht eines abgeschlossenen Waffenstillstandes erhalten
und diesen dem Marschall Davonst mitgetheilt, der aber nicht darauf
eingehen wollte, sondern seine Verfolgung fortsetzte. Merveldt hatte
vorwärts des Defilö's von Luschitz zwischen zwei Teichen seine Stel-
lung genommen, und der Kaiser von Russland zu seiner Unterstützung
beim Ausgange des DeMä's Truppen aufstellen lassen. Als er sich,
von Davoust aufs Ausser ste gedrängt, eben zum Rückzuge nach
Goeding anschickte, trafen die beiden Generäle mit dem Befehle zum
Waffenstillstände hier ein. Davoust stand damals in Josephsdorf, seine
Vorhut nnter Ghidin in Nendorf. Nach der zwischen beiden Kaisern
getroffenen Übereinkuni^ sollten sämmtliche Truppen dort stehen
bleiben, wo sie die Nachricht des abgeschlossenen Waffenstillstandes
erreichen würde.
Am 5. begab sich Fürst Johann Liechtenstein in das tranzSsische
Hauptquartier und scbloss mit dem Marschall Berthier den förmlichen
Waffenstillstands- Vertrag unter folgenden Bedingungen ab:
Es soll zwischen beiden Heeren ein Waffenstillstand bis zum
Abschlüsse des Friedens, oder bis zum Abbruch der Unterhandlungen
stattfinden , in diesem Falle aber der Waffenstillstand 15 Tage vor
Ausbruch der Feindseligkeiten gekündigt werden. Die Linie beider
Heere soll in Mähren der Iglauer, der Znaimer, der Brünner und
jener Theil des Olmützer Kreises sein, der auf dem rechten Ufer des
kleinen Flusses Trzeboska bis zu ihrem Einflüsse in die March liegt,
und das rechte Ufer der March bis zu ihrem Einflasse in die Donau,
Pressburg mitbegriffen, sein. Es sollen sich in einem Umkreise von
6 bis 6 Stunden keine Ssterreichiscben oder französischen Truppen um
Holitsch oder auf dem rechten March-Ufer befinden. Die Trennungs-
linie beider Heere wird ausserdem in den von den Franzosen besetzten
Provinzen in sich hegreifen: Ganz Nieder- und Ob er- Österreich, Tirol,
die venetiamschen Staaten, Kämthen, Steiermark, die Grafschaft Görz
und Istrien, — in Böhmen den Taborer Kreis und Alles, was ostwärts
der Strasse von Tabor gegen Linz liegt Die russische Armee soll die
österreichischen Staaten mit Inbegriff Polens verlassen, nämlich: Mähren
und Ungarn in 15 Tagen, CFalizien binnen einem Monat Um alle Miss-
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173
verstand nissa zu vermeiden, soll die Marachronte der meeischen Truppen
bestimmt angegeben werden, bo dass man jeden Tag wiesen könne,
wo sie sich befinden. Es soll weder in Böhmen, nocb in Ungarn eine
ausaerordeatlicbe Aushebung, nocb irgend eine Insurrectionsbildnng
stattfinden. Keine fremde Armee soll die Staaten des österreichischen
Hauses betreten, die Unterhändler sollen sich sogleich in Nikolsburg
versammeln. Während man diese Unterbandlungen pflog, blieb das
Heer am 6. und 6. ruhig in seiner Stellung, Am 7. wurden alle noch
auf dem rechten Ufer der March sich befindenden rasaiacben Truppen
auf das linke gezogen, die österreicbiscben aber besetzten die entworfene
Demarcationslinie. Den Bedingungen des WafFenetill Standes gemäss
brach das russische Heer am 8. in drei Abtbeilungen auf und mar-
scbirte : die erste, aus den Garden bestehend, tlber Sobotitaoh, Tren-
tscbin, Seybuscb, Krakaa und Lublin nach Bräeaö, — die zweite, be-
stehend aus der sämmtlicben Infanterie, in fünf Colonneu über Meuiga,
Eperira, Dukla und Lemberg nach Kadziwilow, — die dritte Abthei-
lung, aus der ganzen Reiterei bestehend, in drei Colonnen über Cs&csa,
Neuhänsel, Stropko, Dukla und Lemberg, der lÜchtung der zweiten
Abtbeilung folgend.
Qefeoht bei Stöcken.
Am 27. hatte der Erzherzog Ferdinand , den wir im vorigen
Abschnitt bei Gzaslau verliesaeu, ein Haudbillet des Kaisers empfangen,
das ihn mit dem Entschlüsse bekannt machte, dem Feind eine ent-
scheidende Schlacht zu liefern. Um zum glücklichen Ausgang dieses
Unternehmens thätig mitzuwirken, bescbloss er vorzurücken und den
Feind anzugreifen. Am 27. griff der Feind selbst die österreichischen
Vorposten von Hohenlohe-Dragoner nächst der Strasse an, drückte sie aus
Steinsdorf bis gegen Friedenau zurück; am Abend zog er sich jedoch
wieder bis Skurone zurUck. Das Hauptquartier wurde am 28. nach
Gtoltsch-Jenikau verlegt Am 30. überfiel eine Abtheünug von Hohenlohe
die bayerische Reiterei in Steiusdorf und brachte 30 Gefangene ein; die
Hehrzahl der Übrigen war in der Erbitterung niedergemacht worden.
Im südlichen Böhmen hatten am 2;:*. 70 bayerische Chevauxlegera die
Reserve-Division Spork auf ihrem Durchmärsche in Tabor überfallen
und sie grösatentheils gefangen genommen. Dagegen griff am 29. das
BUS 130 Mann österreichischer Gavallerie, 110 russischen Huszaren und
150 Mann Brooder bestehende Streif-Corps des Majors Scbeibler ein
zur Abführung des Magazina aus Tabor bestimmtes französisches Com-
mando an, machte den Escadrons-Chef mit 21 Haszaren zu Gefangenen
und erbeutete 26 Pferde. Die den französischen Huszaren mit der
Wagen-Colonne gefolgte lufuiterie floh nach Pilgram zurück. Das
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M»gaBm wurde aber aaf diesea Fuhrwerken glttcklicli zur Armee des
Erzherzogs Ferdinand abgeführt.
Die Thätigkeit des FeindeB auf allen Pnnkten and seine all-
gemeine Yorrltckang hatten den Erzherzog schon zu dem Entschlüsse
bewogen, den Angriff in einer mehr vortheilhaften Stellung bei Czas-
lau zu erwarten, als sich die Absicht des Feindes aufklärte, duoit
nur den Abzug des 1. französischen Corps zu verhallen, das am 29.
von Iglau aufbrach, um zur Schlacht von Ansterlitz zu marschiren.
Wrede blieb mit seiner Division Bayern allein zurück. Der Erzherzog
erfuhr nicht sobald den Abzug des 1. feindlichen Corps, als er diese
Schwächung des Feindes zu einem Angriffe zu benutzen bescbloss.
Am 1. December verlegte er sein Hautquartier nach Deutschbrod.
General Vogel machte auf den bei Wonau stehenden Theil der baye-
rischen Vorhut einen Überfall, der so gut gelang, dass die österreichi-
sche Infanterie viele Leute der bayerischen mit dem Bajonnete am Lager-
feuer niederstiess. Mehrere OfSciere and 80 Mann wurden als Ge-
fangene abgeführt. Den Stand des Corps Ende November gibt die
Beilage 37. Die Zeit bis zum 4. verstrich unter wechselseitigen Ge-
fechten der Vortruppen, in denen bald der eine, bald der andere Theil
kleine Vortheile errang. Auf den 5. ward der allgemeine Angriff auf
den Feind beschlossen. Er geschah in drei Colonnen: Die erste oder
linke, unter Oberst Vacquant, bestand aus 3 Bataillonen, 2 Escadronen '),
die Mitte, welche auf der grossen Strasse marschirte, unter FML. Hohen-
zollem, aus 4 Bataillonen, 6 Eacadronen. Die Reserve befehligte General
DinerBpet^; sie war 3 Bataillone, 4 Escadronen stark. Deutschbrod
blieb mit einem BataiUon besetzt; die rechte Flanke war durch eine
Seiten- Colonne, die nicht angreifen sollte, gedeckt Die linke Colonne
Bammelte sich bei Smilau, die beiden andern hinter Blumendoif , die
Reserve auf der Anhöhe vor Deutschbrod; alle hatten um Mittag
bereit zu sein. Der Feind hatte bei Wonau, zu beiden Seiten der
Strasse, eine starke SteUung bezogen, deren Flügel an fast undurch-
dringliche Wälder gelehnt waren. Der linke Flügel b^ann den Angriff,
zu dem er von Smilau ttber Bosowitz vorrückte. Der Feind hielt
Stöcken stark besetzt; dieser Ort ward in der rechten Flanke an-
gegriffen; und in der linken von einer Abtheilnng Rosenberg-Chevaux-
legere umgangen; der Feind musBte ihn mit bedeutendem Verluste
rftumeQ. Nach diesen Vortheilen setzte der linke Flügel und die Mitte,
<) Linke Colonne: Ob«rat Vacqn&nt, 3 Bataillone Oemmingen, 2 EBcadroneiL
Latonr, */, Cavallerie-BBtterie. Hitte: FML. HohenzoUem, GM. WratisUw, 1 Batail-
lon Beuaa-Oreü, 1 Bataillon Retui-Plaaen, 1 Bataillon Erbach, 1 Bataillon Colloredo,
4 Eacadronen Hohenlobe'Dragoner, 2 Escadronen Marveldt-UUanen. Hechte Co-
lonne: Oberst Civallart, 1 Bataillon Maximiliaii, 1 Bataillon Gemnungen, 3 Ksca-
dronan Rosenberg-ChevsaxIegerB, Y, Ca vallerie -Batterie. ReserTO: General Dinera-
pe^, 1 Bataillon Rainer, 2 Bataillone Stuart, Cttrftasier-AbtheUDiigen von Mack,
HohenzoUem, Albert. Seiten - Colonne: Oberat Ptooqnet, 1 Bataillon Froou,
2 EBcadroneu Blankenstein-Hnssueu.
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welche der StrasBe folgte, ihre Angriflobewagungen mit vieler Ent-
schloaaenheit gegen die Stellung von Wonaa fort, während der rechte
über Leicfaenho^ Wokolczan voi^eng, so das» der Feind genöthigt
wurde, seine Stellung mit Verlust und in Unordnung zu verlassen.
Das bewaldete Terrain verhinderte ea, den fliehenden Feind mit
Reiterei zu verfolgen; desto lebhafter geschah dies mit der Infanterie.
Bei Pfauendorf, wo Teiche und ein groBser Thiergarten das Terrain
sehr einengen und die verfolgende Colonne auf die Hauptstrasse be-
schränkt war, versuchte der Feind sich noch einmal zu stellen; allein
der Unke Flügel umgieng den Thiergarten, während gleichzeitig dessen
Angriff in der Front erfolgte. Der Feind wurde aus dem Walde ge-
worfen. Vergebens benatzte die feindliche Reiterei den Augenblick,
wo die mittlere Colonne aas dem Walde hervorbrai^ um sich zweimal
auf ihre Spitze zu stürzen, die nar aas einer schwachen Uhlanen-
Division Merveldt bestand ; sie ward jedesmal durch die ßaschheit und
Bravour des Oberstlieutenanta Bogdan zurückgetrieben. Von der
Dunkelheit begllustigt, setzte der Feind seinen Rückzug schnell fort;
er rSamte in der Nacht Iglau, welches die Österreicher sogleich be-
setzten und der Grzhei^og -verlegte sein Hauptquartier am 6. dahin.
Der Feind, sowohl auf der Brünner als Wiener Strasse verfolgt, hatte
seinen Rückzi^ so sehr übereilt, dass seine Nachhat erst bei Budwitz
erreicht werden konnte. Er liess eine beträchtliche Anzahl Todter und
Verwundeter auf dem Wahlplatz, verlor 2 Stabs-, 18 andere OfEciere
und bei 1000 Mann an Qefangenen. Osterreichischerseits betrug der
Verlust 27 Todte, 142 Verwundete; 36 Mann wurden am 7. noch
vermisst.
Diese Vortheile errang der Erzherzog ohne Wissenschaft der
grossen Ereignisse, die bei Austerlitz das Schicksal des Feldzuges ent-
schieden, und die Waffenruhe herbeigeführt hatten. General Wrede
theilte ihm diese Nachrichten am 8. mit. Noch in Unkenntniss über
die Bedingungen des WaSenstUlstandes, schloss er selbst eine 48stün-
dige WafFearahe ab, nach welcher beide Theile im Besitze des von
ihren' Truppen besetzten Terrains bleiben sollten. Er sandte unter-
dessen den FML. Hohenzollem an den Marschall Bemadotte, der
wieder gegen Böhmen im Anmärsche war. Hohenzollem traf ihn in
Austerlitz ; allein Bemadotte wollte von keinen andern Waffenstillstands-
Bedingungon wissen, als jenen, die zwischen beiden Kaisern ab-
geschlossen wurden, und drohte sogar den Erzherzog anzugreifen und
ihn mit Gewalt aas Iglau zu vertreiben. Da zu gleicher Zeit Wrede
den Waffenstillstand aufkündigte, so sah sich der Erzherzog, genöthigt,
den Umständen zu weichen und Iglau zu räumen. Die in dem Ge-
fechte von Stöcken gemachten Kriegsgefangenen wurden zarückgegeben,
da sie schon wührend des bestehenden Waffenstillstandes in Gefangen-
schaft gefallen waren. Die Demarcationslinie vtaA genau bestimmt,
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die Trappen braclien za ihrer Besetzung auf, nod das Hauptquartier
wurde, nach Czaslau verlegt
Am 19. erhielt der Erzherzog Befehl, zur Verstärkung der Armee
an der March mit 10 Bataillonen and 22 Eacadronen an die Waag
zu marschiren; er übergab den Befehl über die Demarcationslinie in
Böhmen dem FML. Hohenzollera und setzte aich mit diesen Truppen
am 22. in Marsch. Am 30. erhielt er aber in Littau Befehl, stehen zu
bleiben, da unterdessen der Abschlass des Friedens erfolgt war.
Nach einer so bedeutenden Schwächung der österreichischen
'Streitkräfte, als es der Abzug des russischen Hilfsheeres war, und
bei den ongebeuren Yortheilen, die der WaffenstiUstand dem Feinde
einräumte, konnte wohl von einem Wiederausbnich der Feindselig-
keiten nicht mehr die Rede sein. Es liess sich voraussehen, dass die
angeknttpflen Unterhandlungen , die später nach Pressburg verlegt
wurden, zu einem friedlichen Besoltat leiten müssten. Am 27. erfolgte
die Unterzeichnung des FriedensschluBses in Fressbuig, und am 1. Ja-
naar 1806 die Auswechslung der Batificationen in Wien.
So endigte der Krieg des Jahres 1805 in einem Augenblicke,
wo Freussen bereit stand, sich mit einem Heere von 200.000 Mann
gegen Frankreich zu erklären , und der Erzherzog Carl mit einem
unbesiegten Heere von 80.000 Mann fast vor den Thoren der Haupt-
stadt stand. Diese Betrachtung führt noch einmal auf den unglücklichen
Augenblick, den man zur Schlacht von Austerlitz wählte. Noch eine
ZOgerung von 10 Tagen, und Napoleon musste ohne eine Schlacht
Österreich räumen, und alle die ungeheuren Opfer waren vermieden,
mit denen man einen wahrhaft Antalkidischen Frieden erkaufte.
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Ordre de Batallle
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England schlieset «in Biisdniaa mit Schweden imd dum auch mit BnaaUnd .
Öaterreich stellt einen SanitSts-Cordon aof
Hapoleon Bammelt 40.000 Mann in Ober-Italien. — Österreich folgt diesem
Beispiele
Östeireich tritt dem BUndniss gegen Frankreich bei
Eosalands Tersnch zur Vermittlung des Friedens
Wimii^eTOde's Ankunft in Wien
Vertrag zwiechen Bnssland itud O^erteioh tiber die TerMltnisse der beider-
seitigen Heere .
Österreichs förmliche Erklärung des Beitrittes ziun Bündnisse Mt England
und RuBsland
Österreichs Versuch zur Erhaltung des Friedens
Erklftmng der Schweiz wegen Erhaltung der Nentralitit
Operationsplan der Österreicher für den bevorstehenden Feldsag
Vertheilung der Truppen
Aufbruch und Marsch des Caterretchiscben Heeres - . , . .
Unterhandlungen wegen des Beitrittes Bayerns
VoiTücknng der Österreicher nach Bayern
Napoleon'a Umtriebe in Deutschland
Aufbruch der französiechen Armee nach Deutschland
Blick auf den Kriegsschauplatz und die sonstigen YerhfiltnisBe ,...*..
Ankunft des Erzherzogs bei der Armee
Der Kaiser trifft bei der Armee ein
Die letzten VerBuche, die Bayern mit den Österreichern zu vereinigen. — Auf-
Stellung und Bestimmung des Corps Kienmayer
Der E^er verlSsst die Armee
Österreichs Kriegserklärung
Lage der Armee in Betreff ihres materiellen Zustandes
Befestigung Ingolstadt's
Napoleon's Ankunft l>ei der Armee. — V«ein^img der Franzosen mit den
Bayern. — Harsch der französischen Colonnen an die Donau
ÜherBioht der beiderseitigen Stellnngen
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n. Abxohnltt.
Jell&jid wird nach Biberach beordert ^ S3
Die FraniOBen beaetEen DonauwHrth 66
Übergang der Fnuieosen bei Donauwörth BS
Gefecht von Wartingen 81
Marsch nach Bm^aa und wieder zorfick 6b
Geff cht bei Gönzbni^ * 65
EÜenmajer'a ßückang an den Tnn SS
Zustand der Armee nach ihrem B&ckznge nach tllm ■ . . 70
Bewegxmgen dea fronzösiachea Heeres gegen Ulm 11
Gefecht bei Uhn 72
Aufbruch der Corpa Jella<H4, Wenieck und Bisfiefa 76
Capitalation von Memmingen 83
Gefecht bei Blchingen S5
Der Erzherzog Ferdinand TOrläaat Ulm . . . . ' 88
Mnrat's and Lanne's Übergang auf das linke Ufer nnd ToQkommene Ein-
Bchliesaung Ulm's 90
ErBtOrmung des Michael- nnd Franenbergea 91
Wemeck'z Niederlago 93
Beachiestuog Ulm'a 100
Mack capitnUrt in Ulm 101
EUckEOg des Erzherzogs Ferdinand nach Böhmen lOS
m. Abaolmltt.
Neapel'a Eflatungen g^en Frankreich 105
Napoleon'a Äufbmch gegen den Inn 106
Die Armee rerlSsat den Inn. — Übei^ang der Franzosen 115
Gefecht bei Lambach 118
Lage Wteu'a nnd getroffene Anstalten 119
EQckzug der Enssen nach Krems 138
Das Merveldt'ache Corps nach seiner Trennung Ton den Rnssen 1S5
Übergang Mortier's bei Linz 133
Gefacht bei DUrreuatein 13i
Gefecht bei SohHngrabam oder Hollabrunn 138
Übergang der Franzosen bei Wien 139
Bewegaugen des Erzherzogs Ferdinand in Böhmen 14S
Stellung der Heere in Italien 149
IT. AbsAhaltt.
Steünng des verbOndeteu Heerea bei Olsohan nnd die Schlacht bei Ansterlitz, 147
Gefecht bei StScken 173
Beilage: Ordre de Bataille in der Schlacht von Ansterlits nnd StSrke der
Colonnen. . .' 174
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